Giessen: Aktion gegen freiwilligen Polizeidienst

AbwehrspielerIn der Ordnung 08.05.2004 17:18 Themen: Repression
In Giessen sind offenbar massenmäßig gefälschte Umfragen zum freiwilligen Polizeidienst aufgetaucht. Dabei werden die BürgerInnen zu ihrer Meinung zum FPD gefragt. Die Fragen und Beschreibungen wimmeln vor rassistischen Attitüden und Sicherheitswahn - nach den Beobachtungen der tatsächlichen Einsätze des Polizeidienstes scheint das aber alles andere als an den Haaren herbeigezogen. Bekannt wurde der Vorgang durch eine Veröffentlichung des Giessener Anzeigers, inzwischen liegen auch die Schreiben vor, die nach Aussagen der Zeitung in der gesamten Innenstadt verteilt wurden.
Zunächst die Veröffentlichung aus dem Giessener Anzeiger. Quelle ist  http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=1419242&template_id=2634&_adtag=localnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=.

Gefälschte Umfrage sorgt für Verunsicherung
GIESSEN (tt). Auf den ersten Blick wirkt es echt. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das vermeintliche Schreiben des Vereins "Pro Polizei Gießen" als plumpe Fälschung. Adressiert an die Anwohner der Innenstadt, geben die unbekannten Verfasser an, Erfahrungen zum freiwilligen Polizeidienst in Gießen sammeln zu wollen. Bei vielen Anwohnern des Stadtkerns hat das als Umfrage getarnte Flugblatt, das mit den Unterschriften des hessischen Innenministers und des Gießener Oberbürgermeisters Heinz-Peter Haumann versehen ist, für große Verunsicherung gesorgt. So werden die Bürger unter anderem aufgefordert, ihre Meinung zum Umgang der Ordnungskräfte mit "sozialen Randgruppen" zu äußern. Außerdem fragen die Verfasser nach der Zusammenarbeit der städtischen Bediensteten mit der Polizei.
Oberbürgermeister Haumann hat sich gestern mit Nachdruck von dem Schreiben distanziert. "Die Stadt verurteilt auf das Schärfste das gefälschte Schriftstück." Zugleich kündigte Haumann eine genaue Prüfung des Vorgangs an. Als "infame Täuschung der Bevölkerung" wertete Innenminister Volker Bouffier das Flugblatt. "Mit offiziellen Wappen und gefälschten Unterschriften wird hier die Bevölkerung bewusst in die Irre geführt, und das auf dem Rücken der Freiwilligen Polizeihelfer", sagte Bouffier. Ähnliche Vorfälle mit gefälschten Flugblättern habe es bereits in der Vergangenheit gegeben; sie würden von der Polizei untersucht. Das Papier sei der Polizei übergeben worden, um Ermittlungen aufzunehmen.
"Die Bürgerinitiative ,Pro Polizei Gießen` hat weder etwas mit der Broschüre noch mit deren textlichen Inhalt zu tun", erklärte der Vorsitzende von "Pro Gießen", Manfred Schwarz. Der Vorstand behalte sich vor, Strafanzeige gegen Unbekannt zu stellen.


Was ist Kommunikationsguerilla?
Diese Welt ist durchzogen von Codes, Labeln und Moden. Sie ist aufgeladen voll Autorität. Ob Lieschen Müller etwas sagt oder "der Vorsitzender der SPD X-Stadt", der "Präsident von und zu" oder der "Direktor der blablabla" ist ein Unterschied. Anstrengend bis chancenlos erscheint, sich selbst die gleiche Wirkung beschaffen zu wollen. Gegenöffentlichkeit und eigene Vermittlung sind wichtig - aber das Salz in der Suppe ist die Subversion. Sie ist so etwas wie japanische Kampfkunst auf politische Aktion angewendet: Die Wucht des Gegners nutzen für die eigenen Ideen. Zum Beispiel statt zum x-ten Mal gegen die Agenda 2010 wettern, diese noch überdehnen und als SPD-Gruppe die Erweiterung Agenda 2020 ankündigen. Oder verdeckt als Straßentheater agieren. In einer Veranstaltung statt protestieren sich überidentifizieren mit den benannten Zielen - Law and Order, Wirtschaftsorientierung oder Aufrüstung bejubeln, einfordern. Plakate nicht mehr überall selbst kleben, sondern bestehen unauffällig verändern, aber die Aussage verdrehen.

Das konkrete Beispiel
Gefälschte Schreiben auf wichtigklingenden oder Behördenbriefköpfen, unter der Adresse von Parteien oder wem auch immer wirken ähnlich wie prominente Unterschriften und offiziöse Zeichen bzw. Sprache. Sie haben damit erheblich mehr Wirkung als Flugblätter, deren Herkunft sich schnell in eine bestimmte Ecke einsortieren lässt. Es gibt zwar keinen Grund, letzteres zu lassen, aber die Beschränkung auf eigene Signets und Sprache engt den Handlungsspielraum ein. Kommunikationsguerilla sprengt diskursive Fesseln.

Überidentifikation
Eine besondere Form der KG ist die Überidentifaktion. Die Positionen des Gegners werden übernommen und immer mehr zugespitzt, bis die wirklichen Interessen klar sichtbar und schließlich ins Absurde überführt werden. Das ist nicht nur bei den sogenannten ?Fakes? (gefälschten Schreiben), sondern auch beim Veränderung von Plakaten oder bei versteckten Theaterszenen möglich. Wenn der BGS wieder mal Nichtdeutsche attackiert, kann er auch bejubelt werden mit Erinnerung an alte Zeiten ...

Mehr:
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Ergänzungen

RassistischeÜbergriffe von Hippos?

Interessierte Gießenerin 08.05.2004 - 19:08
"Die Fragen und Beschreibungen wimmeln vor rassistischen Attitüden und Sicherheitswahn ? nach den Beobachtungen der tatsächlichen Einsätze des Polizeidienstes scheint das aber alles andere als an den Haaren herbeigezogen."

Worauf genau beziehts Du Dich hirbei?
Dnakeschön.

rassistische polizeitaktiken

beobachti der polizei 09.05.2004 - 00:31
Kontrollen werden häufiger bei Nicht-Deutschen oder Nicht-Seßhaften durchgeführt. Glühweintrinkende Reiche bleiben ohnehin ganz verschont, nach Gefahrenabwehrverordnung angegangen zu werden. Es gibt AugenzeugInnen-Berichte für recht schnellen Einsatez des mitgeführten Pfeffersprays bei Nicht-Deutschen.

Filz

NachtragendeR 11.05.2004 - 13:29
Für Pro Polizei hat ein Jochen Lamberts das Fake dementiert und rumgenöhlt. Der sitzt dort im Vorstand. Gleichzeitig ist (war?) er "Polizeireporter" des Giessener Anzeigers. Das paßt gut zum Filz der Eliten hier ... (ist anderswo sicher nicht anders).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

fake — ein leser

Tolle aktion — Prof Feinfinger