Bremen Montagsdemo

Ein Teilnehmer 24.08.2004 01:04 Themen: Soziale Kämpfe
Moin,

in Bremen demonstrierte heute etwa 400 Leute gegen Hartz & Co.
Das waren etwas mehr als letzten Montag. Es gab wieder ein offenes Mikrophon. Anwesend waren zahlreiche Kleinstparteien, aber auch sozialrevolutionäre Gruppen und die FAU.
Moin,

in Bremen demonstrierte heute etwa 400 Leute gegen Hartz & Co.
Das waren etwas mehr als letzten Montag. Es gab wieder ein offenes Mikrophon. Anwesend waren zahlreiche Kleinstparteien, aber auch sozialrevolutionäre Gruppen und die FAU.
Schließlich zogen die Kleinstparteien und die PDS als Demonstrationszug vom Marktplatz zum Bahnhof. Die anderen (nur ca. 50 - 60 menschen) blieben vorort, um einer Kundgebung des "Aufrechten Gangs" (ein Schill- Partei- Ableger) beizuwohnen. Da die Polizei leicht hätte eingreifen können (innerhalb der Kleinstparteien wurde im Vorfeld vorgeschlagen, sich von antifaschistischen Protesten öffentlich zu distanzieren - SAV), beließen es die Verbleibenden dabei, die Kundgebung der Rechten (nur etwa 10 an der Zahl ! Und schwacher Lautsprecher) an den für die Rechten unpassendsten Stellen wahlweise mit frenetischem Applaus oder mit Buh- Rufen einzudecken, so dass die Rechten im Gejohle und Schmährufen mit ihrer "Kundgebung" untergingen- ausser ihren Gegnern waren auch kaum Passanten anwesend. Stattdessenmussten sich die Rechten das "Alles für alle"- Transparent und eine FAU- Fahne anschauen. Doch machten sie seelenruhig weiter, obwohl ihnen niemand zuhörte. Für die Polizei waren wir ja nur KundgebungsteilnehmerInnen, die, wie auf lebhaften Kundgebungen eigentlich üblich applaudierten oder Mißfallenskundgebungen ausstießen !
Doch, es gab auch lautstarke "Haut ab" - Rufe...
Das schönste jedoch war ein mit Einverständnis seines Besitzers entwendeter Leierkasten, welcher eigentlich die Touristen beglücken sollte. Dieser wurde dann unter tosendem Applaus der antifaschistischen KundgebungsteilnehmerInnen direkt vor den Rechten Rednern auf und ab gefahren, laut orgelnd !
Das war eine lustige Schau - die Polizei hielt sich zurück und die Rechten beendeten schließlich unter Schmährufen "ihrer" KundgebungsteilnehmerInnen ihre Veranstaltung.

Die Rechten wollen nächsten Montag nicht mehr auf dem Marktplatz demonstrieren und dürften wohl kaum mehr Beachtung finden...

UM das nochmal festzuhalten: Die Kundgebung der Rechtsradikalen wurde nicht von Parteien (SAV/ PDS/ MLPD) und Zentralgewerkschaften unmöglich gemacht, sondern von selbstorganisierten sozialrevolutionären Gruppen.

Nun sollte der braune Spuk ein Ende haben und unsere Kundgebung/ Demonstration nicht mehr spalten lassen.

In diesem Sinne

Ein Teilnehmer
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Ergänzungen

400 ?

uhrwerk 24.08.2004 - 08:49
es waren maximal 150-200 nasen bei der kundgebung.

wohl eher 800

bernd 24.08.2004 - 10:43
Also ich hab auf der Kundgebung zum Bahnhof hin ungefähr 800 gezählt.
Am Anfang, so um 17.00 waren in der Tat nur so 150 Leuts aufm Marktplatz. Hat ja auch kaum jemand mitbekommen, dass es um 17.00 und nicht um 17.30 losgehen sollte, wie letzte Woche noch über Lauti angekündigt wurde.
Viel mobilisiert wurde ja nicht grade, hab so den Eindruck, dass die ganzen Grüppchen lieber unter sich bleiben wollen...
Hab leider selbst kein Geld mehr zur Verfügung, sonst würde ich selbst einige Flyer und Plakate machen und in Walle und Gröpelingen verteilen.

Schade, dass ich nix von den "rechten Hinkern" mitbekommen habe, sonst wäre ich auch lieber da beim Verhindern gewesen.

Es waren

Beobachterin 24.08.2004 - 11:26
nicht unter 500, aber wohl auch nicht 800 Leute da. Am meisten waren un ca. 17:30 auf dem Marktplatz, weil die Demo in der Woche zuvor auch für diese Zeit angekündigt war. Kurz bevor es in Richtung Bahnhof ging, fing es allerdings ein wenig an zu regnen, und diverse Leute zogen es vor, nicht mitzudemonstrieren.

Was ich als unorganisierte Teilnehmerin nicht gut fand: daß die Demo wie befürchtet von einigen junglinken Grüppchen geprägt wurde, die noch immer nicht begriffen haben, daß Parolen, in denen das Kapital herumspukt und auf die "Barrikaden" gestiegen werden soll, eine abschreckende Wirkung haben: so wie Redebeiträge, die Wörter wie "systemimmanent" etc. enthalten und mit denen in 5 Minuten und mit deutscher Gründlichkeit die ganze Welt erklärt werden soll.

nazis im umfeld

bremer antifaschist 24.08.2004 - 11:43
wie schon am vergangenen montag hielten sich auch diesmal nazis am rand der kundgebungen auf. allein 6-7 nazis fuhren mit dem rad umher,gut 20 liefen verteilt herum!

437 + x

Zahlen Kalle 24.08.2004 - 12:03
So ungefähr auf der höhe Schüßelkorb waren es 437 Demonstrationsteilnehmer, die ich gezählt habe. Die Demo bewegte sich zu diesem Zeitpunkt nicht und auch innerhalb der Demo gab es kaum bewegung, weshhalb die Zahl ziemlich genau sein dürfte (+/- 10). Dazu kommen die 50-60 am Marktplatz verweilenden, was dann ziemlich dicht an 500 ist.

Re: Nazis im Umfeld

Demonstrant 24.08.2004 - 14:27
Ich habs auch gesehen das da einige Faschos umhergeisterten. Deshalb wird vermutlich auch das relativ hohe Polizeiaufgebot da gewesen sein?
Es ist schon ein Witz das man gegen 10 "Aufrechte" demonstriert und dabei vor vermeintlich militanten Nazis im Umfeld geschützt werden muß!
Nun stellt sich die Frage ob es sich bei den Nazis um "Schaulustige" handelte oder welche die Photos machten?

krass...

soviet 24.08.2004 - 14:33
das hier lieber gegen "kleinstparteien" gehetzt wird, als z.B. zu erwähnen, das auf der Demo explizit gefragt wurde "wollen wir losgehen, oder bleiben" und die mehrheit der teilnehmer sich lautstark fürs loslaufen aussprach.
und die acht schill-hanseln sind auch nicht gerade der faschistische massenmob, bei dem es wirklich wichtig gewesen wäre die zu stoppen. ich meine, die leute wollten gegen hartz IV demonstrieren, das armselige häuflein war den meisten scheissegal.
und zum thema, die SAV habe vorgeschlagen, sich öffentlich von den antifas zu distanzieren einige auszüge aus der rundmail der anmelderin der demo zu dem thema, auf welche wohl angespielt wird:
"...meines Erachtens war der Diskussionsstand, dass unser gemeinsames Anliegen
in erster Linie ist, gegen Hartz IV zu demonstrieren und eine Bewegung
aufzubauen, die auch breitere Gesellschaftsschichten umfasst.
(...)
Bitte bedenkt, dass wirksame Arbeit gegen Rechts und gegen Rassismus nur
möglich ist, wenn wir den Menschen eine Perspektive auf echten Widerstand
gegen Hartz IV bieten und nicht, indem wir uns jetzt darauf einschießen,
unbedingt diese Typen am Reden zu hindern. Wenn wir Montag eine große Demo
zustande kriegen, haben wir meiner Ansicht nach erreicht, was wir wollten –
wir haben verhindert, dass Rechte, in diesem Fall der „Aufrechte Gang“ die
Bewegung gegen Hartz IV vereinnahmen. Das ist ein politischer Erfolg den wir
meiner Meinung nach nicht durch unüberlegte Aktionen gefährden sollten.

Wie gesagt fände ich es sinnvoll, mit einem Flugblatt das den „Aufrechten
Gang“ inhaltlich bloßstellt, bei deren Kundgebung anwesend zu sein und auch
mit den Leuten da zu diskutieren, warum man an deren Kundgebung nicht
teilnehmen sollte. Dieser reaktionären kleinen Gruppe aber die Aufmerksam
zukommen zu lassen, sich auf die Konfrontation mit denen (und der Polizei)
einzulassen und ihnen damit ein Forum zu bieten sich als arme,
rechtschaffene Opfer linker Gewalt darzustellen, wertet sie meiner Ansicht
nach unnötig auf und schadet unserer gemeinsamen Sache – sowohl gegen Hartz
IV als auch gegen die Rechten."

die "selbstorganisierten sozialrevolutionären Gruppen" haben sich auch nicht grade mit ruhm bekleckert, als sie nach der demokratischen entscheidung der gesamten demo versucht haben, den lautsprecherwagen physisch am weiterfahren zu hindern. soviel zu selbsorganisation und demokratischem verständnis...

Montags: Ist Antifaschismus wohl nicht so wic

gefunden auf solid-bremen.de 24.08.2004 - 18:44
Circa 400 Menschen kamen zur zweiten Bremer "Montagsdemo" und blieben nicht lange. Während im direkten Anschluss an die Demonstration des Montagsdemobündnisses der Schillparteiableger "Aufrechter Gang" ebenfalls auf dem Marktplatz eine eigene Kundgebung angemeldet hatte und derweil Anti-Antifa rund um den Nazi "Hacki" Hackmann ihr Unwesen dort trieb, war dies einem Großteil des Montagsdemobündnisses egal. Kurz vor dem Eintreffen der Rechten bildete ein Großteil der Protestierenden einen Demozug und überließ so problemlos diesen den Marktplatz. Zurück blieben circa 70 DemonstrantInnen, die dazu nicht bereit waren. Die hier, gerade von den Parteien SAV und PDS, vorgenommene Trennung vom Widerstand gegen Sozialkahlschlag und Antifaschismus ist dabei genauso falsch wie gefährlich, ignoriert sie doch die unmittelbaren gemeinsamen Ursachen Beider. Das instrumentelle Verständnis gegen über den Demonstrierenden wird dabei im Angesicht von Begründungen für diese, wie "die Menschen nicht in Auseinandersetzungen mit hinein zu ziehen" umso deutlicher. Fatale Fehler mit historischen "Vorläufern"! Der Widerstand gegen den Sozialkahlschlag darf nicht vom Protest gegen rechte und faschistische Politik getrennt werden! Gemeinsam gegen Rechts und Sozialkahlschlag! Alles Für Alle und zwar umsonst!

Gegen Hartz IV

Das kleine, rote Fähnchen 24.08.2004 - 19:14
Bereits am letzten Montag gab es Stimmen unter den "Normalos", die nicht verstanden haben, was los ist, als gegen die Rechten vorgegangen wurden. Das nicht, weil sie nicht gegen Rechts waren, sondern weil sie einfach nicht erklärt bekommen haben, was der Aufrechte Gang für Leute sind und wieso man gegen die ist, bzw. wieso man besser als die ist - es hat ein Aufklärungsflugi gefehlt, wie es vorher (von der SAV!) vorgeschlagen wurde. Die Leute wollten was gegen Hartz machen, und sich nicht mit ein paar Braunen schlagen, die man genauso ignorieren kann/ inhaltlich schlagen kann!

8 Schill-Hänsels - Der Artikel entzieht sich selber der Grundlage der Kritik, wenn er sagt, dass kaum (die Innenstadt war wirklich fast ganz leer!) Passanten da waren - sie haben sich also mit nichtmal 10 Rechten angelegt für die sich eh keiner interessiert hat, während wo anders (bis zu) 500 wütende Leute was gegen die Regierung machen wollten und vor allem Redebeitrag, in denen es um " einen Generalstreik" und Wut ging, applaudiert haben.
Und über die Tat von ['solid]-Mitgliedern, die wirklich physisch versucht haben den Lauti-Wagen-Fahrer am einsteigen zu hindern, muss man gar nicht erst reden - das ist so etwas von dreist, wenn man die demokratische Entscheidung vorher bedenkt! - Und man kann es auch der Demoleitung nicht verübeln, dass die eine handvoll Rechte lieber ignoriert hat, als ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sie, mit etwas Pech, auch noch als OPfer dastehen zu lassen!

Das Problem hier ist, dass die ganzen sozialrevolutionären Gruppen völlig blind auf die Faschos losrennen, ohne zu gucken, was der Rest der Welt tut. Und dass der gegen Hartz IV sind, und denen Faschos egal sind, so lange die sie in Ruhe lassen, war wohl ziemlich offensichtlich.

Ein weiteres Problem war, dass es wirklich kaum Mobilisierung zu der Demo gab - da hat man wieder von den Sozialrevolutionären nix gesehen - da waren nur SAV und PDS unterwegs - die hier als die großen Bösen dagestellt werden, aber offensichtlich einen wesentlichen Teil zu den Montagsdemos beigetragen haben!

Ich bin gespannt, ob die Selbstorganisierten, zu den nächsten Montagsdemos wieder auftauchen, wenn keine Faschos da sind, sondern nur noch normale Menschen, die was gegen Hartz machen wollen, und mit denen man sich außeinandersetzen muss!

Besser machen!

bernd 24.08.2004 - 23:27
Leute, nicht wie gekränkte Diven zanken, sondern besser machen!
Der Lauti war teilweise wirklich kaum zu verstehen, mag daran gelegen haben dass wegen normalem Bremer Wetter (Regen) Plane über die Lautsprecher musste, mag auch an normalen Umgebungsgeräuschen gelegen haben, z.B. kreischende Touris die überglücklich sind, endlich vor dem Roland abgelichtet zu werden...

Vorschlag: alle Orgas, die noch ein paar Euro über haben, machen Flyer (schwarz-weiss reicht und ist billiger), die dann in den meist betroffenen Stadtteilen verteilt werden, Neue Vahr, Tenever, Walle, Gröpelingen, Findorff, Rablinghausen, Oslebshausen etc. verteilt werden!

Dürfte ja nicht soooo schwer sein.

Wetten, dass dann innerhalb weniger Wochen mehr Leute auf der Demo sind, als da waren als Werder Meister wurde?

Montagsdemo 23.08.04

Jörg 26.08.2004 - 09:59
Also, es waren ca. 500 Menschen da. Was einige hier so geschrieben haben mit der Spaltung stimmt doch garnicht. Wenn ihr nicht aufhört euch zu gegenseitig, wegen dem Angriff auf die Bevölkerung anzugehen, muß man sich dann nicht wundern wenn wir Zeiten wiederbekommen werden, die wir schon mal gahbt haben in Deutschland. Wenn man gegen Sozialabbau kämpft kämpft man auch gegen Rechts.

Alles Haupt- und Nebenwidersprüche...

blitz 26.08.2004 - 21:22
... es sind gewiss Querelen aufgetaucht in der Demoleitung, die alles andere als schön sind. Diese Querelen und unterscheidlichen Interessen schaffen reelle Probleme.
Schade, dass bei den meisten Beiträgen nur "Entweder-Oders" existieren. Ich verstehe nicht recht, warum an dieser Stelle Haupt- und Nebenwidersprüche aufgebaut werden.

Es ist gelungen den aufrechten Gang am Reden zu hindern - das Aufklärungsflugi, dass übrigens von ganz anderen als der SAV gemacht wurde (es gab auch andere, die diese Idee hatten) konnte zudem etwas Vermittlngsarbeit leisten sowohl für Leute auf der Kundgebung als auch für PassantInnen. Es war auch möglich, die Leute anzusprechen mit dem Angebot einer Demo zum Bahnhof. Klar, den einen war das Verweilen auf dem Marktplatz viel zu lang, den anderen viel zu kurz.

Wenn wir die Demo demnächst dann auch noch erfolgreich vor den Faschos schützen können - falls diese in der nächsten Zeit nicht nur gucken und filmen - hätten wir ein weiteres Feld zu bewältigt, wow.

Ließen wir dann noch die Parteiprogramme von den Demos weg - weils ja doch die Demo der betroffenen Leute sein soll (oder?) - könnten wir noch "Wir sind das Volk" sein lassen, so dass sich mit "Wir" auch wirklich die Betroffenen aller Facetten angesprochen fühlen können - das wär enorm.

in diesem Sinne
machts nach
machts gut
machts besser

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