BUKO goes Downtown

Alex 22.05.2004 18:38 Themen: Biopolitik Soziale Kämpfe
Der zur Zeit in Kassel stattfindende Bundeskongress Internationalismus Nummer 27 dient nicht nur dem Austausch, er zeigte sich heute auch von seiner praktischen Seite: Buko goes Downtown.
Um 14:00 wurde es richtig voll auf dem Campus der Uni Kassel. Leute mit bunten Plakaten unter dem Arm, oder andere, die Kisten mit genfreiem Saatgut schleppten. Auf dem nur 5 Minuten entfernten Königsplatz, inmitten der Kasseler Einkaufsmeile, wurde es auf einmal ungewöhnlich laut und bunt.

Die Leute von der Buko-Pharmakampagne mit ihrem Theaterbus waren schon da und erzählten die Geschichte von Schneewittchen, das fast an der gefährlichen Schlafkrankheit gestorben wäre, weil Forschung gegen Tropenkrankheiten der Pharmaindustrie kein Geld bringt. Die heutigen 3 Vorstellungen waren der Auftakt einer Tournee, auf der der Bus eine Woche lang Städte in ganz Deutschland anfahren wird.

Die Kampagne gegen Biotechnologie stellte sich wenig später mit ihrem Stand dazu, auf der anderen Seite der Straßenbahngleise, und verteilte Infomaterial und kleine Tütchen mit gentechnisch unbehandeltem Saatgut - für den Blumentopf zu Hause, oder um die kahlen Flächen in der Innenstadt ein wenig aufzupeppen.

Dann gab es noch ein Grüppchen, das auf einem "alternativen Stadtrundgang" die Schattenseiten von Kassel in Augenschein nahm: privatisierte Flächen, privatisierte Straßen, privatisierte Kliniken,
privatisiertes Wasser, privatisierte Post, Modellprojekt "Pauschalierung der Sozialhilfe", Studiengebühren...

Die meisten allerdings spielten "Yomango". Das Wort ist spanischen Ursprungs und heißt so viel wie "ich klaue". Es geht hierbei jedoch nicht um bloße persönliche Bereicherung, sondern Yomango ist als Performance konzipiert: eine Gruppe von Tangotänzern, die zu Musik aus der Quetschkomode den Supermarkt von Champagner befreit, der wenig später in Fillialräumen dubioser Bankgesellschaften geköpft wird. Oder die gute Fee, die einem armen Schlucker ein nettes neues Kleidungsstück aus dem Schlußverkauf organisiert - dieses Kleidungsstück wurde wenig später Teil einer Kunstausstellung. Es geht um Aneignung, um das (in dieser Form symbolische) Befriedigen der eigenen Bedürfnisse, ob diese nun notwendig sind oder erst künstlich geschaffen durch die Werbung. Jeder hat Bedürfnisse, nur die wenigsten das Geld zu ihrer Befriedigung. Yomango regt zum Nachdenken an. Yomango stellt das gesamte System in Frage. Yomango ist aber auch ein Drahtseilakt.

Also, Yomango auch in Kassels Innenstadt. Umsonst ins Museum zum Bilderschauen und dabei noch die Kaffeebar plündern. Leider kümmerte sich niemand um die Frau am Ticketschalter, die nicht nur völlig
überfordert mit der Situation war, sondern auch kurz davor, Tränen zu vergießen. Was gerade geschah, hat sie nicht verstanden, und anscheinend hat es ihr auch niemand erklärt.
Dann ging es weiter zu H&M, und Minuten später wirbelten auf der Straße vor dem Laden bunte Kleidungsstücke durch die Luft. Jetzt tauchte auch die Polizei auf, die sich vorher in Form eines einzigen Streifenwagens sehr im Hintergrund gehalten und im Museum dann lediglich im Anschluß die Strafanzeige aufgenommen hatte. Mit einem Sixpack kamen sie angedüst, unter die Performance mit den wirbelnden Kleidungsstücken mischten sich dann auch aggressive Rufe. Die Angestellten von H&M versuchten, die jenigen zu identifizieren, die im Laden gewesen waren, die Performance wurde beendet, und die Menge zog geschlossen zurück zum Campus. Dahinter 6 oder 7 Streifenwagen, die zur Zeit noch vor dem Eingang zum Campus stehen.
Interessant war vor allem die Reaktion der Passanten: sie werden heute abend viel zu erzählen haben.
Positive Resonanz war kaum zu erkennen, dann doch eher Empörung und Unverständnis über die kollektive Plünderung. Yomango soll provozieren, soll Denkanstöße liefern, soll zur Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen zwingen. Yomango ist noch jung. Niemand kann sagen, was am Ende dabei herauskommen wird.
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Ergänzungen

Gesetze kann man nicht essen

gX 22.05.2004 - 19:53
In Barcelona wurde Yomango von Passenten oft mit viel Sympathie aufgenommen. In Deutschland ist das anders. In Deutschland denken die Spießer, daß man Gesetze essen kann, in Deutschland würden viele eher verhungern, als Gesetze zu übertreten. Andererseits ist Deutschland sehr wohlhabend, die meisten Normalbürger in Kassel haben im Monat mehr als 1000? zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, daß nichtvermittelte Aktionen wie Yomango (von "punkig" aussehenden Freaks) sowieso Ablehnungsreflexe auslösen: in Deutschland sind die Normalos langweilig aussenehnde Menschen um sich herum gewohnt.

ohoh

biologenquerulant 22.05.2004 - 20:37
die bezeichnung "genfrei" zeugt nun wirklich von schlimmem unwissen :(
bitte versuche, dich etwas näher mit dem wissenschaftlichen hintergrund auseinanderzusetzen, bevor du etwas kritisierst.
also: pflanzen, deren erbgut genetisch verändert ist, nennt man transgene pflanzen, die haben genauso viele gene, wie nicht veränderte auch.
übrigens sind die modernen züchtungsmethoden sicherlich auch nicht viel besser: die pflanzen (oder deren protoplasten) werden bestrahlt, sodass sie richtungslos mutieren, diese mutanten werden später (zb. optisch) auf ihre eigenschaften überprüft. insofern ist gentechnik - auch wenn ich kein befürworter davon bin - immerhin besser, als diese völlig zufällige methode, da man wenigstens weiss, was man macht.

negativ?

dabeigeweseneR 22.05.2004 - 22:47
Ich fand die Reaktionen der Umstehenden eigentlich ganz gut. Als die Kleidungsstücke aus dem H&M geflogen kamen, steckten sich diese PassantInnen ein und nahmen sie mit. Ist das eine negative Reaktion?

Zu Yomango

Franz 23.05.2004 - 12:05
Das positive Bild, dass hier von Yomango gezeichnet wird, kann ich nicht nachvollziehen. Es gab neulich einmal eine Sendung von "Polylux", die sich dem Thema Aneignung widmete und dabei auch auf Yomango zu sprechen kam. Dabei kam der "Begründer" von Yomango zu Wort. Der hat ganz und gar keine Kapitalismuskritik. Ihm fiel lediglich ein, dass der Wettbewerb ja gar nicht fair sei und dass es zu viele große Konzerne gibt, die die kleinen fressen. Daraus lässt sich jedenfalls nicht schließen, dass er Wettbewerb (Konkurrenz) an sich kritisiert, sondern lediglich dessen logisches Resultat (Monopolisierung). Dementsprechend ging's auch nur bei "Großen" klauen.

Nee, danke. So ein Robin Hood Idealismus mag in Zeiten ausbleibender revolutionärer Bestrebungen sympathisch erscheinen, aber bei näherem Hinsehen ist das jedenfalls kein Anknüpfungspunkt!

Die zugehörige Polizeimeldung

surferboy 23.05.2004 - 13:31
POL-KS: Demonstrative Spontanaktionen in der Innenstadt von Kassel

23.05.2004 - 00:08 Uhr

Kassel (ots) - Ort: Kassel, Holländischer Platz (Universität) -
untere Königsstraße - Stern - Königsplatz - Friedrichsplatz - Obere
Königsstraße - zurück bis Universität Holländischer Platz


Zeit: Samstag, 22.05.2004, 14.30 - 17.45 Uhr

Im Rahmen des Bundeskongresses des Vereins zur Förderung der
entwicklungspädagogischen Zusammenarbeit, der in der zeit vom
20.05.2004 bis zum 23.05.2004 an der Universität in Kassel
stattfindet, wurden verschiedene kleinere Veranstaltungen
durchgeführt.

So unter anderem auch eine Kampagne gegen Biopiraterie
"Internationaler Tag der biologischen Vielfalt" mit genehmigtem
Straßentheater und Kundgebung auf dem Königsplatz. Als Teil der
Gesamtveranstaltung sollte auch ein Stadtgang durchgeführt werden.

Bei dieser Teilveranstaltung schlossen sich ca. 200-300 Personen
der linken Szene ohne Willen der Veranstalter an.

Durch die Polizei wurden die bei der Veranstaltung eingesetzten
Kräfte so schnell wie möglich aufgestockt.

Zu Beginn des "Stadtganges" kam es zunächst zur Besetzung von
Straßenbahnschienen, Blockade und Bekleben einer Straßenbahn mit
Plakaten im Bereich des Holländischen Platzes durch die
veranstaltungsfremden Personen. Im weiteren Verlauf erfolgte in der
Oberen Königsstraße bei der Fa. Kaufhof eine Zwischenkundgebung,
ebenso bei der Fa. Sinn-Leffers mit künstlerischen Darbietungen.

Danach drangen ca. 50-100 Personen in das Museum Fridericianum
ein. Hier kam es zu Handgreiflichkeiten mit dem Aufsichtspersonal,
weil der Zutritt verwehrt werden sollte. Nach Hinzuziehung starker
Polizeikräfte wurde diese Aktion für beendet erklärt.

Über eine nahegelegene Passage gelangten die Aktionsteilnehmer gg.
15.35 Uhr zu einem Bekleidungsgeschäft auf der Oberen Königsstr. Im
Geschäft wurden in einer Blitzaktion Bekleidungsgegenstände aus
verschiedenen Auslagen entnommen und in die Höhe geworfen. Im
weiteren Verlauf wurden auch teilweise Bekleidungsgegenstände auf die
Obere Königsstr. geworfen. Durch sofortige Verlagerung der
verfügbaren Polizeikräfte konnte auch diese Aktion unterbunden
werden. Es wurde ein unbeteiligter Passant festgestellt, der
Kleidungsstücke unberechtigt an sich genommen hatte.

Letztlich gingen, nachdem sich bereits die Hälfte der Teilnehmer
abgesplittet hatte, die restlichen Personen zum Ausgangspunkt
Universität am Holländischen platz zurück. Dort hielten sich
zeitweise noch bis zu 100 Personen auf, ohne dass weitere Aktionen
durchgeführt wurden. Gg. 21.00 Uhr waren keine Personen mehr
feststellbar.

Ein Verantwortlicher für due Spontanaktionen konnte bislang nicht
festgestellt werden. Die polizeilichen Ermittlungen dazu dauern an,
ebenso die Ermittlungen zu möglichen Hausfriedensbruchs- und
Sachbeschädigungstatbeständen in der Innenstadt.


mfG
Norbert Israel, Polizeihauptkommissar,
Polizeiführer vom Dienst


ots-Originaltext: Polizeipräsidium Nordhessen

Digitale Pressemappe:
 http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=44143

Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Nordhessen

Polizeiführer vom Dienst (PvD)
Grüner Weg 33
34117 Kassel
Telefon: 0561-910 30 50
Email:
Während der Regelarbeitszeit die Pressestelle: 0561/910 10 20 bis 23

@ Franz

berlinumsonstler 23.05.2004 - 19:05
Mööönsch Franzl, du bist so revolutionär up to date und trotzdem darauf angewiesen, Informationen über andere Gruppen aus Zeitgeistmagazinen wie "Polylux" zu beziehen? Und nicht mal da hast du richtig zugehört, denn Yomango hat dort sehr wohl auch allgemeine Kapitalismuskritik geäussert. (übrigens: www.yomango.net)

Nur weil bei einer Kampagne nicht gleich ein Plakat mit allen -ismen, zehn Parolen, Ausrufezeichen, fünfzackigen Sternen, Fahnen und einer kompletten Gesellschaftsanalyse vorne drauf pappt muss sie noch nicht unbedingt von Sozialdemokraten sein. Guck mal ein bisschen über den Tellerrand unserer gemütlichen revolutionären Suppenschüssel! Um andere Menschen als die eigene Szene zu erreichen, braucht es eben auch mal originelle Ideen.

@ Berlinumsonstler

Franz 23.05.2004 - 20:57
Ich find komisch, dass Du gleich so gereizt reagierst. In meiner Kritik kam weder ein "-ismus" noch Sterne, Fahnen oder Ausrufezeichen vor. Kannst Du Dich nicht sachlich mit den Argumenten auseinandersetzen?

Auf yomango.net kann man lesen

"Specifically, the promoting of shoplifting as a form of disobedience and direct action against multinational coorporations."

Das passt zu dem, was der Begründer bei Polylux sagte und ich zitiert habe.

Wo liest man bei denen mal eine Kritik von Kapital und Nation - die doch DIE Voraussetzung für eine gesellschaftliche Intervention sein sollte!?

Da lese ich nicht viel außer Robin-Hood-Gutmenschentum und dass es "cool" oder "hip" ist, zu klauen. Lifestyle-Beratung krieg ich aber durch einen Gang im Prenzlauer Berg wirklich besser und dann noch umsonst. :)

Und andere Menschen will ich auch erreichen, aber mit Argumenten und keiner diffusen und unbegründet-ablehnenden Einstellung zur Eigentumsordnung...

gentechnik = zufallsprinzip

oekofresser 24.05.2004 - 01:02
gentechnik ist nicht, wie hier behauptet, die alternative zu zuechtungen.
es ist richtig, dass bei vielen zuechtungen das zufallsprinzip angewendet
wird - nur, das wird es bei gentechnik genauso.
denn genforschung heisst nicht, dass wir erst alles genau entschluesseln
wies funktioniert und dann einsetzen, sondern dass wir nach bestimmten
schluesselelementen innerhalb der genstruktur suchen, die anscheinend
fuer bestimmte eigenschaften der pflanze zustaendig sind.
haben die forscher eines dieser ausgemacht, wird sie in verschiedenen
konstellationen in das genfeld der anderen pflanze eingebracht - so
wird eben versucht, herrauszufinden, was passiert, wenn eben diese
eigenschaft dort uebernommen wird.
das problem: von 10 versuchen klappt einer - jedoch nur auf den ersten
blick. dieser versuch wird als "gueltig" eingestuft und wiederholt.
kommt es zu keinen augenscheinlichen "nebenwirkungen" durch das eingesetzte gen, so ist die genmanipulierung abgeschlossen und es wird ein patent angemeldet.
langzeitfolgen, genauere untersuchung der neuen eigenschaften der neu
geschaffenen pflanze werden aus kostengruenden meist nicht unternommen, auch genforscher unterliegen hier dem marktdruck (was der marktdruck bei computern hervorruft kannst du sehn, wenn du dir mal ein micro$oft-produkt anguckst - es kommt raus, weil es augenscheinlich in ordnung ist, um dann nur ein paar tage spaeter mit dem ersten "bugfix" bestueckt zu werden. solch ein bugfix ist aber bei pflanzen nicht moeglich, die folgen
sind weitreichender als nur ein computerabsturz...) moeglichst schnell und effektiv zu arbeiten.
zusammengefasst: gentechnik ist zufallsprinzip, die benutzten genelemente sind bis heute nicht vollstaendig entschluesselt - trotzdem werden sie angewendet. von "wissen was gemacht wird" kann wahrlich keine rede sein.

HNA 23.5.04

Leser 24.05.2004 - 13:06
Die Kasseler Zeitung HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine: erscheint in Nordhessen und Südniedersachsen und ist die Tageszeitung der ganzen Region mit Monopolstellung. Gewerkschaften denken schon über die Gründung eines Konkurrenzblattes nach, weil die Berichterstattung so unerträglich einseitig ist und geprägt von gezielten Kampagnen gegen unbequeme Funktionäre) berichtet als Topmeldung von Plünderungen bei H&M in der Innenstadt...

Aktuelle Zeitungsmeldung zu Innenstadtaktionen in Kassel:
(c) by HNA Sonntagsausgabe 23.5.04 / dpa - alle Rechte vorbehalten.
Plünderungen in der City
KASSEL. Zu Plünderungen ist es gestern Mittag in der Kasseler Innenstadt am Rande einer Kampagne gegen ?Biopiraterie? mit genehmigtem Straßentheater und Kundgebung gekommen. Augenzeugen zufolge drangen etliche Personen in das Modehaus H & M in der Oberen Königsstraße ein und rissen Bekleidung von Ständern. ?Die haben eine richtige Kette gebildet und die Sachen an Passanten verteilt?, sagt H & M-Mitarbeiter Alexander Schmieding. ?Dabei haben die gerufen: ,gegen den Sozialabbau, wir fördern den Ladenklau?, so Schmieding. Einige Fußgänger seien mit Textilien weggegangen. Der Schaden bei H & M beträgt nach ersten Schätzungen 4000 Euro.
?Wir sind nach draußen gelaufen und haben die Polizei benachrichtigt?, sagt der Mitarbeiter des Bekleidungsgeschäfts. Er sagt aber auch: ?Ich hatte den Eindruck, die Polizei hat die Situation völlig unterschätzt.? Vier Beamte habe er zunächst gesehen, während die Zahl der Demonstranten 50 bis 100 betragen habe.
Die Polizei bestätigt, dass bereits zuvor bis zu 100 Personen in das Museum Fridericianum eindringen wollten. Dort habe es Handgreiflichleiten mit dem Personal gegeben, das den Zutritt der Gruppe untersagen wollte. Dort war bereits die Polizei im Einsatz. Insgesamt 200 bis 300 Personen der linken Szene, so die Polizei, hätten sich ohne Zustimmung der Veranstalter eingemischt. Nach dieser Aktion gingen die Demonstranten zu H & M. ?Durch sofortige Verlagerung der verfügbaren Polizeikräfte konnte auch diese Aktion unterbunden werden?, sagt Hauptkommissar Norbert Israel. Ein Passant sei mit nicht bezahlter H & M-Ware in der Nähe des Geschäftes gefasst worden. Ein Verantwortlicher dieser Übergriffe sei bis zum Abend noch nicht ermittelt worden, so Israel.
Die Veranstaltungen, in deren Verlauf es zu den Ausschreitungen kam, gehörten laut Polizei zu einem Bundeskongress des Vereins zur Förderung der entwicklungspädagogischen Zusammenarbeit an der Uni Kassel. (AWE)
-----------------------------------------------------------------
HNA online: www.hna.de

HNA Mo 24.5.04, Uni-Seite

Leserin 24.05.2004 - 13:10
HNA schreibt auf ihrer UNI-SEITE, Mo 24.5.04:

?Ein schönes Leben für alle?

KASSEL. ?Die Aktion bei H&M hat eine Eigendynamik entwickelt, die so nicht vorhersehbar war?, sagt der Politologe Dr. Ulrich Brand von der Uni Kassel. Er bereitete den ersten Bundeskongress Buko (siehe Hintergrund) in Kassel zusammen mit anderen vor. Brand versteht die H&M-Aktion als ?zivilen Ungehorsam?, der auch in der Historie ?immer etwas Kollektives und Öffentliches hatte?.

Bei dem Zwischenfall habe es sich keineswegs um einen klassischen Ladendiebstahl gehandelt, so Dr. Thomas Seibert von der Hilfsorganisation medico international und Kongress-Mitorganisator. Vielmehr seien die Güter ja an die Passanten verteilt worden. Und die hätten ja auch zugegriffen. Die Aktion sei vor dem Hintergrund einzuordnen, dass immer mehr öffentliches Eigentum (wie Wasser und Strom) privatisiert werde und den Menschen soziale Sicherungen genommen würden. Sozialabbau sei ein Fakt ? und es sei während des Kongresses überlegt worden, wie man das Thema in die Öffentlichkeit bringen könne, so Dr. Brand.

Zum Auftakt ihres politischen Aktionsspaziergangs am Samstag hatten die Aktivisten eine KVG-Tram mit Plakaten beklebt. ?Ein schönes Leben für alle? stand dort zu lesen. Damit forderte die linke Gruppierung die Einführung des Nulltarifs für öffentliche Verkehrsmittel. Neben anderen Aktionen war das Bekleidungsgeschäft Sinn Leffers ein Ziel: Dort wurde die neue Kollektion ?Prêt à revolter? vorgeführt - Kleidungsstücke, die sich als besonders vorteilhaft zur Aneignung von Waren erweisen sollen. Dann ging?s zum Fridericianum. Dort verschafften sich etwa 100 Leute freien Eintritt ? um darauf hinzuweisen, dass der Zugang zur Kunst ohne Entgelt möglich sein muss. ?Es wurden Zettelchen mit dem Aufdruck Aktion 0 Euro verteilt?, berichtet der Schweizer Künstler Norbert Klassen, der zurzeit im Kasseler Kunstverein ausstellt und die Aktion miterlebt hat. ?Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Gruppe Gewalttaten im Sinn hat?, sagte er. Er habe sich mit einem ?sehr klugen jungen Mann? über gesellschaftliche Missstände unterhalten. Alles sei friedlich verlaufen.

Trotz des Zwischenfalls bei H&M zieht Dr. Brand ein positives Fazit: Viele junge Menschen, auch Kasseler Schüler, hätten sich in den 60 Arbeitsgruppen engagiert. ?Ich bin beeindruckt von dem hohen Reflexionsniveau, das Teil der politischen Kultur ist.? Die Suche nach Gerechtigkeit und Freiheit sei Thema des Kongresses gewesen. UNI-SEITE, HNA Mo 24.5.04

www.hna.de

Presseerklärung Umsonst-Kampagne

ap (autonomer pressedienst) 24.05.2004 - 13:12
Verlinkung:
Presseerklärung zu Innenstadtaktionen in Kassel
von Umsonst in Kassel - 23.05.2004 13:13

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@ Franz — Anm.

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