´Ariel Sharon liquidiert unsere Sicherheit!´

Daniel Mahla 23.03.2004 21:00 Themen: Weltweit
Studenten der Hebräischen Universität demonstrieren gegen die Politik des israelischen Ministerpräsidenten
Die Stimmung in Jerusalem ist seit dem Bekannt werden der Liquidierung des geistigen Oberhauptes der Hamas, Scheich Yassin, höchst angespannt. Die Polizei demonstriert eine außergewöhnlich hohe Präsenz, Sicherheitsbeamte kontrollieren die an den Bushaltestellen wartenden Passanten. Alles fürchtet die angekündigte Rache der Islamisten. Die Hebräische Universität gleicht in diesen Tagen einer Festung. Wer auf den Campus gelangen möchte, muss einen Studenten- oder Mitarbeiterausweis vorzeigen und sich einer ausführlichen Kontrolle unterziehen. Auch innerhalb des Universitätsgeländes kommt es immer wieder zu Absperrungen. Neben der Angst vor Vergeltung gibt es heute allerdings noch einen weiteren Grund für die erhöhte Sicherheitsstufe: Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hat sich zusammen mit der für die Einwanderung zuständigen Ministerin, Zipi Livni, angekündigt. Er spricht zu neu eingewanderten Studenten und erfüllt die an ihn gestellten Erwartungen: ´Israel wird die für seine Sicherheit notwendigen Schritte vollziehen´, wer hätte mit einem anderen Statement gerechnet?
Währenddessen versammelt sich auf dem Campus eine kleine Anzahl von Demonstranten. Sie tragen Plakate, die Ariel Sharon zum Rücktritt auffordern und ihm vorwerfen, die Sicherheit der israelischen Bürger durch seine aggressive Politik zu gefährden. Die sich aus jüdischen und arabischen Israelis zusammensetzende Menge marschiert durch die verschiedenen Universitätsgebäude und parodiert Slogans, wie ´Frieden ja, Besatzung nein´, oder ´Israel und Palästina. Zwei Staaten für zwei Völker´. Viele Studenten nicken beim Vorbeigehen zustimmend oder schließen sich den Demonstranten an. Es ist erstaunlich, auf wie wenig Kritik der Trubel stößt. Nur eine Handvoll Gegendemonstranten fordert das Land Israel dem Volk Israel allein vorzubehalten. Als die Wortführer beschließen, die Straße vor der Universität durch eine Sitzblockade zu blockieren, springen viele der Demonstranten ab. Immerhin knapp 100 Menschen finden sich immerhin noch zu der Blockade bereit. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird Wasser herumgereicht. Zwei arabische Lastwagenfahrer, die durch die Demonstration festsitzen, hupen im Rhythmus der Sprechchöre. Die Proteste bleiben bis zum Ende friedlich. Auch als die Polizei die Demonstranten schließlich gewaltsam aus dem Weg räumt und ca. zehn Teilnehmer vorübergehend festnimmt, kommt es zu keinen nennenswerten Übergriffen.
Die Aktion bedeutet einen - zugegebenermaßen sehr kleinen - Hoffnungsschimmer am blutigen Horizont des Nahen Ostens. Immerhin ist es das erste Mal seit langem, dass jüdische und arabische Studenten gemeinsam demonstrieren. Damit gelingt den Jerusalemer Studenten, wovon man in Europa noch weit entfernt ist: Gemeinschaftliche Proteste gegen eine verfehlte Politik und die Forderung nach einem ehrlichen Frieden anstatt der bedingungslosen ´Solidarisierung´ mit der einen oder anderen Seite.
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Ergänzungen

Mordanschlag weltweit verurteilt

Rose 23.03.2004 - 22:16
Der Raketenangriff auf den Rollstuhlfahrer Jassin hat in der ganzen Welt für Aufsehen gesorgt – selbst die UN, die EU und zahlreiche Staaten, außer natürlich die USA, verurteilten die Mordtat.
Dieser Mord verstoße gegen internationales Recht und sei durch nichts zu gerechtfertigen – doch der Israelitische Ministerpräsident, selbst nach seinen Taten im Generalsrang als „Schlächter des Libanon“ bekannt, beglückwünschte die Armee zur Auslöschung des Rollstuhlfahrers Jassin.
Dieser war 1987 Gründer und geistiger Führer der Hamas-Bewegung, die sich während des ersten Palästinenseraufstandes gegen die israelitischen Besatzer gebildet hatte.
Dabei ist die Hamas nicht alleine eine Terrororganisation, wie allenthalben behauptet wird. Tatsächlich unterhält sie ein besseres soziales Netz als die palästinensischen Autonomiebehörden und hat größeren Einfluß auf die Palästinenser, als eine Staatsregierung es haben könnte.
Scheich Jassin, der fast blinde und gelähmte Geistliche, der mit kaum vernehmbarer Stimme sprach, ist für die Palästinenser mehr als ein Symbol. Er verkörperte eine Idee, für die Tausende bereit sind, in den Schlachtentod zu gehen und als Selbstmordattentäter verhaßte Juden mit in den Tod zu reißen.
Aber Jassin war nicht der eigentliche Führer der organisierten Gegenwehr – er war für die Palästinenser eher eine Lichtgestalt, die ihnen einen geistigen Halt bot, der für Außenstehende kaum nachvollziehbar ist.
Scheich Jassin ist als Märtyrer ebenso wirkungsvoll wie lebend – schon jetzt zeichnet sich ab, daß seine Ermordung keine Entlastung für Israel bedeutet.
Die Palästinenser sind kein Volk, das – wie vielleicht die Basken – nur einen eigenen Staat erstrebt und daher leicht berechenbar sind. Sie sind in der Hauptsache ihrer Aufgabe religiös bis zur Selbstaufgabe gebunden – Angriffe, wie gegen den Scheich Jassin, stacheln sie nur noch mehr auf.
Die Israeliten stehen den Palästinensern weit in der Unterzahl gegenüber und müssen zusehen, wie sie mehr und mehr zurückgedrängt zu werden. Die Räumung der Siedlungen ist kein „Friedensangebot“, sondern mußte angeordnet werden, weil Israel immer weniger Menschen zur Besiedlung hat und seine Räume nicht mehr füllen kann.
Die Israeliten sind auch innerlich gespalten – die Stimmen, die der jüdischen Staatsführung eine wesentliche Mitschuld am Aufstand der Palästinenser geben, mehren sich und auch der Mordangriff auf Jassin wird sehr unterschiedlich beurteilt.
Die Israeliten stecken jetzt in einer Sackgasse – denn irgendwelche Verhandlungen mit vielleicht gemäßigten Palästinensern sind jetzt völlig aussichtslos. Der Bevölkerungsdruck aber wächst unaufhaltsam – so steht auch Israel vor totalen Entscheidungen:
Wird es langsam weichgekocht und zerfällt?
Oder wird es versuchen, sich mit einem ungeheuren Militärschlag, der Hunderttausende von Palästinensern das Leben kosten wird, zu befreien?
Derzeit sind andere Lösungen nicht in Sicht – werden Männer wie der „Schlächter des Libanon“ zu entscheiden haben, wird es nicht mehr lange dauern, bis der Nahe Osten in ein neues Blutbad gestürzt wird.



Weitere Palästinenser getötet

Tina 23.03.2004 - 22:23
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin durch Israel ist es zu Ausschreitungen gekommen. Bei Zusammenstößen bewaffneter Palästinenser mit israelischen Sicherheitskräften wurden in den besetzten Gebieten mindestens fünf weitere Palästinenser getötet. Während die UNO gegen die Tötung Jassins protestierte, kamen aus den USA gemischte Reaktionen. Das Außenministerium äußerte sich „tief beunruhigt“. Das Weiße Haus vermied dagegen, die Tötung zu bewerten.

Der Völkerrechtler Knut Ipsen sieht die Ermordung von Jassin als einen Verstoß gegen das Völkerrecht. Der Professor der Universität Bochum sagte in einem Rundfunk-Interview, Israel sei an die Genfer Konventionen gebunden. „Die Genfer Konventionen gebieten, daß Personen, die nicht unmittelbar an Feindseligkeiten teilnehmen, unter allen Umständen mit Menschlichkeit behandelt werden“. Ipsen schließt nicht aus, daß die Vereinten Nationen die Tat verurteilen werden.


Provozieren die Israelis bewußt den Krieg?

Fred 23.03.2004 - 22:42
Die Israeliten setzen ihre Mordpolitik gegen Palästinenserführer fort – jetzt gelang es ihnen mit einem Raketenangriff, den Hamasgründer Scheich Jassin zu töten.
In den letzten Wochen waren die Israeliten wiederholt auf palästinensisches Gebiet vorgedrungen, um Häuser zu zerstören und Razzien durchzuführen – jedesmal blieben Tote zurück.
Die Palästinenser können sich dieser Militärmacht nur mit Selbstmordattentätern erwehren – andere Waffen haben sie nicht; im offenen Kampf sind sie den Israeliten weit unterlegen.
Nachwuchskandidaten dazu haben sie reichlich – mit jedem Angriff der Israeliten wird der Haß auf die Juden größer. Auch jetzt hat die Hamas Rache geschworen und wird demnächst zurückschlagen.
Dazu setzen sie auf Zeit – die Palästinenser haben die höchste Geburtenrate der Welt und werden die Israeliten langfristig aus dem Land drücken.
Der „Westen“ steht auch dieser Entwicklung hilflos gegenüber und sieht zu, wie die mit EU-Geldern errichtete Infrastruktur in den Palästinensergebieten immer weiter zerstört wird. Überlaute Kritik an Israel wird aus Angst vor „Antisemitismusvorwürfen“ nicht gewagt – so geht das Morden weiter.



Geschichte

Rückblicker 24.03.2004 - 00:11
In den 70/80ern von Israel als anti-linke Kraft hochgepäppelt, hatte die Hamas zunächst die Aufgabe, Anschläge auf palästinensische Krankenhäuser und Schulen zu verüben, zu denen auch Mädchen und Frauen zugang hatten. Ähnlich wie die Taliban und Al Quaida für die USA, hatte die Hamas für Israel die Aufgabe, linke und liberale arabische Kräfte zu vernichten und wurde mit Millionen unterstützt. Natürlich bekammen die Hamas-Terroristen auch Unterschlupf, Ausrüstung und Training in Israel. Doch heute braucht man die Auftragskiller von einst nicht mehr und versucht sich, ihrer zu entledigen. Verständlich, dass diese dabei leicht sauer reagieren...

Israel & Demokratie? Wer's glaubt...

AntiNational 24.03.2004 - 13:50
Lasst euch nicht von den paar antideutschen Witzlingen, Rassisten und Israelnationalisten, die sich auf Indy rumtummeln, verängstigen. Kritik an der israelischen Politik ist längst überfällig und jeder der versucht, diese mit der Antisemitsmuskeule zu unterdrücken sollte einfach ignoriert werden. Das dieser perverse Mordanschlag großen Beifall bei den Antideutschen findet würde, stand schon vorher fest. Auf der einen Seite (berechtigt) darum trauern, wenn Israelis zerfetzt und blutüberströmt am Boden liegen und auf der anderen Seite große Freudenschreie, wenn es einen Palästinenser trifft, welcher noch dazu im Rollstuhl sitzt, gelähmt und halb blind ist. Ganz egal, was er getan hat.

Wer Israel heute immernoch als "Demokratie" oder gar "Einzige Demokratie im Nahen Osten" bezeichnet, der muss gewaltige Tomaten auf den Augen haben. In einer Demokratie werden Verbrechen nicht mit willkürlichen Vernichtungsoperationen bestraft sondern mit fairen Prozessen und Verhandlungen!

Moroccan Jewish leader condemns killing

h 24.03.2004 - 15:56
A leader of Morocco’s Jewish community has condemned what he describes as the “arrogant” killing by Israel of Hamas founder Shaikh Ahmad Yasin, calling it “an act of bestiality”.

mehr....

 http://english.aljazeera.net/NR/exeres/195E8EFB-4FA1-446E-A283-74269901092D.htm

In wessen Interesse?

Konsterniert 25.03.2004 - 16:28
In wessen Interesse?
Konsterniert 25.03.2004 16:18
Warum ist es eigentlich den wenigsten SchreiberInnem hier möglich, die Gesamtsituation zu benennen, das heisst, die Verbrechen und ihre Opfer sowohl auf israelischer, als auch auf palästinensischer Seite? Durch derartig einseitige Parteinahme entlang ethnischer Grenzen wird doch nur weiter Hass geschürt und die Identitätsbildung nach ethnischer Zugehörigkeit durch gegenseitige Demütigungen verfestigt. Eine üble Perspektive die daraus erwächst und alles andere, als eine Lösung verspricht. Am wenigsten ist diese Art von "Solidarität" im Sinne der Opfer dieser grausigen Logik. Ein kleiner Lichtblick in dieser grausigen Situation ist der Aufruf der 60 palästinensischen Intellektuellen, die Gewaltspirale zu unterbrechen, und den bewaffneten "Widerstand" zu überdenken.
Ich bin aber skeptisch, ob das irgendeinen Widerhall findet. Da Israel in diesem Konflikt eindeutig stärker ist, wäre Israel eigentlich auch in der Pflicht, seinerseits friedliche Lösungsperspektiven anzubieten, beispielsweise den Rückzug aus besetzten Gebieten und Abbbau illegaler Siedlungen.
Menschenverachtende Terroranschläge auf ZivilistInnen in Israel und haarsträubende Ideologien, aus denen heraus die entstehen, könnte so auch viel Boden entzogen werden. Wer lässt sich so einen Mist einreden, wenn er/sie eine Lebensperspektive hat?
Und es ist leider so, dass die Lebensverhältnisse in Gaza und Westbank die eines grossen Gefängnisses sind, mit üblen WärterInnen und üblen mafiosen Cliquen unter den "Gefanenen" die die Insassen zusätzlich terrorisieren.
Perspektivisch gesehen ist das aber alles Murks, wenn man/frau bedenkt, was für ein positives Potential bei einem friedlichen Zusammenwirken aller Menschen und Respektierung der Eigenheiten, die sich erstmal nicht ausschliessen, dort vorhanden wäre.
Die Menschen in Israel und Palästina leben gewissermassen auf der Fläche einer Briefmarke zusammen und sind darauf angewiesen, miteinander klarzukommen und zusammenzuarbeiten. Wenn die PalästinenserInnen einsehen könnten, dass es nur gut für sie wäre und ihre Lebensperspektive deutlich verbessern würde, wenn auch sie durch ein Zusammenwirken mit Israel, in dem ja viel Potential, Knowhow und kulturelles Wissen aus der ganzen Welt zusammenlaufen daran teilhaben könnten, wäre praktisch der Knoten geplatzt. Die israelische Politik der gnadenlosen Härte und kollektiver Bestrafung aus der Position des Stärkeren heraus ist aber nicht dazu angetan, diese Erkenntnis zu befördern.
Zudem die Jahre des Krieges und die immer wiederkehrende Gewalt, die tägliche Angst vor Terroranschlägen in Israel auch zu einer Brutalisierung der Gesellschaft führen müssen, womit niemand gedient ist. Dass die Selbstmordanschläge genau dazu führen und in der promten Antwort praktisch Anschläge gegen die eigenen Leute sind, sollten vor allem die Linken in Palästina wissen und die unseligen Bündisse mit den fundamentalistischen Kräften einstellen und verurteilen. Die Opfer befinden sich in Palästina und Israel. Die TäterInnen auch. Die Gegner sind TäterInnen und Opfer, nicht Israel und Palästina. Die einseitigen Parteinahmen sind Benzin ins Feuer, daher als menschenverachtend abzulehnen! Linke müssen aus ihrer Weltsicht heraus emanzipatorische Kräfte unterstützen, egal wo. Jede andere Politik und "Solidarität" heisst aus unserem Solidaritätsbegriff heraus nur, dass wir und mit dem Hammer selbst die Zehen platthauen. Dieser Konflikt ist weder dafür geeignet, dass auf seinem Rücken deutsche Kollektivschuld, die sich z.T. auch aus einer gewissen Identifizierung ergibt, ausgetragen wird, noch für eine Fetischisierung von bewaffnetem Widerstand und antiimperialistischen Projektionen, die auf völlig fragwürdigen ideologischen "Wahrheiten" aufbauen. Zudem wir hier die direkten Folgen nicht ausbaden müssen.
Fragend schreiten wir voran

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Die 60% Israelischen die Mord stützung — palestina libera , palestina rossa

@ Tina — Toni

Danke, liebe Studenten — Israels Existenzrecht verteidigen!

Hä? — Scheich Arschibald

ICH WÜNSCHE — MIR