Köln: 300 Leute auf Montagsdemo

aktivA 11.08.2004 18:28 Themen: Soziale Kämpfe
In mehreren Städten der BRD fanden am 09.08.2004 Montagsdemonstrationen statt, aber nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch "tief im Westen".
Neben den Montagsdemos gegen Sozialabbau - in Gelsenkirchen (Preuteplatz), Hamburg, Dortmund (Reinolikirche), Braunschweig (Kohlmarkt), Hannover (Hauptbahnhof), usw. - fand an dem ersten bundesweiten Montagsdemotermin gegen die Arbeitsmarktreform (Hartz-gesetze) auch in Köln ein Protestzug statt. Vom Treffpunkt Domplatte gingen rund 300 Leute ab 18 Uhr durch die Einkaufsstrassen bis zum SPD-Büro.

Neben den rote Fahnen schwenkenden Marxistisch-Leninistischen Parteien und anderen abweichenden SozialdemokratInnen waren auch einige AktivistInnen von Erwerbsloseninitiativen mit dabei. Viele Flugblätter wurden verteilt und ein paar Parolen gemeinsam gerufen, darunter auch "Wir sind das Volk" und "Schröder/Clement an die Wand". Die StreifenpolizistInnen regelten brav den Verkehr und es gab nicht mal den Versuch einer Strassenblockade.

In Bezug auf erfolgreichen Widerstand der Erwerbslosen müssen die AktivistInnen in der BRD noch viel dazulernen, wie gelunge Aktionsformen aussehen können (wie in Frankreich, Italien, Spanien, Argentinien, usw.), die dem alltäglichen Terror des kapitalistischen Verwertungszwangs tatsächlich mal etwas entgegegen zu setzen, anstatt auf irgendwelche "Links"-Parteien zu hoffen oder stolz darauf zu sein den Sozialstaat zu verteidigen.

Offen rechts argumentierende Leute waren übrigens nicht auf der Demo zu sehen, ausser einem komischen älteren Mann, der ein schwarz-rot-golden umrahmtes Schild trug mit dem Amteid des Bundeskanzlers, der geschworen hat. "...dem deutschen Volk zu dienen ... und allen Schaden von ihm abzuwenden".

Wichtig ist auf jeden Fall, dass Neonazis und andere Reaktionäre von den Sozialabbau-Demos verjagt werden, wie am gleichen Tag in Dresden geschehen ( http://de.indymedia.org/2004/08/88988.shtml).
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Ergänzungen

Weitere Monfagsdemo-Berichte bei Indy

Mr.X 11.08.2004 - 18:46
5.000 Menschen in Rostock
 http://de.indymedia.org/2004/08/88953.shtml

In Hamburg fand heute der Versuch einer Montagsdemo statt. Dieser sollte auf eine Weise unterhaltsam werden, wie wir es nicht erwartet hatten.
 http://de.indymedia.org/2004/08/88950.shtml

Montagsdemo in Leipzig - Eindrücke
 http://de.indymedia.org/2004/08/88986.shtml

Dresden - Nazis aus Montagsdemo geworfen
 http://de.indymedia.org/2004/08/88988.shtml

Berlin: Montagsaktion gegen Hartz IV
 http://de.indymedia.org/2004/08/89015.shtml

Montagsdemo in Berlin
 http://de.indymedia.org/2004/08/89021.shtml

Montagsdemo Magdeburg ein Bericht
 http://de.indymedia.org/2004/08/89049.shtml

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snip it 11.08.2004 - 19:26
Da wurde wirklich "Schröder/Clement an die Wand" an die Wand gerufen?
Berechtigte Wut hin und her, aber jemanden an die Wand zu stellen wollen ist übelste Nazirethorik.

Clement lässt Schlupfloch bei Ich-AG-Förderun

Clemente al paredon! 11.08.2004 - 19:55
g prüfen. Das Bundeswirtschaftsministerium will nach Berichten über Schlupflöcher für Langzeitarbeitslose im Zusammenhang mit Hartz IV die staatliche Förderung für so genannte Ich-AGs überprüfen. Es werde geprüft, ob künftig ein Geschäftsplan von diesen Existenzgründern verlangt werde, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) am Mittwoch in Berlin. Gleichzeitig verwies sie darauf, dass es in Missbrauchsfällen die Möglichkeit gebe, die staatlichen Zuschüsse zurückzufordern. Berichten zufolge empfehlen Beratungsstellen Langzeitarbeitslosen, die im ersten Jahr mit 600 Euro monatlich geförderten Ich-AGs zu gründen, ohne tatsächlich eine eigene Selbstständigkeit anzustreben. Ach so, wieso ist "an die Wand" Nazirhetorik? Haben die Anarchisten in Spanien 1936 nicht auch jede Menge ihrer Gegner an die Wand gestellt? Wie ging das noch während des Golfkriegs in Madrid: "Bush, Aznar - fascistas, cabron! Schröder, Schirac al paredon! Also, "jetzt alle mitsingen": "Merkel, Stoiber, fascistas, cabron! Schröder, Clement al paredon!

"Haben die Anarchisten in Spanien 1936 ..."

Rudolf Mühland 12.08.2004 - 00:00
"...nicht auch jede Menge ihrer Gegner an die Wand gestellt?"

NEIN, das haben sie nicht.
"Jemanden an die Wand stellen" ist nur ein anderes Wort für TODESSTRAFE.
Diese wird jedoch in Thoerie und Praxis der AnarchosyndikalistInnen und AnarchistInnen abgelehnt!!
In Spanien gab es natürlich vereinzelte Racheakte (auch schon vor 1936), die zum Teil spontan und zum Teil ganz gezielt bestimmte Personen getroffen haben. Es waren jedoch die FASCHITEN welche den Begriff "dar un paseo - einen Spaziergang machen" prägten. "dar un paseo" heißt nichts anderes als "jemanden an die Wand stellen" - und auf diese Weise sind 10.000 AnarchistInnen, AnarchosyndikalistInne und andere AntifaschistInnen ums leben gekommen.

Zum Kontext mit den Montagsdemos:
Natürlich ist der Spruch "Schröder/Clement an die Wand" unter PC gesichtspunkten scheiße. Andererseits dürfte er wohl kaum so ernst gemeint sein wie er im ersten Augenblick daherkommt.
Vielmehr ist er ein Zeichen für die ungheure Wut über das was im Moment abgeht. Die Frage ist nur wie diese Wut zu Widerstand wird (und ob überhaupt) und ob sie den Weg bereiten kann zu mehr Einsicht?

von wegen an die wand...

schwarz - rot 12.08.2004 - 00:11
Die Anarchisten in Spanien haben -wenn überhaupt- wie auch schon MAchnos Partisanen nur hohe VErantwortliche (z.Bsp. Offiziere etc.) an die Wand gestellt. In einem Bürgerkrieg gibts nun mal tote, sonst wäre es ja kein Krieg! Offenbar hätten die libertären in Spanien aber die verdammten Stalinisten und vorallem die ganze KP an die Wand stellen sollen- denn nur wegen ihnen ist die soziale revolution in Spanien schlussendlich gescheitert, und nur wegen ihnen (und der kompromisshaltung der gemässigten Anarchos) ging der Krieg verloren...

Aber Anarchisten stellen im gegensatz zu den blutroten KP- Marionetten eben nicht einfach so leute an die Wand, sondern geben sich sozial und versuchen selbst mit dem ärgsten feind eine Lösung zu finden!

HOCH DIE ANTINATIONALE SOLIDARITÄT!!!

Broué/Themime zu den passeos

Volker 13.08.2004 - 13:16
Bis zum Mai 1937 existierte in Katalonien eine "Doppelmacht". (Broué/ Themime: Revolutiuon und Bürgerkrieg in Spanien 1936 ",Suhrkamp- Ein Klassiker aus den 1960er Jahren von zwei Zeitgenossen und Sympahtsanten des Trotzkismus - und der CNT/FAI nicht abgneigten Franzosen; leider vergriffen,aber in jédem guten rotschwarzen Antiquariat vorhanden) Der bürgerliche Staat mit seinen Institutionen war nicht beseitigt worden, aber ihm gegenüber standen revolutionäre Strukturen. Eine der revolutionären Errungenschaften von 1936, die dann im Mai 37 von den Stalinos und den Bürgerlichen liquidiert wurden, waren die Miliz- oder Volksgerichte. Da wurde auch erschossen, aber es gab vorher einen fairen Prozess. Diese revolutionäre proletarische Klassenjustiz war von den Anars und der POUM geschaffen worden UM die wilden willkürlichen ERschiessungen der ersten Revolutionstage zu beenden. Diese hat es gegeben, dass kann man auch bei ANARS-freundlichen Autoren und zeitgenössischen Berichten nachlesen. Dazu gab es in den 1980ern eine hervorragende Doku der BBC, die im WDR lief, mit vielen Zeitzeugenberichten. Auch die Linken haben in den ersten Tagen nach dem 16. Juli alte Rechnungen auf unbürokratische wEISE beglichen. Anarchisten sind doch keine besseren Menschen, und die Leute waren inden taggen unmittlebarvor und nach dem Franco-Putsch sehr aufgeheitzt. Wir wären auch nicht besser.

Die gerufene Parole lautete...

anarch@ 13.08.2004 - 18:29
übrigens: "Aufruhr, Widerstand - Schröder, Clement an die Wand", wurde von irgendwelchen ML-Deppen gerufen und klang irgendwie trotzkistsch (die TrotzkistInnen waren schon immer schnell dabei, wenn es darum geht konkurierende SozialdemokratInnen, aber auch SozialrevolutionärInnen und AnarchistInnnen, oder sonst wen zu erschiessen - wenn auch nur großmäulig)!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

@ Mr.X - an die Wand — militant

AMORE ANARCHIA SUBITO — Proudhon