Kandel Demo; 10.04.2004

Heute, am 10.04., fand um 14 Uhr eine antifaschistische Demonstration in Kandel statt, an der sich 350-400 Menschen beteiligten. Die meisten DemoteilnehmerInnen ließen sich von den unverschämten Auflagen der Polizei nicht beeindrucken und die Demonstration konnte nach den Wünschen der DemonstrantInnen geregelt ablaufen. Obwohl die Polizei in Landau und Kandel schon morgens starke Präsenz zeigte, konnten sie einen Übergriff von Nazis auf das Auto eines Demoteilnehmers nicht verhindern. 5-8 mit Sturmhauben vermummte Neonazis schlugen mit Eisenstangen und Baseballschlägern auf das Auto ein. Das überzogene Aufgebot der Polizei, welches nur mit dem Schutz der Demo gerechtfertigt wurde, hat hier also keine Wirkung erzielt. Ein Transparent wurde von der Polizei auseinandergerissen als vor der Stammkneipe der Neonnazis ("Cheers") die DemonstrantInnen ihren Unmut über diese skandierten und auf anwesende Faschisten aufmerksam machen wollten.
Als die Abschlusskundgebung nicht stattfinden konnte, verlor die Polizei die Kontrolle über die Situation und zwei Zivilpolizisten bedrohten TeilnehmerInnen mit ihren Schusswaffen. Diese überzogene Reaktion hätte leicht zu Verletzungen oder Schlimmeren führen können. Dies macht nur allzu deutlich das ein generelles Verbot von Schusswaffen für die Polizei auf Demonstrationen fehlt und durchgesetzt werden muss. Der Mord an Carlo Guilliani während den Protesten rund um den G8-Gipfel in Genua hat gezeigt, was die Mitführung von Waffen auslösen kann.
Viele Jugendliche aus Kandel und Umgebung haben erkannt, wie notwendig antifaschistisches Engagement ist und beteiligten sich heute in Kandel.
Allerdings wurde die Demonstration von einem Grossteil der Kandler scheinbar ignoriert, ortsansässige Demonstrationsteilnehmer aus dem bürgerlichen Spektrum konnte mensch an einer Hand abzählen. Die offenbar nur noch auf dem Papier existente Kandler Bürgerinitiative "Dialog statt Hass" distanzierte sich sogar von dem Protest.
Den ganzen Tag über waren Gruppen von Nazis in Kandel und Landau unterwegs, nachdem sie im Vorfeld schon angekündigt hatten, die Demonstration stören und attackieren zu wollen.
Auch Stunden nach der Demo zeigten diese noch Präsenz.
Der heutige Tag hat gezeigt, wie notwendig Proteste und konsequenter Antifaschismus sind. Auch nach der Demo ist es wichtig, nachhaltige antifaschistische Arbeit fortzusetzen.

Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.