Gießen: Demo gegen Knäste und Repression

Gitternager 14.03.2004 01:14 Themen: Repression
Am 13.03.04 brachte eine bunte Abschlussdemo die Thematik der vorangegangenen Aktionstage gegen Knäste und Repression noch einmal verdichtet zum Ausdruck. Am Kirchenplatz begann eine zwar kleine, aber kreative Gruppe einen Rundgang zu diversen Stationen, die für Repression und andere Formen staatlich-kapitalistischer Unterdrückung stehen.
Die aufgesuchten Orte symbolisieren allesamt den Filz des herrschenden Ausbeutersystems, der rücksichtslos - und selbst ohne die eigenen Gesetze zu achten – jegliche Normabweichung und erst recht jeden Widerstand gegen die bestehende Ordnung bekämpft.
In einer ja bereits (auch auf Indymedia) vorgestellten Dokumentation hat ein breites Bündnis von Herausgebern verschiedene Höhepunkte dieser mittels Fälschungen, Erfindungen, Hetze und staatlicher Gewalt betriebenen Repression zusammengestellt.
Wie zu erwarten war, ignorieren die entlarvten Institutionen die Vorwürfe beharrlich. Nun wurde ihnen die Doku begleitet von kreativen Aktionen direkt vorbeigebracht. Zudem wurden unterschiedliche Orte wie Knast, Gericht etc., die Menschen in Unfreiheit halten, mit Absperrbändern symbolisch dicht gemacht, wenn auch leider nur vorläufig...
Redebeiträge erklärten diese Aktionen und es gelang auch, Rufkontakt zu Häftlingen herzustellen. Mit Kreide geschriebene politische Meinungsäußerungen trugen ebenfalls zur Vermittlung bei.
Passanten reagierten zum Teil positiv, andere jedoch mit aggressiver Ablehnung („Sind Sie noch sauber im Kopf?“; „Ich hole jetzt etwas und hacke dir die Hand ab!!!“ ; Letztere durchaus ernst gemeinte Drohung bezog sich auf das Aufhängen eines kritischen Plakats am Eingang einer propagandistischen Lokalzeitung.).

Die Polizei erregte sich von Anfang an ungemein über die zerstörerischen Klebebandstreifen und Absperrbänder sowie die das System kritisierenden Schriftstücke. Gewaltsam wurden Aktivisten weggezerrt, um nach anschließender Personalienüberprüfung konstruierte Anzeigen zu erhalten. Beim Versuch, eine Plastikschnur (Plakatbefestigung) ohne Handschuhe zu zerreißen, zog sich ein besonders ungeschickter Einsatzleiter Schnittverletzungen zu. Doch im üblichen verfälschenden Stil der Polizei in Gießen konnte er sogleich seinen Frust an den widerständischen Herrschaftskritikern auslassen.
Stur an unflexiblen Vorschriften klebend drängte die Polizei zudem die Demo von einer leeren Straße auf einen überfüllten Gehsteig ab.
Gegen Ende der Demonstration nahmen die Bullen den Vorwurf des Schreibens mit Straßenmalkreide zum Vorwand, um zwei Personen brutal festzunehmen. Dabei donnerten einige Sadisten vom Team Grün eine junge Frau mit dem Gesicht, insbesondere der Nase, gegen die Scheibe eines Einsatzfahrzeuges. Aus purer Schikane wurde sie nach Durchsuchung und Abgabe ihres Ausweises für ein paar Minuten Warten mit Handschellen gefesselt. Die andere Demonstrantin lag zu dieser Zeit mit verdrehten Armen und drei auf ihr sitzenden Polizisten nach Atem ringend am Boden. Einer der drei Bullen erging sich dabei emotional höchst aufgeladen in ausführlichen Verleumdungen, Beleidigungen („dieser Dummschwätzer“) und Drohungen gegen die Person und einen weiteren Aktivisten.
Da viele Passanten auf die Demo aufmerksam wurden und Zahlreiche auch das Gespräch mit TeilnehmerInnen suchten, war die Veranstaltung insgesamt als ein gelungener Schritt, um Totgeschwiegenes in Gießen bekannt zu machen.


Am Sonntag beginnt um 12 Uhr im begrenzt (Ostanlage 27, Hinterhaus) ein Brunch mit Texten und Berichten aus dem Knast sowie der Debatte, ob eine Gesellschaft ohne Knäste vorstellbar ist.

Letzter Punkt der Woche ist eine Podiumsveranstaltung am Montag, den 15.3. im Margarete-Bieber-Saal in der Ludwigstr. 34 (gegenüber dem Uni-Hauptgebäude) zu „Machtmissbrauch im Rechtsstaat“ u.a. mit dem Bundesvorsitzenden der Humanistischen Union, Reinhard Mokros (Ex-Polizeipräsident Aachen) und Paul Hirsch, Ex-Bulle – zudem einem kurzen Intro zur kürzlich vorgelegten Polizeidokumentation (  http://www.polizeidoku-giessen.de.vu
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Ergänzungen

Armseeliger Provinzfilz!

irgendwer 14.03.2004 - 05:15
Vielleicht hättet Ihr den übereifrigen Polizisten und den aggressiven Lokalschreiberlingen erklären können, daß Artikel wie dieser hier etwa 10 mal mehr gelesen werden, als die Lokalzeitung Auflage hat. :-)))))
Ist echt herrlich mit anzusehen, wie diese unwichtigen Spiesser auf kritische Aktionen reagieren.

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