The Return of Bambule - Part III

Giga Gartenzwerk 21.08.2004 23:33 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Heute am 21.08. fand in Hamburgs Innenstadt eine spritzig-bunt entschlossene Demo für den Erhalt des Wagenplatzes "Wendebecken" im Stadtteil Barmbek statt.
Selbst wenn man ihn sucht, ist er nicht leicht zu finden - der Wagenplatz"Wendebecken" im Hamburger Stadtteil Barmbek. Ein paar Meter abseits der Strasse geht hinter einem rostigen Eisentor eine schräge Einfahrt hinunter in das kreisrunde ehemalige Erprobungsbecken der Schiffsbauversuchsanstalt. Mit über einer Million Euro Investitionskosten, das entspricht 10% des Jahreshaushalts, möchte die Stadt hier demnächst ein Naherholungsgelände bauen: zur Hälfte soll das Becken aufgefüllt und mit Rasenflächen zu einer Liegewiese umfunktioniert werden, während die andere Hälfte unter Wasser gesetzt wird und somit ein Teich entsteht. Die Bauwagen, die zur Zeit hier stehen, sollen demnächst verschwinden: Showdown ist am 31.08. um 18:00. Die Wagenbewohner haben sich entschlossen, den Platz nicht freiwillig herzugeben, denn eine Alternative haben sie nicht.

Noch gibt es in Hamburg 6 Wagenplätze, drei sind bereits geräumt; und wenn es nach dem Willen des Hamburger Senats geht, wird 2006 auch der letzte verschwunden sein. Die von ihren Plätzen vertriebenen Bewohner wollen zum größten Teil diese freie Art des Wohnens nicht aufgeben, sie verteilen sich auf die noch übrig gebliebenen Plätze soweit möglich, und das führt zwangsläufig irgendwann zu Platzproblemen.

Während die Bewohner des Wagenplatzes „Henriette“ im Stadtteil Eimsbüttel noch vor kurzem, unmittelbar vor der drohenden Räumung, eine Verlängerung ihres Vertrages um 18 Monate erwirken konnten, ist für die Bewohner des „Wendebeckens“ jetzt nicht einmal ein Ersatzplatz vorgesehen. Die Stadt beruft sich hierbei auf ein Bürgerbegehren, das in der Zeit nach den Bambule-Protesten im Stadtteil durchgeführt wurde, und das sich gegen Wagenplätze im Viertel ausgesprochen hat.

Heute fand nun die erste Demo für den Erhalt des „Wendebeckens“ statt. Sie ist der Auftakt für die bevorstehenden Aktionstage, die am 27. mit einer weiteren Demonstration (18:00 Hauptbahnhof/Spitalerstrasse) beginnen werden. Diese Tage sollen genutzt werden, um die Hamburger daran zu erinnern, daß sich der Wunsch nach selbstgestaltetem Leben nicht einfach mit ein paar Verordnungen und Polizeihundertschaften beseitigen lässt. Korken, die man unter Wasser drückt, kommen auch immer wieder hoch.

Die heutige Demo war gut besucht, mit etwa 800 Leuten, die vor allem aus den „üblichen Verdächtigen“ bestand. Jedenfalls soweit man das erkennen konnte, was bei manchen gar nicht so einfach war. So gab es neben dem klassischen und sehr üppigen „black block“ auch einen Zwergenblock, der schon mal den Aufstand probte, einen pinkfarbigen Menschen auf Stelzen, ein klassisches Pink-Silver-Grüppchen, und – modern, mit der Zeit gehend - ein polizeifarben blau-silbernfarbenes Wuschelkommando.

Der Start war eigentlich für 15:00 vorgesehen, allerdings kam die Demo nur langsam in die Füße. Um 16:00 ging es dann endlich los, jedoch nur die schon gewohnheitsmässigen 30 Meter bis zur nächsten Strassenkreuzung, wo die Polizeiketten ihrerseits Zeit brauchten, um ihren geordneten Rückzug zu organisieren.

Wenn man vom Polizeiaufkommen ausgeht, muss die Gefahrenprognose sicherlich furchterregend gewesen sein. Erfreulich dann, dass sich die Polizei konfliktvermeidend verhielt und auch Kompromisse schließen konnte, als manche Teilnehmer das Gefühl hatten, das Polizeispalier nähere sich dann doch ein wenig zu aufdringlich an die Demospitze an.

Vom Hauptbahnhof ging es an die Alster, Richtung Jungfernstieg, und in Rufweite zum Rathaus gab es die erste Kundgebung. Es war eigentlich das letzte Mal, daß der Demo noch jemand zuhören konnte, denn nachdem sie den belebten Gänsemarkt passiert hatte, führte die Route durch am Wochenende unbelebte Bürohäuser und ausgestorbene Geschäftsviertel. Somit konnten sich an nahezu unermüdlichen pink/blue silver- Einlagen auch nur die Demoteilnehmer freuen, und ab und zu auch ein Polizeibeamter, der sich noch ein wenig Humor bewahren konnte (und, wie ich vermute, die farbenfrohe Lage mal wieder völlig falsch einschätzte.. :-)

Die Stimmung war sehr gut, die Demo wirkte entschlossen und kämpferisch, aber nicht aggressiv. Man konnte die Energie knistern hören – so wie bei den Bambule-Demonstrationen vor 3 Jahren. Es war bei weitem keine Latsch-Demo; es war schön, dabei zu sein.

Kurz vor der Reeperbahn gab es noch eine kurze Verhandlungspause wegen zu engem Spalier, dann ging es am Dom (dem Hamburger Kirmes) vorbei ins Schanzenviertel. Als der Demozug sich dann kurzerhand von seiner grün uniformierten Spitze aufs Schulterblatt abspalten wollte, kam noch einmal richtig Leben in die Sache: ein paar Leute in Grün hetzten verzweifelt zur Strassenkreuzung, die sie vergessen hatten zu versperren, der Demozug bildete Ketten und schwenkte dann unter lauten Parolen auf die vorgesehene Route zurück. Am Bahnhof Sternschanze wars dann vorbei, eine kurze Abschlusskundgebung noch, wir sehen uns nächsten Freitag --.
Infos zur Aktionswoche bekommt ihr taufrisch unter  http://www.wendebecken.org
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Ergänzungen

Je später der Abend...

desto schöner die Gäste! 22.08.2004 - 14:55
In der Schanzenstraße gab es nochmal einen Stop und sogar irgendeine Bullendurchsage mit Uhrzeit (Auflösung?) die aber akustisch niemand verstanden hat. Die Cops waren wohl beleidigt weil die Demo um einiges schneller war, als der grüne Block im Vorfeld und von daher immer wieder unter großem Hallo auflief. War von der Stimmung wie immer der netteste Teil der Demo.

Auf der Demo gab es im übrigen auch Grüße an Pingutopia und alle anderen Zentren und Plätze die um ihren Erhalt kämpfen. U.a. wurde im Zuge einer autonomen Städtepartnerschaft, eine Demo für die Berliner Yorkstraße in Hamburg bekanntgegeben (Der Hausbesitzer wohnt wohl hier). Wenn ich mich recht erinnere im September. Ob im Gegenzug in Berlin ein Mövenpick Restaurant oder eine Particia Projektentwicklung Dependance besucht wird (Kein Hotel im Wasserturm!) blieb allerdings noch offen.


den Abend über schrappelten dann noch 4 Helikopter über die Stadt, wohl auf der Suche nach umherziehenden Horden oder Bauwagen.

Fündig wurden sie gegen Halbzehn auf dem Schulterblatt vor der Flora. 80 Leute die kurz die Straße blockierten und Bambule skandierten, riefen ein gewaltiges Polzieaufgebot auf den Plan, das sich langsam wieder zurückzog nachdem die Straße flugs wieder frei war. Die Unsicherheit scheint groß bei der Innenbehörde.

RE: Schanzenstrasse

m. 23.08.2004 - 14:43
die polizeidurchsage in der schanzenstrasse habe ich gehört, es ging um das vorherige laufen der demoteilnehmerInnen, was die polizei mit dem stoppen der demo beantwortete. die durchsage war sowas wie: "wenn sie mit dem laufen aufhören, dann können sie weitergehen". lustig, denn zu diesem zeitpunkt stand die demo ja, was dann wohl auch der polizei auffiehl. in hamburg ist laufen und springen/hüpfen auf demos meisst per auflagen verboten.

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