Berlin: "Soziales Zentrum" am 3. April 2004

Ernst Kadletz 03.04.2004 18:02 Themen: Freiräume Globalisierung Kultur Repression Soziale Kämpfe
Am Mittag des 3. April 2004 wurde in der Oranienburger Straße 19 ein leerstehendes Gebäude der Humboldt-Universität zu Berlin besetzt. Die ACT!ivistas wollen der Forderung nach einem sozialen Zentrum Nachdruck verleihen.
Am Mittag demonstrierten mehrere Tausend Menschen im "Wir wollen alles!"-Block. Unter anderem kämpfen die ACT!iven dieses Blocks für ein Soziales Zentrum in Berlin.

Nachdem - kurz bevor sich der Bündnis-Lauti aus der Demo ziehen musste - die Besetzung des Hauses in der Oranienburger Straße 19 bekanntgegeben wurde, machten sich mehrere Leute nach Mitte auf.

Am S-Bahnhof Oranienburger Straße befand sich bereits ein erster Kessel, offensichtlich sollten die Leute daran gehindert werden, zum Sozialen Zentrum durchzukommen. Auf Umwegen gelang es einigen jedoch. Mittlerweile war die gesamte Oranienburger Straße bereits mit Wannen und Wasserwerfern dicht. Alle Leute bekamen nach und nach Platzverweise von Grün-Weiss Berlin (2. BPA, F-Schicht*).

* Die F-Schicht wurde nach der Räumung der Mainzer Straße in Berlin ins Leben gerufen.

Von den Besetzerinnen und Besetzern wurde niemand verhaftet, es gab hier auch keine Personalienfeststellungen.

Eine kleine Kundgebung hielt sich jedoch noch eine ganze Weile im Monbijou-Park. Auf InfoRadio Berlin-Brandenburg war von 300 Besetzerinnen und Besetzern die rede, es sei zu Steinwürfen auf die Bullen gekommen (konnte der Autor dieses Berichtes allerdings nicht beobachten). Es gab allerdings hier mehrere Festnahmen von Symphatisantinnen und Symphatisanten.

Es entwickelte sich dann eine kleine Spontandemo zum hackeschen Markt, die Zahl der Beteiligten ist hier schwer zu schätzen. Sprechchöre "Alles für alle...".

Gegen 15:00 Uhr haben die meisten Leute das Areal verlassen.

Heute abendgeht es weiter!
Party an der Humboldt-Universität zu Berlin ab 21:00 Uhr mit

Musik:
· Bushfire Soundsystem [Hamburg - Ragga/Dancehall]
· DJ Alex [Berlin - HipHop]
· DJ Dejoe [Berlin - HipHop]
· DJ Jaan [Berlin - Disco Style]
· DJ Han [Berlin - Querbeat]

Filme:
Im Kinosaal werden Filme und Clips von "Ausverkauf" bis "Zanon - Eine Fabrik unter Arbeiterkontrolle" gezeigt.

Mit Beteiligung von:
· Aclip
· AG Video der TU BErlin
· AK Kraak
· Globale03
· KanalB
· Smashkulturindustrie
· SAU- Film
· WBKlinke

Weitere Infos:
 http://act.so36.net - ACT!
 http://www.berliner-sozialbuendnis.de - Berliner Bündnis gegen Sozialabbau
 http://www.mai-steine.de - Sag Ja zum Nein! Mai-Steine-Kampagne des Revolutionären 1. Mai-Bündnisses
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Ergänzungen

Das schreibt die "Süddeutsche"

SZ-Leserin 03.04.2004 - 18:47
Streit um Agenda 2010

Mehr als 400 000
protestieren gegen den Sozialabbau

In Berlin, Köln und Stuttgart folgten Hunderttausende dem Aufruf der Gewerkschaften zu einem europaweiten Aktionstag. Unter dem Motto: "Aufstehn, damit es endlich besser wird!" demonstrierten allein in der Hauptstadt mindestens 250 000 Menschen gegen die Sozialreformen der Agenda 2010.



Der Aufmarsch in Berlin sei zunächst friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Zu einem Zwischenfall kam es am Haus der Wirtschaft in Berlin-Mitte, wo verschiedene Wirtschaftsverbände ihren Sitz haben. Nach Angaben eines Polizeisprechers warfen mehrere Vermummte aus dem so genannten Schwarzen Block Farbbeutel auf das Gebäude. Festnahmen gab es zunächst keine...

Das schreibt der Tagesspiegel

tsp-Leserin 03.04.2004 - 18:51
Autonome besetzen Haus in Mitte

Linksradikale Gruppen haben am Samstag versucht, in der Oranienburger Straße ein Haus zu besetzen. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen etwa 200 bis 300 Personen und der Polizei. Mehrere Steinewerfer wurden vorübergehend festgenommen.

Berlin (03.04.2004, 16:50 Uhr) - Nach Angaben eines Polizeisprechers waren bis zu 300 Personen an der Aktion beteiligt, einige seien in das Gebäude eingedrungen. Bei Eintreffen der Polizei seien die Beamten mit Steinen beworfen worden. Die Polizei habe die Lage vor dem Haus nach kurzer Zeit wieder unter ihre Kontrolle gebracht, sagte der Sprecher. Vor Ort war auch ein Wasserwerfer stationiert, der jedoch nicht zum Einsatz gekommen sei...

Bullen-Radio vom RBB

Gehört am 03.04.2004 - 18:58
Hausbesetzung
Versuchte Hausbesetzung in der Oranienburger Straße

Anhänger von autonomen und linksradikalen Gruppen haben am Samstag ein leerstehendes Haus in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte besetzt. Nach Angaben eines Polizeisprechers waren bis zu 300 Personen an der Aktion beteiligt, einige seien in das Gebäude eingedrungen.

Bei Eintreffen der Polizei seien die Beamten mit Steinen beworfen worden. Augenzeugen sprachen gegenüber RBB-Online von "Straßenschlacht-ähnlichen Zuständen".

Wie die Polizei weiter mitteilte, konnte die Lage vor dem Haus nach kurzer Zeit wieder unter Kontrolle gebracht werden. Ein vor Ort stationierter Wasserwerfer kam nicht zum Einsatz. Über die Zahl der Festnahmen wurden noch keine Angaben gemacht.

In dem Haus, das bis vor einiger Zeit vom psychologischen Institut der Humboldt-Unversität genutzt wurde, befinden sich keine Personen mehr. Dem Vernehmen nach übernimmt der Sicherheitsdienst des Eigentümers die weitere Sicherung des Gebäudes.

Einen Zusammenhang zwischen der Demonstration gegen Sozialabbau mit über 200.000 Menschen und der Hausbesetzung schloss der Polizeisprecher aus. An dem Protestmarsch hatten sich auch bis zu 1000 Vertreter der autonomen Szene mit einem eigenen Block beteiligt. Sie hatten Farbbeutel auf das Haus der deutschen Wirtschaft geworfen.

Stand: 03.04.2004 14:57

kurzes Video: Oranienburger Str.

briks 03.04.2004 - 20:11
 http://free.pages.at/polski/briks/oranienburger_divx412_180x144.avi

- Räumung der Oranienburger Str. und des Monbijou Parks
- anscheinend Festnahme vor der Synagoge
- Grüne reissen Transpis vom Haus
- Steinhaufen wurde nicht verwendet

Ein Brüller - die Pressemitteilung der Bullen

A.C.A.B. 03.04.2004 - 21:05
Pressedienst - Aktuelles

Eingabe: 03.04.2004 - 18:55 Uhr


Leerstehendes Gebäude besetzt - Steinwürfe auf Polizisten


Unbekannte haben sich heute Nachmittag Zugang zu einem zurzeit nicht genutzten Haus der Humboldt-Universität verschafft. Der Gebäudekomplex erstreckt sich von der Oranienburger Straße über die Krausnick- und Große Hamburger Straße. Gegen 13 Uhr 45 wurde die Polizei alarmiert, weil in der ersten und zweiten Etage Transparente mit linken Parolen befestigt worden waren. Als sich ca. 50 Bereitschaftspolizisten näherten, wurden sie aus einer Gruppe von 200 bis 300 Personen aus der linken Szene mit Steinen beworfen. Die Polizei konnte die Angriffe jedoch nach wenigen Minuten unterbinden. Zehn Beamte erlitten leichte Verletzungen. Um die Personalien festzustellen und weitere von der Personengruppe ausgehende Gefahren zu unterbinden, wurden ca. 120 Beteiligte vorübergehend zu verschiedenen Polizeiabschnitten gebracht. Die übrigen Anwesenden erhielten Platzverweise. Als sich einige von Ihnen in der Tucholskystraße erneut sammelten, setzte die Polizei ihre Anti-Konflikt-Teams ein. Diese speziell geschulten Beamten konnten durch Gespräche dafür sorgen, dass sich die Gruppe endgültig zerstreute. Im betroffenen Gebäude der Humboldt-Universität wurde niemand mehr angetroffen.

Gefunden unter:  http://www.berlin.de/polizei/Presse/archiv/19605/index.html

Verletzter

egal 03.04.2004 - 22:29
Habe mir durch den Polizeieinsatz vor dem besetzten Haus eine gebrochene Nase und eine leichte Gehirnerschütterung eingefangen. Die ersten 10 Minuten des Einsatzes waren ja an gezielter Brutalität kaum zu überbieten. Schläge und Tritte auf sich entfernende Menschen, Tritte auf am Boden liegende Menschen (so auch bei mir). Dass ich nicht lache, wenn die dann in ihrer Pressemittelung was von 10 verletzten Polizisten schreiben und Anti-Konflikt-Teams, die die Menschen mit Gesprächen zum Gehen bewegen, während Wasserwerfer auffahren und die 23. Einsatzhundertschaft wütet.

Zur Polizeimeldung bezuegl. Tucholskystrasse

plopp 03.04.2004 - 22:36
Hmm, davon hab ich nichts gemerkt, dass Anti-Konflikt-Team'ler die Menschen, die sich ausserhalb des Kessels versammelt hatten, mit gutem Zureden zum Fortgehen von der Tucholskystrasse bewegt haben sollen.
Stattdessen wurden nach Aussprechen des Platzverweises die Anwesenden von den Polizisten einfach die Strasse runterbefoerdert, teils durch entschlossenes Vorwaertsmarschieren in Ketten, teils auch in Einzelfaellen durch groebere Methoden und Drohungen. Es kam auch zu mehreren Polizei-Lautsprecherdurchsagen, in denen am Anfang noch Ingewahrsamnahme und Geldstrafe und am Ende auch koerperliche Gewalt offen angedroht wurde, waehrend Anti-Konflikt-Team'ler in dieser Situation nirgends zu sehen waren.
Es duerfte ja nicht verwundern, dass die Polizei etwas subjektive Wahrnehmungen ihrer Einsaetze in ihren Pressemitteilungen pflegt, aber warum phantasieren sie solchen offenen Bloedsinn zusammen? Werden einfach Anlaesse gesucht, um die Anti-Konflikt-Teams mehr ins oeffentliche Bewusstsein zu draengen, freilich zu Lasten des Klagens ueber boese gewaltbereite Demonstranten -> Deeskalationsstrategie?
Danke fuers Posten des Textes, ich hab herzlich lachen koennen ...

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