Wunsiedel 2004 - was tun wenn's brennt?
Mehreren Tausend Neonazis gelang es am 21.08.04 sich zum ‚Rudolf Heß’-Marsch in Wunsiedel zu versammeln. Der Aufmarsch wurde begleitet von sturzbachartigen Regenfällen und leider nur einigen Hundert Gegendemonstranten, deren Ankunft sich durch die rigiden und langwierigen Vorkontrollen um z.T. zwei Stunden verzögerte.
Der Kundgebungsort der Antifas gab am Anfang ein eher trauriges Bild ab. Immer wieder zogen Grüppchen von zwei bis zehn Nazis (Bilder 02 + 03) weitergehend störungsfrei durch die relativ unkoordiniert und unmotiviert wirkenden Gegendemonstrant/innen, fotografierten und provozierten diese. Nur wenige Antifaschist/innen stellten sich ihnen in den Weg, hielten PKW und Busse an und hofften auf Unterstützung der restlichen ca. 100-200 Anwesenden. Nachdem diese ausblieb ließen sie jedoch von diesem Vorgehen ab, was zur Folge hatte, dass selbst Kleinstgruppen von zwei-drei Nazis in einer Gruppe von 100 Antifas unbehelligt agieren konnten und letztendlich erst durch die Polizei entfernt wurden.
Erst gegen 12³° Uhr konnte zum ersten Mal entschlosseneres Handeln auf Seiten der Gegendemonstrant/innen beobachtet werden: ca. 30 Faschist/innen kamen die Hauptstraße in Richtung Gegenkundgebung entlang um diese zu stören. Hier wurde es den Gegendemonstrant/innen endlich zum ersten Mal zu bunt, woraufhin sich eine Gruppe von mindestens 50 Leuten (Bild 04) ohne zu zögern in Bewegung setzte und die Nazis erfolgreich vertrieb.
Bereits eine halbe Stunde später versuchten sie jedoch die Kundgebung der Bürger/innen am Marktplatz anzugreifen. Mehrere Dutzend schafften es hierbei bis auf den Platz selbst vorzudringen, weitere 100-200 standen direkt hinter ihnen und hätten jederzeit ebenfalls auf den Markt stürmen können. Dies wurde ihnen v.a. dadurch erleichtert, dass die unkoordiniert wirkende Polizei in solchen Situationen durch konsequente Abwesenheit glänzte und dementsprechend erst reagierte als bereits der größte Teil der Angreifer durch entschlossen, schnell und kompromisslos handelnde Antifas zurückgedrängt worden waren. Hätten diese nicht so geistesgegenwärtig reagiert wäre es den Nazis ein Leichtes gewesen die Bürger/innen-Kundgebung zu stürmen.
Nach und nach wurden die beiden Gegenkundgebungsorte („Bürger/innen“ auf dem Marktplatz, „organisierte Antifaschisten“ in einer Seitenstraße) durch Absperrgitter voneinander getrennt. Demonstrant/innen die zwischen die beiden Seiten gerieten wurden von der plötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwachten Polizei in eine der beiden Lager geschubst. Hierbei kam es auf Seiten der Antifas zu massiven Rangeleien (Bild 05) mit den Bullen, die nach einigem hin und her doch noch erfolgreich ihre Taktik in die Tat umsetzen konnten. Einige Cops (Bild 11) hatten hierbei offenbar sichtliche Freude daran v.a. Frauen durch vollen Körpereinsatz „abzudrängen“.
Dadurch, dass von diesem Zeitpunkt an sowohl die Bürger/innen- als auch die Antifaveranstaltung am jeweiligen Ort fixiert war verkleinerte dies den Handlungsspielraum auf Parolenrufen und Gestikulieren (Bild 06), während der braune Mob fahnenschwingend an uns vorbeizog (Bild 07). Dabei konnten Anti-Antifa-Fotographen (Bild 08) von der Polizei unbehelligt zwischen deren Reihen wandeln und Nahaufnahmen von ihren Gegner/innen anfertigen.
Zum Schluss noch eine persönliche Einschätzung des Tages:
Am Samstag fand eine der größten faschistischen Aufmärsche Europas statt. Für uns ist es deshalb unverständlich weshalb die Anzahl der anwesenden organisierten Linken in keiner Relation zu Bedeutung und Ausmaß dieser Naziveranstaltung stand. Mehrere Tausend Faschisten aus ganz Europa pilgerten nach Wunsiedel. Nur einige Hundert Antifas konnten sich aufraffen diesem Treiben Widerstand entgegenzusetzen. Sollte es innerhalb der radikalen Linken etwa eine Tendenz geben, lieber Veranstaltungen zu besuchen bei denen ohnehin der erfolgreiche Ablauf von vorn herein feststeht und eine frustrierende und somit dem linken Selbstbewusstsein zusetzende Niederlage vermieden werden kann? Gab es Fehler innerhalb der Mobilisierung? Besitzen Linke keine Regenjacken? Fragen mit denen sich im Allgemeinen und im Besonderen vor dem nächsten Heß-Gedenkmarsch unbedingt auseinandergesetzt werden muss.
Wie bereits beschrieben gilt es auch zu kritisieren, dass es in den ersten Stunden lediglich wenige Aktivist/innen als notwendig erachteten sich den Faschisten aktiv entgegenzustellen und dabei auch kaum Unterstützung der restlichen Anwesenden erfuhren. Woran kann es liegen, dass einer großen Gruppe von Antifaschist/innen die nötige Entschlossenheit fehlt die auf einer antifaschistischen Kundgebung umherstreunenden Nazis zu entfernen? Erst als die Faschos übermütig wurden und versuchten in großen Gruppen anzugreifen konnte ihnen geschlossener Widerstand entgegengesetzt werden. Hier muss positiv bewertet werden, dass die Nazis dadurch nie wirklichen Schaden anrichten und schnell genug vertrieben werden konnten. Musste es jedoch wirklich so weit kommen, dass sie so übermütig werden sich derartiges zu trauen?
Es sollte sich ebenfalls die Frage gestellt werden, warum es Aktivist/innen aus weit entfernten Städten in Deutschland gelingt ganze Busse zu mobilisieren, während die bekannten bayerischen Antifa-Hochburgen nur peripher bis gar nicht vertreten waren.
Zum Abschluss bleibt zu sagen:
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Wunsiedel 2005, wir kommen – und dann sind wir (hoffentlich) viele!
Nazis von der Straße fegen!
Erst gegen 12³° Uhr konnte zum ersten Mal entschlosseneres Handeln auf Seiten der Gegendemonstrant/innen beobachtet werden: ca. 30 Faschist/innen kamen die Hauptstraße in Richtung Gegenkundgebung entlang um diese zu stören. Hier wurde es den Gegendemonstrant/innen endlich zum ersten Mal zu bunt, woraufhin sich eine Gruppe von mindestens 50 Leuten (Bild 04) ohne zu zögern in Bewegung setzte und die Nazis erfolgreich vertrieb.
Bereits eine halbe Stunde später versuchten sie jedoch die Kundgebung der Bürger/innen am Marktplatz anzugreifen. Mehrere Dutzend schafften es hierbei bis auf den Platz selbst vorzudringen, weitere 100-200 standen direkt hinter ihnen und hätten jederzeit ebenfalls auf den Markt stürmen können. Dies wurde ihnen v.a. dadurch erleichtert, dass die unkoordiniert wirkende Polizei in solchen Situationen durch konsequente Abwesenheit glänzte und dementsprechend erst reagierte als bereits der größte Teil der Angreifer durch entschlossen, schnell und kompromisslos handelnde Antifas zurückgedrängt worden waren. Hätten diese nicht so geistesgegenwärtig reagiert wäre es den Nazis ein Leichtes gewesen die Bürger/innen-Kundgebung zu stürmen.
Nach und nach wurden die beiden Gegenkundgebungsorte („Bürger/innen“ auf dem Marktplatz, „organisierte Antifaschisten“ in einer Seitenstraße) durch Absperrgitter voneinander getrennt. Demonstrant/innen die zwischen die beiden Seiten gerieten wurden von der plötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwachten Polizei in eine der beiden Lager geschubst. Hierbei kam es auf Seiten der Antifas zu massiven Rangeleien (Bild 05) mit den Bullen, die nach einigem hin und her doch noch erfolgreich ihre Taktik in die Tat umsetzen konnten. Einige Cops (Bild 11) hatten hierbei offenbar sichtliche Freude daran v.a. Frauen durch vollen Körpereinsatz „abzudrängen“.
Dadurch, dass von diesem Zeitpunkt an sowohl die Bürger/innen- als auch die Antifaveranstaltung am jeweiligen Ort fixiert war verkleinerte dies den Handlungsspielraum auf Parolenrufen und Gestikulieren (Bild 06), während der braune Mob fahnenschwingend an uns vorbeizog (Bild 07). Dabei konnten Anti-Antifa-Fotographen (Bild 08) von der Polizei unbehelligt zwischen deren Reihen wandeln und Nahaufnahmen von ihren Gegner/innen anfertigen.
Zum Schluss noch eine persönliche Einschätzung des Tages:
Am Samstag fand eine der größten faschistischen Aufmärsche Europas statt. Für uns ist es deshalb unverständlich weshalb die Anzahl der anwesenden organisierten Linken in keiner Relation zu Bedeutung und Ausmaß dieser Naziveranstaltung stand. Mehrere Tausend Faschisten aus ganz Europa pilgerten nach Wunsiedel. Nur einige Hundert Antifas konnten sich aufraffen diesem Treiben Widerstand entgegenzusetzen. Sollte es innerhalb der radikalen Linken etwa eine Tendenz geben, lieber Veranstaltungen zu besuchen bei denen ohnehin der erfolgreiche Ablauf von vorn herein feststeht und eine frustrierende und somit dem linken Selbstbewusstsein zusetzende Niederlage vermieden werden kann? Gab es Fehler innerhalb der Mobilisierung? Besitzen Linke keine Regenjacken? Fragen mit denen sich im Allgemeinen und im Besonderen vor dem nächsten Heß-Gedenkmarsch unbedingt auseinandergesetzt werden muss.
Wie bereits beschrieben gilt es auch zu kritisieren, dass es in den ersten Stunden lediglich wenige Aktivist/innen als notwendig erachteten sich den Faschisten aktiv entgegenzustellen und dabei auch kaum Unterstützung der restlichen Anwesenden erfuhren. Woran kann es liegen, dass einer großen Gruppe von Antifaschist/innen die nötige Entschlossenheit fehlt die auf einer antifaschistischen Kundgebung umherstreunenden Nazis zu entfernen? Erst als die Faschos übermütig wurden und versuchten in großen Gruppen anzugreifen konnte ihnen geschlossener Widerstand entgegengesetzt werden. Hier muss positiv bewertet werden, dass die Nazis dadurch nie wirklichen Schaden anrichten und schnell genug vertrieben werden konnten. Musste es jedoch wirklich so weit kommen, dass sie so übermütig werden sich derartiges zu trauen?
Es sollte sich ebenfalls die Frage gestellt werden, warum es Aktivist/innen aus weit entfernten Städten in Deutschland gelingt ganze Busse zu mobilisieren, während die bekannten bayerischen Antifa-Hochburgen nur peripher bis gar nicht vertreten waren.
Zum Abschluss bleibt zu sagen:
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Wunsiedel 2005, wir kommen – und dann sind wir (hoffentlich) viele!
Nazis von der Straße fegen!
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Ergänzungen
anreiseaktionen
außerdem war es in wn nicht so negativ wie du es tlw. darstellst. kleine gruppen nazis wurden häufiger durch die gassen gejagt. von sicherheit für die nasen war da eher nicht zu sprechen.
warst wohl in einem anderen wunsiedel..
Freiräume
Anfangs war es ja auch so, dass die Faschos die Strassen dominiert hatten. Kurz bevor der Aufmarsch der Faschos begonnen hatte, konnte man sich als Antifa in dem Gebiet zwischen Marktplatz und Antreteplatz der Neonazis relativ frei bewegen, während kleinere Faschogruppen immer wieder den Rückzug antreten mussten. Wer die ganze Zeit dann nur noch auf der Antifakundgebung oder am Marktplatz rumgehangen hat, konnte davon natürlich nichts mitbekommen.
Was bisher noch nicht erwähnt wurde, dass sich auch einige Russlanddeutsche an den Gegenaktionen (unter anderem am Marktplatz) beteiligt haben.
@Frager
Die Unterscheidung (in Bürger und Antifas) deswegen, da der Antifaschismus der Bürger doch teilweise etwas fraglich war. Auf der Kundgebung schwadronierte der Bürgermeister etwas davon, dass man keine rechts- oder linksextremen Aufmärsche in der Stadt haben will...
Ein anderer Bürger, fing mir gegenüber zu erzählen, dass man ja in Deutschland Asylbewerber sein müsste um gut leben zu können. Allerdings konnte er dann aufgeklärt werden, wie die Situation für die Asylbewerber in Deutschland wirklich ist, da ist ihm dann erstmal nichts mehr eingefallen, vielleicht ein Anlass zur Hoffnung.
Auch sonst machte ein Großteil der Bürger eher den Eindruck, dass sie in ihrem Ort nur Ruhe wollten, der Rest war ihnen egal.
relativ erfolgreich waren in den letzten
?!?!?!?!?!?
Feindesland?
auch wenn, die Bürger jetzt nicht alles Linksradikale sind, so herrscht doch in der Stadt gegenüber den Nazis doch eine eher feindselige Stimmung den Nazis gegenüber vor. Es ist nicht zu vergleichen, mit Städtchen wie zum Beispiel Pirna.
"damit wir einfach mehr werden und darüber hinaus politikfelder wie sozialpolitik nicht den rechten und ihren ansätzen überlassen. reines antifa-spezialist/innenentum oder bloße demokonzeptüberlegungen stellen m.e. jedenfalls keinen ausweg dar"
das eine schließt das andere nicht aus, notwendig ist aber beides.
auch zu hause
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frankfurt_und_hessen/frankfurt/?cnt=491537
neonazi feier aufgelöst
auch schweizer mitdabei
Anmerkungen eines Wunsiedlers
Um es einmal klarzustellen: Uns Wunsiedlern passt es überhaupt nicht, wenn jedes Jahr in unserem kleinen Festspielstädtchen nationale Sozialisten aufmarschieren ("Faschisten", besser wäre wohl "Neonationalsozialisten") und internationale Sozialisten (selbst ernannte "Antifaschisten") dagegen demonstrieren. Es ist uns egal, welche Gesinnung unter den meist schwarz gekleideten Jacken, TShirts, Baseballkappen und Sonnenbrillen steckt.
Wir verzichten in jedem Fall gerne auf euere "Unterstützung" und sind dankbar, wenn ihr zukünftig auf einen Besuch in Wunsiedel verzichtet. Extremistische Berufsdemonstranten aus der ganzen Republik und aus ganz Europa können uns wahrlich gestohlen bleiben!
Wir freuen uns lieber über unsere unzähligen Festspielgäste, die wir selbstverständlich auch in Zukunft herzlich im Fichtelgebirge willkommen heißen.
Frank
http://www.frankenpost.de/nachrichten/archiv/resyart.phtm?id=673434
http://www.frankenpost.de/nachrichten/archiv/resyart.phtm?id=673435
http://www.frankenpost.de/nachrichten/archiv/resyart.phtm?id=673436
http://www.frankenpost.de/nachrichten/archiv/resyart.phtm?id=673437
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Ich bin etwas irritiert... — Frager
naziautos in ffm geschrottet — pannenhelfer
europa nazis — ANNA NYM
@Anti — Antifa SG
Unzugänglichkeiten — Linda
bitte e mail adreese löschen — jonnyjungle
falsche überschrift — A