Magdeburg: Tschernobyl-Aktion

GK 27.04.2004 00:21 Themen: Atom
In Magdeburg erinnerten heute AktivistInnen von Greenkids, BUNDjugend, NAJU, AntiCastorNetz und weiteren Gruppen an den Super-GAU in Tschernobyl vor mittlerweile 18 Jahren. Neben dem Gedenken ist ein wichtiges Anliegen zu verdeutlichen, dass auch heute die Gefahr atomarer Katastrophen nicht aus der Welt ist und solche Unfälle jederzeit in hiesigen Kraftwerken geschehen können.
Getrommel auf "Atommüll-Fässern", Büchsenwerfen auf Atommüll-Blechdosen und ein Castor-Strategiespiel erregten zunächst die Aufmerksamkeit der PassantInnen. Es gab außerdem einen Stand mit überwiegend veganen Kuchen und jede Menge Informationswände und -materialien. Der Zuspruch war unerwartet gut; außer den obligatorischen Pöbeleien einiger MagdeburgerInnen gab es fast nur positive Resonanz auf die Veranstaltung. Der Boden des sonst vom Wochenmarkt genutzten Platzes wurde mit Kreide bemalt, über Megaphon Ansagen gemacht und Flugblätter verteilt.

Dieser Tag wurde auch zum Anlass genommen, auf das nahe Magdeburg liegende Atommüll-Endlager Morsleben hinzuweisen, zu dem in der nächsten Zeit grundlegende Entscheidungen zu erwarten sind. Die suppende Atommüll-Höhle soll stillgelegt werden. Weiterer Müll darf schon seit 1998 nicht mehr eingelagert werden. KritikerInnen halten den Langzeitsicherheitsnachweis für kaum möglich, da das Bergwerk nicht nur aus geologischer Sicht ungeeignet ist, sondern seit langem bekannte Wasserzuflüsse existieren, die mindestens zum Teil in Verbindung mit dem Deckgebirge stehen. Hinzu kommt, dass die Anlage unüberschaubar komplex ist und Sicherheitsbetrachtungen so kaum umfassend möglich sind. Letztlich stellt die Instabilität der Grube den

Standort in Frage, was das Bundesamt für Strahlenschutz letzten Herbst dazu veranlasste, eine vorgezogene Verfüllung einzelner Bereiche vorzunehmen. Doch auch unabhängig von diesen speziellen Problemen stellt sich die Frage, wie Atommüll, der über Millionen Jahre strahlt, sicher endgelagert werden soll. Schon allein die tektonische Seite ist über einen solchen Zeitraum kaum verlässlich prognostizierbar. Ganz abgesehen von den gesellschaftlichen Entwicklungen, die über diese Zeitspanne nicht vorhersagbar sind.

Bei dem o.g. Castorspiel handelt es sich um eine große Geländeplatte, die in einzelne Felder eingeteilt ist. Nach jedem Zug der zwei Spielparteien (DemonstrantInnen und PolizistInnen) wird ein neues Atommüllfass produziert. Diesen Müll will die Polizei zum Endlager bringen, kann ihn aber auch sonst überall "endlagern". Je nachdem, wo der Müll verbuddelt wird, entstehen dadurch neue Widerstandsgruppen, die sich den Atomtransporten in den Weg stellen. Die "Polizei" gewinnt, wenn aller Atommüll im Lager ist; die DemonstrantInnen, wenn sie das Atomkraftwerk oder die Knotenpunkte der Polizei besetzen... Mehr Infos zum Spiel können per Mail angefordert werden, wenns jemand nachbasteln möchte.
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Ergänzungen

Ahaus-Castor auch durch Magdeburg

WigA 27.04.2004 - 11:11
Solidarische Grüße aus dem Münsterland zu eurer Aktion. Mors(ch)leben ist echt eine Katastrophe.

Auch wir haben gestern in Münster eine bunte Demo zum Tschernobyl-Jahrestag gemacht, damit die Opfer der Atomenergie nicht in Vergessenheit geraten.

Übrigens: Auch die 18 Castor-Transporte aus Dresden-Rossendorf sollen wahrscheinlich über die Autobahn bei Magdeburg (A14/A2) rollen. Von dort soll es dann über Hannover Richtung Ahaus gehen. Dagegen gibt es in Dresden und im Münsterland bereits breiten Widerstand.

Weitere Infos: www.wigatom.de, www.bi-ahaus.de, www.nixfaehrtmehr.de