Demobericht Bochum 13.03.2004

sogenannter Urlaub 14.03.2004 22:20 Themen: Antifa Antirassismus
Verhältnismäßigkeit der Mittel
„Herzlich Willkommen, ich freue mich, dass ihr so viele seid“, klang die Begrüßung vom Bündnis für den Wiederaufbau der Synagoge am Bochumer Hauptbahnhof. So freundlich waren wir schon lange nicht mehr empfangen worden und da wir unterwegs auch keinen „Feindkontakt“ mit so genannten „Kameraden rechtsradikaler Gesinnung“ hatten, freuten wir uns auf einen friedlichen Demonstrationsverlauf. Dass das BVG den Naziaufmarsch verboten hatte freute uns umso mehr. Nichts desto trotz schien die exekutive Staatsgewalt vor Langeweile umzukommen und so durften wir bereits zehn Meter weiter, den Staatsdienern Einblick in unsere Rucksäcke gewähren.

Nicht genug, dass sich die Herren in grün sich bereits so bewaffnen als stünden sie Kriminellen und Schwerstkriminellen gegenüber, nein „selbst die deutsch Bahn rüstet jetzt auf“, so die Aussage. Denn was man in unseren Taschen erhoffte zu finden, klebt jetzt selbst schon Bahnbeamten am Gürtel. Nahkampfwaffen, so genannte Tomfas.

Am Demonstrationsort der Auftaktkundgebung angekommen, zeigten die Herren BGS und Polizei erst einmal so richtig was sie können. Die friedliche Solidaritätsveranstaltung für den Wiederaufbau der Synagoge versuchten drei offensichtlich rechtsradikal gesinnte Personen dadurch zu stören, dass sie ganz willkürlich Menschen anpöbelten und aggressives, gewalttätiges Verhalten an den Tag legten. Hatte die Polizei etwa einen Einsatz verpasst?!

Sehr gut konnten wir beobachten wie der Herr, welcher auf dem Photo zu sehen ist, sich zielstrebig in die Menschenmenge bewegte, um dort Unruhe zu stiften. Selbst der offensichtliche Alkoholgenuss sollte hiefür kein Entschuldigungsgrund sein.

Lautstark gaben wir der unten versammelten Menge zu verstehen, wer sich dort eingeschlichen hatte und so bewegte sich ein schwarzer Flügel in Richtung Störenfried, um ihn direkt in die Hände der Polizei zu begleiten. Doch kam es zur Festnahme??
Ganz offensichtlich konnten wir bei diesen Herren keine Personalienfeststellung beobachten. Oder brauchten Sie etwa Arbeit und war es eines dieser üblichen Spiele, „wir schicken unseren V- Mann zum Unruhe stiften in die Menge“?

Es würde mich interessieren, liebe Herren vom Staatsschutz, ob es bei diesem Herren zu genau solchen drastischen Maßnahmen kam, wie Sie sie fuhren als Sie mutmaßliche Eierwerfer zu Ende der Demonstration, kurz vor dem Erreichen der Stelle an dem die Synagoge neu errichtet werden soll, mit zu Ihren Mannschaftswagen nahmen und sie zuerst auch noch mit zu Wache nehmen wollten. Dieses Szenario spielte sich nämlich zum Ende der Demonstration ab und glücklicherweise lösten wir unsere Straßenblockade nicht eher auf bis „unsere Leute“ ihr Dienstfahrzeug verlassen durften. Ganz zu schweigen davon, wie sie mit unsereins verfuhren, um diese gewalttätige Festhaltung durchzuführen. Oder war es etwa Angst die Ihre KollegInnen erfuhren, als sie sich plötzlich von uns eingekesselt sahen? Wer nicht von ihnen bedrängt oder in die Büsche geschubst wurde hatte entweder Durchsetzungsvermögen oder aber einfach nur Glück.

Ist es immer noch üblich die Demonstrationsgruppe dadurch zu verkleinern, indem man friedliche Demonstranten, welche sich an der Trinkhalle etwas zu trinken kaufen, abfängt und sie mit zur Wache nimmt, wo sie sich dann ganz entkleiden müssen?

Oder waren Sie einfach nur traurig darüber, dass wider Ihren Erwartungen die Demonstration friedlich und diszipliniert verlief, ohne größere Ausschreitungen?
Zur Erinnerung :
Der schwarze Block als Teil der autonomen Antifa wurde ins Leben gerufen, um die Demonstrationsteilnehmer zu schützen. Diese Funktion hat er am gestrigen Tage in Bochum bewiesen. Gewalt ging vom schwarzen Block immer nur dann aus, wenn die Verhältnismäßigkeit seitens der Staatsgewalt nicht mehr gewahrt wurde. So auch gestern. Keiner der Antifa Leute hat den Herren vom Staat Schaden zugefügt.

Doch wir fragen uns. Warum diese übermäßige Bewaffnung seitens der Staatsdiener und auch der Deutschen Bundesbahn? Warum diese Repressionen und Erniedrigungen? Warum Ihre einseitige Vorgehensweise?
Sollten wir uns überlegen, mehr als nur zu blocken und zum Gegenangriff überzugehen?

Wenn Sie es wünschen, sorgen wir dafür, dass sie Ihre Straßen neu teeren können.

Mit freundlichen Grüßen

Sog. Urlaub
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Ergänzungen

"Schwarzer Block"?

Mr.Anderson 14.03.2004 - 22:51
Die Faschos die sich in die Demo getraut haben, wurden soweit ich mitbekommen habe mit auf die Wache genommen und mussten da wohl auch einige Zeit bleiben.

Der "Schwarze Block", so wie du ihn nennst, hat ja diesesmal wohl eher garkeine Gewaltaten verursacht. Ich würde nämlich ein paar betrunkene Punker nicht als den "Schwarzen Block" bezeichnen. Die Leute, die in der Regel soetwas zugeordnet werden sind da ja wohl eher andere.


Zu den Verhaftungen ist hier der EA-Bericht:  http://www.de.indymedia.org/2004/03/76894.shtml

Anekdote am Rande

belustigter 15.03.2004 - 00:09
Bei dem oben gezeigten Bild ist in der Mitte ein Typ, trinkend aus einer Bieflasche zu sehen mit Käppi, direkt neben ihm noch ein Typ mit dunkler Weste und weißen Ärmeln. Denn diese beiden, zusammen mit zwei jungen Frauen meinten eine kleine Provo-Tour zu fahren. Jeweis eine Pulle ständig an den Lippen und eine weitere in Reserve in der Tasche zogen sie ihre Kreise auf dem Auftaktkundgebungsplatz. Die Frauen passten wunderbar in das Gabba-Sterotyp des Ruhrpotts; d.h. dieser Mix aus rechter Szene-Kleidung und Techno-Anhängsel.
Nunja, sie schwänzelten so rum, ließen ein paar antisemitische und einfach dumme Sprüche los und wurden daraufhin von mehreren Anwesenden darauf hingewiesen, besser zu verschwinden. Darauf ließen sie sich nicht ein und pöbelten nur noch weiter, was wiederum deutlichere Reaktionen zeigte; schließlich wurde es einem der beiden Typen zu bunt (hinter ihm betrchteten ca. 50 Punx das Treiben) und liefe zu ein paar die Bullen um Hilfe zu bekommen, woraufhin ein paar der Punx den Ärzte-Song 'Schrei nach Liebe' laut anstimmten (im Hintergrund lief die Kundgebung); die beiden Frauen folgten ihm, der vierte stand unschlüssig herum und hatte sehr offensichtlich nicht kapiert was da gerade passierte und erst nach mehrmaliger Aufforderung dem Rest folgte. Ihnen folgte, wir kennen dies ja bei Antifas und Punx, wie die Motten zum Licht, ein Pulk von mittlerweile 100 Personen. Die vier wurden dann von einigen Beamten freundlich aber bestimmt vom Platz geleitet. Dies mochte aber einer von denen überhaupt nicht verstehen (der mit der Weste und dem weißen, langärmligen Hemd drunter; der war es auch, der vorher etwas länger brauchte um zu verstehen, dass er plötzlich alleine stand) und kam ständig, wildgestikulierend wieder. 'Herr, schmeiß Hirn von Himmel' würde selbst bei den vier nicht viel helfen.

Aha...

unsupported 15.03.2004 - 01:01
Ein schwarzer Block ist doch, wenn man sich dieses Wortkonstrukt auch nur eine Sekunde genauer anguckt, ein "Block", also eine zusammenhängede Gruppe oder Einheit, schwarzgekleideter Personen. Das gab es am 13.03 in Bochum nicht. Es waren zwar eine große Menge schwarzgekleidete Menschen unterwegs, aber gewaltätig wurde keiner. Lediglich gewehrt wurde sich gegen u.A. die Festnahme der "Eierwerfer". Da hätte man durch couragierteres Verhalten seitens der Demoteilnehmer (oder wenigstens ein paar mehr als die zwei Personen, die sich aktiv den Polizisten entgegenstellten) auch das Abführen in den Mannschaftswagen komplett verhinden können. Aber dennoch nenne ich das eine gelungene Aktion. Alles in allem hatte die Demo eine unglaubliche Dynamik, die auf so mancher "Gegen"-Demo fehlt.

black bloc

sunblocker 15.03.2004 - 09:23
Der black bloc, oder auch schwarze Block ist ein Konstrukt des Staatsschutz, der bereits seit dem Beginn der autonomen Bewegung Ender der 70er und Anfang der 80er verwendet wird und als staatliches Repressionsmittel dient, um gemeinschaftliches und geplantes Vorgehen der Autonomen juristisch verfolgen zu können. Dabei agieren Autonome mehr spontan und in stiller Übereinkunft, d.h. es gibt ihn nicht, den schwarzen Block. Einheitliche, schwarze Kleidung beinhaltet zwar auch einen gewisse Uniformierung, aber hatte und hat den eigentlichen Zweck, einzelne Personen in einer gleich aussehneden Masse zu verstecken, da die Cops Leute in Demos vor allem an ihrer Kleidung erkennen.
Das geschlossene Auftreten eines black bloc im Sinn wie oben beschrieben kommt vielleicht das Gebilde der autonomen antifa m Anfang der 90er noch nahe, wobei es hier mehr um Bündnisfragen von Autonomen innerhalb von linken Bürgersdemos geht, als um deren Schutz,mehr um den eigenen Schutz, auch um durch das geschlossene Auftreten Spaltungen zu vermeiden (mal ganz verkürzt beschrieben).

Das letzte Mal wurde dieses staatliche Repressions-Konstrukt im großen Stil von den italienischen Ermittlungsbehörden im Zusammenhang mit Genua benutzt.

Ich glaube kaum, dass Personen, die mehr oder weniger zufällig einen schwarzen Block bilden, dies tun, um besoffene und Eier werfende Punx zu 'beschützen'. Was nix daran ändert, dass, sobald die staatliche Repression wieder greift, sich die teilnehmenden Menschen mit den Betroffenen solidarisieren werden!

Zeitungsartikel

Fred 15.03.2004 - 13:33
Einen interessanten Zeitungsartikel zur Demo in Bochum gibt es unter:
 http://www.jungewelt.de/2004/03-15/010.php
Schaut mal rein!

Bilder+Bericht von der Bündnis-Demo ...

Ruhrpott-Prolet 15.03.2004 - 13:40

zum black block

anti 15.03.2004 - 14:01
doch, es gibt ihn, den "schwarzen block"! eine gruppe von leuten, die bei demos meist uniform (schwarz) angezogen sind und die (in deutschland weniger) häufig für militante aktionen "zuständig" sind. weil oft der großteil eines solchen blocks vermummt ist (etwa bei den anti-wef/g8-demos), sind die bullen aber mittlerweile dazu übergegangen, den schwarzen
block zu unterwandern - sei es mit zivis, die auch mal selber randale machen (agents provocateurs) oder mit hilfe von fascho/hooligan-schlägern (gerüchte, dass italienische und englische faschisten maßgeblich an den gewaltexzessen in genua beteiligt waren hört mensch ja immer wieder). deswegen werden schwarze blöcke heutzutage auch von den anderen demoteilnehmern nicht gern gesehen. gelegentlich allerdings zu unrecht, wie beim g8-gipfel 2003: dort halfen aktivisten des schwarzen blocks, die bullen aufzuhalten, damit sich die friedlichen teile der demo aus dem tränengasnebel verziehen konnten.

und noch was zu bochum: laut "süddeutsche zeitung" von heute waren es 2000
demonstranten.

Bilder

Antifa Siegburg 15.03.2004 - 14:30
Ein paar Bilder aus Bochum kann man unter www.antifa-siegburg.de.vu sehen.

offener Antisemitismus in BOCHUM + LEIPZIG

ein Überblick 16.03.2004 - 17:13
Antideutsche Demo in Bochum Fotos und Video
von teilnehmer - 15.03.2004 23:25
 http://de.indymedia.org//2004/03/77078.shtml

Demobericht Bochum 13.03.2004 (Fotos)
von sogenannter Urlaub - 14.03.2004 22:20
 http://de.indymedia.org/2004/03/77034.shtml

antideutsche demo in bochum - facts
offener Antisemitismus in BOCHUM + LEIPZIG
ein Überblick

von antideutsch.com - 13.03.2004 16:47
 http://de.indymedia.org//2004/03/76901.shtml

EA Bericht Bochum
von EA Ruhrgebiet / Bochum - 13.03.2004 15:02
Ein kurzer Stand der Dinge in Bochum
 http://de.indymedia.org//2004/03/76894.shtml

Bilder/Bericht: Anti-NPD-Demo in Bochum 13.3
von Ruhrpott-Prolet - 13.03.2004 14:25
 http://de.indymedia.org//2004/03/76881.shtml

Bochum: BVerfG bestätigt Verbotsverfügung
 http://de.indymedia.org/2004/03/76818.shtml

Bochum: NPD-Demo bleibt verboten
 http://de.indymedia.org/2004/03/76802.shtml

Karten zur Naziroute Bochum
 http://de.indymedia.org/2004/03/76803.shtml

Neonaziroute in Bochum
 http://de.indymedia.org/2004/03/76798.shtml

Landeszentrale der NPD in Bochum durchsucht
 http://de.indymedia.org/2004/03/76773.shtml

Bochum - NPD Landeszentrale durchsucht
 http://de.indymedia.org/2004/03/76759.shtml

Eine Demo für Synagogen und eine für Israel
 http://de.indymedia.org/2004/03/76653.shtml

Update zu den Aktionen in Bochum am 13.3.
 http://de.indymedia.org/2004/03/76645.shtml

13.03.2004 - Bochum
von junge linke lippstadt - 08.03.2004 21:20
 http://de.indymedia.org/2004/03/76579.shtml

7.3. Bochum: Flugblattaktion der NPD gestört
 http://germany.indymedia.org/2004/03/76560.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/03/76560.shtml

Neues zur Antifa-Demo am 13.3. in Bochum
 http://www.de.indymedia.org/2004/03/76453.shtml

Nazi-Demos in Bochum erstmal verboten
 http://germany.indymedia.org/2004/03/76089.shtml

Bochum: BSV mobilisiert gegen Antisemitismus
 http://germany.indymedia.org/2004/03/76081.shtml

Bochum: Nazis aus der Stadt vertrieben
 http://de.indymedia.org//2004/02/75816.shtml

Naziaufmarsch am 13.3. in Bochum verhindern!
 http://de.indymedia.org//2004/02/75728.shtml

MIT MATERIALSAMMLUNG ZUM NAZIAUFMARSCH AM 13.3.
Für den Wiederaufbau der Synagoge in Bochum
 http://de.indymedia.org/2004/02/75198.shtml
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Hass im Pott
In Bochum wollen Neonazis gegen den Bau einer Synagoge aufmarschieren. Das Vorhaben reiht sich ein in eine Serie antisemitischer Aktionen in Nordrhein-Westfalen. von jörg kronauer
 http://www.jungle-world.com/seiten/2004/11/2760.php

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01.03.2004 Inland Markus Bernhardt
Antisemitische Kampagne in Bochum
Breiter antifaschistischer Konsens für den Neubau einer Synagoge in der Stadt
 http://www.jungewelt.de/2004/03-01/014.php
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LEIPZIG:

Antisemitisch? Klage gegen Baupläne der Jüdischen Gemeinde in Leipzig Anna Engel
 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/242256/

Das Problem heißt Antisemitismus
von kerstin becher - 09.03.2004 17:08
Demnächst soll vor Gericht über den weiteren Ausbau des Ariowitsch-Hauses zum neuen Jüdischen Gemeindezentrum Leipzigs verhandelt werden.
 http://de.indymedia.org/2004/03/76609.shtml

Jüdisches Leben gegen Quadratmeterpreise
Leipziger Bürger verurteilen Klagen gegen Gemeindehaus von Leipziger Bürgern
Von Hendrik Lasch, Leipzig
 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=50098&IDC=2

Tätervolk, neue Folge Von Gaby Hommel Konkret Heft 03 2004
Deutsche Neonazis und Leipziger Bürger sind einig im Protest gegen den Bau jüdischer Einrichtungen
 http://www.konkret-verlage.de/kvv/in.php?text=&jahr=2004&mon=03


Artikel aus Neues Deutschland

august 17.03.2004 - 23:14
Bochum
Demo gegen Antisemitismus
3000 fordern Bau der Synagoge/Nazi-Aufmarsch blieb verboten

Markus Bernhardt, Bochum

Über 3000 Menschen haben am Sonnabend in Bochum auf zwei Demonstrationen ein Zeichen für den Wiederaufbau der Synagoge und gegen einen geplanten Neonazis-Aufmarsch gesetzt.
Unter dem Motto »Stoppt den Synagogenbau – 4 Millionen fürs Volk« wollten Gliederungen der NPD und die so genannten Freien Kameradschaften am Wochenende in Bochum gegen den Wiederaufbau der Synagoge in der Stadt demonstrieren. In letzter Instanz war der Aufmarsch jedoch vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe untersagt worden. Trotz verbotenem Naziaufmarsch demonstrierten über 2500 autonome Antifaschisten, Mitglieder diverser linker Parteien und Gruppen sowie Gewerkschafter am Sonnabend in der Bochumer Innenstadt gegen Antisemitismus und Rassismus. Mit der Aktion bekräftigten sie auch ihre Unterstützung für den Wiederaufbau der Synagoge.
Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde in Bochum lassen sich bis in das Jahr 1612 zurückverfolgen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten nur noch 33 Juden in der Stadt, heute hat die Gemeinde wieder über 1000 Mitglieder.
An einer weiteren, vom Bochumer Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber (SPD) organisierten Kundgebung, die unter anderem von der örtlichen Industrie- und Handelskammer, den Kirchen und der Ruhr-Universität unterstützt wurde, beteiligten sich rund 450 Menschen. Die Bochumer Symphoniker und Schauspieler des Theaters unterstützten die Kundgebung durch kulturelle Beiträge.
Der Bochumer Bundestagsabgeordnete Norbert Lammert (CDU) forderte die Bürger der Stadt in einer Rede zu eindeutigem Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus auf. »Es gibt viele Leute in Deutschland, die noch die Brandspuren des 3. Reiches in ihrer Seele tragen. Deswegen müssen wir die Verantwortung für die Vergangenheit und die Zukunft in unserer Region übernehmen«, so der Unionsabgeordnete, der auch Vizepräsident des Bundestages ist.

Behrens: Verbot der Nazidemo ist ›Meilenstein‹
Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens (SPD) begrüßte das Verbot der Nazidemonstration und bezeichnete das Urteil des Bundesverfassungsgerichts als »Meilenstein im Kampf gegen den Rechtsextremismus«.
Während die jüdische Gemeinde Bochums die Aktivitäten des linken Demonstrationsbündnisses und der Stadt unterstützte, hatten deren Vertreter mit der Demonstration so genannter antideutscher Gruppen offensichtlich Schwierigkeiten. Bereits im Vorfeld des Demonstrationsgeschehens ließen Vertreter der Gemeinde öffentlich verlautbaren, das sie das Tragen von Israel-Fahnen auf Demonstrationen an diesem Tage als »Provokation« empfinden würden und baten darum, dies zu unterlassen. Rund 50 Demonstranten aus dem »antideutschen« Spektrums wollten diesem Wunsch jedoch nicht nachkommen.
Trotz des friedlichen Verlaufs der Demonstrationen nahm die Polizei neben vier Neofaschisten, die versucht hatten antifaschistische Demonstranten zu provozieren, auch vier linke Jugendliche vorübergehend in Gewahrsam.
Bereits Mitte der vergangenen Woche hatten Bochumer Polizeibeamte die Privatwohnung eines Mitgliedes der NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten« (JN) und die Landeszentrale der nordrhein-westfälischen NPD in Wattenscheid durchsucht, da die Neofaschisten im Internet weiterhin für ihre zu diesem Zeitpunkt bereits verbotene Demonstration mobilisiert hatten. Ein für den 20. März angemeldeter Aufmarsch neofaschistischer Gruppen in Bochum wurde unterdessen ebenfalls vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe untersagt.

(ND 15.03.04)

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