Marburger Marktfrühschoppen - updates

K. Appenklau 28.06.2004 21:32 Themen: Antifa
Der countdown läuft - am 4.7.04 findet in Marburg der alljährliche Marktfrühschoppen statt. Seit den 50er Jahren als "Fest der Marburger Bürger für Ihre Studenten" bekannt oder wahlweise als "Kürzestes Volksfest Deutschlands" trifft dieses Ereignis seit nunmehr 10 Jahren auf heftigen Widerstand von AntifaschistInnen. Hier ein kurzer Bericht über Aktivitäten der letzten Zeit und ein Ausblick auf das Mfs-Wochenende.
Bereits bei einem Besuch des Nazi-Vertriebenen, EX-BDV-Mitglieds und wegen Volksverhetzung angeklagten Holocaust-Relativierers Paul Latussek bei der marburger Studentenverbindung Rheinfranken regte sich Protest: Ca. 60 Antifas blockierten die Zufahrt zum Haus der Verbindung, der Vortrag selbst wurde von ca. 15 Menschen durch das Entrollen eines Transpis und Sprechchöre gestört.

Einige Zeit später machte ein "Kommando Drei Engel für Scharlau" mit zwei Farbangriffen auf das haus der Ketzerbachgesellschaft und die "Landsmannschaft Hasso-Borussia" auf die Verbindung zwischen Stadtteilgemeinden und ´Korporationen aufmerksam:

(  http://de.indymedia.org//2004/06/84831.shtml )

Dabei war das Echo überraschend: Die Ketzerbachgesellschaft selbst übernahm in ihrem Schaukasten (direkt neben einigen roten Farbflecken)die Vermittlung der Tat, indem sie nicht nur den ungewohnterweise sehr sachlichen Artikel der Marburger Neuen Zeitung aushängte, sondern auch noch das BekennerInnenschreiben der "Engel"! Die Gruppe, die sich nach dem Vorsitzenden der Ketzerbachgesellschaft Detlev "Teddy" Scharlau (Am Schlag 15, 35037 Marburg) benannte, dürfte hoch zufrieden sein! Darüber hinaus gelang es durch diese Aktion, den reaktionären Charakter nicht nur des Marktfrühschoppens, sondern erstmals auch der Mitglieder der Stadtteilgemeinden in die Presse und damit auch in die Diskussion zu rücken.

Die ebenfalls in der MNZ abgedruckten Parolen, mit denen das BekennerInnenschreiben unterzeichnet war, lassen keinen Zweifel daran, das es beim Marktfrühschoppen eben nicht nur um rechte korporationen geht, sondern um die deutsche Volksgemeinschaft an sich und ihre widerlichen Manifestationen während des Martkfrühschoppens. Marktfrühschoppen kippen - Weg mit Nationalismus und Patriarchat - Deutschland verrecke !

Auch ansonsten kommen Veranstalter und Befürworter des Marktfrühschoppens in die Kritik: Das Stadtparlament distanzierte sich mit der Mehrheit von PDS, Grünen und SPD von der Teilnahme der drei vom VS als rechtsextrem eingestuften Burschenschaften, dieselben Abgeordneten erteilten dem Magistrat den Auftrag, für 2005 eine Neukonzeption des Festes vorzulegen. Der Vorsitzende der Hansenhausgemeinde, H.J. Wölk (Hans-Joachim Wölk, E.-M.-Arnolt-Str. 4, 35039 Marburg) konnte gegenüber der Oberhessischen Presse nur weinerlich erklären: "Das war ein Angriff gegen die Stadtteilgemeinden, als ob wir die Störer wären" ; OP 15.6.2004 .

So bleibt festzuhalten, das der Marktfrühschoppen eine Woche vor seinem Beginn im Gespräch und in der Kritik ist und es den GegnerInnen inzwischen gelang, auch die Teilnahme der Stadtteilgemeinden in die Kritik zu rücken. Das der Marktfrühschoppen nicht reformiert werden kann, bleibt dabei klar: Auch ein "Multi-Kulti-Fest" (wie oftmals gefordert) wird von Otto-Normal-Deutschen, Mitgliedern der Stadtteilgemeinden und Korporierten frequentiert werden, womit rassitische, antisemitische und sexistische Parolen und Handgreiflichkeiten vorprogrammiert sind. Damit ist das Ziel klar: Der Marktfrühschoppen muss als Kristallisationspunkt für eine radikale Kritik an nationaler Identität und Kultur im Allgemeinen und den kontinuitäten deutscher Vergemeinschaftung im Besonderen genutzt werden.

Die Erfolge von 10 Jahren Widerstand sind dabei deutlicher als je zuvor:
-Die Verringerung der TeilnehmerInnenzahlen von einigen Tausend auf ca. achthundert
- der Zwang, das Fest unter massivem Schutz von Robocops durchführen zu lassen
- permanente Störungen (mit einem super erfolgreichen Höhepunkt im letzten Jahr
- der Marktfrühschoppen ist seit 1995 Politikum, dieses Jahr mehr als je zuvor (oder wie die OP titelt: Farbbeutel und Demos prägen die jüngere geschichte des Marktfrühschoppens)

Kommt alle zum letzten Marktfrühschoppen nach Marburg!

3.7.: Tagung zu (R)echten eliten im Hörsaalgebäude (www.geocities.com/gruppe_dissident)
3.7. ab 16 Uhr : Gegenfest mit Pennplatzbörse (Collegium Gentium in der Gutenbergstraße 16b)
4.7. Marktfrühschoppen kippen !

Deutschland verrecke!
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Ergänzungen

Wahnsinn

Ergänzerin 30.06.2004 - 16:11
Die Vorsitzenden der Stadtteilgemeinden scheinen mittlerweile von der Hysterie in den wahnsinn abzudriften, wie ein Artikel in der MNZ vom 29.6. belegt. Darin heißt es:

"Die Sprecher der Stadtteilgemeinden, unter ihnen Teddy Scharlau und Friedrich Reinhard zeigten sich zudem überzeugt, dass der Widerstand gegen ihr Fest nicht allein mit der Teilnahme dreier studentischer Verbindungen zu tun hat: Die Gegner des Fest hätten Vorbehalte gegen Traditionen im Allgemeinen. (...) Als Beleg für diese Haltung führten die Sprecher der Stadtteilgemeinden einen Farbbeutelanschlag gegen das Haus der Ketzerbachgemeinde und gegen das Haus einer Studentenverbindung an, die nicht zu den drei Burschenschaften gehört. Die Marktfrühschoppengegner, die jene Anschläge verübt hätten, hätten ihr Bekennerschreiben mit dem Schlusswort "Deutschland verrecke" unterzeichnet. Dies sei Terrorismus, sagte Scharlau. Statt von ihm eine Distanzierung von studentischen Burschenschaften zu verlangen, sollte sich die PDS vom Terrorismus distanzieren."

Nun ja, zumindest mit den Vorbehalten gegen Traditionen im Allgemeinen dürfte Scharlau den Nagel auf den Kopf getroffen haben.

live-action !!

hubert 01.07.2004 - 16:28
beim fest am 3. 7. spielen übrigens u. a. KOLJAH & TAI PHUN (20 uhr) und RÄUBERHÖHLE (21 uhr)!!!

KOLJAH & TAI PHUN: www.demotiviert.de
RÄUBERHÖHLE: www.megapeng.net/raubi.html

WAHN, ÜBERALL WAHN!

Ergänzender 01.07.2004 - 18:21
"Auch ein "Multi-Kulti-Fest" (wie oftmals gefordert) wird von Otto-Normal-Deutschen, Mitgliedern der Stadtteilgemeinden und Korporierten frequentiert werden, womit rassitische, antisemitische und sexistische Parolen und Handgreiflichkeiten vorprogrammiert sind."

Da fragt man sich doch, wer hier eigentlich Vorurteile hat?
Aber wer krankhaft und verbohrt nach Rassismus, Antisemitismus und Sexismus sucht, wird sicher überall fündig.

Und so war's dann...

Hugo Egon 06.07.2004 - 02:40

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Verwunderung — Julián M. García

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