Aktionsbündnis Castor-Stopp Dresden gegründet

Sebastian 12.02.2004 22:33 Themen: Atom
Am Freitag, den 6. Februar, trafen sich über 20 Aktive aus unterschied-lichen Gruppen, um den Widerstand gegen den für dieses Jahr geplanten, wahrscheinlich schon Anfang März stattfindenden Atommülltransport aus dem Forschungszentrum Rossendorf in das 600 km entfernte Zwischenlager Ahaus zu koordinieren. Dazu gründeten sie das Aktionsbündnis Castor-Stop Dresden.
Dresdner Gruppen kündigen Widerstand gegen den bevorstehenden Castortransport von Dresden/ Rossendorf nach Ahaus an


Am 22. Februar organisiert das Aktionsbündnis einen Sonntagsspaziergang vor den Toren des Forschungszentrums. Treff ist um 15 Uhr in Rossendorf.
(14.15 Uhr Buslinie Nr. 261 ab DD Hauptbahnhof Richtung Sebnitz Haltestelle Rossendorf Siedlung)

Zusätzlich mobilisiert das Bündnis für den Autobahnaktionstag am 28. Februar, an dem eine Vielzahl kleinerer und größerer Aktionen stattfinden sollen, um auf das Problem Atommüll und auf die Art und Weise, wie damit umgegangen wird, aufmerksam zu machen.

Zum Transporttermin, dem Tag X, ruft das Bündnis zum kreativen Widerstand und zivilen Ungehor-sam entlang der gesamten Transportstrecke auf. Vom Aktionsbündnis werden eine gemeinsam koordinierte Castor-Stop-Aktion sowie kreative Einzelaktionen in Dresden – Rossendorf geplant.

Keine Castortransporte! Nirgendwohin!
Atomkraftwerke sofort abschalten!
Alternative Stromversorgung wählen!


Aktionsbündnis Castor-Stop Dresden

( Grüne Liga Dresden, ecodefense, Greenpeace Dresden, Grüne Jugend Dresden, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Dresden, Anti-Atom-Netzwerk Sachsen, Umweltzer, Projektwerkstatt Striesen, Anti-Atom-Gruppe Tharandt)



Hintergrund-Informationen (Stand 01.02.2004)


CASTOR-Transporte von Rossendorf nach Ahaus ???

In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten, dass noch in der ersten Jahreshälfte 2004 die Castortrans-porte vom Atomforschungszentrum Rossendorf bei Dresden quer durch Deutschland nach Ahaus in das dortige Brennelemente - Zwischenlager (BZA) rollen. Worum geht es dabei und warum ist die Anti-Atom-Bewegung gegen diese Transporte?

Radioaktive Altlasten in Rossendorf

( Forschungsreaktor Rossendorf
Der "Rossendorfer Forschungsreaktor RFR" vom Reaktortyp WWR-SM hatte eine Leistung von 10 MWth und wurde am 16.12.1957 in Betrieb genommen. Am 27.06.1991 ging er außer Betrieb, mit der noch andauernden Stilllegung wurde am 30.01.1998 begonnen. Betreiber der Anlage ist die VKTA mit Standort in Rossendorf (Sachsen), nahe Dresden.)

Im Atomforschungszentrum Rossendorf, ca. 12 km vom Dresdner Stadtzentrum entfernt, wurde seit 1957 ein Forschungsreaktor betrieben; ein Entsorgungskonzept für den anfallenden Atommüll gab es natürlich nicht. Daneben existierte ein vielfältiger Umgang mit radioaktiven Stoffen, z.B. in der Isoto-penproduktion. Nach der Wende, 1991, wurden die industriemäßige Isotopenproduktion und der Re-aktorbetrieb eingestellt. 1993 musste die Sächsische Staatsregierung die endgültige Stillegung des Reaktors beschließen: der Reaktor war nach neuem gesamtdeutschen Recht nicht mehr genehmi-gungsfähig. Sämtliche jemals in Rossendorf genutzten Brennelemente der 34-jährigen Betriebszeit des Reaktors sind bis heute in Rossendorf verblieben - 951 Stück. Diese abgebrannten Brennelemen-te lagern seit 1999 in 18 Castor-Behältern vom Typ MTR-2 in einer eigens dafür errichteten Trans-portbereitstellungshalle. Diese 20 Mio. Euro teure Halle ist Bestandteil des sogenannten Hochsicher-heitstraktes in Rossendorf, wo neben den Castoren auch noch bis zu 2000 kleinere Posten an hoch-radioaktiven und kernbrennstoffhaltigen Materialien gelagert und bewacht werden. Darunter sind auch 4,5 Tonnen (!) Thorium, das als nicht strahlender und damit nicht selbstschützender Kernbrennstoff streng bewacht werden muss. Des weiteren gibt es auf dem Gelände des Rossendorfer Forschungs-zentrums noch mittelradioaktive Rückstände aus Betrieb und Abriss der Isotopenproduktion und die Landessammelstelle für schwachradioaktive Abfälle der Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sach-sen-Anhalt. Auch die mittel- und schwachradioaktiven Abfälle vom noch durchzuführenden Reaktor-Abriss sollen in Rossendorf gelagert werden.

Rossendorf kann keine Grüne Wiese werden!

Bisher gibt es in Deutschland kein genehmigtes Endlager, weder für hochradioaktiven noch für mittel- und schwachradioaktiven Abfall. Daher kann überhaupt nicht davon die Rede sein, dass die geplanten Castor-Transporte nach Ahaus den Rossendorfer Forschungsstandort zur Grünen Wiese machen! Durch die fehlenden Endlager für die in Rossendorf lagernden radioaktiven Abfälle wird das For-schungszentrum auf Jahrzehnte hinaus für entsprechende Lagerung und Bewachung sorgen müssen. Der jetzt diskutierte Abtransport der Castor-Behälter ist also mehr ein Prestige-Objekt der sächsischen Staatsregierung als eine tatsächliche Notwendigkeit und widerspricht außerdem dem Verursacher-Prinzip, nachdem entstandener Atommüll auch dort (zwischen-)gelagert werden soll, wo er angefallen ist.

Transport- und Einlagerungsgenehmigungen stehen noch aus

Die Genehmigungen zum Transport nach und zur Einlagerung in Ahaus stehen gegenwärtig noch aus. Diese Genehmigungen liegen im Zuständigkeitsbereich des Bundesumweltministeriums und des ihm nachgeordneten Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Bisher hat die Transportbereitstellungs-halle in Rossendorf eine zeitlich unbefristete Genehmigung zum Umgang mit bestrahlten Kernbrenn-stoffen. Dies jedoch ist keine Genehmigung "für die nächsten 100 Jahre"!


Aus diesem Konflikt können nur zwei Dinge helfen:

Variante 1: Abtransport - das wollen der Rossendorfer Betreiber und die sächsische Landesregierung - oder

Variante 2: Beantragung einer Genehmigung für die Rossendorfer Halle als Brennelemente-Zwischenlager - amtlich: "Aufbewahrungsgenehmigung nach § 6 Atomgesetz" das wollen wir als Anti-Atom-Bewegte.

In diesem Genehmigungsverfahren nach § 6 AtG würde die Halle in Rossendorf auf Sicherheit gegen Flugzeugabsturz nach den neuesten Anforderungen (Aufprall einer Passagiermaschine mit sehr viel Kerosin) geprüft werden. Die bautechnisch ähnliche Lagerhalle in Ahaus durchläuft diesen Prüfpro-zess soeben (nachträglich). Auch die Rossendorfer Halle könnte diese Prüfung bestehen!

Die neue Genehmigung nach § 6 AtG muss allerdings von dem Betreiber von Rossendorf (das ist genau genommen der Freistaat Sachsen) beim BfS beantragt werden. Daran hat der Freistaat Sach-sen aber offensichtlich kein Interesse und das BfS hat kein Recht auf aktive Vorwegnahme dieser Beantragung!


Was wir fordern:

1. Keine CASTOR-Transporte nach Ahaus!

Der geplante CASTOR-Transport nach Ahaus ist sinnlos weil die Sicherheit der Lagerung in Ahaus nicht höher ist als jetzt in Rossendorf. Und er ist mit ca. 1,5 Mio Euro auch teuer das Geld könnte sinnvoll für einen Genehmigungsprozess der Rossendorfer Transportbereitstellungshalle als Zwi-schenlager nach § 6 AtG eingesetzt werden. Zumal die Sächsische Staatsregierung seit 1994 für die Stellplatz-Reservierung in Ahaus jährlich 73.000 Euro vergeudet und sich damit selbst in Zugzwang bringt und das in Zeiten allgemein knapper Kassen! Außerdem: Bei Atomtransporten entstehen zu-sätzliche Risiken für die Anwohner der Transportstrecke und das Begleitpersonal: auch ohne einen Unfall sind diese Personen einem erhöhten Strahlenrisiko ausgesetzt. Neuere Studien belegen, dass die Risiken durch Neutronenstrahlung aus CASTOR-Behältern um ein Vielfaches größer sind als bis-her angenommen. Auch deswegen ist der Abtransport der Rossendorfer Castoren auf Strasse oder Schiene nach Ahaus unverantwortlich!

2. Beantragung einer Zwischenlagergenehmigung nach § 6 AtG

Mit der Lagerung in Ahaus erhöht sich keinesfalls die Sicherheit der Lagerung, da die Hallen in Ros-sendorf und Ahaus typengleich sind (Betonleichtbauhallen). Auch die Bewachung und die Sicherung der CASTOR-Lager sind an beiden Orten gleichwertig. Und in Ahaus ist auch nur ein Zwischenlager: dort kann der Atommüll nicht ewig bleiben. Er muss von Ahaus erneut abtransportiert werden: entwe-der in ein Endlager (ein solches ist bislang nicht "in Sicht") oder nach Rossendorf zurück. Zu dieser Rücknahme des Atommülls - nach max. 40 Jahren - hat sich der Freistaat Sachsen vertraglich ver-pflichtet. Daher fordern wir die Beantragung einer Aufbewahrungsgenehmigung nach § 6 AtG, um die vorhandene Rossendorfer Transportbereitstellungshalle nach neuesten Erkenntnissen prüfen und für die Zwischenlagerung der vorhandenen 18 Castor-Behälter genehmigen zu lassen!


Die CASTOR-Behälter müssen in Rossendorf verbleiben, bis in Deutschland
ein sicheres Endlager zur Verfügung steht!

Wir wollen nicht anderen Menschen unseren Atommüll zeitweise zuschieben. Die Bevölkerung in A-haus wehrt sich seit vielen Jahren gegen die Einlagerung von Atommüll in ihrem Ort. Ihnen darf nicht der Atommüll aufgebürdet werden, der hier in Rossendorf entstanden ist. Der sächsische Atommüll muss in Rossendorf vorerst bleiben und hier sicher zwischengelagert werden.

Die Anti-Atom-Bewegung wird diesem CASTOR-Transport ebenso entgegentreten wie schon bisher in Gorleben und Ahaus. Wir werden ein breites Bündnis aufbauen, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Schon bald werden wieder Aktionen vor den Toren des Rossendorfer Forschungszent-rums stattfinden!



Terminübersicht:

15. Februar: Sonntagsspaziergang in Ahaus

22. Februar: Sonntagsspaziergang in Rossendorf

Geplant Ende Februar: Gemeinsames Treffen und Aktionen von Anti-Atom-Bewegten aus Ahaus und Sachsen in Rossendorf

26. Februar 2004: Das Oberverwaltungsgericht Münster verhandelt über notwendige Genehmigungen für Ahaus (1. & 2. Änderungsgenehmigung) - erst danach kann über die Genehmigungen bzgl. des Transports und Einlagerung der Rossendorfer Castoren entschieden werden.

28. Februar 2004: Bundesweiter "Autobahn-Aktionstag" entlang der möglichen Transportstrecken zwischen Dresden und Ahaus

Ende Februar/ Anfang März: Castor-Alarm!!!
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Ergänzungen

AUTOBAHNAKTIONSTAG am 28.02.04

WigA 13.02.2004 - 11:57
Da der erwartete Castor über die Straße rollen soll, gibt es am 28. Februar einen bundesweuiten Autobahnaktionstag!
Mehr dazu findet ihr hier: www.nixfaehrtmehr.de

auf, auf und voran!

AHAUS04:ATTACKE!

Aktionstag gegen Ahaus04 Castor- Transport!

Himo 13.02.2004 - 14:28
Nachdem nun klar wurde, daß es durchaus zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu einem Castor-Straßen(!)transport von Dresden nach Ahaus kommen kann, entschlossen sich eine Menge Gruppen/Initiativen in den letzten Tagen, der Atommafia schon mal frühzeitig wieder so richtig in die Suppe zu spucken! Auftakt hierzu ist der AUTUBAHNAKTIONSTAG am 28/FEBRUAR/04!
Letzte Woche rollte wieder mal ein Castor-Transport aus norddeutschen Akw`s durch Münster-es gab verschiedene Mahnwachen und kleine Aktionen, die den Transport diesmal zwar nicht aufhalten konnten, aber dafür sorgten, das zumindest eine hundertschaft Bullen unterwegs war und der Transport nicht sang und klanglos durchfuhr! Damit das beim näXten AHAUS04-Castor anders wird, muß der Widerstand frühzeitig ein Signal geben und Action zeigen! So wird der Atommafia schnell klar werden,daß ein Straßentransport aus Dresden nach Ahaus nicht durchführbar sein wird! Deshalb entschlossen sich in den letzten Wochen zahlreiche Gruppen einen bundesweiten AUTOBAHNAKTIONSTAG zu starten, um den Widerstand schon mal direkt an die Transportstrecke zu tragen! Was daraus wird, hängt von Euch allen da draußen ab! Mitmachen ist angesagt! Schaut vorbei(www.nixfaehrtmehr.de) und macht Aktionen! Der kampf geht weiter!


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Aufruf zum Autobahnaktionstag am 28.2.

Dies ist ein offener Aufruf an alle Atomkraft-GegnerInnen, im Vorfeld des CASTOR-Transports von Dreseden nach Ahaus am 28.2. auf einem Autobahnaktionstag gegen den atomaren Wahnsinn zu protestieren. An möglichst vielen Stellen der in Frage kommenden Transportstrecke soll ein deutliches Zeichen für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen gesetzt werden.

Klar ist, dass der Castor es sehr schwer haben wird über die Autobahn nach Ahaus zu rollen, da es an sehr vielen Stellen der Strecke
widerständige Menschen gibt. Auf dem Aktionstag soll es darum gehen mit kleinen, kreativen, dezentralen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen zu Informieren, zu Mobilisieren und sich für den Tag X fit zu machen.

Bedachtheit und Vorsicht sind angesagt auf. Es geht in keinem Fall darum, VerkehrsteilnehmerInnen zu gefährden. Sollte der der Castor allerdings
tatsächlich über die Autobahn fahren, ist auch klar, dass die Autobahn Aktions- und Demonstrationsraum ist.

Die gesamte Aktion hat einen sehr offenen, spontanen Charakter. Jede und jeder Einzelne ist aufgefordert, sich mit eigenen Ideen einzubringen. Schon mit
relativ wenigen Leuten kann z.B. an Auffahrten, Brücken oder Rastplätzen hohe Aufmerksamkeit erzielt werden.

Tag X - Viele Orte - ein Ziel!

Die möglichen späteren Transportstrecken sind:

# Dresden-Chemnitz-Erfurt-Kassel-Dortmund-Recklinghausen-Ahaus
# Dresden-Leipzig-Magdeburg-Braunschweig-Hannover-Osnabrück-Ahaus.

615km Straßentransport von Rossendorf nach Ahaus sind geradezu dafür gemacht an möglichst vielen Punkten Widerstand zu leisten. Es kennt sich schließlich jede/r in seinem eigenen Vorgärtchen am besten aus. Menschen und Gruppen von weiter weg können sich entweder Gruppen vor Ort anschließen oder es sich mit eigener Infrastruktur an der Strecke gemütlich machen.

Also, auf auf und voran !!!

AHAUS04: Unser näXter Sieg!

e-Mail::  nixfaehrtmehr@gmx.de ¦ Homepage::  http://www.nixfaehrtmehr.de ¦

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Nix fährt mehr — Kiepenkerl

Castor stoppen — Xerox