"Agit Prop" Aktionen in Washington - WeltbankGebaeude abgesperrt

washington dc action broadcasting traveller vol.III 25.04.2004 01:23 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Am Abend vor der Demo gegen IWF und Weltbank hat sich einiges getan, aber die Atmosphaere in Washington ist immer noch sehr entspannt. Vor dem Gebaeude der Weltbank fand ein Strassentheater statt,dass einige Aufmerksamkeit auf sich zog, obwohl der Raum fuer das Theater eingeschranekt war. Denn die Absperrgitter sind schon aufgebaut und Strassen direkt um das Gebaeude in Downtown Washington abgesperrt.

ein bisschen show darf auch nicht fehlen ;)

Das Strassentheater bestand aus einer grossen boesen Puppe, die IWF und Weltbank darstellte und 12 Menschen, die verschiedene Laender von allen Kontinenten symbolisierten, die vom IWF-Monster "getoetet" und in Leichensaecke gesteckt wurden. Nachdem in Redebeitraegen dargestellt wurde, wie die IWF-Politik von Wasserprivatisierung und Strukturanpassungsprogrammen das soziale Leben der Menschen in den betroffenen Laendern zerstoert, erwachten die Menschen in den Leichensaecken wieder zu Leben und verjagten das IWF-Monster. Keinebesonders neue Story, aber nett dargestellt, und Strassentheater sieht immer wieder schick aus und erreicht Menschen.


Chicke selbstgebaute Puppen waren zu sehen.

Die Washington Post, eine der wirklich grossen Zeitungen der USA, widmeten den Protesten gegen den Gipfel immerhin einen kleinen Artikel mit Foto der Uebergabe der 11.000 Unterschriften an eine Delegation des IWF. Die Demo am Samstag, fuer die zwischen 5.000 und 10.000 Menschen erwartet werden, verspricht da schon mehr Aufmerksamkeit, zumal sich die "Dead City DrumCorp" angekuendigt hat, die "any black bloc presence" mit Musik und Rythmus unterstuetzen will. Vielleicht wird der Tag morgen ja doch spannender als einige AktivistInnen hier denken, die nicht viel erwarten und sich eher auf den Sonntag und die radical cheerleading-Demo konzentrieren. Immerhin werden da um die 1.000 Leute erwartet. Tausend BlackPinkSilverRadicalCheerleadingLooters... let?s push things forward. Die Presse konzentriert sich allerdings mehr auf die liberalen Gruppen, die zur Demo aufrufen und in diesen Tagen schon im Stadtbild bemerkbar sind. Heute fand eine Veranstaltung von Planned Parenthood auf dem Dupont Circle, einer Art groesseren Verkehrsinsel im Zentrum von Washington statt. Planned Parenthood beschaeftigt sich im Wesentlichen mit der finanziellen und personellen Unterstuetzung von Abtreibungskliniken. Auf der Verkehrsinsel spielte eine dieser graesslichen us-amerikanischen Teenie-Gitarrenbands, Aufkleber und T-Shirts konnten gekauft werden (und waren nachher viel im Stadtbild im Zentrum von Washington zu sehen), das "DC Rape Crisis Centre" informierte und an einer grossen "I?m marching because...`-Wand hingen diverse Begruendungen fuer die Teilnahme an der Demo am Sonntag. RednerInnen, die sich auf der Buehne die Klinke in die Hand gaben, schienen unbedingt daran erinnern zu wollen, dass dies trotz allem eine graesslich buergerliche Veranstaltung war. In jedem zweiten Satz wurde zur Wahl des demokratischen Praesidentschaftskandidaten John Kerry("Because John Kerry cares about women!") aufgerufen, und grundsaetzliche patriarchale Verhaeltnisse waren so derartig kein Thema, dass mensch annehmen konnte, eine grosse Demo am Sonntag, unveraenderte Abtreibungsgesetze und die Wahl von John Kerry zum US-Praesident wuerden alle Probleme von Frauen in den USA, geschlechtsbedingte Benachteiligung und sexistische Gewalt auf einmal abschaffen. J. aus dem anarchistischen Infoladen stimmte darin mit mir ueberein, konnte aber gar nicht verstehen, dass ich gewisse Kritik an einem T-Shirt aeusserte, das in dem Laden zu verkaufen ist. Im Design einer Werbung fuer ein Reinigungsmittel (oder Insektenvernichtungsmittel?) prangt dort gross "Ariel Sharon ? Ethnic Cleanser" mit dem Untertitel "Kills all Palaestinians" auf der Vorderseite. Das ist nicht das erste Mal, dass mir antisemitische Devotionalien begegnen. Auf dem Weg nach Hause war es dafuernur ein "Bush = Hitler" Aufkleber...

Eine andere grosse Story ist die Geschichte von Randall Terry. Er ist der Gruender der Anti-Abtreibungsgruppe "Operation Rescue" und wird am Sonntag unter den GegendemonstrantInnen sein. Puenktlich zur Demo fuer Frauenrechte, die von der christlichen Rechten zu einer Demo zu einer"Abtreibungsdemo" verzerrt wird, erschien ein Artikel in einem USA-weiten Magazin, in dem sein Adoptiv-Sohn sein homosexuelles Coming-Out hat. Jamiel Terry ist eines von drei Geschwistern, die Randall Terry adoptierte, nachdem er die Mutter vor einer Klinik davon ueberzeugen konnte, die Schwangerschaft nicht abzubrechen. Nachdem er jahrelang mit seinem Vater Kampagnen gegen Rechte fuer Schwule und Lesben bestritt, berichtet nun von seiner Homosexualitaet und dem Horror, sich in der fanatisch-christlichen Familie zu dieser zu bekennen. Das wirft ein weiteres schlechtes Licht auf den Vorzeige-Christen Randall Terry, der sich von seiner Frau scheiden liess, um kurz darauf eine wesentlich juengere Frau zu heiraten (wofuer er aus seiner Kirche flog) und dessen beiden Adoptiv-Toechter als Teenager schwanger wurden, das Haus verliessen und abtrieben. In Reaktion auf das Coming-Out seines Adoptiv-Sohnes bot Terry ihm eine dreimonatige christliche Heilungskur an, als Jamiel dies ablehnte, versprach er ihm: ?You?ll be dead at fourty.? (?Myprodigal son, the homosexual.?) Soweit Geschichten aus dem Naehkaestchen der christlichen Rechten in den USA. Es sei daran erinnert, dass diese Gruppe die WaehlerInnenbasis von George W. Bush ist.

Teil 4 tomorrow. It`s yet unwritten, like future is.

Mehrere Reiseberichte erzaehlen von den Aktionen...

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Ergänzungen