Was will Deutschland mit der Ausweitung des Nato- Militäreinsatzes?

Landplage 10.02.2004 14:25 Themen: Militarismus SiKo München
Der deutsche Militäreinsatz weltweit kommt voran. Derzeit offenbar vor allem in Afghanistan. Seit August 2003 ist dort das Kommando der ISAF–Truppen in Kabul unbefristet der NATO übertragen. Ihr besonderes Gewicht bekommt die diesjährige NATO-Sicherheitskonferenz in München dadurch, dass die in München anwesenden 17 Verteidigungsminister der NATO die Konferenz nutzen, um einträchtig die im Dezember bereits geplante „Ausweitung der NATO-Mission in Afghanistan auf bis zu 15 Provinzen“, zu beschließen. Beim Zustandekommen dieses Beschlusses hat, wie zu hören war, Deutschland die „treibende Kraft“ (FAZ).
Was will Deutschland mit der Ausweitung des NATO-Militäreinsatzes in Afghanistan, warum hat es sich dafür „stark“ gemacht, was will dort die NATO?

Einerseits, so hört man, ist die Nato dort immer noch in einer total zivilen Mission unterwegs. Schon seit August 2003 und in Nachfolge des deutschen Oberbefehls sorgen Soldaten der NATO-Bündnispartner unter gemeinsamem NATO-Befehl in Kabul und demnächst eben auch anderswo für die Sicherheit ziviler Aufbauhelfer, bauen Schulen, reparieren Wasserleitungen und Kraftwerke und helfen, so heißt es, „verzweifelten Menschen auf ihrem schwierigen Weg zu einem zivilen Leben“. Sie sind bei einer unwidersprechlich guten Tat, dem Dienst am geschundenen Afghanistan, unterwegs. Schön, nicht? Und noch nicht einmal gelogen: Wenn eine „ständige militärische Präsenz mit gleichzeitiger Betätigung beim zivilen Wiederaufbau in den Regionen für mehr Sicherheit sorgen, Nichtregierungsorganisationen die Arbeit außerhalb Kabuls erleichtern und in den Provinzen die dort kaum wahrzunehmende Autorität der Zentralregierung stärken soll.“ (FAZ,30.12.03) dann fassen sich offenbar alle Maßnahmen in Afghanistan, zivile wie militärische, in dem einen Ziel zusammen, der von den USA und ihren Kriegsverbündeten an die Macht gebrachten und dort gehaltenen Zentralregierung ein gewissen Maß an „Autorität“, sprich Machtpräsenz, landesweit zu verschaffen, mit all den „Infrastrukturmaßnahen“ die dafür als notwendig erachtet werden. Womit das nordatlantische Verteidigungsbündnis es dabei zu tun hat, ist bekannt: Die USA haben die Ordnung der Taliban, die ihnen nicht gepasst hat, vernichtet. Und wie schon vor der Talibanherrschaft, haben einzelne Stämme und Warlords im Chaos ihre Herrschaft über ihre Bezirke wieder errichtet und ihren Dauerkrieg gegeneinander wieder aufgenommen. Jetzt unter aktiver kriegerischer „Beobachtung“ der Besatzungstruppen, zuerst der USA und dann der NATO. Weil im Land schließlich gar keine politische Kraft existiert, die ein Interesse an so etwas wie staatsähnlichen Verhältnissen hätte, müssen es eben ausländische Militärs sein, die für Sicherheit sorgen und die den von den USA eingesetzten Präsidenten Karzai an der Macht halten. So lautet der Auftrag.

Die NATO-Hilfe für Afghanistan
Ob und in welchem Maß das so gestrickte Gut „Sicherheit“ wirklich eine Hilfe für die Lebensweise der heutigen Afghanen ist, ist ausgesprochen fraglich, aber auch egal – denn ihretwegen und zu ihrem Wohl wird das Regime Karzai ohnehin nicht im Amt gehalten. Maßgeblich ist vielmehr das Interesse der Außenwelt an einem afghanischen Rumpfstaat, der wenigstens, soweit seine Macht reicht, d.h. die Macht die seine Beschützer „entfalten“ wollen, verhindert, dass sich Taliban, Al Kaida oder andere unberechenbare Kräfte am Hindukusch halten oder wieder einnisten können. Insofern ist das mit der Hilfe für arme Afghanen und den Wiederaufbau des Landes dann doch ein wenig gelogen.

Aber auch nur ein wenig, denn einerseits stiften die Soldaten der ISAF tatsächlich wenigstens in Kabul und rund um ihre Garnisonsstützpunkte im Land ein wenig Sicherheit und öffentliche Ordnung – andererseits besteht man auch gar nicht unbedingt auf dem Bild von der selbstlosen guten Tat. Es wäre auch wenig glaubwürdig: Immerhin erfüllen deutsche und NATO-Soldaten ihre Bestimmung, für ihre Nationen ihr Leben zu riskieren, nicht für jeden nächstbesten armseligen Ausländer. Und so wird der ersten Definition der hohen Sache eine zweite beigesellt: Unsere Jungs sind eben in diesem gottverlassenen Landstrich unterwegs, weil „Deutschland am Hindukusch verteidigt“ wird. Das klingt schon weniger zivil und harmlos – dafür eindeutig national ausgerichtet. Welches deutsche Interesse allerdings ausgerechnet „am Hindukusch“ und an den dortigen Verhältnissen „verteidigt“ werden soll, ist dann aber doch auch ein wenig rätselhaft.

...weil (auch) deutsche Aufsichtsinteressen weltweit gespannt...
Mit bescheidenen und veralteten Vorstellungen von Landesverteidigung kommt man der modernen Verteidigung allerdings nicht bei. Einerseits: Es hat ja nie gestimmt, dass Soldaten ihr Leben nur deshalb auf's Spiel setzen müssen, weil ihre Regierung irgendwelche Feinde daran hindern will, die Landesgrenzen zu überschreiten, Frauen und Kinder zu schänden und anstatt des einheimischen ein fremdes Regime über Land und Leute zu errichten. Andererseits: Die heutige Verteidigung Deutschlands ist damit von vornherein nicht verwechselbar.

Verteidigung findet heute in fernen Ländern statt und ist vom Angriff auf fremde Mächte nur schwer zu unterscheiden. Mit dem Bild vom Terror, der ohne Nation und Territorium von überall her drohen kann, haben eben nicht nur die USA, sondern auch ihre Partner und Konkurrenten die Reichweite ihrer sicherheitspolitischen Interessen entgrenzt und auf den ganzen Globus ausgedehnt. Überall muss eine von den zuverlässigen und zur Aufsicht berechtigten Staaten überwachte und garantierte Ordnung errichtet; überall muss den weltweiten Interessen Deutschlands Respekt verschafft werden – sonst könnten unkontrollierte Kräfte Unkontrolliertes tun und „unsere Sicherheit“ in Gefahr bringen. „Sicherheit für Deutschland“ ist ein anderer Ausdruck für das anerkannte imperialistische Gewicht Deutschlands. Dafür zu kämpfen und auch zu sterben – das macht Sinn; aber ausgerechnet in Afghanistan und ausgerechnet bei einer halb-zivilen Ordnungsfunktion?

... aber nicht leicht zu verteidigen sind.
Der deutsche Kampf um imperialistisches Gewicht hat komplizierte Wege zu gehen – und die hat das rechte Verständnis für den guten Sinn deutschen Militäreinsatzes auswärts eben mitzugehen. Ein eigenes Afghanistan-spezifisches Interesse der Bundesregierung, spezielle politische, wirtschaftliche, militärische Beziehungen zu dem zurückgebliebenen Land in Zentralasien gibt es tatsächlich nicht. Wenn „unsere Sicherheit“ auch dort auf dem Spiel steht und dort gestärkt werden muss, dann hat das mit Afghanistan und dem, was dieses Land deutschen Interessen zu bieten hat, nichts, mit dem deutsch-europäischen Verhältnis zur amerikanischen Supermacht aber alles zu tun. Die USA krempeln nämlich gerade den Globus um, beseitigen Regime, die ihr nicht passen, und pflanzen sich als die überall präsente, letztinstanzliche Vormacht auf, deren Diktate für alle anderen Souveräne verbindlich sind. Die degradierten Mit-Imperialisten und Nato-Partner kämpfen darum, Teil der Aufsicht über andere Staaten zu bleiben und nicht selbst zum Objekt amerikanischer Aufsicht zu werden, indem sie sich als autonome Mitmacher der US-Weltherrschaft einzubringen suchen. Sie zielen mit Militärexpeditionen von der Art der afghanischen haargenau auf die Mitte zwischen einer Dienstleistung am amerikanischen Programm und einer Konkurrenz zu ihm: Nach dem Zerstörungswerk des US-Krieges bietet sich die deutsche Macht als eine dem Eroberer nachfolgende Stabilisierungstruppe an, die ihm die Last der Besatzung abnimmt und seine Truppen für neue Kriege freisetzt. Zugleich setzt sich die deutsche Politik damit selbst an den Unruheherden der Welt fest und überlässt den Amerikanern das Feld nicht allein. Wenn Deutschland dafür den NATO-Auftrag ausweiten will, dann verfolgt es damit das Ziel, dieses Interesse gegenüber den USA institutionalisiert zu bekommen.

Der Afghanistan-Einsatz: das deutsche Pfund im Tauziehen mit den USA
So arbeitet Deutschland in der NATO an der Perspektive, wenigstens in einem von den USA geschaffenen Krisenherd, sich mit und durch das Bündnis wieder wichtig bis unentbehrlich machen zu können, und die USA zu dem Zugeständnis zu bewegen, dass sie „das Bündnis“, sprich ihre europäischen Verbündeten, brauchen. Gleichzeitig stellt man sich mit seiner Weigerung der Besatzungsmacht der USA im Irak in ähnlicher Weise Hilfsdienste anzubieten, den untergeordneten Aufsichtsobjekten der Staatenwelt im Gegensatz zur „gewaltorientierten“ Politik der USA auch noch als mehr konstruktiver, aufbauender Imperialist dar, von dem die Aufsichtsobjekte vielleicht lieber Direktiven entgegennehmen als von Bush mit seinem „big stick“. Man kann und will keine mit den USA direkt konkurrierenden Kriegsakte unternehmen, sondern vorerst eben diese halb zivilen Einsätze. Für die so in Stellung gebrachte bewaffneten „Aufbauhelfer“ bedeutet das nicht weniger Gefahr für Leib und Leben. Denn soviel ist ja klar: Gewalt braucht es schon auch jede Menge, um den vom Westen gewünschten und eingerichteten Staat in Afghanistan am Leben zu halten und gegen lokale Mächte, die sich von diesem Gebilde bestritten und bedroht sehen, zu behaupten.

Militärmacht Europa
Für diese vertrackte deutsche Kalkulation mit dem und gegen das existierende imperialistische Kräfteverhältnis dürfen also deutsche Soldaten ihren Kopf hinhalten. Dabei entwickelt sich der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr immer mehr zu einem beide Seiten befriedigenden Feld für das deutsch-amerikanische Tauziehen. Hier gelingt offenbar ein Auftreten, das die Amerikaner als Hilfsdienst an ihrer Neuordnung des Globus gelten lassen, das die deutsche Regierung also erstens als Hebel einsetzen kann, sich für die USA wertvoll zu machen und in Washington Punkte für eigene Ansprüche zu sammeln, und das sie zweitens als Feld akzeptierter Konkurrenz zu den USA beackert, auf dem sie eine eigene, das unbeschränkte amerikanische Diktat begrenzende Zuständigkeit praktizieren kann. Erfolgreiches kämpfen und sterben für Deutschland misst sich dann eben an so interessanten Ergebnissen wie dem, ob es Deutschland z.B. gelingt, die „USA davon zu überzeugen, ihre Wiederaufbauteams in Kundus aus ihrer Aktion ,enduring freedom' herauszulösen und dem NATO-Befehl zu unterstellen.“ (FAZ,30.12.03) Oder ob Deutschland das „Interesse, das einige kleinere Länder – insbesondere Norwegen, Schweden und Finnland – an einer Beteiligung in Kundus und unter deutschem Oberbefehl bekundet haben“, bedienen darf, was im NATO-Hauptquartier, sprich von den USA, „nicht gern gesehen“ ist. Denn auch dafür soll der Afghanistaneinsatz deutscher Truppen dienen: um die Bildung einer Militärmacht Europa voranzutreiben, auf deren Zustandekommen deutsche imperialistische Politik essenziell setzt.

Nachbemerkung
Das ist die eine Welt – wie sie funktioniert und warum es gute Gründe dagegen gibt. Und dann gibt es noch eine bessere, „mögliche“ Welt. „Eine friedliche Welt ist möglich.“ Ach Ihr NoWars, ATTACS, NGo`s und restliche Freunde von Frieden und Demokratie – es könnte so schön sein in Deutschland, wenn die Oberen endlich auf Euch hören würden (alle nachfolgenden Zitate aus Aufrufen gegen die Münchner Sicherheitskonferenz 2004):

Statt „Unter Bruch des Grundgesetzes auf einem Drittel des Globus im Einsatz“ zu sein, stünden die braven Soldaten an den Grenzen ihres Vaterlandes, um Frau und Kinder zu schützen gemäß der im „Grundgesetz vorgesehenen Landesverteidigung“.

Statt „sozialem Kahlschlag“ und „Rüstungsmilliarden“ gäbe es eine gemütliche Armenabteilung, wo für Sozialhilfeempfänger auch wieder ab und zu ein Wintermantel abfällt und der gute alte Starfighter von oben winkt.

Und statt dass „die Staatskassen leer sind“ zahlen die Konzerne „die jetzt sogar noch Steuern zurück bekommen“ wieder Steuern, damit ein geläuterter Eichel mit vollen Händen Gutes tun kann.

Keiner müsste sich mehr Sorgen um die Bundeswehr machen, „Bundeswehr – Armee ohne erfüllbaren Auftrag?“ Denn auf „der sogenannten Münchner Sicherheitskonferenz, bei der es nicht um internationale Sicherheit geht“ würden sich endlich die echten Sicherheitsbeauftragten aller friedliebenden Nationen treffen und überlegen, wie sie die Welt noch sicherer machen könnten und laut rufen „Frieden ist geil“.

Und dann wäre sie da, diese „andere Welt, wie sie bei den internationalen Sozialforen in Porto Alegre, Florenz, Paris sichtbar wird. Wir wollen sie – ohne Krieg.“ – die wäre dann auch in München sichtbar, mitten auf dem Marienplatz.

Und alles wäre ein bisschen wie jetzt, nur viel schöner.
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Ergänzungen

Deutscher Imperialismus

Antifaschist 16.02.2004 - 03:33
"Was will Deutschland mit der Ausweitung des NATO-Militäreinsatzes in Afghanistan, warum hat es sich dafür „stark“ gemacht, was will dort die NATO?"

Das Gleiche wie schon im 1. und 2. Weltkrieg:

Der erste Versuch:
6. Jul. 1915: Eine bewaffnete Gruppe von 26 Deutschen und Österreichern, 43 Türken und Armeniern, 23 Indern und 87 Persern unter den Offizieren Hoffmann und Waldmann dringt über das persische Mesched über Südrussland nach Afghanistan ein.

"Im gegenwärtigen Augenblick bewegen
sich Karawanen von deutschen
Agitatoren mit Kriegsmaterial, begleitet
von aus der örtlichen Bevölkerung
zusammengebrachten Banden, aus
Ispahan [Isfahan] anscheinend in der
Richtung nach Afghanistan." - Sergej
Dimitrijevitsch Sasonov, Außenminister
von Russland, 21. Jul. 1915 (in: Hoetzsch,
Die Internationalen Beziehungen im
Zeitalter des Imperialismus, II/VIII/I,
S.333)

1915: Im Sommer versammeln sich 25 deutsche und österreichische Offiziere in Konstantinopel um Maßnahmen zur Ausweitung des "Dschihad" vorzubereiten. Pläne: Aufstachelung von Afghanistan (speziell der Paschtunen) zum Krieg gegen Großbritannien, die Inszenierung eines
islamistischen Aufstands in Persien und die Anstiftung der Kurden zum Kampf gegen die Briten.

"Aber die geschichtliche Erfahrung hat
gelehrt, dass schließlich mit den Feinden
des Islam blutig abgerechnet wird. Diese
Erfahrung haben namentlich die
Engländer gemacht, und sie wird ihnen
auch dieses Mal nicht erspart werden." -
"Berliner Illustrierte Zeitung", 3. Okt. 1915

26. Sep. 1915: Die deutsche Expedition unter Leutnant
Georg Werner Otto von Hentig und Oberleutnant Otto Niedermayer versucht
vergeblich, Afghanistan als Verbündeten gegen Britisch-Indien zu gewinnen.
Organisiert wurde die Expedition von der (OHL) und der "Nachrichtenstelle für den Orient" des Auswärtigen Amtes. Erst 2001 wird es Deutschland schaffen Truppen in Afghanistan zu stationieren.

"[Wir] müssen [...] darauf bedacht sein,
mit der Hilfe der Türkei uns am
Kaspischen Meer die Grundlage für ein
Zusammengehen mit Afghanistan zu
schaffen, um England in Persien und
Indien militärisch zu treffen." - General
Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff,
Generalquartiermeister, Mai 1918 (in:
"Süddeutsche Zeitung", 23.11.2001)

Der zweite Versuch:
Mär. 1938: Deutschland fordert Afghanistan zur Einrichtung von Landungsmöglichkeiten für die
Lufthansa auf.

Aug. 1939: Unterzeichnung eines "Verrechnungs-und Kreditabkommens" Deutschlands mit Afghanistan.

20. Apr. 1940: Der Befehl zur Ausführung des "Unternehmens Tiger" in Afghanistan wird gegeben.

17. Feb. 1941: Beginn der Planung für eine deutsche Besetzung Afghanistans (zweiter Versuch nach 1915) und einen Angriff auf Indien
nach Eroberung der Sowjetunion.

"Der Führer wünscht die studienmäßige
Bearbeitung eines Aufmarsches in
Afghanistan gegen Indien im Anschluss
an die Operation Barbarossa." -
Oberkommando der Wehrmacht, 17. Feb.
1941 (in: "Konkret", 12/2001)

7. Apr. 1941: Operationsgruppen des Heeres für Marokko, Ägypten, Türkei und Afghanistan werden von Generalstabschef Halder geplant.

1941: Deutschland fordert im Frühjahr Afghanistan erneut zur Einrichtung von Landungsmöglichkeiten für die Lufthansa auf.

18. Jul. 1941: Die deutschen Agenten Oberleutnant Manfred Oberdorffer und Gefreiter Friedrich Brandt versuchen als "Lepra-Studiengruppe" getarnt mit einer Waffenlieferung über Moskau, Baku, Mesched und Kabul das Hauptquartier des islamistischen "Fakirs von Ipi" in Gorvecht, in der afghanisch-indischen Grenzregion zu erreichen, werden jedoch von afghanischen Truppen aufgehalten. Koordiniert wird die Aktion in Berlin von Major Marwede, dem Verbindungsoffizier bei Großmufti Husseini. Erst 2001 wird es Deutschland schaffen Truppen in Afghanistan zu stationieren.

1941: Nach dem Scheitern der Waffenlieferung
an den "Fakir von Ipi" wird der neue deutsche Botschafter in Afghanistan,
Leutnant Hentig, beauftragt erneut Kontakt zu dem Islamisten herzustellen. Hentig wird nach 1949 Botschafter der BRD in
Indonesien.

"Die heutige neutrale Stellung
Afghanistans ist zu einem nicht geringen
Teil auf die Tätigkeit des
[Außenpolitischen] Amtes
zurückzuführen." - Alfred Rosenberg
(NSDAP), Reichsostgebietsminister und
APA-Chef, 1943 (in: Internationaler Militärgerichtshof Nürnberg, Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, V, S.67)

Sep. 1941: Der deutsche Botschafter in Afghanistan, Leutnant Hentig, wird beauftragt erneut Verbindung zu dem "Fakir von Ipi" herzustellen. Dem Fakir und seinem Militärchef Ibrahim Sliman Khan werden 100,000 RM pro Monat versprochen, sollte er die Region Wasiristan in Brand setzen, und das doppelte, wenn er den "Dschihad" am Leben erhielt.

Apr. 1943: Deutsche Agenten versuchen im Norden Afghanistans (Masar-i-Scharif) Kontakt mit islamistischen Gruppen herzustellen. Sie dringen auch ins sowjetische Usbekistan ein.

Der dritte Versuch:

11. Apr. 1984: Getragen von allen Parteien, fordert der
Bundestag "die afghanischen Widerstandskämpfer durch die Gewährung
humanitärer Hilfe [...] zu unterstützen."

"Die meisten islamistischen
Gruppierungen Afghanistans
unterhielten in Bonn Büros, und ihre
politisch-propagandistischen Aktivitäten
wurden großzügig finanziert." - Matin
Baraki, Journalist, Dez. 2001 (in:
"Konkret", 12/2001)

Sep. 1995:
Eine deutsche Waffenlieferung für Afghanistan wird aufgedeckt - unter anderem Panzerfäuste und 146 verschiedene Zubehörteile sowie Nachrichtengeräte im Wert von 34,500,000 DM, abgewickelt durch Balal Safdar, einen Offizier des pakistanischen Geheimdienstes.

Dez. 1998: Siemens verhandelte mit der Taliban-Regierung in Kabul über ein neues Telefonsystem.
Inzwischen wird ein an Afghanistan interessiertes internationales Firmenkonsortium, "Afghanistan Development Co." (ADC), unter deutscher Führung gebildet, dessen Experten in Ainak nach Kupfer suchen.

17. Jul. 2001: Erste Konferenz zur Neuordnung Afghanistans in Berlin.

Nov. 2001: Deutsche Truppenentsendung (Kommandotruppen) in den Oman zur Vorbereitung eines Einsatzes in Afghanistan ("Unternehmen Dauerhafte Freiheit").

"Die Deutschen müssen die
internationale Schutztruppe in
Afghanistan führen. Auf den Straßen
Kabuls müssen deutsche Soldaten
patrouillieren, keine Briten. [...] Die
Deutschen sind historisch in
Afghanistan sehr beliebt." -
Haschmatullah Moslih, afghanischer
Präsidentenberater, 18. Dez. 2001
("Frankfurter Allgemeine Zeitung",
19.12.2001)

"Wir haben ein Interesse an kaspischem
Öl weil unsere Doppelhaushälften auch
mit diesem Öl gespeist werden." - Stefan
Kornelius, Journalist, 30. Dez. 2001 (in:
"Presseclub", ARD, 30.12.2001)

27. Nov. 2001: Zweite Konferenz zur Neuordnung Afghanistans in Bonn. Deutschland beansprucht Kommando über die europäischen Truppen in Afghanistan.

"Es geht nicht um irgendeine außenpolitische Strategie. Es geht um
die Vertretung der eigenen Interessen."
- Gerhard Fritz Kurt Schröder (SPD), Bundeskanzler, Nov. 2001

Mär. 2002: Deutsche Truppen (KSK) kämpfen im "Unternehmen Anaconda" in Ost-Afghanistan. Ebenfalls in Afghanistan aktiv sind die "Grenzschutzgruppe 9"(GSG9) und der "Militärische
Abschirmdienst" (MAD).

1. Apr. 2002: Die Türkei erklärt sich bereit die Führung
der europäischen Truppen in Afghanistan zu übernehmen. Auf die deutsche
Kontrolle des Landes hat dies keine Auswirkungen (Polizeiausbildung durch
Bundeswehr; Siemens verlegt Telephonnetz; AAB baut Kraftwerke um Kabul; Hochtief verlegt Autobahnen; Daimler-Chrysler liefert Löschzüge,
Lastwägen und Busse).

"Man traf deutsche Kaufleute in Kabul
und deutsche Autobahn-Ingenieure auf
dem Land. Deutscher Stahl ging in die
neuen Brücken auf den Autobahnen.
Die deutsche Lufthansa war die einzige
Fluggesellschaft die auf dem Flughafen
von Kabul landete." - Ernest Fox,
Amerikanischer Geologe über die
Verhältnisse in Afghanistan 1939 (in:
Shah, German Activities in the North-West
Frontier Province during the War Years
1914-1945, @)

Quelle:
 http://www.fdj.de/infoportal/dbz/pdf/info_imp_web.pdf

Weitere Informationen zum deutschen Imperialismus in Afghanistan:
 http://www.german-foreign-policy.com/de/news/stwlist.php?id=43

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