ETA oder doch nicht?

mokky 11.03.2004 18:43 Themen: Medien Repression Weltweit
Betrachtungen zur Berichterstattung und was es bedeuten könnte wenn ETA oder Al Kaida hinter den Anschlägen von Madrid stecken
ETA oder doch nicht?

Als ich für die Zehn Uhr Nachrichten verkatert in die Küche schlurfte und das Radio andrehte war der Anschlag von Madrid erstes Thema. Der BBC Korrespondent berichtete von der wachsenden Zahl Getöteter und davon, daß ein Sprecher der verbotenen Heri Batasuna sich nicht vorstellen könne, daß ETA die Bomben gelegt hatte. Statt dessen vermutete er den "Arabischen Widerstand" hinter der Tat. Von den Leuten in Madrid allerdings schien keiner dran zu zweifeln, daß ETA hinter dem Anschlag steckte.

Gruselig, dachte ich mir und mir kam ein Gespräch in den Sinn, das ich vor ein paar Jahren mit einem Basken in Chiapas geführt hatte. Der Mann war politisch geschult und ließ weder mich noch sonst jemanden wirklich zu Wort kommen wenn es um Euzkal Heria ging, war aber sonst eigentlich ganz sympathisch. Er erzählte haarsträubende Geschichten von Polizeigewalt und davon, daß der Spanische Staat seine Jugendorganisation gerade verboten hatte. ETA fand er gut, ganz klar.

Wenn das also ETA war, dachte ich mir, dann würde ich dem Typen beim nächsten Mal nicht mehr zuhören. "Ach hör doch auf," würd ich sagen. "Verdammte Mörderbande!" Klar, die haben angeblich seit den 60ern über 800 Leute umgebracht, aber die meisten von denen waren Politiker, Justiz, Polizei. Haben immer vorher Bescheid gesagt wenn sie irgendwo Bomben gelegt haben. So zumindest der BBC Hintergrundbericht. Nun, dacht ich mir weiter, dann wär wenigstens unmißverständlich allen klar, daß die Scheiße sind. Wär vielleicht sogar ihr Ende. Wer unterstützt denn noch sowas? ETA also. Wär doch auch ein unangenehmer Gedanke, daß irgendwelche Al Kaida Leute mitten in Westeuropa völlig wahllos auf einen Schlag 200 Leute umbringen.

Zwei Stunden später war dann ein Interview mit einer Sprecherin der regierenden Partido Popular, die von Aznar, dem besten Kumpel von Busch und Blair. Die Frau hat so völlig seltsam reagiert, als der Reporter sie damit konfrontierte, daß es vielleicht Al Kaida war. Sie meinte, kann garnicht sein, ETA war's, da gäb's schon Beweise, in ein paar Minuten kriegten wir die zu hören. Als wär für sie die Möglichkeit aus wahltaktischen Gründen nicht vorgesehen. Könnte ja sein daß die SpanierInnen Wut auf die Regierung kriegen, die sich gegen den Willen der Mehrheit so sehr für den Irakkrieg eingesetzt hatte.

Stunden später gibt’s immer noch keine Beweise und ich frage mich, ob die uns irgendwas erzählen könnten, unabhängig davon ob's stimmt. Klar, können sie. Und vielleicht ist die ETA ja immer noch die selbe ETA wie vorher. Und Al Kaida? Nächste Woche vielleicht in London? Und dann in Berlin?

Kann das sein, daß das dann auf einmal was andres ist, als wenn in New York 3000 Leute von Trümmern begraben werden? Da will man plötzlich vor beschützt sein. Aber von wem denn? Von Schilly? Von Bullen mit Schießbefehl, die einen abknalln wenn man nachts ohne Licht mit dem Fahrrad vorbeisaust? Kommt jetzt die große Panik und wir müssen unsere Falafel künftig selber machen, weil alle Araber auf Verdacht interniert werden? Ich mach mir langsam Sorgen... Geht's Euch auch so?
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Ergänzungen

Weitere Stellungnahmen

ra0105 11.03.2004 - 19:02
ETA - El Kaida?

Hinter dem Attentat in Madrid soll die ETA stecken. Sagt die spanische Regierung. Ich glaube das nicht: Es passt zu sehr ins Bild der Konservativen Partei PP (Partido Popular): Am Sonntag wird in Spanien gewählt, und es wird ein Nachfolger für Premier Aznar gesucht. Wenn es wirklich die ETA war, dann werden viele Wähler für die Konservativen stimmen.

Der Stil dieses Attentats entspricht nicht dem Strickmuster der ETA. Die baskischen Separatisten haben im Dezember 1987 zum letzten Mal ein großes Attentat verübt: bei der Explosion einer Autobombe auf einen Supermarkt in Barcelona starben 21 Menschen und 45 wurden verletzt. Seitdem machte die ETA fast nur noch mit "Signal-Attentaten" auf sich aufmerksam: Stets wurde anonym rechtzeitig vor den Explosionen gewarnt. Schlimm, genug, dass es Verletzte gab - aber es waren Signale: Seht her, es gibt uns noch, wir könnten, wenn wir wollten. Und wenn jemand getötet wurde, war es immer ein Politiker, ein Militär oder ein Polizist - vielfach aus der verhassten Guardia Civil, dem Polizei-Erbe Francos.

Viel wahrscheinlicher als die ETA ist in meinen Augen, dass El Kaida oder eine arabische Schwesterorganisation (möglicherweise mit irakischen Wurzeln) hinter dem grauenvollen Attentat steckt. Dafür spricht schon das schlichte Ausmaß. Deren Spezialität ist die große Koordination mehrerer Explosionen zur gleichen Zeit (siehe 11.9.!). Und nicht vergessen: Spanien war mit Aznar gegen die achtzigprozentige Mehrheit der Bevölkerung engster Verbündeter Bushs und Blairs im Irakkrieg. Schließlich: Fast nirgendwo außerhalb Arabiens kann sich ein Araber so unauffällig bewegen wie in Madrid - die spanische Hauptstadt war schon immer eine Drehscheibe für Menschen, Waren und Informationen aus der und über die arabische Welt.

Öffentliche Zweifel der PSOE-Führung (der sozialistischen Opposition) an der Regierungserklärung bedeuteten dagegen nicht nur eine Fortsetzung des Wahlkampfs, dessen Einstellung alle Seiten versprochen haben. Sie kämen auch fast in die Nähe einer Störung der dreitägigen Staatstrauer.

Es passt alles zu sehr...

Gerhard Hofmann

Quelle:  http://www.n-tv.de/5223734.html

Stand: 19:00 Uhr Anstieg der Todesopfer auf 190


P.S. Ich weiß crossposting, aber wenn Meinungen von "Experten" sich dieser Einschätzung ähneln, halt ich sie nicht für allzu schlimm.

@ autor

ra0105 11.03.2004 - 19:37
Geht es euch genauso?

Wie Schröder äußerten sich auch Sicherheitsexperten der Union besorgt über mögliche Gefahren für Deutschland. «Offenbar ist auch Europa im Visier von Terroristen», sagten der CSU-Verteidigungsexperte Christian Schmidt und der CSU-Innenpolitiker Hartmut Koschyk. Deutschland müsse dem dringend Rechnung tragen. Schmidt und Koschyk bekräftigten vor diesem Hintergrund die Forderung der Union, die Bundeswehr auch im Landesinnern einsetzen zu können.

Der Sicherheitsexperte an der Universität Kiel, Joachim Krause, betonte: «Auch hier kann so etwas passieren». Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Wolfgang Speck, ergänzte: «Was in Madrid geschehen ist, kann sich ohne Zweifel morgen oder übermorgen auch in München, Frankfurt, Berlin oder Hamburg abspielen». Speck warnte vor einer Vernachlässigung der Sicherheit auf deutschen Bahnhöfen und verlangte eine Aufstockung der Polizeikräfte.

 http://de.news.yahoo.com/040311/336/3xhs0.html

Die Trennschärfe zwischen innerer und äußerer Sicherheit gebe es so nicht mehr, betonte der CDU-Abgeordnete Eckart von Klaeden. Die Anschläge von Madrid zeigten, dass dies die "bittere Realität" sei. Die "eigentliche Herausforderung" sei der "Heimatschutz", dem sich die Bundeswehr aber aus "kleinlichem Ressortdenken" nicht stellen dürfe. Der verteidigungspolitische Sprecher der Union, Christian Schmidt (CSU), sagte, die Frage sei, "was passiert, wenn in unserem Lande etwas geschieht, das die Polizei nicht alleine bewältigen" könne.

 http://de.news.yahoo.com/040311/286/3xh1n.html

Ja es geht mir genauso. Zumal schon lange Islamisten allein aufgrund ihrer (völlig irren) politischen Anschauungen abgeschoben werden sollen. Nach diesem Tag, unabhängig ob Quaida oder nicht. Wird sich das verschärfen.

Qui bono - wem nützt es?

Anti 11.03.2004 - 20:53
Wenn man die - klassische - Frage stellt "Qui bono -wem nützt es?", dann ist die klare Antwort - drei Tage vor der Wahl in Spanien:
Nur der postfaschistischen Regierungspartei PP - von Aznar, die vermutlich die angestrebte absolute Mehrheit bekommen dürfte, nützt dieser Anschlag.
Die restlichen Stimmen für eine Verfassungsänderung wird sie - auf der Woge des inszenierten Volkszorns - von den anderen Parteien bekommen.
Das Aznar sofort die ETA ausmachte - wie 1933 Hitler die KPD (beim Reichstagsbrand - schon vergessen?)- zeigt, daß es ihm nicht um die Schuldigen, sondern um die Wahlen geht.
Dem kann man nachhelfen.
Die spanischen Faschisten haben in den letzten 100 Jahren noch ganz andere Verbrechen am spanischen Volk begangen - als 200 spanische Menschen umzubringen.
Abe offenbar trauen die Indy-Leser allen anderen Menschen alles zu - und den Faschisten gar nichts!
Aber soll ja Leute geben, die auch heute immer noch glauben, die Kommunisten haben 1933 den Reichstag angezündet, und die Faschisten haben nur die Autobahnen gebaut - und sonst gar nichts!

schon blöd, jose...

weist 11.03.2004 - 21:02
wenn die brilliante ETA-Theorie arg ins Kippeln gerät - soeben wurde bekannt, daß ein gestohlenes Fahrzeug mit Bombenzündern und ein paar Koransuren drin in Madrid gefunden wurde. Uppsi...

Hätte Aznar auf seine Beherrschten gehört letztes Jahr, wäre das nicht passiert. So jedoch... naja, vielleicht sind sie in Spanien schlauer und schreien jetzt nicht gleich nach noch mehr Überwachung, noch mehr Repression, sondern sehen zu, daß die Schweine, die das gemacht haben (wenn sie denn noch leben) dafür zur Rechenschaft gezogen werden und daß die Schweine, die das überhaupt erst möglich gemacht haben, zum Teufel gejagt werden.

bekennerschreiben von al-kaida

antifa 11.03.2004 - 22:39
El-Kaida-Bekennerschreiben zu Madrider Anschlägen - Mehr als 192 Tote und 1400 Verletzte in spanischer Hauptstadt


Ein dem Terrornetzwerk El Kaida zugeschriebenes Bekennerschreiben ist bei einer in London ansässigen arabischen Zeitung eingegangen. In dem Schreiben an das Blatt "El Kuds El Arabi" übernimmt die Organisation der Zeitung zufolge die Verantwortung für die Anschläge in Madrid und auf die Freimaurerloge in Istanbul vom Mittwoch. Die Echtheit des Schreibens ist bislang unklar. Bei den bislang schwersten Anschlägen in der Geschichte Spaniens sind mindestens 192 Menschen getötet und mehr als 1400 verletzt worden.

An drei Bahnhöfen in der Hauptstadt Madrid explodierten am Donnerstagmorgen während des Berufsverkehrs zehn Bomben und richteten in vier Pendlerzügen ein Blutbad an. Die Explosionen ereigneten sich gegen 07.30 Uhr im Abstand von wenigen Minuten im Bahnhof Atocha und in dessen Umgebung sowie in den Bahnhöfen Santa Eugenia und Pozo. Drei weitere Sprengsätze wurden kontrolliert zur Explosion gebracht. Einer Augenzeugin zufolge waren viele Schüler unter den Fahrgästen.

Die Regierung in Madrid hatte am Abend einen möglichen islamistischen Hintergrund nicht mehr ausgeschlossen. Zunächst hatte sie die militante baskische Untergrundorganisation ETA für die Attentate verantwortlich gemacht. Innenminister Angel Acebes sagte, dass an dem Abfahrtsbahnhof der angegriffenen Nahverkehrszüge eine Kassette mit arabisch gesprochenen Koranversen sowie Zünder gefunden worden seien.

Die Kassette und insgesamt sieben Zünder seien nahe Madrid in einem Ende Februar gestohlenen Lieferwagen entdeckt worden, der mit der Anschlagserie in Verbindung gebracht werde, sagte Acebes weiter. Vorrangig werde weiter in Richtung der baskischen Untergrundorganisation ETA ermittelt. Es gebe jedoch neue Indizien und er habe die Anweisung gegeben, dass jede Spur verfolgt werde.

Regierungschef José Maria Aznar sagte, Spanien werde sich dem Terrorismus nicht beugen. Die Regierung rief drei Tage Staatstrauer aus. Der Spitzenkandidat der regierenden konservativen Volkspartei (PP), Mariano Rajoy, erklärte den Wahlkampf für die Parlamentswahl am Sonntag für beendet.

König Juan Carlos rief in einer Fernsehansprache zur "Einheit und Entschlossenheit" im Kampf gegen den Terror auf. Im ganzen Land versammelten sich hunderte Menschen zu spontanen Trauerkundgebungen.


gefunden bei www.berlinonline.de 21.57 uhr

aktuell

antifa 11.03.2004 - 22:41
11.03.2004, 22:31 Uhr
Bekennerschreiben von "Brigaden Abu Hafs el Masri/El Kaida" - "Todesschwadrone dringt ins Herz der Kreuzfahrer ein"
(vgl. ZF von 21.57 Uhr)

Das angebliche Bekennerschreiben von El Kaida zu den Anschlägen in Madrid und Istanbul ist von den "Brigaden Abu Hafs el Masri/El Kaida" unterzeichnet. "Der Todesschwadrone ist es gelungen, ins Herz der europäischen Kreuzfahrer einzudringen und einer der Säulen der verbündeten Kreuzfahrer, Spanien, einen schmerzhaften Schlag zuzufügen", heißt es in dem am Donnerstag von der arabischen Zeitung "El Kuds El Arabi" veröffentlichten Schreiben, das der Nachrichtenagentur AFP als Kopie vorliegt.

23/42

Illuminate 11.03.2004 - 22:45
Grossartig. Aus dem Pantoffelkino-Anschlag vom 11/9 wird nun ein Hinterhof-Anschlag am 11/3 und wieder dreht sich das Schuldigenkarussel (ETA, CIA, Al Kaida, und bestimmt bald MOSSAD) bis mir vom zuschauen nur speiübel wird. Da wird über die "Handschrift" der Bombenleger von "Experten" spekuliert und nur zwei Stunden später Schuldige gefunden. Das kennen wir ja, Indizienbeweise reichen aus um im Volk gleich die Jagd nach vogelfreien auszumachen. Alles nichts neues. Und so lange es keine Bekennerschreiben gibt werden sich auch auf indymedia manche die Köpfe heisstippen, wieso ihre Theorie dann die richtige oder die andere eine falsche ist.

Wen kümmert's?

Wer auch immer dort dieses Massaker angerichtet hat, darüber zu spekulieren verklärt den Blick auf Ursachen und Folgen. Die Hardliner aus der Law & Order-Fraktion reiben sich schon die Hände, um die Festung Europa dichter zu machen, als sie schon ist. "Deutschland muss in seiner Sicherheitsvorsorge dieser Entwicklung dringend so weit es geht Rechnung tragen. Wir müssen weiter daran arbeiten, uns vor solchen Gefahren zu wappnen. Innere und Äußere Sicherheit lassen sich nicht mehr trennen" quäken der verteidigungspolitische Sprecher, Christian Schmidt MdB, und der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk MdB gleich in den Äther und lassen einen kleinen Einblick gewähren in innenpolitische Entwicklungen, die sich seit dem 11/9 nur beschleunigt haben. Wo Anfang 2002 nur aus tiefbraunen CSU-Kreisen von Bundeswehreinsätzen im Inneren gesprochen wurde, wird diese nun in das "Gesamtverteidigungsnetz" eingebunden. Telefonüberwachung stellt sicher, dass keine potentiellen Angriffe am Hörer geplant werden und die Repression gegenüber AusländerInnen verjagt sämtliche TerroristInnen aus Deutschland und der EU. Was für ein Ausblick: das Tempo wird verschärft, Überwachungsmechanismen privater und staatlicher Natur verknüpft, "andersdenkende" bestraft.

Das und mehr unter dem Schutzmantel der Terrorismusbekämpfung, dem Heimatschutz und der Sorge um die lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ich muss kotzen...

Gedanken von IMC Madrid - Editorial

Übersetzung 11.03.2004 21:08 12.03.2004 - 01:27
Qualitativ, ist der Anschlag, der heute in Madrid das Leben von 180 Menschen vernichtet und mehr als Tausend verletzt hat wie der 11. September. Exakt das Gleiche. Die gleiche Absicht, (globale) Bürgerkriegsprozesse zu entfesseln, der gleiche Wille, einen totalen Krieg zu erklären, die gleiche Logik des "Je schlimmer, desto besser", die gleiche Verachtung für das Leben.

War es die ETA? War es El Kaida? Wie schnell sie mit ihrer Antwort sind! Ohne nicht einmal der legitimen Empörung Zeit zu lassen, ohne Daten, ohne Beweise, behaupten das Innenministerium und seine Sprecher kategorisch, dass es die Eta war, während Otegi und die Seinen genau so kategorisch behaupten, dass es der "islamische Widerstand" (sic!) war. Die Parteinehmer des verzweifelten Festhaltens an letzterer Hypothese behaupten mit verblüffendem Phlegma, dass es in keiner Weise ETA gewesen sein kann, "weil es keine politischen Ziele gab" (sic!) und weisen auf El Kaida oder, je nach persönlichem Geschmack oder Delirium, auf die Geheimdienste (welche schrecklichen Proteste wollten sie denn mit Staatsterror verhindern?", auf den Partido Popular (mit dem üblichen "cui bono?"), auf das CIA, die extreme Rechte, usw. hin.

Wir wissen nicht, wer für diesen Akt der Barbarei verantwortlich ist, aber wir wissen, dass ETA das Leben der zivilen Gesellschaft anbsolut verachtet und dass sie sich ohne deren unangenehme Vermittlungsaktivitäten direkt mit dem Staat auseinandersetzen möchte, in dem sie die Logik des Ausnahmezustands nährt. Und es scheint uns beschämend, dass ein Teil der Linken, der sich für fähig hält, über Alles richten zu können, ohne sich für etwas verantwortlich zu fühlen, versucht, sie so schnell, reflexartig zu entlasten (die Eta, A.d.Ü.), ohne etwas über di Fakten zu wissen, ohne auch nur einen Augenblick über die Dinge nachzudenken, allein aus einem ideologischen Tick heraus. Dachten die Terroristen, die in den letzten Wochen in Madrid mit Dynamit genährt wurden (Was werden sie wohl glauben, diese Miserablen, was Madrid denn ist, und die Menschen, die hier leben?) etwa, diesen auf dem Markt zu verkaufen? Welche Variablen sonst, ? ethische, politische und moralische ? kommen in der Logik der ETA ins Spiel, jenseits der massiven Herstellung von Terror und Panik? Könnte ETA etwa nicht mit Gewalt das, was im Baskenland geschieht, wie eine selbsterfüllte Prophezeiung mit dem vereinheitlichen, was in Palästina, Irak oder Afghanistan passiert?

Der Anschlag, der heute in Madrid stattgefunden hat ist ein Anschlag auf die zivile Gesellschaft, gegen die Menschen. Es ist kein Anschlag auf den Staat. Der Staat wird, als unvermeidlicher Bezugspunkt, wenn es Zeit ist, politisch zu handeln, unselig bestärkt daraus hervor gehen. Die Form-Staat, was nicht das Gleiche ist, wie eine Regierung. Beginnend ab sofort, werden die Politiker und die Medien unaufhörlich wiederholen, dass sich die gesamte zivile Gesellschaft wie-ein-einzig-Mann in den Dienst der Behörden stellen muss. Wenn wir es nicht vermeiden, wird sich die Identifikation zwischen dem Staat und der Gesellschaft bis zu einem praktisch unerträglichen Grad intensivieren. Die tiefgehende Infragestellung der gegenwärtigen Institutionen und von ihren Einheitsentscheidungen wird unverzüglich kriminalisiert werden. Die traditionelle Linke wird sich aufteilen in jene, die nicht vom Foto abrücken (und schnurgerade den Anweisungen des Partido Popoular als die Einzigen jetzt möglichen folgen) und in jene, die zur Kopf-in-den-Sand Taktik greifen werden ("Der Staat tötet mehr"), in dem sie sich verbieten werden, vor sich her zu schauen und sich mit der entscheidenden Tatsache auseinander zusetzen, dass die Terror-Agenturen im Empire existieren und dass ihre Fähigkeiten, Panik herzustellen immens sind. Und es gibt sie aber doch, und man muss laut und klar sagen, dass sie uns vor sich haben und man muss versuchen, täglich die ideologischen Sicherheiten und Postulate und die Allgemeinplätze, die sie nähren zu demontieren. Die Kriegslogik in unseren Köpfen auseinandernehmen, abhauen, vereint mit vielen anderen, die uns affin sind oder anders.

Viele Fragen, wenige Antworten, viel Schmerz und Empörung, kein ideologisches Spielzeug, dass es erlaubt, zu beurteilen, was passiert ist, dem Übel von je her die Schuld geben und schnell mit ruhigem Gewissen zur Ruhe komen.

Colectivo Editorial Indymedia Madrid

 http://acp.sindominio.net/article.pl?sid=04/03/11/1629222&mode=thread&threshold=0

einige erklärungen aus der spanischen linken

der nestscheißer 12.03.2004 - 07:56
zu den barbarischen Anschlägen gibt es unter  http://www.redglobe.de/index.php?newlang=spanish

Opfer der Bomben

montaigne 12.03.2004 - 08:41
Es wird momentan nach den Tätern und ihren möglichen Hintergründen gefragt. Das Unwissen füllt um so mehr Zeilen, solange munter spekuliert werden muss.
Vielleicht sollte eher nach den Opfern gefragt werden Getroffen hat es Pendler aus den nicht privilegierten Vororten Madrids.
Ermordet wurden also keine Repäsentanten irgend einer Staatsmacht, sondern Bürger (Spanier, Migranten), die möglicherweise noch vor einem Jahr lautstark gegen die Aznar-Beteiligung am Irak-Krieg demonstrierten.

Was machen wir auf dieser Seite

Skeptiker 12.03.2004 - 13:39
Hallo Leute überlegt mal bitte was ihr tut. Ihr versucht einfach nur eurer eigenen Ideologie folgend eine verfeindete Gruppe auszumachen, die hinter den Anschlägen stecken soll. Dabei geht ihr so infantil vor, daß ihr glaubt aufgrund von "Medienberichten" die natürlich vollkommen "objektiv" sind, eure Verschwörungstheorien auf die Wirklichkeit zu projizieren. Schade nur, daß wir als linke nicht mit der Untersuchung der Anschläge betraut sind und nur unserer Phantasie freien lauf lassen. Jeder von euch spinnt sich seinen eigenen Stuss zusammen, während Beamte und Politiker die Informationen die wirklich entlarvend oder peinlich sein könnten für sich behalten.

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