NPD-Aufmarsch: Friedrichshain befreit

brutalstmöglicher aufklärer 02.05.2004 03:02 Themen: Antifa
Nazis schaffen wegen massiver Gegenaktionen nur ein Zehntel ihrer Wegstrecke. Erstmals wieder seit Jahren stellen sich in Berlin 5000 Menschen den Faschisten am 1. Mai in den Weg.
(Berlin) Nach Jahren der Frustration ist es knapp 5000 bunt-zusammengewürfelten AntifaschistInnen endlich wieder einmal gelungen einen 1. Mai-NPD-Aufmarsch massiv zu beeinträchtigen. Die etwa 2000 Neonazis mussten ihre Demo nach einem Zehntel ihre Wegstrecke (1,5 km) abbrechen. Sie hatten eine 12 Kilometer lange Route mitten durch den Berliner "Alternativkiez" Friedrichshain angemeldet.

Am Morgen hatten schon bei strahlendem Sonnenschein mehr als 2500 Menschen in Friedrichshain gegen den Aufmarsch der Rechtsradikalen demonstriert. An der Route der Nazis versammelten sich nach Polizeiangaben 4500 Menschen. An vielen Häusern waren Transparente zu sehen, in Fenstern und auf Balkonen Soundsystems installiert. Die Nazis konnten sich wegen Vorkontrollen und zahlreichen Blockaden auf der Wegstrecke erst gegen 15 Uhr in Bewegung setzen. Manchen Neonazis war das vierstündige Warten wohl zu lange: sie versuchten die Polizeiketten zu durchbrechen, wurden aber zurückgehalten.

Gegen 14 Uhr hatte die Polizei dann etwa 200 Gegendemonstranten an einer Tankstelle in Lichtenberg eingekesselt. Die Eingeschlossenen sollten gegen 19 Uhr freigelassen werden, berichtete ein Journalist, der sich für zwei Stunden im Kessel aufgehalten hatte.

Nachdem die Polizei mit ihrer Salami-Räumungstaktik den Weg freigeräumt hatte, bildete sich gut 500 Meter vor Friedrichshain eine entschlossene Blockade. Die Polizei drohte nun mit Wasserwerfern vorzugehen – und setzte gleich zwei Stück ein. Doch selbst nach fünf Minuten Wasserwerfereinsatz konnte die friedliche Blockade in "Schildkrötenformation" (Originalton eines netten Punks: "Jetzt aber Köppe runter") nicht aufgelöst werden. Deshalb ging die Polizei jetzt mit Knüppeln und Fußtritten brutal gegen die DemonstrantInnen vor, versuchte von zwei Seiten die ungefähr 100 pitschnassen Leute einzukesseln, die sich aber befreien konnten.

Mittlerweile hatten sich auf der Frankfurter Allee etwa 4000 Menschen versammelt. Die martialisch auftretende Polizei rückte jetzt schneller vor, erste Steine flogen, Barrikaden wurden gebaut. (In den meisten Medien wird der Hergang anders herum geschildert - erst Steine, dann Wasserwerfer. Das passiert eben, wenn man nicht richtig recherchiert und Polizeiberichte abschreibt) So trieb die Polizei die Gegendemonstranten bis nach Friedrichshain, wo dann Barrikaden in Flammen aufgingen, berittene Polizisten gewaltsam verjagt wurden, usw. Die Polizei konnte die Lage relativ schnell beruhigen, nahm etwa 60 Demonstranten fest und zog sich dann zurück – Friedrichshain war befreit. Die Stimmung im Kiez auch. Die Nazis konnten ihre Demo nur noch bis kurz vor die Bezirksgrenze fortsetzen und mussten dann unter Schmährufen ihre Veranstaltung gegen 19 Uhr abbrechen. Das wenig trotzige "Wir kommen wieder" – Geblöke aus den NPD-Lausprechern wird die Friedrichshainer und alle andern, die heute mal wieder einen schönen Demo-Erfolg feiern durften, wenig erschrecken.

Weitere Artikel:
1:0 für Friedrichshain http://de.indymedia.org/2004/05/82054.shtml

Berlin: Naziaufmarsch behindert http://de.indymedia.org/2004/05/82022.shtml

Antifas halten Nazis in Schach: http://de.indymedia.org/2004/05/81912.shtml

Polizeibericht: http://www.berlin.de/polizei/Presse/archiv/20113/index.html

Videos: http://de.indymedia.org/2004/05/82014.shtml
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Ergänzungen

Pressespiegel - Morgenpost

abc 02.05.2004 - 04:04
---------------- schnipp -------------
Harte Auseinandersetzungen haben gestern die Demonstration der NPD in Lichtenberg überschattet - ruhig blieb es bis am Abend dagegen in Kreuzberg.

Etwa 2300 Anhänger der rechtsextremistischen Partei hatten sich vom Bahnhof Lichtenberg in Richtung Innenstadt bewegt. Die Veranstalter hatten mit weit mehr als 2500 Teilnehmern gerechnet. Nachdem der NPD-Zug gegen 16 Uhr aufgebrochen war und auf die Frankfurter Allee marschierte, kam es in der Höhe Petersburger Straße zu schweren Unruhen: 150 bis 700 Autonome und zum Teil vermummte Störer zerrten Müllcontainer auf die Fahrbahn, errichteten Barrikaden und steckten sie in Brand. Zuvor war gegen 12 Uhr die offizielle Gegendemonstration mit 2500 Teilnehmern am Boxhagener Platz von den Veranstaltern wegen Ausschreitungen abgebrochen worden.

Nun wurden einschreitende Polizeikräfte erneut mit Steinen beworfen. Wasserwerfer wurden eingesetzt, um die Flammen zu löschen und die Randalierer auseinander zu treiben.

Gegen 17.30 Uhr eskalierte die Situation: Autonome erklommen ein Dach an der Frankfurter Allee und legten dort Depots von Pflastersteinen an. Der Einsatzleiter der Polizei konstatierte Gefahr für Leib und Leben für Demonstranten und Passanten und beorderte umgehend das Spezialeinsatzkommando (SEK) in das Einsatzgebiet, um das Dach räumen zu lassen. Ein junger Mann erlitt schwere Verletzungen, als er offenbar von einem Einsatzwagen angefahren wurde. Auch zwei Polizisten wurden verletzt.

Autonome errichteten immer wieder in kleinen Gruppen an verschiedenen Orten Barrikaden. Bis 18 Uhr wurden 55 Personen festgenommen, darunter Neun, weil sie verfassungswidrige Kennzeichen verwendet hatten. 17 erhielten Platzverweise, die bis heute morgen galten.

Der Abmarsch des NPD-Aufzuges hatte sich am Mittag um fünf Stunden verzögert, weil es bereits zu Auseinandersetzungen zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei kam. Die Beamten mussten den Weg für die angemeldete und genehmigte Demonstrations-Route frei räumen.

Der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele (B90/Grüne) hatte dagegen gehofft, dass die Polizei die Route abändern würde.

Autonome, aber auch Bürger mit Kinderwagen stellten sich den Rechten mehrfach in den Weg. Schließlich konnte die NPD nicht auf der angemeldeten Route weiterlaufen, sondern musste gegen 18.30 Uhr an der Möllendorffstraße umdrehen und zum Bahnhof Lichtenberg zurück ziehen, wie Polizeisprecherin Peggy Rienow sagte.

Die Neonazis hatten zunächst triumphiert, weil das Oberverwaltungsgericht am Freitagabend Auflagen zur Demonstration gelockert hat. Dazu gehörte, dass die Anhänger der NPD mit einer begrenzten Anzahl von Fahnen - eine pro 50 Demonstrationsteilnehmer - und Trommeln (eine auf 20) aufziehen durften. Einsatzleiter Michael Knape sagte dazu: "In der Praxis stellt uns die Lockerung der Auflagen vor Probleme. Denn wie sollen wir beurteilen, ob mit der Trommel verdeckte Marschkommandos gegeben werden? Außerdem wirken sie provozierend auf die Gegenpartei."

Für friedliche Demonstranten, die aus taktischen Gründen bei einer Tankstelle nahe der Lichtenberger Brücke eingekesselt worden waren, stellte die Polizei Getränke und Toilettenhäuschen bereit. "Störpotenzial wird erfolgreich eingegrenzt, und zugleich können Gegendemonstratenten entlang der Frankfurter Allee ihr Recht auf Meinungsfreiheit ausüben", kommentiert der Vorsitzende des Innenausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Peter Trapp (CDU). "Das Konzept der Polizei ist erfolgreich."

2200 Beamte waren im Einsatz, viele aus Bayern, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg. Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte gestern Mittag noch auf einen friedlichen Verlauf der beiden Demonstrationen gehofft.
---------------- schnapp -------------

Bis kurz vor die Bezirksgrenze?

gar nix 02.05.2004 - 04:10
Die Nasen kamen höchstens bis Magdalenenstraße... das ist eine U-Bahnstation vom Bhf Lichtenberg. Frankfurter Alle (Bezirksgrenze Lichtenberg/F'hain) ist noch eine ganze Station weiter. Von der F.Allee aus konnte man nur entfernt den Nazilautsprecher vernehmen, zu sehen war kaum etwas von dort.

Ich fand übrigens cool, dass Herr Ströbele (wahrscheinlich einer der wenigen B-Tagabgeordneten, die sich noch mitten in eine Demo/Blockade der radikalen Linken wagen können) dort mit seinem Klapperfahrad ankam und den blockierenden Antifas Bericht erstattete, dass sich die Nazis immernoch am Bahnhof befinden und nicht vorwärts kommen. Leider sind Leute von seinem Schlag heutzutage die absolute Minderheit in der bundesdeutschen Politlandschaft!

schlechte infostruktur

trabant 601 02.05.2004 - 13:44
eine kleine kritik: die dnformationsstruktur war nicht besonders. die anlaufstelle am u-bhf magdaleenstr. die in steinwurfweite zur hauptblokade war hat zwar die ganze zeit über monsterboxen für musikbeschallung gesorgt hatte aber keinen kontakt mit dem antifainfotelefon. Die infodutrchsagen waren ungenau, verspätet und bezogen sich auf zurüfen von der Sstraße. wenn man genaueres über die nazibacken erfahren wollte, muste sich der gemeine blockierer auf sein handy verlassen und selbst das infotelefon bemühen.

gegen 14.30 uhr setzte eine ziemliche abwanderung ein so das ich gegen 15 uhr angst hatte dass sich die blockade von selbst auflöst. das war vielleicht auch der grund warum die bullen dann zugeschlagen haben. zum glück haben sich danach wieder genung leute geammelt um entsprechend paroli zu bieten. aber vielleicht wäre auch der minimarsch der nazis verhindert worden wenn alle bis zum schluss vor ort geblieben wären. aber immerhin: besser den spatz in der hand als die taube auf dem dach.

@Verfasser (brutalstmöglichert Aufklärer)

WICHTIG !!! 02.05.2004 - 23:08
...bräuchte dringend eine e-mail unter der ich dich, bzw. den der die Bilder geschossen hat, erreichen kann.
Bin selber unter der u.a. e-mail zu erreichen.
Danke, geht nämlich um nen guten Freund von mir, der bei der Aktion festgenommen wurde...jetzt sitzt er in Untersuchungshaft.
Tatvorwürfe mir bislang noch nicht bekannt. Suche aber nun Zeugen, die was zu seiner Festnahme und den Gründen hierfür gesehen haben.
Danke schonmal und bis hoffentlich bald.



Ströbele und Wieland loben Polizei

Tadel 03.05.2004 - 10:36
Ströbele und Wieland lobten die Polizei für ihr Einsatzkonzept bei der Nazi-Demo am 1. Mai. laut Morgenpost

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 6 Kommentare

und schon wieder

Fahrradhasser 02.05.2004 - 10:37
und schon wieder jemand mit dem Fahrrad mitten in der Actionzone.

Sröbele is wunderfaul

Friedrichshainer 02.05.2004 - 10:50
Ströbele ist das Feigenblatt der Grünen. Er soll sie nach links offen halten, ohne wirkliche politische Inhalte. Ob in der Kriegspolitik oder beim Sozialabbau darf er Gegenpositionen formulieren, die niemand wirklich wehtun, ihn aber nach außen als Linken erscheinen lassen. Wenn es ernst wird stimmt er mit seiner Partei oder enthält sich der Stimme. Sein Auftreten auf der Antif-Demo ist purer Stimmenfang, denn in „seinem“ Wahlkreis treibt er permanent Wahlkampf. Laßt Euch vor diesem Anbiederer gewarnt sein, der sein wahres Gesicht zeigte, als er sich zum deutsch-nationalen Film "Das Wunder von Bern" äußerte. Ströbele erzählte mit leuchtenden Augen von seinem Onkel und dem grandiosen deutschen Fußballsieg 1954, der die Weltkriegsniederlage endlich vergessen ließ. Wir sind wieder wer, hieß es damals im Lande. Und Ströbele ist stolz, dass er dabei sein konnte.

@morgenpost (springer)

wasnloshier 02.05.2004 - 12:05
"Harte Auseinandersetzungen haben gestern die Demonstration der NPD in Lichtenberg überschattet" ...schade, es hätte eine so schöne veranstaltung werden können, oder was!?

Ströbele – das Wunder von Friedrichshain, Too

Fußballfan 02.05.2004 - 16:44
Warum habt ihr den kritischen Beitrag über Ströbele ins Abseits geschoben? Dieser Politiker verdient noch heute an dem deutschen Torschrei seines Onkels in Bern 1954, geriert sich aber als linker Gutmensch. Hier die Fakten: Radioreporter Herbert Zimmermann, der Onkel von Hans-Christian Ströbele, kommentierte damals das Weltmeisterschaftsendspiel mit dem 3:2-Sieg der Deutschen und im Jahr 2003, als Sönke Wortmann seinen „einfühlsamen“ nationalistischen Film „Das Wunder von Bern“ drehte, verdiente Ströbele eine vierstellige Summe an dem Torschrei seines Onkels. Er besitzt schließlich die (Mit-)Rechte daran. Besser lässt sich Nationalstolz nicht vermarkten. Aber wie bei jeder gut gehenden Werbung, steht draußen nicht das dran, was drin ist. Fußball ist ja so unpolitisch. Und schließlich müssen auch Linke an Brot und Spielen teilnehmen dürfen. Ströbele glorifiziert diese Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, „diese Einfachheit damals“, wie er sagte. So hat er einen festen Platz in der heutigen deutschen Bürgergesellschaft gefunden und hält gleichzeitig den Kontakt zu den linken radikalen Schmuddelkindern in der Frankfurter Allee aufrecht. Er ist für den Frieden, gegen Atomkraft, gegen Kriege und gegen Naziaufmärsche. Und, er kämpft unermüdlich in den Reihen der Grünen, für eine Politik, die dort längst keine Heimat mehr hat. So weckt er Illusionen, dass diese Inhalte, bei ihm in den besten Händen sind. Aber es ist doch sein Parteien-Staat, der einen Nazi-Aufmarsch erst möglich machte, nicht erst durch die Genehmigung der Demo, sondern durch die Politik, die seine Regierung verfolgt und diese Politik ist nunmehr europäischer Chauvinismus, wie gerade der EU-1.5.2004 bewiesen hat. Toooooooooooor………………

Ströbele

Warhead 02.05.2004 - 21:09
Zumindest ist er manchmal da wenn man ihn braucht.So viele Anwälte gibts nicht die morgens um drei in einer Gesa unangemeldet aufkreuzen um Leute rauszupauken.Und das durchkämpfen in einen Bullenkessel bringt auch keine Wählerstimme mehr ein,genausowenig wie die Radtour zum Bombodrom,ich hab mich vierrädrig zurückchauffieren lassen,während Ströbele den ganzen Weg zurückradelte.Und,was soll der Neid,soll er doch mitverdienen,schliesslich bringt er sein schlechtes Gewissen durch nicht gerade niedrige Geldspenden für linke Gruppen und Projekte zum Schweigen...Ich geh auch zum Fussball...und nun??Die Spiele der EM geb ich mir im Zelt der Osteria am Kreuzberg,auch Ströbele wird dort überpünktlich zum Anpfiff aufkreuzen um ja kein Spiel zu verpassen

Ströbele

Berliner 02.05.2004 - 21:51
Ich find Ströbele ja auch nicht toll.aber die Einnahmen aus dem Tooor -Schrei seines Onkels spendet er........