Deutsche Volksfront macht in Gera mobil

Antifaschistische Aktion Gera [AAG] 17.08.2004 15:56 Themen: Antifa Soziale Kämpfe
Nazis beteiligen sich erneut bei Montagsdemo; AntifaschistInnen von der Demo vertrieben
Am Montag, den 16. August 2004, demonstrierten wie in vielen anderen Städten die BürgerInnen und Nazis der Stadt Gera gegen Hartz IV und Agenda 2010. Zur Demo hatte die Initiative für soziale Gerechtigkeit Gera aufgerufen. Es kamen ca. 2000 Deutsche von PDS bis NPD. Unter ihnen auch Vorstandsmitglieder der Thüringer NPD, der Nazikameradschaften Elsterfront Gera und Autonome Nationalisten Gera sowie weitere Nazikader.
Etwa ein Dutzend Antifas versuchten die Nazis von der Demo abzudrängen, dabei zeigte sich der Schulterschluß zwischen Nazis und dem deutschen Mob.
Am Anfang der Demonstration stellten sich AntifaschistInnen konfrontativ den Nazis entgegen, wobei es zu kleineren Handgreiflichkeiten kam. Zur Überraschung der Antifas setzte sich die Demonstration entgegen der Absprache mit den Veranstaltern dennoch in Bewegung. Nach mehrmaligen Versuchen die Nazis aus der Demo zu drängen, stellten sich die Antifas nach 50 m vor das Fronttransparent der Faschisten.
Nun kam das, womit keineR der Antifas gerechnet hätte. Völlig unvermittelt hagelten Beschimpfungen und Schläge nicht nur von den Nazis, sondern auch von den DemonstrantInnen auf die Antifas ein. Die Polizei reagierte mit dem Versuch, die AntifaschistInnen an die Seite abzudrängen und lügte diese unverfroren an, indem sie behaupteten, der Veranstalter hätte sich für ihren Ausschluß ausgesprochen.
Trotz der Anwesenheit des Veranstalters, der sich mehrfach für einen Ausschluß der Nazis und nicht der Antifas aussprach, konnte die rechte Polizei Geras nicht daran gehindert werden, den Weg für die Faschisten frei zu drängen. Anstatt sich sich mit den Antifas zu solidarisieren wurden diese vom demonstrierenden Pöbel aus der Demo gedrängt.
Nach einer halben Stunde des aktiven Widerstandes sahen die Antifas keine Basis mehr für jegliche Kritik, da offensichtlich nicht einmal ein antirassistischer Grundkonsens herrschte. Aus diesem Grund packten diese ihr Transparent ein und verließen den deutschen Mob.

Dass sich Nazis mit einem Transparent erneut bei der Montagsdemo einreihen konnten, zeugt von der Toleranz der DemonstrantInnen gegenüber den mordenden Faschisten und dem alltäglichen Rassismus in Gera.
Bislang findet sich kein Widerspruch zwischen den Forderungen der Nazis und dem völkischen Gebaren der MontagsdemonstrantInnen. Schließlich redete die Initiative für soziale Gerechtigkeit mit ihrem Aufruf den Nazis nach dem Mund. Den positiven Bezug auf ein "selbstbewusstes Volk" oder das "erarbeitete Volksvermögen" wird auch von der NPD nicht anders formuliert. Auch die geschichtsträchtige Parole "Wir sind das Volk" bildet dabei keine Ausnahme. Schließlich vollzieht sich damit die Ausgrenzung von MigrantInnen und allen, die sich nicht unter dem deutschen 'Volkskörper' subsumieren lassen.
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Ergänzungen

Bullen vs ISG

no cops! 17.08.2004 - 16:16
Laut Eurer eigenen Aussage hat der Veranstalter (Initiative soziale Gerechtigkeit) immer wieder darauf hingewiesen, dass er die Nazis ausschliessen möchte, die Polizei aber die Nazis nicht nur nicht rausgeworfen sondern unterstützt. Was ist also euer Problem mit der Initiative SG? Alles Volksmob natürlich! Vielleicht solltet ihr stattdessen mal die Staatsmacht kritisieren, die euch das eingebrockt hat.

Volksfront?

egal 17.08.2004 - 16:40
Der Begriff "Volksfront", wie er seit der Kanzlerrede durch die Medien geistert und auch begierig als Schimpfwort für die aktuellen Sozialproteste aufgenommen wird, kommt weder aus dem völkischen Gedankengut, noch aus dem Nationalsozialismus. Die "Volksfront" war der historische Versuch der MarxistInnen-LeninistInnen den Vormarsch des Faschismus (bzw. Nationalsozialismus) im Bündnis mit SozialdemokratInnen und anderen Bürgerlichen aufzuhalten. Das "Volk" sollte wie eine gemeinsame "Front" gegen die Nazis Widerstand leisten - und das wäre leider mehr als nötig gewesen...

Dass heutige (anti-)deutsche Antifas den international gebrauchten Begriff "Volksfront" (peoples front, frente popular,...) als Schimpfwort gegen den angeblich ausbleibenden Anti-Nazi-Kampf der Bevölkerung in der BRD missbrauchen, ist mehr als peinlich!

das volk......

tear it up 17.08.2004 - 18:49
.....finde die kritik an einer menge der "montags-demo-posse" auch sehr verwunderlich.da wird darauf hingewiesen, das im ganzen land faschisten auf den demos gegen sozialabbau mitrennen, mit allem was dazugehört (dobermann, braune musik fraktion etc),das man sich dem entgegenstellen muß,es wird berichtet, daß das volk sich sogar auf seiten der nazis stellt, weil es ja schließlich um "das volk" geht und jeder der daran etwas zu kritisieren hat, muß damit rechnen auf merkwürdigste art-und weise abestraft zu werden.was bitte schön geht denn ab?sorgt diese ganze beschissene betroffenheitsfloskel jetzt wirklich dafür, daß "volksgemschaftlich" gedacht wird, und nazis, die ja schließlich dazugehören nun ja auch das recht haben ihre meinung zu sagen.jetzt muß man sich von möchtegern interlektuellen sagen lassen, was man zu tun hat und was nicht, was völkisch ist und was aus dem topf rausfällt, plötzlich kommen kommentare wie:die antifas suchen eh immer nur streß und sehen in allem und jedem von vornerein faschisten, sogar "im volk".ich scheiße auf jeden, dem es egal ist ob landser-shirt-tragende weichbirnen sich einreihen oder nicht, die glauben das hartz IV dazu führen muß, daß es einen zusammenschluß des volkes geben muß, wenn man es verhindern will, ich nehme sie auch nicht ernst, weil sie ihre glaubwürdigkeit für "die sache" verspielen, wenn sie so argumentieren.faschismus ist nach wie vor keine meinung, von daher macht sich "das volk" in gera und zig anderen städten lächerlich und darum habe ich auch das recht sie zu kritisieren.

@ticki - ich war dabei, du nicht!

anti-geraer 17.08.2004 - 21:57
1. es wurden an die 1000 antikapi-flyer verteilt, die unter anderem auch auf die beteiligung der nazis auf den demos eingingen.
2. der fotograf beteiligte sich wie alle anderen anwesenden antifas bei den auseinandersetzungen. die fotos wurden bei der abschlußkundgebung aufgenommen, daher auch keine fotos wie bürgermob und nazis gemeinsam die antifas beschimpft und geschlagen haben.
3. "Zur Not gibts halt ne Schubserei und die Bullen greifen ein. Dann müssen sich Veranstalter eh einen Kopf darum machen."
wenn du dabei gewesen wärst, würdest du so etwas nicht schreiben! mindestens 1000 menschen liefen an den antifas, die antirassistische (zu diesem zeitpunkt keine antideutschen) parolen riefen, vorbei, ohne sich mit diesen zu solidarisieren. die schubserei (bei der es immer wieder zu schlägen vonseiten der nazis kam), ging tatsächlich eine halbe stunde. dann haben sich die bullen entschlossen, die antifas statt die nazis abzuräumen.
unter den 2000 menschen befanden sich nicht einmal eine handvoll leute, die uns beim "nazis raus"-rufen unterstützt hätten. so war das!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

Wie man ... — smash the volk!

und das wundert euch? — mastermindchaos

@Maja — class-warrior

Einigkeit — ines

Dialektik — jo

Einfach rauswerfen — ticki

Anmerkungen — Pletzor

Nachtrag — Huhi buh