Hamburger Montagsdemo

Rogerg Isyg 23.08.2004 23:31 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Am heutigen Montag demonstrierten etwa 600 Personen in der Hamburger Innenstadt gegen Hartz IV und die bevorstehende Privatisierung der Hamburger Wasserwerke und berufsbildenden Schulen.
Um 17:00 versammelte sich eine zunächst geringe Anzahl von etwa 150-200 Personen am Gerhard-Hauptmann-Platz, zwischen Rathaus und Hauptbahnhof. Gut ein Drittel bestand aus Mitgliedern der klassisch linken Organisationen, die auch jede Menge Infotische aufgebaut hatten. Von PDS über Verdi-Erwerbslosenrat, DKP, SAV, Rebell, MLPD waren alle vertreten und versorgten die übrigen Anwesenden und Passanten mit reichlich Flugmaterial.

An einem Stand konnte man seine Stimmen für die beiden Bürgerbegehren gegen die Privatisierung der Wasserwerke und Berufsschulen abgeben (noch bis zum 06.09. möglich).

Am Lautsprecherwagen wurde mit Gitarre und Posaune Stimmung gemacht, und dazu selbstverfasste Liedtexte vorgetragen. Danach gab es die Möglichkeit, das „offene Mikrophon“ zu nutzen, was von vielen wahrgenommen wurde.

Per Handzeichen wurde ausserdem abgestimmt, die kommenden Montagsdemos eine Stunde früher beginnen zu lassen, damit diejenigen, die noch Arbeit haben, es ein wenig einfacher haben.

Gegen 18:00 zog die Demonstration über die Mönckebergstrasse auf die Rückseite des Hauptbahnhofs, durch den Stadtteil St. Georg, und wurde sehr schnell sehr viel grösser. Der Zug aus vielleicht 500-600 Demonstranten hatte eine Länge von vielleicht 200 Metern. An der Spitze wurde weiter Musik gespielt, zwischendurch gab es „Alles-für-alle“-Sprechchöre, und 2 oder 3 Leute hatten auch einen Kochtopf mitgebracht, um gute argentinische Tradition auch in die „Weltstadt“ Hamburg zu tragen.
Insgesamt war die Stimmung aber leider ein wenig unentschlossen und erinnerte an eine klassische Gewerkschafts-1.Mai-Demo. Vielleicht ja mit ein bisschen mehr Wut im Bauch, aber noch keiner so rechten Idee, was man damit anfangen kann. Immerhin: es gab Unmengen bunter Transparente und Schilder. Die am Anfang sehr zahlreichen Linksorganisierten hatten sich in der wachsenden Menge schnell verdünnt, und es liefen sehr viele ältere Menschen, wahrscheinlich Anwohner oder Passanten, in der Demo mit.

Nach recht kurzer Zeit war der Endkundgebungsplatz, der Hansaplatz hinter dem Hauptbahnhof, erreicht, und es gab nochmals die Möglichkeit, das Mikro an sich zu nehmen. Ein Teil der Demobesucher hatte sich allerdings schon wieder auf dem Weg abgesetzt, sodaß auf dem Hansaplatz vielleicht 300 Leute ankamen. In einem Redebeitrag wurde noch einmal klargestellt, warum „Wir sind das Volk-“ Rufe und -Transpis nicht richtig durchdacht sind, und eine Rednerin, die über den „schwulen Ole [von Beust]“ wetterte, wurde deutlich darauf hingewiesen, daß zwischen seiner arroganten Politik und seinen sexuellen Präferenzen kein Zusammenhang besteht. Schließlich ergriff noch ein vermummter Sprecher der Polizeigewerkschaft das Wort, der schon die ganze Demo über auf fast verlorenem Posten seine grüne Fahne geschwenkt hatte. Die Vermummung sei nötig „aus Schutz vor den Kollegen“, und die GdP stelle sich kompromisslos gegen die Agenda 2010 und auf Seiten der Demonstranten. Viele namen dies mit einem Lächeln zur Kenntnis.

Nächsten Montag 18:00 (!) Gerhard-Hauptmann-Platz geht's weiter!!
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Ergänzungen

was hat der bulle gesagt?

antifa 24.08.2004 - 16:00
mich wuerde auch stark interessieren, was der bulle gesagt hat. die pseudorevolutionaeren worthuelsen der ueblichen berufs-linken sind doch inzwischen einfach zu oft gehoert, um zu interessieren.

bullentext

copwatch 24.08.2004 - 16:23
der bulle auf der Montagsdemo hat gesagt, daß er sich vermummt hat, um späteren streit mit seinen Kollegen auf dem revier aus dem weg zu gehen. des weiteren hat er zwei Parolen gerufen: "ARBEIT IST FÜR MASCHIENEN DA!" und "EINE WELT OHNE ARBEIT IST MÖGLICH!"

Verschiebung der Demo stimmt nicht

Zweckoptimist 24.08.2004 - 17:24
Eine Korrektur: es wurde per Handzeichen bestimmt, dass die Demo zukünftig eine Stunde SPÄTER beginnt, also um 18:00, und nicht eine Stunde früher, wie im Artikel versehentlich berichtet.

Abstimmung?

Jule0Jule 24.08.2004 - 23:17
Auf der leider nur noch schwach besuchenten Anschlusskundgebung wurden Interessierte für das erste bundesweite Treffen zur Koordinierung der Montagsdemonstration am Sa. 28.8.04 , 12.00 – 17.00 Uhr in Leibing (Kulturzentrum „der Angler“, Knopstr.1) gesucht. Dieses Treffen soll den Erfahrungsaustausch dienen und durch entsprechende Vereinbarungen die Grundlage für eine bundesweite Vernetzung und Koordinierung der Montagsdemonstrationen schaffen. Es wurde vorgeschlagen, dass aus jeder Stadt jeweils eine Delegation der Organisatoren zu dem Treffen kommt aber nur eine Stimme hat.
Mein Eindruck war, dass dieser Aufruf im Gewusel unterging, sich nur einige wenige angesprochen fühlte. Insbesondere die Freunde von der FAU murrten im Hintergrund, ohne aber die Möglichkeit zu nutzen, das offene Mikrofon zu nutzen um ihre Position deutlich zu machen. Im Rahmen einer demokratischen Streitkultur währe es sinnvoll, darum zu ringen, demokratische Regeln zu erstreiten, wenn sie geboten werden, sie auch zu nutzen.

Nur mal kurz gesagt!!

Der Boabachter 25.08.2004 - 12:09
Ich denke der Bulle war kein Bulle, sondern nur ein Spaßvogel. Die FAU hat auch am offenen Mikrofon teilgenommen. Wenn menschenfeidliche und diskiminierende Äusserungen gegen Minderheiten am offenen Mikrofon fallen, sollte man das auch schnellstens unterbinden und zum Ausdruck bringen.

deutsche Volk??

Beobachter 29.08.2004 - 22:43
hohoho!!!!

Nur das deutsche Volk???? Und was ist mit den anderen Mitbürgern????.
"Das deutsche Volk", sehr einseitig oder war dieser Begriff ganz bewußt gewählt??.

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Wie ist das gemeint ?? — Verwirrt