HH: Einladung zum Tanz

Quartiersnachrichten 11.06.2004 17:31 Themen: Freiräume
Der Widerstand gegen das Hotel im Hamburger Schanzenpark wird stärker. Zum 19.06.04 mobilisiert das Bündnis gegen das Hotel zu einer Demonstration. Das Wagenplatz Solibündnis und Autonome aus dem Stadtteil rufen ebenfalls zur Demo auf. Bereits im Vorfeld findet eine Fahrradtour des zum 01.09.04 räumungsbedrohten Wagenplatzes Wendebecken statt. Einige Hintergrundinfos gibt es hier:
Wie das Abendblatt berichtet ist die Vergabe der Investoren Millionen inziwschen beschloßen. "Der SC Sternschanze bekommt einen Betrag, um ein Vereinshaus und ein Kleinfeld zu bauen. Der Verein Kunststück e. V. kann in Kürze einen Rundbunker zur Stadtteilgalerie umbauen. Bedacht wurden zudem Kulturprojekte, darunter ein Filmprojekt über die Situation am Wasserturm im Sternschanzenpark, in dem ein Hotel entstehen soll." ( http://www.abendblatt.de/daten/2004/06/07/303909.html) Mit diesem Schmiergeld soll der Widerstand gegen das Hotel abgefedert werden. Zu der Vergabe dieser Gelder ist es aufgrund der bereits langjährigen Auseinandersetzungen um den Turm gekommen. (siehe hierzu auch einen Aufruf von 1996  http://mitglied.lycos.de/FutureCityHamburg/wasser_turm.html)

Gleichzeitig wächst die Repression. Neben einer derzeit laufenden Prozeßwelle gegen BesetzerInnen der Harkortstr. (Infos unter  http://www.bambule-hamburg.de) wird der Polizeiapparat zunehmend nervöser in Bezug auf das Hotel. So wurden am 29.05. 3 Leute verhaftet aufgrund eines beim Grillen im Schanzenpark aufgehängten Transparentes gegen das Hotel. Auch bei den bisher (eher schlecht besuchten) "Mövenpick ausräuchern" Aktionen ist ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz.

Zur jetzigen Demo mobilisiert erstmals ein breiteres Spektrum und der Widerstand wächst langsam an. Im September plant die Patrizia AG den Baubeginn, ab dann soll im Schanzenpark kein Sommerkino möglich sein und eine Großbaustelle wirklichkeit werden. Die Initiative gegen das Hotel zietiert in einem neuen Infoflyer kritisch die "Welt": Wenn der Wandel vom Chaoskiez zum schnieken Geschäftsstandort sich fortsetzt, besetzen Patriza, Storr und Mövenpick die Pole Position." Im Schanzen und Karolienenviertel sieht sind begehrte Flächen für Kapitalinvestitionen und Investoren kritisiert das Wasserturm Bündnis weiter.
( http://www.schanzenturm.de/seiten/material/grafiken/infoblatt030604.pdf)

Ähnliche Kritik äußern Autonome im Stadtteil: "Im Zuge des viel umworbenen Konzeptes der wachsenden Stadt wird nicht nur der Speckgürtel um Hamburg erschlossen, sondern auch eine wirtschaftliche Verdichtung innerhalb der Stadt vorangetrieben. Nicht verwertetes Gelände wird aufgespürt, gegebenenfalls von störendem Gesocks und Bauwagenplätzen befreit und durch Bebauung wirtschaftlich urbar gemacht."

Weiter befürchten sie: "Vor diesem Hintergrund braucht es keine große Phantasie, um zu erahnen, welche Diskussionen über vermeintlichen Dreck, Lärm und störende ParknutzerInnen sich mit den Betreibern eines 4-Sterne Hotels im Schanzenpark in kürzester Zeit entwickeln werden. Die Macht, die hinter den wirtschaftlichen Interessen der Hamburger Messe liegt, wird dabei jede soziale oder politische Frage vom Tisch wischen. Wir sehen schon die schwarzen Sheriffs eines privaten Sicherheitsdienstes, finanziert von Messe, Hotelbetreibern oder kleingewerbetreibenden aus der Schanze, durch den Park schleichen und Leute verscheuchen, weil diese angeblich das subjektive Sicherheitsempfinden von Messebesuchern und Hotelgästen stören. Ist der Messezugang am Schanzenbahnhof erst verwirklicht und das Hotel durch Untertunnelung desselben erst an das Areal der Messe angebunden, wird aus der Sicht des Senates die Sicherheitslage im Schanzenviertel dann von einer lokalen Frage zu einer Standortfrage des wirtschaftlichen Wettbewerbs der Metropolen. [] Mit unserem Widerstand gegen das Hotel im Wasserturm wollen wir keine heile Schanzenviertelwelt verteidigen, sondern gesellschaftliche Widersprüche und Brüche zum Ausdruck bringen, die tagtägliche Repression und Ausgrenzung so genannter Randgruppen bedeuten. Wir wollen Räume in der Stadt offen halten für selbst bestimmte Projekte, temporäre Inszenierungen unserer Unzufriedenheit und als kulturelle Freiräume außerhalb der kommerzialisierten Eventkultur von Fitnesscentern, Kneipen, Clubs und Großraumdiscos. Wir wollen uns auf ungenutzten Flächen langweilen oder auf manchen eben Bauwagenplätze als visuelle Brüche in der herrschenden Ordnung zelebrieren."
( http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/regierung-stuerzen/hotel.html)

Das Solidaritätsbündnis für die Wagenplätze mobilisiert zusätzlich zur Demo vom 19.06. auch zu einer Fahrraddemo am 18.06. und stellt mehrere Aktionen in einen Zusammenhang. Im Flugblatt kritisiert das Bündnis die umsichgreifende Reppression: "Gegen diejenigen, die bewusst oder unbewusst, mit oder ohne Absicht gegen die Regeln des Systems verstoßen, wird mit verschärfter Kontrolle und Repression vorgegangen. So sind die Waren in Läden und Kaufhäusern immer effektiver gesichert, private Sicherheitsdienste sollen Fußgängerzonen ?sauber? halten, vermeintliche DrogenuserInnen werden von einem Viertel zum näxten gejagt und Arbeitszwang ist für viele SoziempfängerInnen schon Realität."

Dagegen setzt das Bündnis kollektive Aneignungen: "Dabei haben wir alle die Möglichkeit zu entscheiden ? nicht nur ?was kann ich noch bezahlen?? sondern auch: ?das will ich nicht mehr bezahlen.? Indem wir zum Beispiel zusammen einklauen gehen, Schwarzfahren durchorganisieren, leerstehende Häuser und Plätze besetzen, ohne Hemmungen vor Copyrights downloaden und Daten tauschen oder Konzerte und ähnliche Kulturveranstaltungen nichtkommerziell organisieren, können wirgemeinsam Freiräume für selbstbestimmtes und solidarisches Handlen innerhalb des bestehenden Systems erkämpfen und etablieren. (..) Ein Beispiel für das Aneignen von kollektiven Wohn- und Lebensräumen in Hamburg ist die Bauwagenbewegung. Seit der Räumung der Bambule im November 2002 fanden unzählige Demos und Aktionen in jeder Größenordnung statt."

Im Hinblick auf die geplante Räumung des Wendebecken, kündigen diese an den Platz nicht freiwillig verlassen zu wollen und kündigt stattdessen Widerstand an. "Um der Forderung nach dem Erhalt des Wendebeckens und aller anderen Wagenplätze Nachdruck zu verleihen, werden wir weitere Aktionen starten und uns mit Initiativen aus anderen Teilbereichskämpfen besser vernetzen. Denn Wagenplätze sind nur ein Teil der Freiräume, die in diesem System möglich gemacht werden müssen."
( http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/regierung-stuerzen/freiraum.html)

Das Zusammenfallen des geplanten Baubeginns im Schanzenpark, Anfang September, mit dem Räumungstermin des Wendebeckens, könnte hierbei für eine Vernetzung zu einem Motor und damit einer neuen Bewegung in Hamburg werden, die ihren praktischen Focus spätestens im nächsten Sommer im Schanzenpark finden wird.

Termine:
18.06. Fahrraddemo: "Wagenplätze bleiben!" Sternschanze 14.40 Uhr
19.06. Demo "kein Hotel im Wasserturm" 13 Uhr Steintorplatz
19.06. Soliparty für Prozeßkosten ab ca 21 Uhr Störte

jeden donnerstag "Mövenpick ausräuchern!"
Aktionsfenster und Bullenparade in der City

More:
Wagenplatz Solibündnis:  http://www.regierung-stuerzen.de
Wasserturm Bündnis:  http://www.schanzenturm.de
Infos über Harkortstraßenprozeße:  http://www.bambule-hamburg.org
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Ergänzungen

Es gibt wohl auch einen Macuser Block

surfpunk 11.06.2004 - 17:49
..da bin ich mal gespannt wie die PC-Dosenuser drauf reagieren :)

 http://www.macuser.de/forum/showthread.php?s=&threadid=41496

Die Soliparty im Störte...

nn 14.06.2004 - 16:31
...ist übrigens am Freitag den 18.06 und nicht am samstag den 19.06.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

Macuser Block — O.

ein lächeln — uestra

gibt´s das .. — ..hübsche bild..

aktionen bei mövenpick — eis-esser