Was geschah mit John William

Ini zur Schließung des Abschiebelagers HBS 24.08.2004 16:20 Themen: Antirassismus
Halle, den 24.08.2004

Was geschah mit John Williams?

Am 25. August tagt der „Runde Tisch gegen Fremdenfeindlichkeit in Sachen-Anhalt" in Zerbst. Eines der Themen werden die ungeklärten Todesumstände von John Williams sein.
Der 49 jährige Sudanese wurde im März 2002 durch die Ausländerbehörde Anhalt-Zerbst in das Abschiebelager in der Zentralen Anlaufstelle (ZASt) in Halberstadt eingewiesen. Dort sollten „intensive Bemühungen um Passersatzpapiere" stattfinden, um ihn aus Deutschland abschieben zu können. Mehr als 2 Jahre später, am 03.04.2004, verstarb er an einer Gehirnerkrankung, die nicht mehr geheilt werden konnte. Während des ge-samten Aufenthalts von John Williams im Abschiebelager Halberstadt war der Landkreis Anhalt-Zerbst für die Unterbringung von John Williams verantwortlich.

Das Sozialamt des Landkreises verweigerte Anfang 2003 eine Überweisung zum Fach-arzt, nachdem John Williams über Schmerzen geklagt hatte. Schon zuvor bemerkten die Mitbewohner im Abschiebelager seinen körperlichen und geistigen Verfall. Im Dezember 2003 verschlechterte sich sein Zustand so dramatisch, dass sie einen Krankenwagen riefen. Als er schließlich nach mehreren Krankenhausaufenthalten im Universitätsklinikum Halle-Kröllwitz ankam, war er bereits im Koma.

Bei einer „kontinuierlichen und intensiven sozialen Betreuung", wie vom Innenministerium im Abschiebelager angepriesen, hätte sein prekärer Gesundheitszustand früher bemerkt und behandelt werden müssen. Unprofessionelles Verhalten zeigte der zuständige Sozi-albetreuer. Dieser räumte nach dem Tod von Hr. Williams die persönliche Habe aus dessen Zimmer und verweigerte Bewohnern und Freunden die Auskunft über dessen Ver-bleib. Der Rechtsanwalt von Hr. Williams bekam im März 2004 sein Schreiben an seinen Mandanten im geöffneten Zustand und mit dem Vermerk „Privatpost" vom Abschiebelager zurück. Auf mehrmalige telefonische Anfrage bei zuständigen Behörden bekam er keine Antwort. Erst Ende Juni 2004 wurde ihm nach einer schriftlichen Anfrage mitgeteilt, dass sein Mandant verstorben ist. Danach wurden die Flüchtlinge im Abschiebelager von deut-schen UnterstützerInnen über den Tod von John Williams informiert.

Es befinden sich unter den Bewohnern des Abschiebelagers mehrere Menschen mit chronischen Erkrankungen und es ist unter den momentanen Bedingungen möglich, dass es erneut zu tragischen Ereignissen kommt.

Das Zusammenwirken von Isolation, Leistungsverweigerung und einer völlig ungenü-genden sozialen Betreuung zeigt am Schicksal von John Williams die Folgen der unmenschlichen Lebensbedingungen auf, die in Einrichtungen wie dem Abschiebelager Halberstadt herrschen.

Deshalb gibt es dringenden Handlungsbedarf, dies kann nur bedeuten:
- die sofortige Aufklärung der Lebens- und Todesumstände von Herrn Williams!
- die sofortige und ersatzlose Schließung des Ausreiselagers Halberstadt!
- den Rücktritt des verantwortlichen Innenministers von Sachsen-Anhalt, Herrn Jeziorsky!

Die Initiative für die Schließung des Abschiebelagers Halberstadt ruft außerdem zur Beteiligung an der Anti-Lager-Tour am 26.08.04 in Halberstadt auf.

Weitere Informationen zur Anti-Lager-Action-Tour unter  http://www.nolager.de

Mit freundlichen Grüßen
Ini für die Schließung des Abschiebelagers Halberstadt
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Ergänzungen