500.000 in Rom - mehr Fotos

FotoFixx 04.06.2004 21:25 Themen: 3. Golfkrieg Militarismus Weltweit
Bush in Rom ... Mehr als 500.000 (schreibt CNN) in Rom auf der Straße. Den ganzen Tag über gabs Blockaden und direkte Aktionen wie Farbbomben auf Regierungsgebäude, Fiat oder Banken. Augenzeugen berichten von agent provocateurs, die wie in Genua die Stimmung anheizen sollen. Gegen 16.00 sind 150.000 auf der Straße, 1 Stunde später ist von 200.000 die Rede. Die Polizei will anfangs nur 7.000 sehen, korrigiert sich dann aber auf 500.000.
Zwischendurch: Einige hundert Vermummte trennen sich zwischenzeitlich von der Demo, machen irgendwelche Aktioonen und kehren zurück. Ob es sich um einen Black Block oder Zivilpolizisten handelt, ist nicht klar. Teilweise gibts Angriffe auf die Polizei, die sich noch zurückhält. Demonstranten versuchen die Vermummten wegzudrängen.

- Der Empfang eines Imperators in Rom (von 16:55 Uhr)
- Bush-Besuch - Rom im Ausnahmezustand (erste Fotos) (von 14:09 Uhr)
Die Demonstrationen sind noch nich beendet ... Mehr dann später oder in den Ergänzungen
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Noch ein paar weitere Dinge

Ergänzung 04.06.2004 - 21:42
Deutschsprachige Medien beginnen vorsichtig über die Proteste zu berichten. Bei Reuters wird sogar der Polizeistaat erwähnt:

Auf den Dächern rund um das US-Botschaftsgebäude, wo Bush sich nach seiner Ankunft am frühen Morgen aufgehalten hatte, wachten maskierte Scharfschützen der Polizei. Über der Innenstadt kreisten Hubschrauber. Vor dem Hauptbahnhof formierten Spezialeinheiten der Polizei mit Schutzschilden eine Kette. Dort überstieg allerdings die Zahl irritierter Touristen die der ankommenden Demonstranten.
 http://www.reuters.de/newsPackageArticle.jhtml?type=topNews&storyID=523556§ion=news


Zur Marke Lupin: Bei Indy-Italien heisst es in Kommentaren, daß mittlerweile nicht mehr nur die Faschisten diese Marke tragen. Dennoch sieht der Typ auf dem Foto ziemlich merkwürdig aus. Bis aber nichts genaues raus ist, sollte nicht spekuliert werden.



Agent Provocateur?

Anmerkung 04.06.2004 - 22:25
In Italien gibt es eine sehr enge Vernetzung zwischen Faschisten, Polizeiapparat, Mafia und Geheimdiensten. Das Gladio-Netzwerk ist dabei nur eine Schnittstelle. Die Person auf dem letzten Bild kann auch ein Fascho sein, der nicht bei der Polizei arbeitet. In Genua nahmen (wie sich später herausstellte) neben agent provocateurs der Polizei auch militante Faschisten an der Demo teil, um mit Aktionen Polizeirepression zu rechtfertigen.


Wer mehr zu diesem Thema wissen will:

Dario Azzelini: "Genua" - Verlag Assoziation A

Film: Die Blutigen Tage von Genua (WDR)
Download: ed2k://|file|[indymedia].[indypeer.org].wdr-die.story.-.gipfelst%C3%BCrmer-die.blutigen.tage.von.genua.(tvdivx3).avi|670795776|87916aa471da44203345f6ecce90d39d|

Innenminister bleibt bei 6-7000

roter faden 04.06.2004 - 23:50
Der Protest sei ein Flop gewesen, so geben es die Medien aus dem Munde Berlusconis weiter. Die Wahrheit sieht anders aus. 500.000 kommt von CNN. Wen die von der Regierung oder von der Polizei gefragt haben, um die Antwort 500.000 zu bekommen, ist unklar. Die Organisatoren schätzen 200- bis 250000 Menschen und viele Demonstrationsteilnehmer schätzen ähnlich, bis zu 300.000.
Allerdings sind damit die Demonstrationsteilnehmer. Bush Gegner waren aber an vielen Orten. Und tierisch viele Römer waren zusätzlich nicht direkt als Demonstrationsteilnehmer, aber aus gegebenem Anlass ebenfalls unterwegs, das geht aus zahlreichen Interviews der freien Radios hervor.

Die Bewegung hat jedenfalls haushoch gewonnen. Und echt was geleistet. Politisch, organisatorisch und zahlenmäßig. Es ist ein Werktag! und Hunderttausende lassen es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Die Zahl der Menschen, die kamen, hat alle Erwartungen weit übertroffen. Nichts da. Wie schon in Genua, kamen Hunderttausende von denen jeder Einzelne hundertprozent sicher war, dass er/sie hin MUSS und das auch absolut will. Bush MUSS sich angesichts dessen ärgstens zerknirscht fühlen: Italien hat ihm aufs schärfste klar gemacht, dass seine Politik von den Italienern abgrundtief geächtet wird. Entsprechend sieht er in Bildern vom Tag auch aus und Berlusconi macht sich kein Bisschen besser. G.W. wusste wie Sein Freund Silvio wohl vorher schon ganz gut, was auf ihn zukommen sollte, denkt man sich, wenn man die Bilder seiner Ankunft mitten in der vergangenen Nacht am Flughafen Ciampino sieht.

Es ist eine großartige Aktion gewesen. Millionen geht es heute Abend richtig gut. Von wegen flop. Über dieses Ereignis wird man in Italien noch lange reden.

Anmerkung

direkte aktionen 05.06.2004 - 02:17
Vorsicht mit der Schwerpunktsetzung. Farbbomben auf Regierungsgebäude, Fiat oder Banken waren nur einige Aspekte von extrem vielfältigen Initiativen. Das ist nicht unerheblich, weil der Schwerpunkt des Konzept Kommunikation und nicht Angriff war. Ich werde bei Gelegenheit näher darauf eingehen. Farbbomben und die sonstigen militanten Performances allein haben die Wucht des Tages jedenfalls ganz bestimmt nicht ausgemacht. :)

Frage an Roter Faden (und andere)

Interessent 05.06.2004 - 03:28
Wie bekannt ist den Leuten in Italien, was wirklich in Rom geschah? Indymedia oder linke Zeitungen werden bestimmt trotz der Stärke Sozialer Bewegungen nicht von Millionen konsumiert. Kann es sein, daß viele Menschen in Italien die Lügen glauben?

Verschwörung?

hegelxx 05.06.2004 - 03:29
Sind Linke jetzt "gelabelt" (Lupin)? Ich dachte, das ist unter Globalisierungsgegnern eher umstritten (Naomi Klein).

Aber daß da Faschisten und Polizei, gar Mafia und Geheimdienste zusammenarbeiten, das hat schon den Ruch einer "Verschwörung"... das bleibt doch wohl umstritten. Da müssen Belege her! Keine irren Vermutungen! (Ich möchte da jetzt nicht gleich von pathischer Projektion sprechen, es handelt sich eher um Selbstüberschätzung (auch Projektion)...)

greetz

@ hegelxx

Ideologie nutzt niemanden 05.06.2004 - 03:42
Belege für diese Zusammarbeiten gibts ja nun wahrlich genug. Die großen Politskandale der 80er drehten sich um P2 und Gladio. Du solltest schon mal den angegebenen Links folgen. Wenn Du natürlich beharrlich ignorierst, was es an Fakten gibt, ist es klar, daß Du nichts über die Dinge weisst. Aber bitte sei dann nicht so arrogant und spiele den Wissenden.

Aliianz Mafia Geheimdienst Faschisten

Nunca Mas 05.06.2004 - 14:23
In Italien starben von 1969 bis 1980 über 100 Menschen bei terroristischen
Gewaltverbrechen. Die Ausführenden waren Faschisten, unter anderem Mitglieder der Organisation Neue Ordnung. In allen Prozessen zu den Massakern tauchten Agenten/Informanten des Geheimdientes SID oder Carabinieri als Mittäter auf.

Im Prozeß zum Anschlag auf dem Bahnhof von Bologna (1980) wurde der Chef des Geheimdienstes verurteilt, weil er falsche Spuren gelegt hatte.

Warum hat der das wohl getan?

Bei den Ausschreitungen von Genua waren Mitglieder der faschistischen Organisation Forza Nuova maßgeblich beteiligt. Das Polizeipräsidium von Genua wußte im Vorfeld, daß Faschisten versuchen würden, als Autonome verkleidet Stimmung zu machen. Ein Dossier dieses Inhalts wurde von der genuaeser Tageszeitung Secolo XIX veröffentlicht, auch hat darüber eine Debatte im italienischen Parlament stattgefunden.

Als Automome verkleidete Schläger entstiegen Polizeiautos, das ist auf Photos festgehalten.

Welches Interesse hat der Staat an der Gewalt?

Daß die Mafia - pars pro toto- und der Staat gemeinsame Interessen haben, bedarf wohl keiner näheren Erläuterungen. Beide wollen die Aufrechterhaltung der bürgerlichen Ordnung.

Diese Teilidentität der Interessen fand unter anderem Ausdruck in den Mafia- Kontakten des ehemaligen christdemokratischen Ministerpräsidenten Andreotti. Er mußte sich zweimal vor Gericht verantworten. Einmal als Anstifter des Mordes an dem Journalisten Pecorelli, zum anderen wegen Mitgliedschaft in einer mafiotischen Vereinigung. Er wurde zwar jeweils in den unteren Instanzen verurteilt, aber schließlich doch freigesprochen.

Kurz: Wer hier vom " Ruch einer Verschwörungstheorie" schreibt, gehorcht wohl eher einem Reflex. Selbst die bürgerlichen Gerichte und die parlamentarischen Untersuchungskommissionen haben Belege zuhauf für die Kooperation von Teilen des Staates, der organisierten Kriminalität und den Faschisten geliefert.




Amtwort an Interessent

rf 06.06.2004 - 09:45
Die Frage ist gut und sehr berechtigt. Die Antwort: Was in Rom geschah wurde trotz der Mediengleichschaltung immerhin weit mehr bekannt, als es Berlusconi und seinen Leuten lieb ist. Es ist schwer Dinge, die im Werden sind abzuschätzen, aber es sieht wirklich so aus, als sei die Kraft der unabhängigen Gegeninformation proportional zum inzwischen dramatischen Demokratieabbau im Informationswesen gewachsen. Es gibt zumindest im Internet bei weitem mehr als nur Indymedia, gerade weil unabhängige und plurale Information sonst kaum noch vorhanden ist. Einige Websites zählen konstant ein breites Publikum. Und Indymedia selbst wird bei solchen Anlässen extrem gut besucht, dazu trägt nicht zuletzt die Tatsache bei, dass die Website früher oder später wenn die "Bewegung" mal wieder im Mittelpunkt steht offen zitiert wird. Das geschah in der Vergangenheit schon öfter und nicht selten mir riesigem Trara. Da wird schon mancher aufmerksam. Meistens geht es dabei um Kriminalisierungsversuche, was Medienkonsumenten aber nicht daran hindert, sich die Site dann doch anzusehen.

Gerade in Zusammenhang mit dem Bush Besuch war es einen Tag vor der Demonstration wieder der Fall und das sogar recht neutral, d.h. es ging nicht darum, die x-te Attacke auf das italienische IMC zu starten, sondern viel mehr um ganz anderen ein Signal zu geben. La Repubblica zitierte Punkt für Punkt alle wichtigen essentials aus einem im IMC feature zum Bush Besuch veröffentlichten Knigge für den Medienaktivisten. Wann macht Mensch wo welche Aufnahmen, wie sorgt Mensch vor Ort und langfristig dafür, sich selbst und das Material zu schützen, was sollte Mensch bei Veröffentlichung beachten etc. Das haben viele Tausend gelesen, die sonst nicht gerade Indymedia lesen.

Im Grunde aber hat wenn überhaupt nur lesendes und mit pc ausgestattets Volk Zugang zu dem wahren Segen an Gegenöffentlichkeit, den Mensch mitunter im Italienischen Netz findet. Wer sich über TV informiert ist hoffnungslos der schlimmsten Meinungsmanipulation ausgeliefert. Aber: Menschen reden miteinander. Ein gewisses Quantum erfährt vom Nachbarn, vom Kollegen oder vom Familienangehörigen wie was gewesen ist. Als am zwanzigsten März weit über eine Million Menschen gegen den Krieg demonstrierte, wurde der gigantische Auftritt dieser SELBSTORGANISIERTEN (!) Bewegung einfach vom Tisch gewischt.

Nun waren also sagen wir ruhig mal zwei Millionen dabei, wenn man die Römer, die spontan mitgingen oder zumindest näher kamen, als das Volk der Regenbogefahnen Rom überschwemmte, mitzählt. Dann waren da zig Busfahrer und Zugschaffner und Bahnreisende, die mit den aus allen Ecken Italiens in Berührung kamen. Bürger und Händler konnten die Masse auch nicht übersehen. Und es waren pro Teilnehmer noch andere, die nicht dabei sein konnten aber inhaltlich im Bilde waren und alles genau verfolgten. Sagen wir also getrost, 2 Millionen Direktmultiplikatoren plus x haben dann die Wahrheit in ihr jeweilges Umfeld getragen. So entsteht dann doch ein Gegenbild zu den Lügen.

Dafür, dass es sich um ein ernsthaftes Gegengewicht zu der Mediengleichschaltung handelt, gibt es einige gute Indikatoren: Aller Propaganda und Angstmache zum Trotz kamen Abertausende nach Rom, um Bush klar und deutlich zu ächten. Man hatte mit nicht weniger gedroht, als dass es Tote geben würde, aber die Menschen haben sich aber nicht lumpen lassen. Und Bush und Berlusconi wurden allein gelassen. Der Petersplatz war total leer, als G.W.B. zum Papst ging. Eine proamerikanische Veranstaltung fiel mehr als kläglich aus und auch sonst gab es kein Volk, das etwas für die beiden übrig hatte.

Ein Glück, dass die Menschen miteinander reden. Ein Glück, dass so viel gekämpft wird. Überall. Zugegeben, man kann nicht alles als revolutionär verbuchen, aber dass in Italien Widerstand von Unten wächst und immer breiter und entschlossener wird ist unübersehbar.

Nachtrag 8:45 + Korrektur

rf 06.06.2004 - 10:56
Die Korrektur zuerst:

Antwort und nicht "amtwort" soll es in der Überschrift meiner Ergänzung heißen. Das zu korrigieren ist dringende Ehrensache Ich habe keine Ämter und will auch keine haben. :) Sorry. Tippen ist derzeit wegen krassen Glenkentzündungen, die auch meine Figer arg belasten, ziemlich schwer.

Der Nachtrag: Wie Mensch sonst mit der Mediengleichschaltung fertig wird, steht auf einem anderen Blatt. Wenn Hunderttausende etwas erlebt haben, werden sie sehr wohl weitertragen, was war. Aber die Verschleierung der Schweinereien, wegen denen es so viel Leid auf der Welt gibt, die bleibt schwerer aufzudecken. Und genau so schwer lässt sich gegen den in Italien gefährlich grassierenden, durchaus offen faschismusnostalgischen Geschichtsrevisionismus und die auf die Interessen der Berlusconi Regierung zugeschnittenen Medieninhalte ankämpfen. Doch auch hier zeigt sich, dass Menschen reagieren.

Hunderte Blogger sammeln mitunter sehr konstruktiv, kritisch und aktiv Informationen, die sie im Netz zur Verfügung stellen und einige Personenzusammenhänge betreiben websites, die regelmäßig Gegeninformationen und kritische Analyse anbieten. Aktivisten schaffen Öffentlichkeit wo immer sie können. Tehemen werden im Kleinen alltäglich, aber auch ganz groß immer öfter ohne Zögern angepackt - hier ein Beispiel aus der vergangenen Woche: Locker lässig schüttelte ein sich in etwa wie oben beschrieben austauschendes Volk aus dem Nichts, ein Volk, das sich immer rotinierter selbständig verständigt, die Blockade von 5 Websites aus dem Ärmel um gegen das schrecklich restriktive Urbani-Gesetz  http://www.heise.de/newsticker/meldung/47762 zu protestieren. Man geht von über einer Million menschen aus, die sich an der Blockade beteiligten. Einfach so, aus dem Nichts der Menschen, die anfangen, miteinander zu reden und sich zusammentun, weil sonst nichts mehr geht, einenander erzählen warum und wie man´s macht.

Nicht unerheblich ist auch die Welt des so genannten Associazionismo, die Welt der Initiativen, die sich mit kontinuierlichen Aktivitäten irgendeiner Sache widmen. Das sind Hunderttausende Menschen, die gerade wegen der Art der Initiativen, die sie betreiben, jeweils im eigenen Territorium tief verankert sind, in den Städten wie auch in entlegenen Dörfern. Menschen, die gut Bescheid zu ihrem Thema wissen, durch ihre Arbeit Bertrauen im Umfeld genießen und durch Vernetzung mit anderen Gruppen auch für das eine und andere mehr sensibilisiert sind und das reflektieren. In jedem Fall scheint sich die direkte Kommunikation auch in dieser Form sehr gut zu bewähren. Ein in Italien seit längerem in den sozialen Bewegungen aktiv transportiertes Prinzip ist die so genannte "condivisione dei saperi", das Teilen des Wissens, wobei "saperi" im Italienischen bewusst im Plural formuliert wird, weil es darum geht, die Existenz ganz unterschiedlichen Wissens zu betonen, das eben deshalb um so mehr geteilt und ausgetauscht gehört, wenn Mensch eine andere welt möglich machen will.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

conspiracy — gon

Anmerkung — ...

@tao — mu

@ tao — ich

Boykott — N.N.

Hallo Ods — Frage/rf

Hallo rf — Pete