Anti-EU-Aktion gegen Kreiswehrersatzamt

Bunter Nachrichten Dienst 08.06.2004 14:16 Themen: Militarismus
In der Nacht zum 8. Juni wurde ein Anschlag aus das Kreiswehrersatzamt in Wetzlar verübt. Schon von Weitem waren antimilitaristische Parolen und Sprüche gegen die Aufrüstung der Europäischen Union zu lesen, u.a. „Wer die EU wählt, wählt Krieg“, „Bundeswehr abschaffen“ und „Abrüstung jetzt“. Bei näherem Hinsehen fielen zahlreiche, beschädigte Fensterscheiben und rot-grüne Farbbeutel auf. Inzwischen erreichte die Redaktion des Bunten Nachrichten Dienstes (b.n.d.) ein anonymer Brief, der möglicherweise in Zusammenhang mit dem Anschlag steht. Die Ergebnisse einer ersten Recherche ...
++ Bericht der Ereignisse ++

Ein Zusammenhang mit der anstehenden EU-Wahl ist nahe liegend, wie auch die Polizei vermutet. Im Polizeibericht heisst es dazu: „Gegen 02.30 Uhr heute Nacht (07.06.04) wurden der Polizei in Wetzlar verdächtige Geräusche im Bereich des Kreiswehrersatzamtes in der Spilburgstraße gemeldet, eine Person sei weggelaufen. Eine sofort eingeleitete Fahndung verlief negativ. An der Fassade der Behörde stellten die Beamten fest, dass bisher Unbekannte mit Sprühfarbe die Wände beschmiert und Farbbeutel gegen das Haus geworfen hatten. Des Weiteren hatten sie mit Steinen mehrere Fenster im 1. Stock beschädigt.“

Das Reportage-Team des b.n.d. war vor Ort, um sich ein eigenes Bild von den angerichteten Schäden zu machen: Das Gebäude wurde von allen Seiten mit Farbbeuteln, dem Friedenszeichen und Parolen bestückt, teilweise mit sehr großen Lettern, so dass die Aussagen auch aus weiter Entfernung zu erkennen sind. Die Sprüche richten sich gegen Militär („Ohne Armeen kein Krieg“, „NATO Fighter runter holen“), Krieg („Nie wieder Krieg“) und stellen Bezüge zur Wahl her („Don’t vote war“, „Wer die EU wählt wählt Krieg“). Eine ganze Reihe von Fensterscheiben war teilweise zerstört.

Die Veränderungen zogen die Aufmerksamkeit vieler Besucher eines direkt anliegenden Restaurants auf sich, da viele Gäste ihr Auto auf einem Parkplatz hinter dem Kreiswehrersatzamt abstellen. Insgesamt wurde hier ein deutliches Zeichen gegen Militär und Krieg gesetzt. Innerhalb der letzten eineinhalb Jahre ist das bereits die zweite militante Aktion gegen die Einrichtung. Zu Beginn das Irak-Kriegs hatten Unbekannte einen Brandanschlag auf das Kreiswehrersatzamt verübt. Nach Angaben der Polizei hatte sich damals eine Gruppe namens „feministisch-antimilitaristische Zelle“ zu dem Anschlag bekannt.

++ Bekennerschreiben mit ungeklärtem Hintergrund ++

Am 8. Juni ging in der Redaktion des Bunten Nachrichten Dienstes ein anonymer Bekennerbrief ein. Ein Zusammenhang mit dem Anschlag gegen das Kreiswehrersatzamt geht nicht eindeutig aus dem Schreiben hervor, allerdings lautet die Überschrift „erklaerung zu den aktionen gegen parteien, behoerden und militaer“, welche die Verfasser als „protest gegen die grossmacht europa“ bezeichnen. Zudem werden Aktionsmethoden begründet: „die zersplitternden fenster sind ausdruck unserer wut. Die farbe ist protest und traum einer bunten welt zugleich.“ Im Wesentlichen setzt sich das Schreiben zusammen aus einem Aufuf zu „vielfältigem Widerstand gegen Europa, Wahlen und Herrschaft“, der vor kurzem in der autonomen Zeitung „Interim“ veröffentlicht wurde. Der Text ruft zu „Wahlprüf-Steinen“ auf, u.a. werden Aktionen gegen Arbeitsämter, deutsche Rüstungsfirmen und Kreiswehrersatzämter vorgeschlagen. Neben dem Bezug auf diesen Text haben die Verfasser am Rand eigene Kommentare hinterlassen, in dem sie die Anschläge begründen. Unterzeichnet ist der Text mit „autonome wichtel fuer freies leben“. Den Briefumschlag und die Erklärung haben wir eingescannt und dokumentieren beides an dieser Stelle.

Hinweis: Da der Redaktion die Verfahrensweisen der Polizei in Mittelhessen bekannt sind und nicht einschätzbar ist, ob die Verfasser Spuren hinterlassen haben, wurde das Schreiben vorsorglich verbrannt. Der Polizei steht es offen, sich ein Tütchen Asche in der Redaktion abzuholen, um die hiesige Aservatenkammer zu bereichern. Informationen zur Militarisierung der EU finden sich unter  http://www.imi-online.de
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Ergänzungen

Pressestimmen ...

b.n.d.-büro 08.06.2004 - 14:54

Das größte imperiale Projekt seit 1945

Anitfa 08.06.2004 - 16:49
"Das größte imperiale Projekt seit 1945 -
Über die Folgen der EU-Osterweiterung für die zehn neuen und für die bisherigen Mitgliedsländer"
 http://www.jungewelt.de/beilage/index.php?id=348

"Hintergrundbericht: Verfassung für ein exklusives militärisches
,,Kerneuropa""
 http://www.german-foreign-policy.com/de/news/article/1069887600.php

"Regelung des Warenaustauschs nach
dem Grundsatz der europäischen Präferenz gegenüber den
außereuropäischen Ländern mit dem
späteren Ziel einer europäischen
Zollunion und eines freien europäischen
Marktes, europäisches Zentralclearing
und feste innereuropäische
Währungsverhältnisse mit dem späteren
Ziel einer europäischen
Währungsunion." - Entwurf für eine
Denkschrift des Auswärtigen Amtes über
die Schaffung eines "Europäischen
Staatenbundes", 9. Sep. 1943 (in: Opitz,
Europastrategien des deutschen Kapitals,
S.965)

"Nazi Plans for European Union"
 http://f51.parsimony.net/forum203170/messages/1040.htm

wunder wunder

wer 09.06.2004 - 00:37
Ich dachte auch immer, dass Linke nicht darüber spekulieren, wer wo welche Straftat begangen hat, und schon gar nicht öffentlich, aber egal. Ich glaube auch nicht, dass Revolution durch Farbbeutel zustande kommt. Aber zu einer Revolution gehören viele Elemente, gute symbolische Aktionen und der Aufbau neuer Strukturen ohne Herrschaft. Wenn Freiräume, autonome Zentren, Wagenplätze und andere Orte nicht nur Nischen bleiben sollen, braucht's aber auch Öffentlichkeitsarbeit in all ihren Facetten. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass die Aktion gegen das Kreiswehrersatzamt viele Leute mindestens irritiert, die daran vorbei gehen. Diese Aufmerksamkeit kann für weitergehende Diskussionen mit Leuten genutzt werden.

Zur Sache mit den Denkmustern der Gegner: Ich halte die Aktion für eine symbolische, d.h. ich sehe da nicht, dass irgendwer glaubt, damit allein könnten Kriege gestoppt oder Staaten gestürzt werden. Das wäre sicher ein komisches Verständnis von Militanz. Wie jede gute Aktion soll sie auf irgend etwas aufmerksam machen. Ob das gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt.

so krass

ist das 10.06.2004 - 01:52
mit den militärplänen der eu:  http://de.indymedia.org/2004/05/84192.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Gratulation! — antiSpinner

der feind steht im eigenen amt — (muss ausgefüllt werden)

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