Kein Tag ohne Autonomes Zentrum

Dominik Schmidt 25.04.2004 14:42 Themen: Freiräume
Autonome Zentren sind in ganz Deutschland bedroht. Egal ob das Autonome Zentrum in Heidelberg, das Ex-Steffi in Karlsruhe oder die KTS in Freiburg.

Besonders die KTS, die in den 70er Jahren bei den massiven Häuserkämpfen und Besetzungen der linken Szene in Freiburg entstanden ist, hat zurzeit zu kämpfen.
1981 war die KTS geboren, in einem ursprünglich besetzten Haus untergebracht und mit der Duldung der Stadt gesegnet, bestand es aber nur wenige Jahre. Das Haus brannte, aus unbekannten Gründen, komplett ab.
Wenige Jahre einer langweiligen AZ-Freien Zeit später, entfachte sich ein neuer Häuserkampf im Freiburger "Vauban-Gelände". Doch die Besetzungen führten zu keinem langwierigen Erfolg, die Stadt veranlasste brutale Räumungen unter erlogenen Vorwänden.
Aufgrund des hohen Drucks der Stadt, entschloss sich die KTS 1997 in ein legales Gebäude umzuziehen.
In das neue Gebäude an der Baslerstraße wurde viel Zeit und Geld investiert. Die Stadt übernahm die Miete und die KTS konnte sich durch Veranstaltungen komplett selbst finanzieren.
Das Programm war vielseitig, zahlreiche Live-Bands jede Woche, Info- und Filmabende, Umsonstladen und viele Soli-Parties machten die KTS zu der beliebtesten Einrichtung linker Kreise in Freiburg.
Angenehme und lockere Atmosphäre, sehr günstiger Eintritt und nette Leute machten die KTS aus.

Doch im Frühjahr 2002, kam es zu Beschwerden von der Deutschen Bahn, die das Gebäude für die KTS-Ini vermietete. Vorgeworfen wurde das Zuparken des Bahngeländes durch KTS-Besucher, unsachgemäßes Abstellen von Fahrrädern, Entwendung von Holz-Spanen vom Bahngelände etc. Komplette Auflistung der Bahn AG
Die KTS-Ini reagiert sofort und wollte zusammen mit Stadt und Bahn eine bauliche Lösung für die Probleme finden. Doch diese wurden nur teilweise umgesetzt und am 03.02.04 kommt es zur Kündigung des Mietvertrags. Die Untermieter in der KTS werden geduldet, aber es dürfen keine Veranstaltungen mehr stattfinden, so die Bahn.

Die KTS hielt sich daran und verlegte ihre Parties (Klick und Klick) in die Innenstadt.
Doch nicht nur die allwöchentlichen Parties sorgten für Aufmerksamkeit, es kam auch zu Demonstrationen, an der um die 1000 Leute teil nahmen.
Die Stadt und unser grüner Oberbürgermeister setzte sich für den Erhalt eines autonomen Zentrums ein, jedoch in einem anderen Gebäude, nicht mehr in der Baslerstraße.
Ganz anders sah das die KTS-Ini, sie wollen in der Baslerstraße bleiben und sich gegen die unrechtmäßige Kündigung der Bahn durchsetzen.
Alles führte auf einen Rechtsstreit hinaus, der einige Zeit in Anspruch nahm und genau das wollte die KTS. Zeit mehr Aktionen zu mobilisieren und die Öffentlichkeit über die Problematik aufzuklären. Seit dem 16.03.04 finden wieder Konzerte in der KTS statt und zwar ohne jegliche Zwischenfälle!
Freiburg scheint sich hinter die KTS zu stellen, das zeigte auch die riesige "Love or Hate Parade", die einen galaxieweiten Protest für Autonome Zentren darstellen soll.
An die 3000 Menschen versammelten sich zur Parade und diese zog mit lautem Drum And Bass Schall fünf Stunden lang durch die Innenstadt Freiburgs.

Hoffen wir auf den Erhalt der KTS und aller anderen Autonomen Zentren.

Unser Wohnraum gehört uns nicht.
Die einen sagen, der Wohnraum gehört Euch nicht, weil ihr ihn nicht bezahlt und reichen die Räumungsklage ein. Wir sagen: Der Wohnraum gehört uns nicht, weil Wohnraum kein Besitz, sondern eine Lebensgrundlage ist.

Unser Zentrum gehört uns nicht.
Die einen sagen, das Zentrum gehört Euch nicht, weil es uns gehört.
Wir sagen: Das Zentrum gehört uns nicht, weil es allen gehört.

Unser Leben und unsere Ideen gehören uns.
Und trotzdem sagen die einen, Euer Leben und Eure Ideen gehören Euch nicht, weil ihr Euer Leben und Eure Ideen nicht bezahlen könnt. Wir sagen nun - Es reicht ! Auf eure Herrschaft pfeifen wir:

Und jetzt hört uns zu, Bullen und Staatsschützer, stellvertretend für alle, die uns unser Leben und unsere Ideen rauben wollen:

Ihr schlagt uns mit dem Knüppel, ihr tretet uns, ihr verdreht uns die Arme, ihr beleidigt uns.
Ihr belästigt unser soziales Umfeld, ihr fragt unsere Freundinnen und Freunde aus, ihr belauscht unsere Telefonate, ihr kontrolliert und verfolgt uns.
Ihr schützt das Eigentum, ihr schützt die Ungleichheit. Ihr verurteilt uns.

Ihr nutzt eure Macht als Waffe.

Unsere Waffen der sozialen Revolte waren und sind die Kommunikation, der Streit und die Diskussion.
Unsere Waffen waren und sind die Auseinandersetzung, die Symbolik und die direkte Aktion.
Unsere Waffen waren und sind unsere Bedürfnisse, der Respekt und die Solidarität.
Unsere Waffen waren und sind unsere Wut, unsere Tränen und unser Lachen.
Unsere Waffen waren und sind unsere Sehnsüchte nach einem anderem, besseren Leben !
Wir wissen, dass wir nichts und niemanden beherrschen wollen und uns auch nicht beherrschen lassen !

Und wir wissen, dass wir mehr können, als nur die Ex-Steffi in Karlsruhe und die KTS in Freiburg zu verteidigen

Infos:

http://kts-freiburg.org/
http://www.exsteffi.de/
http://www.antifa-freiburg.de
http://labandavaga.antifa.net/
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Ergänzungen

selbstverwaltete...

ist wurst 25.04.2004 - 21:53
zentren müssene erhalten bleiben, vorallem, wenn die nazis sich momentan vermehren wie die mücken! In Hochstädten, ein Stadtteil von Bensheim(Südhessen) haben Nazis nun für 5 Jahre das Gebäude einer Alten cSchlosserei gemietet...

Es geht immer weiter...

Besetz@ntifA 27.04.2004 - 01:07

KinderTagesStätten ausweiten...

salomonelle 27.04.2004 - 22:28
3000 tanzende menschen im rahmen der LOVE (noch nicht HATE) PARADE haben wohl noch nicht gereicht, um der stadtverwaltung freiburg - insbesondere dem OB Salomon - zu zeigen, dass die forderung nach KTS dringend und begründet ist.
Die menschen, die an dem umzug teilnahmen, waren doch nicht nur dort um stundenlang auf asphalt zu laufen und zu tanzen. den meisten ging es tatsächlich um einen ort, der frei von dem komerz ist, wie ihn die kajo hervorbringt. viele wollen die möglichkeiten nutzten, die ein autonomes zentrum bietet. darüberhinaus bietet dieser ort die möglichkeit erstklassige veranstaltungen zu besuchen, die soooooo gut sind, dass sie an anderen orten gar nicht stattfinden können.

die stadt möge doch endlich bedenken, dass diese menschen auch anspruch haben auf teilhabe an städtischer fürsorge. wie kann es sein, dass ein KONZERTHAUS errichtet wird - mit städtischer unterstützung - , das aber ausschliesslich von wenigen privilegierten genutzt wird? die stadt möge doch begründen, dass dieser bau für die bürger der stadt errichtet wurde und nicht für eine clique von privilegierten. legen sie statistiken vor, herr salomon, über die nutzung des KONZERTHAUSES!

es ist aufgabe der stadtverwaltung im rahmen der verhälnismässigkeit den belangen und wünschen der bürger zu entsprechen.solange die stadt freiburg gelder für den unterhalt eines konzerthauses und anderer oligarchie-einrichtungen hat, muss sie auch gelder für KTS zur verfügung stellen! das kostet keine millionen, sondern nur ein haus.

Doch alles scheint darauf hin zu deuten, dass die stadt die kündigung der DEUTSCHEN BAHN durchsetzten will. Damit gibt sie kund, dass ihr 3000 menschen auf einer Love- Parade nicht reichen. Sie schreit nach einer erneuten machtdemonstration im rahmen einer HÁTE-PARADE. Dies kann eine SCHERBENDEMO sein, wird sich in einzelnen AKTIONEN in freiburg und anderen städten fortpflanzen und schliesslich kommt Al-Quida und steuert ein flugzeug in euer KONZERTHAUS...

Die DEUTSCHE BAHN hat den unmut über ihre kündigung schon zu spüren bekommen. in freiburg, heidelberg und tübingen, im ICE 573 und in anderen zügen (war da nicht auch was auf der castor-strecke von berlin vorm ruhrgebiet?)....für die DEUTSCHE BAHN ist der zug schon abgefahren...für die stadt freiburg noch nicht ganz....

Nicht ganz richtig

Historiker 06.05.2004 - 13:16
Die Geschichte wie sie hier in dem Artikel steht ist nicht so ganz richtig,
die KTS gibt es erst seit 1994, die Zahlen vorher beziehen sich wohl auf das AZ, dass es bis 1984 gab.


Die KTS wurde auch nur einmal geräumt, nämlich das erste Domizil in Haus 11 auf dem Vauban, Das zweite, Haus 34 wurde 1997 freiwillig verlassen, da es die Zusage für ein Ersatz gab, der dann 1998 bezogen wurde.
Richtig ist hingegen, dass das ganze nur wegen massivem Druck funktioniert hat