Kolonialdenkmal in Witzenhausen umgewidmet!

entschaedigung sofort 05.06.2004 15:06 Themen: Antifa Militarismus Weltweit
am 5.6.2004 wurde die büste des ersten leiters der deutschen kolonialschule in witzenhausen bei kassel, e.a. fabarius, in beton und metall gehuellt und damit umgewidmet zu einem
"mahnmal zum gedenken an die von deutschen kolonialisten ermordeten".
die geschichte des deutschen kolonialismus ist eine geschichte von enteignung, vertreibung, misshandlung, folter, vergewaltigung, zwangsarbeit, mord, genozid. hunderttausende menschen sind während der zeit der deutschen kolonien in afrika ermordet worden.
die geschichte des kolonialismus ist aber auch eine geschichte des widerstandes.
vor 100 jahren, im jahre 1904, begann der aufstand der herero und nama gegen die deutschen besatzer in namibia. er wurde blutig niedergeschlagen: von 80 000 überlebten nur 12 000 angehörige der herero und nama. für diesen genozid gibt es von deutscher seite bisher keine entschuldigung und entschädigung. stattdessen wird in deutschland ungebrochen die koloniale tradition gepflegt - wie hier in witzenhausen!
auch absolventen der 1898 gegründeten deutschen kolonialschule, die so genannten "kulturpioniere", waren teil der deutschen schutztruppen und an diesem völkermord beteiligt. die "kultur", die in witzenhausen gelehrt wurde, gründete sich auf rassismus und einen aggressiven nationalismus. ganz gemäß dem motto, zu dem sich fabarius bekannte: "am deutschen wesen soll die welt genesen"
vor dessen büste gedenkt der verband der tropenlandwirte (die absolventenvereinigung von kolonialschule und ihrem nachfolger, dem deutschen institut für tropische und subtropische landwirtschaft) alljährlich seiner toten mitglieder und stellt sich damit bewusst in die tradition des deutschen kolonialismus.

SCHLUSS MIT DER VERKLAERENDEN TRADITIONSPLEGE !

KEINE EHRUNG DER "KULTURPIONIERE" UND ANDERER KOLONIALISTEN !

ENTSCHAEDIGUNG ALLER OPFER DES DEUTSCHEN KOLONIALISMUS !


initiative entschaedigung sofort.
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Ergänzungen

Zu Fabarius

sandankoro 05.06.2004 - 17:56
Der erste Leiter der Schule ist doch den heutigen Schülern kaum noch bekannt, so sind die meisten der heutigen Studies eher links eingestellt und vertreten sicherlich keine kolonialistische Einstellung, soviel zum Thema Kontinuität. Ich kann auch kaum irgendwo in der BRD eine Pflege kolonialer Traditionen erkennen, einmal abgesehen von einer Reihe fragwürdiger Denkmäler wie z.B. in Hamburg, welche aber auch zum Teil bereits in der Öffentlichkeit kritisch wahrgenommen werden und auch nicht Anlass zu Veranstaltungen oder Zeremonien sind sondern einfach irgendwo in Parks vermoosen.
Es wäre sicherlich sinnvoll die Studies und MitarbeiterInnen in Witzenhausen über die Geschichte des Kolonialismus und der Schule besser aufzuklären. Die meisten sehen nämlich zu Recht ihre Schule nicht als Kolonialschule wie vor 100 Jahren noch sondern als Fachinstitut für tropische Landwirtschaft.

Die Frage der Entschädigung für die Opfer des Kolonialismus sollte nicht an den wenigen noch lebenden Opfern fest gemacht werden, sondern an einem generellen Umdenken in der Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik, das würde den Menschen vor ort nämlich mehr helfen als ein paar hundert Euro Entschädigung die dann auch noch zum größten Teil in dortigen und hiesigen Strukturen versickern.

Fakten über Namibia

Sam Nujoma 05.06.2004 - 22:26
> vor 100 jahren, im jahre 1904, begann der aufstand der
> herero und nama gegen die deutschen besatzer in namibia.

Richtig, die Jahreszahl und der Inhalt stimmt. Aber was der Autor vergessen hat, ist die Tatsache, dass die Hereros gar nicht die Ureinwohner Namibias sind und selber Besatzer waren. Die Ureinwohner Namibias sind die Buschmänner. Eigentlich sind sogar die San die ersten Bewohner Namibias. Die Hereros kamen etwa 100 Jahre vor den Deutschen nach Namibia, unterjochten die Buschleute und hielten sich diese als Haussklaven. Es gibt in Namibia übrigens noch andere Bevölkerungsgruppen, z.B. die Damaras, die Capriviens, die Métis, die Names, die Kavangos und eben die europäischen Weiße.

> für diesen genozid gibt es von deutscher seite bisher
> keine entschuldigung und entschädigung.

Ja aber wen soll man den heute entschädigen? Kein einziges Opfer lebt heute noch. Selbst wer im Jahre 1904 erst zehn Jahre alt war, müsste nach Adam Riese jetzt 110 Jahre alt sein. Es mag truarig klingen, ist aber die Realität: Die Opfer sind allesamt tot, Deine Initiative kommt exakt 100 Jahr zu spät.

@N.N.

Otto 05.06.2004 - 22:34
> Weiß jemand Angehörige welcher deutschen Gesellschaftsschichten
> in den Kolonialarmeen waren und später in Afrika gesiedelt haben
> oder angesiedelt wurden?

Ja, die sog. Schutztruppe wurde aus Teilen der Marine rekrutiert. Die Marine war traditionell eher proletarisch organisiert (dies ist nicht abwertend gemeint). Das Offizierskorps setzte sich aus Freiwilligen zusammen und bestand aus den üblichen Schichten der Offiziere im Kaiserreich. Die "Schutztruppe" bestand anfangs aus 700 Soldaten und wurde dann wegen des Hererokrieges auf rund 7.000 Soldaten aufgestockt. Ein Tipp, wer sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigen will: Viele Bücher aus der ehemaligen DDR zum Thema enthalten falsches Zahlenmaterial und werden von der Forschung heute als unseriös angesehen.

...ein Akt von Sinnlosigkeit

xxx 06.06.2004 - 12:53
Hi Leute,

in Witzenhausen aht sich in den siebzigern wie a´n vielen anderen deutschen Unis eine starke Links-alternmative Szene entwickelt. Im Gegensatz zu anderen Unis lebt diese bis heute weiter. Warum? Nun:

Die ehemalige Kolonialschule wurde schon nach dem Krieg eine einfache Landwirtschaftshochschule, die aber weiter auch tropische Landiwrtschaft unterrichtete.
In den siebzigern dann Angliederung an die Uni Kassel, damals Gesamthochschule.
Aufgrund der Entwicklung innerhalb der Studentschaft und auch im Lehrkoerper 1983 der erste Lehrstuhl fuer oekologische Landwirtschaft !!!
Da hat noch niemand anderes daran gedacht, dass mensch sowas auch unterrichten koennte (von den bio-dynamischen Kursen mal abgesehen).
Mitte der 90er, als dann das aus aufgrund von zuwenig Studenten zur Debatte stand, diese aber schon merhheitlich fuer eine nachhaltige landwirtshcaft waren, kam dann die Idee eines kopletten Studienganges auf, der oekologische Landwirtschaft lehrt.
Der erste und noch immer einzige in Deutshcland und Europa.
Zwar gibt es viele Unis die inzwischen Aufbaustudiengaenge anbieten,a ber nciht in der Koplexitaet, wie in Witzenhausen.
Und die tropische Landwirtschaft? Die gibt es noch immer und wird auch dringend gebraucht, denn wie wollen wir den den Menschen in Afrika oder Lateinamerika helfen eine nachhaltige landwirtshcaft zu entwicklen, wenn wir keine Ahnung von deren Anbaubedingunen, Kulturen und Kulutr haben?
Zweitens dient dieser Studiengang sehr stark dem Wissentransfer in die dortigen Regionen, nicht nur ueber ehemalige Witzenhauser Studenten, die weltweit in landwirtshcaftlichen Entwikclungsprogrammen anzutreffen sind, sondern auch direkt, indem Studenten aus diesen Teilen unserer Erde in Witzenhausen ausgebildetet werden.
Wer einmal in Witzenhausen gewesen ist, wird wissen, dass es dort kaum Studenten gibt, die auf der Synmpathieliste der NPD stehen.
Sowohl von ihrer Herkunft her, als auch von ihrer Denkweise her.
Es gibt wohl kaum eine gemischtere Studentenschaftin Deutschland, die aber Groesstenteils aufgrund von Ideen, diese Welt alternativ zu veraendern, zusmamnelebt, -studiert- und -feiert.
Dass es einmal Kolonialschule gewesen ist, ist den Studenten sehr wohl bewusst - aber die Denkweisen der Gruender dieser Schule und die der jetzigen Studenten: nun groessere Differenzen gibt es kaum.

Einige Ideen fuer weitere Aktionen:
Die Uni ist in einem ehemailgen Kloster untergebracht, verfolgt dioch mal ein paar Studenten, um sie fuer die Hexenverfolgung zur verantwortung zu ziehen.
Oder wie waere es, aus diesem bunten Haufen Oeko-Studenten einige zur Rechenschaft zu ziehen, weil sie sich trauen an einer Uni zu studieren an der auch Walter Darre gewesen ist. Nicht dass sie noch weiter durch ihre Anwesenheit dort, das Blut-und-Boden-Denke aufsaugen.

Oder kurz: Ueberlegt naechstes mal einfach etwas mehr, bevor Ihr Aktionen startet, und damit eine der denkmaessig fortschrittlichsten Unis in sinnlose Zusammenhaenge rueckt.
Lasst doch die paar alten Maennel da einaml im Jahr rumstehen, leben eh nicht mehr lange.
Und bevor sich jemand ereifert: Ja, ich kenne die deutsche Kolonialgeschichte und ich moechte sie mit diesem Artikel hier auf keine Weise verteidigen!

Der deutsche Kolonialismus ist 1200 Jahre alt

jW-Leserbrief 07.06.2004 - 14:52
"1200 Jahre

* Zu jW vom 30.4./1./2. Mai: »Unter Reichsschutz‹«

Im Artikel steht: »Vor 120 Jahren begann die Geschichte des deutschen Kolonialismus«. Dies ist nicht korrekt, der deutsche Kolonialismus begann schon vor 1200 Jahren im 8. Jahrhundert unter Karl dem Großen und nicht vor 120 Jahren. Schon im Jahre 789 führte Karl der Große einen Feldzug gegen die Sorben. Dieser und ihm nachfolgende deutsche Könige, Markgrafen und Fürsten führten Eroberungskriege gegen die Sachsen und die wendischen Stämme im Osten durch, um diese Gebiete zu unterwerfen und zu kolonisieren. Besonders skrupellos war dabei der Markgraf Gero, der 939 unter schändlichem Bruch des Gastrechtes 30 sorbische Fürsten bei einem von ihm gegebenen Gastmahl massakrieren ließ, da er die Sorben auf dem Schlachtfeld nicht besiegen konnte.

Nach Unterwerfung der Sorben wurden deutsche Kolonisten dazu aufgerufen, in das Land zu ziehen, in dem »Milch und Honig fließen«, und eine rücksichtslose Germanisierung der slawischen Siedlungsgebiete begann (auch »deutsche Ostsiedlung« oder »Ostkolonisation« genannt), die bis heute andauert. Der Raum östlich der Elbe-Saale-Linie war slawisches Siedlungsgebiet, das später von den deutschen Kriegsfürsten und Kolonisten erobert wurde.

Deutsche Imperialisten beziehen sich heute ausdrücklich wieder auf die Eroberungspolitik von Karl dem Großen, wie der »Karlspreis« zeigt. In der deutschen Kriegsdoktrin von 1992 steht deshalb auch wieder: »Ohne Deutschland ist es unmöglich, die osteuropäischen Völker zu integrieren.«"
 http://www.jungewelt.de/2004/05-06/025.php

"Unter »Reichsschutz«"
 http://www.jungewelt.de/2004/04-30/033.php

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