Demonstranten ernten Genkartoffeln

Aktivist 25.07.2004 23:33 Themen: Biopolitik Ökologie
Aktion am Bayer-Genversuchsfeld in Berge (Prignitz)
Die Ernteaktion war ein voller Erfolg!
Knapp 30 Personen waren beteiligt, wir konnten die Absperrung überwinden und GenKartoffeln ernten, wir haben Aktive vor Ort erreicht, die das Thema nun weiterverfolgen wollen, hatten ein Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten und waren in der lokalen, regionalen und überregionalen Presse präsent.

Wir sind motivierter den je, denn die Aktion hat außerdem Spaß gemacht und wir konnten uns während der Vorbereitungszeit gegenseitig fortbilden.

Bilder von der Aktion unter: www.bundjugend-brandenburg.de
Hintergründe zu dem Versuch und zu Gentechnik: www.dosto.de/gengruppe
Hier nun die offizielle Presseerklärung:


Presseerklärung (FREIe HEIDe, 24.07.2004)
Demonstranten ernten Genkartoffeln ab
Aktionen am Gen-Kartoffelfeld von Bayer in Berge

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Bayer. war auf dem Transparent am Acker zu lesen. Etwa 30 Personen beteiligten sich am 24. Juli an einer Aktion gegen das Bayer Versuchsfeld in Berge (Prignitz). Aufgerufen hatte das Barnimer Aktionsbündnis gegen Gentechnik und die BUNDjugend Brandenburg. Zielsetzung der Aktion war, auf das Versuchsfeld in Berge hinzuweisen. Nachdem in Lentzke der Genversuch eingestellt wurde, befindet sich in Berge das letzte Versuchsfeld von Bayer in Brandenburg.

Nach einem gentechnikfreien, biologisch angebauten Picknik zogen die Teilnehmer in Schutzanzüge zu dem Versuchsfeld. Es stiegen gelbe Luftballons mit dem Zeichen für biologische Gefahren in die Luft. Stellen Sie sich vor, die Luftballons wären Pollen. Hiermit spielen wir auf die absurde Diskussion um Koexistenz an. Wir wollen zeigen, dass Lebendiges sich nicht an Grenzen der Flurstücke hält., so Thomas Janoschka vom Barnimer Bündnis gegen Gentechnik.
Einigen Demonstranten gelang es trotz Polizeischutz und Absperrungen direkt an das Feld zu gelangen und dort einige Pflanzen abzuernten. Unter dem Applaus der anderen Demonstrationsteilnehmer hielten diese die Kartoffelpflanzen in die Luft. Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung wurden angekündigt.

Neben mehreren Verantwortlichen für das Feld und die Versuche war auch der örtliche Landtagsabgeordneter Robert Gemmel (SPD) anwesend. Obwohl dieser im dafür zuständigen Agrarausschuss des Landtages sitzt, war er bisher noch nicht über die Existenz des Feldes informiert worden. Erste Informationen erhielt er aus der Ankündigung für die heutigen Aktionen in der Presse. Das zeigt wieder einmal wie sehr die Gentechnikfirmen die Öffentlichkeit und die demokratischen Institutionen scheuen.

Auf dem Feld in Berge werden Kartoffeln mit einem veränderten Stärkegehalt angebaut. Die Kartoffel enthält ausserdem ein Gen, dass Resistenz gegen das Bayer Herbizit Glufosinat verleiht. Dies bedeutet, dass im Fall eines großflächigen Anbaus der Kartoffel, die Bauern an Bayer Patentgebühren zahlen müssten. Die Landwirte könnten auch nicht einfach wieder zum normalen Kartoffelanbau zurückkehren, da einzelne Knollen der Kartoffel immer im Boden zurück bleiben. Bei Auskreuzungen, z.B. mit dem weitverbreiteten Unkraut .Schwarzer Nachtschatten. wäre auch dieses gegen das Herbezit resistent. Betreiber des Versuchs ist die Firma Solavista, eine Kooperation des Chemiekonzerns Bayer und der Stärkefirma Avebe. Avebe stellt auf dem internationalen Markt Kartoffelstärke her und betreibt in 5 km Entfernung in Dallmin eine Stärkefabrik.

Die Gruppen kündigte weitere Aktionen gegen das Versuchsfeld an.

Barnimer Aktionsbündnis gegen Gentechnik, www.dosto.de/gengruppe
 gengruppe@dosto.de
BUNDjugend Brandenburg, www.bundjugend-brandenburg.de
Friedrich Ebertstr. 114a, 14467 Potsdam, Tel: 0331 95 11 971
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Hauptproblem bei Gentechnik

Herr Rossi 26.07.2004 - 10:34
Das Hauptproblem bei gentechnisch veränderten Pflanzen ist meiner Meinung nach die Verquickung mit dem Patentwesen. Bauer A lizenziert und pflanzt Roundup-Ready Mais auf seinem Feld. Bauer B pflanzt biologisches Saatgut. Aufgrund von Wind, Bienen und anderen Naturphänomenen, die sich um Grundbucheintragungen nicht so arg kümmern, befruchten die Pflanzen von Bauer A die auf dem Feld von Bauer B. Bauer B bekommt seine Produkte nicht mehr zertifiziert, weil nicht mehr biologisch - obwohl er das nicht will. Und am nächsten Tag steht Monsanto bei ihm auf der Matte, um Lizenzgebühren für ihren Mais einzutreiben.

Es wird auch Zeit für eine Kennzeichnung von Tierprodukten, die unter Verfütterung von genetisch verändertem Futter hergestellt wurden, weil Futtermittel noch den größten Marktanteil von genetisch veränderten Pflanzen haben. Die veränderten Gene tauchen zwar in aller Regel nicht in den Endprodukten auf (z.B. Milch), aber die Verfütterung bedingt ja deren Anbau, womit wir wieder bei der Patentdebatte und den Lizenzgebühren sind und dem Problem, daß man die Ausbreitung der Gene nicht kontrollieren kann.

Und: coole Aktion, Leute!

Gentechnik als Inwertsetzungstechnologie

banaler Kommentator 26.07.2004 - 15:48
Durch das Auskreuzungspotential gentechnisch veränderter Pflanzen gelangen praktisch kostenlos weitere Pflanzensorten in den Besitz der jeweiligen Saatgutfirma. Insofern kann man die Gentechnik auch als Technologie zur Privatisierung ehemals kollektiver Güter (in diesem Fall Saatgut) bezeichnen.

Gene sind gar nicht so schlecht...!

Biologe 26.07.2004 - 18:46
Schöne aktion.
Vielen Dank auch für den Bericht.

Aber eine Bitte:

Genkartoffel, Genmais oder auch die allseits bekannte Gentomate sind flasche Begriffe.
Gene findet man in allen lebenden Organismen - und das ist ganz natürlich.
EIne Nutzung dieser Begriffe, wie Gentomate, sorgt dafür, dass kein Wissenschaftler ernsthaft mit Euch diskutiert!
Und in der Bevölkerung wird Falschwissen verbreitet.

Nehmt Euch bitte die Zeit, über gentechnisch veränderte Pflanzen zu schreiben.
Macht Euch mal die Mühe, mit "Normalos" auf der Strasse zu reden - Ihr wärd überrascht, wie viele wirklich glauben, Gene wären schlecht (und das wollen wir doch hoffentlich nicht wirklich, oder?).

Ich weiß, dass dies ein wenig kleinlich wirkt, aber es ist wichtig, seine Argumente wissenschaftlich zu begründen - und das scheitert bereits bei solchen Bezeichnungen.

Informationen zu der Gefahr der Auskreuzung (also Übertragung der Gene auf andere Arten), der Einfluss auf die Biodiversität (also die Anzahl verschiedener Tier- und Pflanzenarten in dem Gebiet) oder sonstige Einflüsse findet Ihr unter anderem auf
www.biosicherheit.de
Aber vorsicht: die Seite ist pro-Gentechnik, so dass viele Ergebnisse der Wissenschaft nur relativiert dargestellt werden.
Häufig kommt es auch vor, dass die von den Gentechfirmen geförderten Versuche, bereits im Versuchsansatz so schlecht sind, dass eine ordentliche Aussage auf keinen Fall möglich sein wird.
Wenn man dies bedenkt, ist es beängstigend wie viele negative Ergebnisse uaf dieser Seite dargestellt werden.

Viel Erfolg bei weiteren Aktionen.
Bitte begleitet die Vor- und Nachbereitung auch mit wissenschaftlichen Informationen - nur so kann man eine Propagandaschlacht verhindern und mit korrekten Infos überzeugen.
:-)

gene sind nicht schlecht

auch ne biologin 10.08.2004 - 12:07
ich will verständlich bleiben genkartoffel ist die abkürzung für genetisch manipulierte kartoffel das wort gentomate kommt nicht vor, niemand glaubt mehr daß die gene in der kartoffel als gift das problem sind. wir arbeiten nicht mit ängsten sondern fragen nach den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen folgen für die landwirtschaft, ich frage mich ob du nicht den biologischen expertenmythos zu sehr verinnerlicht hast. das du gerade auf die seite biosicherheit.de verweist weißt darauf hin. seit 1986 kämpfe ich dagegen an daß nur biologen etwas über gentechnologie sagen dürfen, sieh dir lieber die folgen der gentechnologie in kanada an, da sieht man die ökologische folgen statt über ihre unmöglichkeit zu diskutieren. und und warum soll ich mit den wissenschaftlern den es nur um ihre forschungsgelder geht, ernsthaft diskutieren, das habe ich lange genug im studium getan. die mitautorin der presseerklärung.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

2,5 Std. später — begeistert

Weiter So — Harald