ZFN im Sozialen Zentrum Köln-Eifelplatz

the squatting ecologist 26.07.2004 14:56 Themen: Freiräume Ökologie
Impressionen aus dem ZFN (Zeit für Neues & Natur), der zum Sozialen Zentrum Köln/Eifleplatz gehörigen Gartenanlage.
Zur ehemaligen Bundesbahnsiedlung, die nunmehr angesichts des unerträglichen Leerstandes und der drohenden Zerstörung des gesamten Geländes zu einem Sozialen Zentrum umfunktioniert wurde, gehört auch eine Gartenanlage. Hier konnten früher pensionierte DB-ArbeiterInnen ihren Ruhestand genießen und durch den Anbau von Obst und Gemüse an gesunde, vitaminreiche etc. Nahrung kommen, ohne dafür ihre rente übermäßig zu beanspruchen.

Hier einige Impressionen der Kleingartenanlage. Auch diese soll gemäß den Plänen der Landesentwicklungsgesellschaft komplett plattgemacht und durch Gebäude, Parkplätze und vielleicht hübsche, aber ökologisch nahezu 'sterile' Grünanlagen umgewandelt werden.

Was auf den Fotos nicht zu erkennen ist (gestern war ziemlich mieses Licht, um mit 'ner Digicam zu arbeiten), ist der reiche Flechtenbewuchs der Baumstämme - ein Hinweis auf eine hohe Luftqualität, die im Kölner Innenstadtbereich wohl ihresgleichen sucht: Die Abwesenheit großräumiger Grasflächen und die Abschirmung des Geländes durch Gebäude (zu den Straßen) und Baumbestände (zur Bahnlinie) stellt offenbar einen effizienten Filter für Luftschadstoffe dar.
Die Abwesenheit der für innerstädtische Bereiche typischen Ruderalvegetation (Brennnesseln, Brombeeren, Staudenknöterich) ist ein hinweis dafür, daß zumindest in puncto Überdüngung auch alles im grünen Bereich ist. Was Bodenschadstoffe angeht, bin ich mir angesichts der Vorgeschichte des Geländes nicht ganz so sicher, aber ich fand bei einem kurzen Rundgang keine Hinweise auf Altlasten wie Schwermetallzeigerpflanzen oder Krankheitserscheinungen.

Sollten die Pläne der LEG umgesetzt werden (wie z.B. hier  http://www.kaspar-kraemer.de/media/images/460/804_eifelplatz_040121f.jpg vorgeschlagen), wird sich die Luft- und Bodenqualität massiv verschlechtern; insbesondere die Anlage von kaum abgeschirmten 'Windtunnels' zwischen den Gebäuden ist geradezu krimineller Leichtsinn, denn sie wird dafür sorgen, daß durch den Bahnverkehr freiwerdende Luftschadstoffe nahezu ungehindert in den Innenbereich eindringen und sich dort konzentrieren - da kann man Schallschutzwände bauen, soviel man will. Sollte das Bauvorhaben wie hier angedacht realisiert werden, ist vom Wohnen in der entstehenden Anlage zumindest alten, jungen und kranken Menschen dringend abzuraten!

Aus ökologischer Sicht (aus ökonomischer sowieso; billiger als durch eine Übereinkunft mit den BesetzerInnen wird es das Land NRW und die Stadt Köln ganz sicher nicht bekommen!) wäre es also dringend angeraten, den vorliegenden Charakter des Geländes zu erhalten. Durch den Wegfall der intensiven Gartenwirtschaft nach der Räumung ist ein naturnaher Raum mit für einen Innenstadtbereich schon geradezu paradiesischen ökologischen Parametern entstanden. Er kann bei behutsamer Pflege und 'biologischer' Bewirtschaftung eine grüne Perle im Herzen Kölns werden, die sowohl eine Menge Nutzpflanzen, insbesondere Obst, kostenlos abwirft, ein Refugium für bedrohte Arten (Singvögel, Eidechsen, Schmetterlinge etc) darstellt, das zudem mit dem benachbarten Volksgarten (und gäbe es nicht das unsägliche Straßenbauvorhaben durch das Schutzgebiet Raderthaler Brache, den nördlichsten Punkt eines 'grünen Bandes' miteinander vernetzter Habitate darstellen könnte, das sich von der Kölner Innenstadt bis hinaus in den Forstbotanischen Garten Rodenkirchen erstreckt, also über eine Länge von knapp 8(!!!) Kilometern - Quelle: Stadtplan Köln 1:15000 auf CD-ROM, aktuelle Ausgabe), das desweiteren aufgrund des 'für alle offenen' Projekts Soziales Zentrum Eifelwall eine Möglichkeit bietet, StadtbewohnerInnen, insbesondere Kinder und Jugendliche, Natur erleben zu lassen, sich zB für Umweltpädagogik nutzen ließe, gegebenenfalls der Universität eine Untersuchungsfläche für ökologische und klimatologische Studien bietet etc.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die geplante Neubebauung des Geländes einen unersetzlichen Verlust für das Veedel darstellen würde, sowie eine ausgesprochen grobe Verletzung der Pflichten der zuständigen staatlichen Stellen: "Art. 20a GG der BRD
Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung" - was explizit auch so zu definieren ist, daß eine Synthese aus Umwelt-/Tierschutz, Interessen der Bevölkerung und ökonomischer Rentabilität von Staats wegen das anzustrebende Optiumum ist. Dieses Optimum ist bei Implementierung der vom Sozialen Zentrum angestrebten Nutzungsweise in hohem Maße, bei Umbau des Geländes hingegen allenfalls marginal erreicht.
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Ergänzungen

unterstützt das soziale Zentrum!

kommt vorbei 26.07.2004 - 17:17
es gibt noch viel zu tun. Pennplätze sind genug da.
Also setzt euch bitte in die nächste Bahn (aufs Fahrrad,...) und kommt zum sozialen Zentrum nach Köln!

Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist lohnt es sich nach Köln zu kommen!

LEG ist nicht okay

Punxatan 26.07.2004 - 17:40
Die LEG ist wohl bekannt als Geldwäscheinstitution der Kölner FDP, ausgediente Lokalpolitiker finden hier ein warmes Plätzchen... Der SSK ärgert sich mit denen schon ewig herum.

Es gibt keine "Windtunnel"

peter 31.07.2004 - 15:51
Der link zur downgeloadeten ArchitektInnenskizze ist ziemlich irreführend, finde ich. Auf der homepage der ArchitektInnen ( http://www.kaspar-kraemer.de/pages/de/projekte/55.htm) kann man jedenfalls lesen, dass die Gebäude mit Glasflächen verbunden werden, also keine "Windtunnels" entstehen. Tut doch bitte nicht so, als hättet Ihr alleine die Weisheit mit Löffeln gefressen und als wären alle anderen (z.B. ArchitektInnen) Schwachköpfe.

Offene Flanken

Suse81 31.07.2004 - 20:48
Ich habe irgendwann in der Zeitung gelesen, was am Eifelplatz geplant ist. Ein Bild von der zukünftigen Bebauung war auch abgebildet. Und das war ganz sicher nicht das, was das Büro Kasper Krämer auf seiner Homepage abgebildet hat. Ich glaub, ein anderer Architekt hat da das Rennen gemacht. Ich denke, die LEG, die Stadt oder die Kölner Zeitungen könnten Infoquellen sein.

Schade, Grundlage für den Artikel war wohl einmal schnell surfen, irgendwas finden, sich damit zufrieden gegeben und sein damit doch wahrscheinlich eher unqualifiziertes Urteil fällen.

Wird da für eine gute Sache eingesetzt oder die Wirklichkeit dem eigenen Weltbild angepasst?

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