Venezuela: Versuchter Wahlbetrug aufgedeckt

Caracas, 15. August, 15.15 Uhr: In diesen Minuten hat Venezuelas Wahlbehoerde CNE den Versuch eines Wahlbetrugs beim Referendum gegen Praesident Chàvez bekannt gegeben. CNE-Praesident Francisco Carrasquero und CNE-Direktor Jorge Rodriguez erklaerten in einer Pressekonferenz, in der Wahlbehoerde sei eine Audio-CD mit einer vermeintlichen Bekanntgabe des CNE eingegangen, die Radiosender zugespielt worden sei. Anschliessend spielten sie die CD vor: Nach dem offiziellen CNE-Jingle ist vor dem Hintergrund hupender Autos und jubelnder Menschen ein Sprecher zu hoeren, der verkuendet, beim Referendum haetten 11 von 14 Millionen WaehlerInnen gegen Chàvez und fuer die Opposition gestimmt. Anschliessend gibt der Sprecher, der die Stimme von Carrasquero nachahmt, bekannt, dass Praesident Chàvez somit seines Amtes enthoben sei.

Die plumpe Faelschung duerfte die Stimmung in Venezuela weiter anheizen. Die Abstimmung ueber das Referendum ist bis auf kleinere Zwischenfaelle bisher friedlich verlaufen. Zum Teil ueber 8 Stunden mussten die Menschen an den Wahllokalen warten, um ihre Stimme fuer oder gegen eine Amtsenthebung von Chàvez abzugeben. In Petare, ein chavez-freundlicher Stadtteil von Caracas, versuchten bewaffnete Motorradfahrer die Menschen mit Warnschuessen vom Waehlen abzuhalten. In mehreren Faellen hat die Opposition versuchte, mit gefaelschten Ausweisen ihre Leute als „internationale Beobachter“ in die Wahllokale einzuschmuggeln.

"Wir werden das Ergebnis annehmen, egal wie es ausfällt", erklärte Präsident Chávez, nachdem er im Stadtteil 23 de Enero seine Stimme abgegeben hatte. Die "Coordinadora Democrática" hatte sich zu einem entsprechenden Bekenntnis nicht durchringen können. Immerhin verpflichtete das Oppositionsbündnis sich dazu, nicht vorzeitig Zwischenergebnisse bekannt zu geben, wie Oppositionsführer Enrique Mendoza letzte Woche angedroht hatte. Die obskure Oppositions-Site tefuiste.ath.cx verbreitet unterdessen ein angebliches Abstimmungsergebnis von 61:39 fuer die Chàvez-Gegner.


Von der Opposition gestreute Gerüchte, dass einige der Wahlmaschinen den Wählerwillen manipulieren, wurden vom nationalen Wahlamt als technisch unmöglich dementiert. Schon am Vormittag zeichneten sich allerdings Verzögerungen bei der Stimmabgabe ab - auf Grund technischer Probleme bei der elektronischen Verarbeitung der Fingerabdrücke, die eine mehrmalige Stimmabgabe verhindern sollen. Das CNE hat daher kurzfristig beschlossen, die Wahllokale bis 20 h Ortszeit (2 h in Deutschland) offen zu halten. Ein vorlaeufiges Wahlergebnis ist daher nicht vor Montag frueh zur erwarten.