Lagerleiter entzieht sich der Abschiebung

Lager Schliessen 22.08.2004 19:42 Themen: Antirassismus
Am Sonntagmorgen ist die Abschiebung von dem Leiter der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Bramsche–Hesepe Conrad Bramm gescheitert.
Ungefähr 60 Personen hatten sich vor seiner Unterkunft in der Finkenstraße 14 in Bramsche Gartenstadt eingefunden, um die begleitete Abschiebung durchzuführen. Eine Überprüfung der Personalien des mittlerweile bis zum Mitglied im FDP-Kreisverband emporgekommenen Mannes hatten ergeben, dass diese gefälscht waren. Unter Entzug aller Ämter wurde mit einem Rückforderungsbescheid hinsichtlich aller bis dato erhaltenen Vergütungen gedroht.

Obwohl Bürgermob, Polizei und eine Gruppe Betreuerinnen des Lagers mit Namen Gansel vor Ort waren entzog sich Bramm der angeordneten Maßnahme. Er ist jetzt flüchtig und zur Fahndung ausgeschrieben.

Das Straßentheater fand im Rahmen der Anti Lager Action Tour statt, die seit dem . 20. August in Bramsche gastiert. Bis zum 05. September sollen in verschiedenen Städten, in denen Abschiebelager betrieben werden die Abschiebepraxis der Behörden und die unzumutbaren Lebensumstände der Flüchtlinge sichtbar gemacht werden. Das Straßentheater verdeutlicht die persönliche Verantwortlichkeit des Leiters Bramm für die Zustände im Lager Bramsche Hesepe.

Im Lager sollen die Flüchtlinge, die auf die Ablehnung ihres Asylgesuchs warten, durch unregelmäßige Verhöre durch die sogenannten BetreuerInnen und willkürliche Zimmerdurchsuchungen dazu gebracht werden, dass sie der zwangsweisen Abschiebung zuvorkommen und eigens um die Ausreise bitten. Die BetreuerInnen erhalten Prämien entsprechend der Quote der „freiwillig“ ausreisenden Flüchtlinge.

Conrad Bramm wurde ausgewiesen, weil er sich weder integrationsfähig noch integrationswillig in die hiesige Widerstandskultur einzuordnen vermag.

Näheres entnehmen Sie bitte dem Abschiebebeschluss.

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Land Niedersachsen
Behörde für Inneres
Colorado Vladimir Bramsco
Finkenstr. 14
Bramsche

Sehr geehrter Herr Bramsco alias Conrad Bramm,
hiermit wird Ihnen unwiderruflich das Aufenthaltsrecht aberkannt. Sie sind damit zur sofortigen Ausreise verpflichtet.

Wir weisen Sie auf Ihre Mitwirkungspflicht hin und fordern Sie auf, sich in 15 Minuten ausreisefertig vor dieser Unterkunft in der Finkenstraße 14 einzufinden.

Wie Sie als Leiter der Landesaufnahmestelle Bramsche-Hesepe wissen sollten, wird Wert darauf gelegt, Abschiebungen möglichst diskret und ohne Aufsehen von statten gehen zu lassen. Dies dürfte auch in Ihrem Sinne sein. Die zuständige Betreuerin, Frau Gansel, wird auf Ihrem gemeinsamen Weg zum Flughafen Hannover-Langenhagen für einen reibungslosen und serviceorientierten Ablauf sorgen.

Ihre Flugdaten:

Abflug in Hannover-Langenhagen: 22.08.2004, 11.30 Uhr

Ankunft in schaun wir mal: 23.08.2004, Ortszeit.

Bitte beachten Sie, dass Ihr Gepäck ein Gewicht von 20 Kg nicht überschreiten darf.

Begründung:

1. Bei einer Überprüfung Ihrer Angaben zur Person, hat sich ergeben, dass Ihr eigentlicher Name Colorado Vladimir Bramsco lautet.
Sämtliche Ämter, Vergünstigungen und Geldleistungen, die Sie unter Ihrem falschen Namen Conrad Bramm erworben haben, werden Ihnen mit sofortiger Wirkung entzogen. Ein Rückforderungsbescheid ergeht in den nächsten Tagen.

2. Die Tatsache, dass Sie sich in den letzten Wochen im Rampenlicht als Opfer von Verleumdungen darstellten, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sie falsche Versprechungen abgaben – so täuschten Sie Gesprächsbereitschaft vor - und dadurch den koordinierten Widerstand der zwangsverpflichteten Lagerinsassen sabotiert haben.

3. Auch erhielten wir von MitarbeiterInnen Ihrer Anstalt Kenntnis davon, dass KollegInnen mit Kopfgeldpauschalen gelockt wurden, um Straftaten zu begehen. Durch Bedrohungen und Nötigungen sollen Flüchtlinge dazu gebracht werden, selbst um Ihre Ausreise nachzusuchen. Jede BetreuerIn erhält eine Prämie entsprechend der dadurch erzielten Ausreisequote.

Durch Ihr Verhalten haben Sie wiederholt gezeigt, dass Sie weder intergrationsfähig noch integrationswillig sind, sich in die hiesige Widerstandskultur einzuordnen. Dieses Verhalten gefährdet die Partizipationsmöglichkeit aller in dieser Gesellschaft.

Aus humanitären Gründen erhalten Sie von uns eine einmalige Zahlung von EUR 25,50, um sich in Ihrer neuen Heimat eine Existenz aufzubauen. Wir weisen Sie darauf hin, dass wir dazu nicht verpflichtet sind.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Gansel
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Ergänzungen

Bei einer Informationsveranstaltung

n.n. 23.08.2004 - 00:00
über die Praxis von Fesselungen in einem flüchtlingslager in Brandenburg
fanden selbst die Initiatoren bzw.einige Anwesende,das die Fesselungen " nicht so schlimm " gewesen seien.Einen Effekt von Abstumpfung gegen grausige Realitäten scheint die Rezeption der Darstellung dieser Realitäten zu ahbne.Es muß sich was ändern,schnell.Solidarische Grüße ans Camp.

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