Hamburg 31.01.04 - Überblick und Bilder

kein Durchblick 03.02.2004 22:29
4000 bis 5000 Leute bei Antifa-Demo werden bei erreichen des Endkundgebungsplatzes von der Polizei auseinandergetrieben.
500 bis 1200 Nazis hatten trotz zahlreicher Verstöße gegen die ihnen erteilten Auflagen keine Konflikte mit der Polizei, die für ihre verkürzte Route ein ganzes Stadtviertel sperrte.
Mehr Zahlenspiele der Polizeipressestelle: 3.247 Polizisten im Einsatz, 221 Gegendemonstranten in Gewahrsam und 15 fest genommen, 26 verletzte Polizisten und vier verletzte Demonstranten (Das sind die vier, die von der Feuerwehr gezählt wurden. D.h., sie wurden von einem Rettungswagen behandelt oder ins Krankenhaus gebracht. Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher liegen. Schlagstockeinsätze, Pfefferspray und Wasserwerfer sind nicht dafür bekannt unverletzte Personen zurück zu lassen.)
Aus Platzgründen hier nur Fotos von der Antifa-Demo, der Räumung der Demo und des Naziaufmarsches. Fotos vom Endkundgebungsplatz unter  http://de.indymedia.org/2004/02/73510.shtml
11 Uhr, Bahnhoh Barmbek. Am Startpunkt der Antifademo sammeln sich mehrere tausend Menschen. Als die Demo nach den Redebeiträgen starten will steht wie so oft in Hamburg eine Polizeikette auf der Straße. Sie will erst den Weg freigeben, wenn keine Seitentransparenten mit einer Länger von mehr als 150 cm getragen werden. Diese waren in den Auflagen ebenso untersagt worden, wie Laufen und Rennen.
Als die Polizei den Weg freigab kam es am Rande der Demo zu einer Schlägerei. So nachvollziehbar das Anliegen einiger Leute gewesen ist, so stellte es doch eine klare Provokation dar. Die meisten im vorderen Block waren eigentlich nur genervt. Ein paar Idioten sprangen aber sofort auf die Provokation an und neben ekligen Parolen, die nur wenige riefen, wurde von beiden Seiten gut ausgeteilt (ohne das erkennbar wäre, wer wie genau angefangen hat). Die Polizei stand unschlüßig daneben und entschieden sich nach mehreren Minuten dazwischen zu gehen. Sofort wurde sie massiv, vor allem mit Schneebällen, beworfen. Wer nicht ganz nah dran war, sah nur weiße Helme, die in die Demo stürmten. Daraufhin zogen sich die Polizisten kurz zurück. Es gelang ihr aber noch die Heißsporne zu trennen, wobei sie wohl einige Personen als Störer ausmachte und wahrscheinlich auch mitnahm. Danach konnte die Demo endlich los gehen.
Demo heißt: Vorweg eine Hundertschaft, alle Straßen in Richtung Naziroute einzeln abgesperrt und auf einer Seite der Demo ein Polizeispalier (naturlich in Richtung Naziroute). Es herrschte zwar schon einen Tag lang Tauwetter, trotzdem war noch genug Schnee in den Straßen vorhanden und seit Beginn der Demo wurden die begleitenden Polizisten mit Schneebällen beworfen. Die ganze Strecke der Demo über nahmen sie dies gelassen hin. Einen Zwischenstopp gab es in Lohkoppelstraße, wo scheinbar das Hamburger BFE (Beweissicherungs- und FestnahmeEinheit) versucht hatte Leute abzugreifen. Da ihr das nicht gelang, stand sie ziemlich alleine an der Demo. Minutenlang beschränkte sie sich darauf still dazustehen und zu Filmen, wie sie mit Schneebällen beworfen wird, bis die Demo an ihr vorbei war. Am Biedermannplatz sorgte eine erneute Polizeikette quer über die Straße dafür, dass auch ja niemand von der Zwischenkundgebung zu früh weiter geht.
Nach etlichen Hundert Schneebällen erreichte die Demospitze den Endpunkt der Route. Die Kundgebung des VVN mit eigenem Lautsprecherwagen war bereits in Gange. In allen Straßen um den Platz, ausgenommen die Weidestraße aus der Demo kam, standen Wasserwerfer, insgesamt sieben Stück (plus zwei, die hinter den dreien auf der Brücke in Richtung Naziroute standen, warteten). Jedoch nur in zwei der sechs Straßen standen Polizeiketten. Die ersten Reihen gingen bis an die Polizeikette auf der Brücke über den Osterbekkanal ran. Dies wäre der direkte Weg zur Naziroute gewesen. Pro-Forma wurde dort ein wenig von beiden Seiten gedrängelt. Mehr oder andere Wurfgeschosse als die Demo über waren nicht auszumachen. Plötzlich begannen die drei Wasserwerfer aus Leipzig, die auf der Brücke standen, in die ankommende Demo hereinzuschießen. Danach folgte beiläufig die Durchsage, dass dies geschehe, weil Gegenstände geworfen seien. Es gab keine einzige Vorwarnung, dabei hatte sich Hamburgs Polizei noch vor knapp einen Jahr damit gerühmt, dass sie die Teilnehmer der Schülerdemo gegen den Irakkrieg zwölf Mal aufgefordert hatte zu gehen und keine weiteren Dinge zu werfen, bevor sie ein paar tausend Schüler mit vier Wasserwerfern auseinander trieb und über 100 von ihnen im Kinderkessel in Gewahrsam nahm. Erst nachdem die Wasserwerfer das Feuer eröffnet hatten flog der Polizei alles entgegen was nicht niet und nagelfest war (Schnee, Eis, Flaschen, Steine, Baustellenmaterial, Surfsegel, ein Bauwagen landete auf der Seite, ...). Sieben Wasserwerfer mischten mit, Polizeieinheiten rückten vor und wieder zurück. Ein Wasserwerfer hatte sich festgefahren (Polizeiautos können ohne Fahrer keine Müllcontainer von der Straße fahren) und mußte "befreit" werden. Die VVN setzte seine Kundgebung fort und forderte die Polizei immer wieder auf die Angriffe zu unterlassen, bis ihr von der Polizei der Generator geklaut wurde. Nachdem die Polizei vorgerückt war forderte sie die Leute auf auf der Demoroute zurück zu gehen. In engen Straße befanden sich jedoch noch über 1500 Leute und begann sie dorthin zurück zu drängen. Die Wasserwerfer zielte immer wieder direkt auf Kopfhöhe in die Menge, die sich nur langsam rückwärts bewegen konnte. Kleinere Gruppen von Demonstranten wurde andere Straßen entlang getrieben. Polizisten setzten auch immer wieder Pfefferspray oder andere chemische Waffen ein. In der Weidestraße hatte sich die Lage nach mehereren hundert Metern und dem verschwinden der aus einer Seitenstraße kommenden und prügelnden Berliner Einheit vorerst beruhigt. 500 oder 600 Leute standen noch in der Straße. Eine kleine Barrikade wurde aus Holzlatten und Paletten augeschichtet und das Fenster eines Nazis, der sich nicht zu blöd war mit Hitlergruß zu posieren, zerstört. Anlaß genug für die Polizei erneut vorzurücken. Die Gruppe wurde die Straße weiter runtergetrieben. Erst an der Dehnhaide stoppten die Wasserwerfer, blieben vor der dortigen Polizeiwache stehen, die zuvor mindestens einen Streifenwagen eingebüßt hatte stehen und befüllten an Hydranten ihre Wassertanks. Die Reste der Demo-Gruppe wurden teilweise noch bis Wandsbek weiter getrieben. Locker zwei, drei Kilometer vom Kundgebungsplatz entfernt. Zu diesem Zeitpunkt waren auch die anderen Gruppen zerstreut und viele nasse Menschen gingen mit der Gewißheit nach Hause, dass sie eh nicht auf die Insel der Naziroute kommen würden.
Laut Polizei waren 1220 Nazis in Barmbek. Einige von ihnen hatten eine beschwerliche Anreise hinter sich - antifaschistische Begegnungen haben ihnen nicht gefallen. Wer selber zu den wenigen gehörte, die selber einen Blick auf den Naziaufmarsch werfen konnten fragt sich wie die Polizei zu dieser hohen Zahl, die zu erwarten war gekommen ist. Durch die Jarrestraße liefen 500 bis 600 Nazis. Die Polizei verkürzte die Route der Nazis wegen "möglicher Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung". Sah sich aber nicht genötigt einzuschreiten, wenn die Nazis durch Sprechchöre, Transparentaufschriften oder Fahnen gegen die Auflagen verstießen. Der verkürzte Weg führte die Nazis bis direkt vor das Kampnagel-Gelände, wo die Wehrmachtsausstellung gezeigt wird. Dort wurden sie von ca. 50 Antifaschisten mit Israel-Fahnen, "Stalingrad, Stalingrad"-Rufen und eine Transparent "Stalingrad 43 - Wir danken der Roten Armee" empfangen. Die Polizei beschränkte sich auf die Bildung eines Puffers. Nach ihre Kundgebung mußten die Nazis auf direktem Wege wieder zu ihrem Ausganspunkt, dem U-Bahnhof Saarlandstraße zurück laufen. Dabei waren sie sich nicht zu blöde noch eine Zwischenkundgebung einzulegen, bis auch der letzter "Kamerad" im Regen durchnäßt war. Unmutsbekundungen direkt an der Nazidemo blieben aufgrund der Polizeipräsens die Ausnahme. Die Naziroute lag auf einer Insel. Sämtliche Brücke (ca. 10 Stück) waren von der Polizei bewacht und ließ niemanden ohne gute Gründe durch, so dass nur wenige AntifaschistInnen bis direkt an die Route kamen. Wie schon auf dem Hinweg wurden die Nazis mit einem eigenen U.Bahnzug bis zum Bahnhof Berliner Tor gebracht. Der Großteil von ihnen fuhr zu ihren Vorabtreffpunkt am S.Bahnhof Tiefstack zurück. Kleinere Gruppen begaben sich über den Hauptbahnhof auf die Heimreise. Dort kam es immer wieder zu Kontakten mit Antifaschisten, aber auch die Polizei war vor Ort.

Für den 27. März ist ein weiterer Naziaufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in Hamburg angekündigt.


Bisherige Postings bei Indymedia:
Schlägerei auf Antifa-Demo in HH ( http://de.indymedia.org/2004/01/73222.shtml)
news aus hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/01/73223.shtml)
Gegendemo in Hamburg gewaltsam aufgelöst ( http://de.indymedia.org/2004/01/73242.shtml)
Erste Bilder aus Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/01/73244.shtml)
Fotos von der Antifa-Demo in Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/01/73250.shtml)
HH: Gegenkundgebung zu Nazidemo aufgelöst ( http://de.indymedia.org/2004/01/73257.shtml)
Naziaufmarsch in Hamburg gestört! ( http://de.indymedia.org/2004/01/73263.shtml)
Ein paar Worte und Fotos aus hh ( http://de.indymedia.org/2004/01/73267.shtml)
HH: Nasenaufmarsch in der Jarrestadt ( http://de.indymedia.org/2004/01/73279.shtml)
Bilder der Antifa-Demo in HH ( http://de.indymedia.org/2004/01/73292.shtml)
WAWE ANGRIFF WARUM? BEI DEMO IN HH ( http://de.indymedia.org/2004/01/73317.shtml)
Noch mehr Bilder aus Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/01/73331.shtml)
HH: Presseerklärung des VVN-BDA ( http://de.indymedia.org/2004/01/73346.shtml)
Bericht zum Vorfall vor der Demo in Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/02/73359.shtml)
Hamburg: Antifa-Demo am 31. Januar 2004 ( http://de.indymedia.org/2004/02/73368.shtml)
Richtigstellung zu Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/02/73389.shtml)
Vergangenheitsbewältigung auf hanseatische Ar ( http://de.indymedia.org/2004/02/73413.shtml)
HH 31.: Bericht der Startauseinandersetzung ( http://de.indymedia.org/2004/02/73444.shtml)
Blockade der Nazidemo ( http://de.indymedia.org/2004/02/73455.shtml)
HH: Bad weather _ Bad day ( http://de.indymedia.org/2004/02/73452.shtml)
Zeugen einer Festnahme gesucht ! Nazi Demo HH ( http://de.indymedia.org/2004/02/73450.shtml)
Störaktion bei der Nazikungebung in Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/02/73445.shtml)
DIE ANTIFA IST TOT, ES LEBE DIE ANTIFA ... ( http://de.indymedia.org/2004/02/73472.shtml)
AntifaDemo endet in Polizeiwillkür ( http://de.indymedia.org/2004/02/73476.shtml)
3 Videos zur Polizeigewalt in Hamburg ( http://de.indymedia.org/2004/02/73494.shtml)
Skandal: Kameradschaft Nordost beschimpft Indy ( http://de.indymedia.org/2004/02/73504.shtml)
Massiver antifaschistischer Protest ( http://de.indymedia.org/2004/02/73579.shtml)

Sonstige Berichte:
NDR  http://www.ndr.de/ndr/regional/detail_line.phtml?docid=20040131142738
Polizei  http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?nr=522978
taz nord  http://www.taz.de/pt/2004/02/02/a0083.nf/text
MOPO  http://www.mopo.de/nachrichten/102_panorama_52386.html
Abendblatt  http://www.abendblatt.de/daten/2004/02/02/257626.html
taz nord  http://www.taz.de/pt/2004/02/03/a0319.nf/text
Abendblatt  http://www.abendblatt.de/daten/2004/02/03/258063.html
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Interview mit Esther Bejarano

Dokumentation 04.02.2004 - 00:50
Interview
»Das Ganze war wie ein Albtraum«
Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano über das Vorgehen der Hamburger Polizei am Samstag

Die 79-jährige Esther Bejarano überlebte das KZ Auschwitz und das Frauenstraflager Ravensbrück. Sie ist Mitbegründerin und Vorsitzende des 1986 gegründeten Auschwitz-Komitees in der BRD e.V..

ND: Sie haben am vergangenen Wochenende auf der Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch in Hamburg gesprochen. Wie haben Sie den Samstag erlebt?
Bejarano: Das Ganze war wie ein Albtraum, von dem ich mich immer noch nicht erholt habe. Ich hatte noch nie in meinem Leben Wasserwerfer gesehen. Am Anfang habe ich gedacht: Was sind das bloß für monströse Gefährte, die die Polizei da aufgefahren hat? Dieses Rätsel sollte sich ziemlich schnell lösen, denn noch bevor die Kundgebung begann, traten sie in Aktion. Ich habe dann über Mikro die Polizei aufgefordert, den Einsatz sofort zu stoppen.
Die Reaktion seitens der Polizeileitung war, dass das Stromaggregat für die Lautsprecheranlage beschlagnahmt wurde und ein Wasserwerfer minutenlang seinen Strahl direkt auf den Wagen hielt, in dem ich saß. Und sie wussten genau, wer da drin sitzt, denn ich hatte vorher über die Lautsprecheranlage gesagt, dass ich Auschwitz-Überlebende bin. Ich konnte aus dem Auto auch nicht raus, denn auf der einen Seite waren die Wasserwerfer, auf der anderen Seite eine Polizeikette. Ich hatte große Angst, dass die Windschutzscheibe bricht und ich dem Strahl direkt ausgesetzt bin.

Hat sich jemand von der Polizeiführung bei ihnen dafür entschuldigt?
Im Gegenteil: Ich ging dann später zu einem Beamten der Einsatzleitung, um mich zu beschweren. Der Mann sagte dann zu mir, er könne nichts dafür, er führe nur die Befehle aus, die ihm gegeben werden. Ich antwortete ihm, dass ich diese Worte schon einmal gehört hätte und dass diese Haltung Zig-Millionen Menschen das Leben gekostet habe.

Anlass für die Demonstration war der Nazi-Aufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung. Da haben sich knapp 1000 Nazis versammelt, die größte rechtsextreme Demo in Hamburg seit 30 Jahren.
Diese Masse ist beängstigend. Ich habe den Eindruck, seitdem das NPD-Verbot gescheitert ist, haben die faschistischen Organisationen Zulauf bekommen. Vermutlich denken viele, die können uns ja doch nichts. Dass Faschisten unbehelligt demonstrieren können, liegt aber wohl auch daran, dass die Geschichte in diesem Land nie aufgearbeitet und die Akteure nie belangt wurden. Im Gegenteil, ihnen wurde zur Flucht verholfen, so dass sie die faschistische Ideologie weiterspinnen und weltweit verbreiten konnten. Heute sind Antisemitismus und Rassismus wieder – oder noch immer – gesellschaftsfähig. Faschisten demonstrieren mit denselben Parolen und Emblemen wie damals. Auch am vergangenen Wochenende: Die Nazis waren ausgezogen, die Wehrmacht hochleben zu lassen.

Macht Ihnen das Angst?
Natürlich macht mir das Angst. Ich frage mich, wie so etwas wie letzten Samstag nach den Aber-Millionen Toten, die dem deutschen Faschismus zum Opfer gefallen sind, wie das nach Auschwitz überhaupt möglich ist. Dann denke ich: Wie wird sich das wohl weiterentwickeln? Werden meine Kinder und Enkelkinder irgendwann ähnliches durchmachen müssen wie ich? Viele Menschen in diesem Land sind scheinbar unbelehrbar.
Am Sonntagabend rief mich ein Journalist der Bildzeitung an, um mit mir über die Ereignisse während der Demonstration am Samstag zu reden. Er hätte gehört, ich sei im KZ gewesen, deshalb hätte er einige Fragen an mich, begann er das Gespräch. Nachdem ich ihn fragte, was er denn wissen wolle, sagte er: »Was haben Sie denn verbrochen, dass Sie in Auschwitz waren?« Das hat mir dann den Rest gegeben, ich war völlig schockiert.

Fragen: Birgit Gärtner (ND 03.02.04)

Hamburg: Wer war es?

Verlinker 04.02.2004 - 02:04

die Wehrmachtsausstellung - Vogelsang !?

ein Überblick 04.02.2004 - 03:10
und da es ja in Hamburg nicht nur um Bullen und Neonazi, bzw um "Antiimps" und "Antideutsche" ging, hier ein Pressespiegel zur Debatte um die NS-KADERSCHMIEDE VOGELSANG als Dauerausstellungsort für die Wehrmachtsausstellung

der report
WAS WIRD AUS DER NS-KADERSCHMIEDE VOGELSANG?
Es ist eine der größten erhaltenen Anlagen der Nationalsozialisten - und doch fast unbekannt: Die Ordensburg Vogelsang in der Eifel. Bisher wurde sie von Belgiens Armee benutzt, doch diese zieht 2005 ab. So wird nun heftig diskutiert, ob man die Gebäude abreißen oder weiter nutzen soll


Zur Wellnesskur in die Naziburg
AUS VOGELSANG BERND MÜLLENDER
 http://www.taz.de/pt/2004/02/02/a0187.nf/text
ORDENSBURG
 http://www.taz.de/pt/2004/02/02/a0190.nf/text


12.01.2004 Sperrgebiet Geschichte IRA MAZZONI in der Süddeutschen Zeitung

Die Diskussion um die zivile Nachnutzung der monströsen Nazi-Ordensburg Vogelsang in der Eifel hat begonnen

In der Nordeifel gibt es Landschaft satt. Bergkuppen wechseln mit tief eingeschnittenen Flussschleifen, die zu lang gezogenen Seen aufgestaut sind. Der Himmel verhält sich selten neutral und sorgt für dramatische Stimmungen. Hier wurde am Wochenende der neu gegründete Nationalpark Eifel eingeweiht, der auf 11 000 Quadratkilometern den Traum von „unberührter Natur“ realisieren soll. Doch die Romantik stößt an historische Grenzen: Mitten im Nationalpark liegt noch bis Ende 2005 ein militärisches Sperrgebiet: „Mehr Schweiß, weniger Blut“ steht in französischer und niederländischer Sprache am Eingang zum belgischen Truppenübungsplatz „Vogelsang“, der bisweilen auch von der Nato genutzt wird. Doch spätestens beim Passieren des Torgebäudes beginnt man zu ahnen, dass es nicht die Kontamination der Böden ist, die den Betreibern des Nationalparks zu schaffen macht, sondern das bauliche Erbe: Der gesamte Bergrücken ist belagert von der so genannten Ordensburg Vogelsang, gebaut von 1934 bis 1936 im Auftrag des „Reichsorganisationsleiters“ der NSDAP, Robert Ley. In solchen Ordensburgen – zwei weitere wurden in Sonthofen/Bayern und in Krössinsee/Pommern gebaut – sollte die künftige Staatselite körperlich und ideologisch „ertüchtigt“ werden. Lehrinhalte waren Sport- und Wehrübungen, Blut- und Bodenpolitik und vor allem Strammstehen. Entsprechend gleicht die „Schule“ einer Kaserne. Doch die Dogmatik der Gesamtanlage wird nicht gleich spürbar. Ganz in der Ästhetik der Heimatschutzbewegung duckt sich die Architektur weg und gibt den Blick auf die „schöne Landschaft“ frei, die sie bewältigt hat. Die dramatische Inszenierung des menschenverachtenden Absolutismus des Regimes wird erst deutlich, wenn man am Fuß des Hangs auf dem Sportplatz steht: Steile Stufen erschließen die Terrassen, auf denen ein Thingplatz angelegt ist und die Mannschaftshäuser in Dreierriegen lagern. Der Appellplatz liegt überschattet von der Tribüne des Adlerhofes neben der Burg. Die eigentliche Architekturkrone, das „Haus des Wissens“ mit einem 200 Meter hohen Turm wurde nie gebaut.

Die Nachkriegsnutzung durch die belgischen Streitkräfte war geradezu baukonform. Sportstätten, Schwimmbad, Mannschaftshäuser, Speisesaal und eine voll eingerichtete Schänke: alles stand bereit . Was im Krieg den alliierten Bomben zum Opfer gefallen war, wurde im Stil des Denkmals mit denselben Materialien wieder aufgebaut. Die Grundmauern vom „Haus des Wissens“ dienen inzwischen als Rücklage eines riesigen Kasernenbaus. Selbst an der monumentalen Bauplastik nahm niemand Anstoß. Nur die Widmungsinschrift neben dem stürmenden Fackelträger von Bildhauer Willy Meller am Feuermal wurde fragmentiert. In den fünfziger Jahren entstanden auf dem Terrain eine neue Tankstelle und ein beachtliches Kino mit grünbespannten Wänden. Wenn die Belgier abziehen, erhält die Bundesrepublik also ein bestens gepflegtes – aber unbequemes – Denkmalensemble.

Ein Wellness-Zentrum?

Was tun? Die Angst ist groß, die „Falschen“ könnten sich des Orts bemächtigen: Eine „Walhalla der Neonazis“ wird befürchtet. Also abreißen und neu bauen? Ein Wellness-Center oder eine Golfanlage waren bereits im Gespräch. Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden, plädierte jüngst für den Verzicht auf alle denkmalpflegerischen Maßnahmen: Verfallen lassen sei der einzig angemessene Umgang mit dieser Geschichte. Die Beanspruchung öffentlicher Mittel sei moralisch nicht vertretbar. Ähnlich argumentierte Burkhard Hirsch: „Mit der Architektur können wir keine Zukunft gewinnen. Was weg ist, ist weg, und kostet keinen Unterhalt.“

Landrat Günter Rosenke vom Kreis Euskirchen winkt ab: „Es gibt keine Alternative zur neuen Nutzung, die die Geschichte in angemessener Weise berücksichtigt.“ Längst hat man sich geeinigt, einen „Lernort“ zu schaffen und das Zentrum des Nationalparks mit allen Publikums- und Verwaltungsfunktionen in den Gemäuern unterzubringen. Die Burg soll „Schaufenster“ des Nationalparks Eifel werden. Das besagt wenigstens die vom Landrat beauftragte „Machbarkeitsstudie“ der Firma aixplan, die von der Europäischen Union und dem Land NRW gefördert wurde. Ein Nachfolgeauftrag ist schon erteilt, was für neuem Zündstoff sorgt: Denn der Förderverein Nationalpark Eifel, der sich seit Jahren mit hohem Sachverstand für die Erhaltung und angemessene Nachnutzung des landschaftsbeherrschenden Ensembles bemüht, fühlt sich übergangen. Der Verein mag nicht akzeptieren, dass aixplan etliche Bauten als „unnutzbar“ einstuft, also abreißen lassen will. Die Gruppe opponiert gegen die aufwendige Verkehrsplanung genauso wie gegen die ihrer Meinung nach unsinnige Neuerschließung der Räume. Skepsis herrscht auch bezüglich der landschaftsplanerischen Eingriffe, die einem Kunst- und Wissenschaftspark zugute kommen sollen.

Für neue Unruhe sorgte der jüngste Bericht im Spiegel: Michael Vesper, Minister für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, habe mit Jan Philipp Reemtsma verabredet, die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ dauerhaft auf dem Vogelsang zu etablieren. Das seit langem anberaumte und überfällige Symposion zur Zukunft des Ortes bekam so überregionale mediale Aufmerksamkeit. Die geladenen Vertreter der NS-Gedenkstätten in NRW waren entrüstet.

Volker Dahm vom Institut für Zeitgeschichte, Leiter des Fachbeirats, der sich die Entnazifizierung des Obersalzberges durch die 1999 eingerichtete Dokumentationsstelle zu gute hält, stellte den Lehrplan für eine entsprechende Einrichtung auf dem Vogelsang vor: Das zentrale Thema des Ortes sei die Nazi-Pädagogik. Hinzu käme die Regionalgeschichte von den Römern bis heute. Schließlich der europäische Gedanke, der sicher auch eine europäische Förderung verdiene. Nicht zu vergessen das durch den Nationalpark bedingte Thema: Umwelt und Natur. Das Deutsche Jugendherbergswerk plant hier ein „Europa-Zentrum für Jugend und Zukunft“.

Und wieder einmal sollen Künstler das moralische Gewissen erleichtern, und den Geist des Ortes brechen. Schon erscheint in der Machbarkeitsstudie eine Montage, die den alles überragenden Turm mit einer gläsernen „Nationalparklounge“ krönt, die nachts als Leuchtfeuer dienen soll. Eine geschmacklose, unreflektierte Lichtmetapher auf einem Monument, in dessen Basis sich eine Weiheraum für die „Kämpfer der ersten Stunde“ nebst einem hölzernen Standbild des „deutschen Menschen“ befand. Wenn „Vogelsang“ eine Zukunft als Lernort und Nationalparkzentrum haben soll, dann müssen Förderverein und Projektplaner zusammenarbeiten, dann muss der Fachbeirat um einen Architekturhistoriker erweitert werden. Auch auf die Erfahrungen der Gedenkstättenleiter in NRW wird man nicht verzichten können. Auf keinen Fall darf die Dokumentationsstelle so papieren werden wie der Obersalzberg. Das Schlussresümée von Minister Vesper, man könne weder alles erhalten noch alles abreißen, dürfte nicht nur die Denkmalpfleger beunruhigen. Doch die Visionen des Ministers gehen schon weiter: Dem Monument müssten künstlerische und architektonische „Wunden und Verletzungen“ zugefügt werden, um es dem modernen Europäer zu erschließen.

Der „Fall“ Vogelsang wird die Feuilletons also noch geraume Zeit beschäftigen. Auch die Finanzierung bleibt spannend, denn bisher hat sich der Bund nicht zu seiner Verantwortung geäußert. Und eine öffentliche Finanzierung auf Dauer scheint utopisch.
IRA MAZZONI

 http://www.sueddeutsche.de/sz/feuilleton/red-artikel1598/

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Kultur am Täterort
Der nordrhein-westfälische Bauminister Michael Vesper schlägt vor, die Wehrmachtsausstellung dauerhaft auf der Ordensburg Vogelsang zu zeigen, in einer ehemaligen NS-Kaderschule. von jörg kronauer
 http://www.jungle-world.com/seiten/2004/03/2399.php
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Naturpark mit Nazi-Monument
Neuer Nutzer gesucht: Was wird aus der NS-Burg Vogelsang in der Eifel?
Von Jochen Bülow, Köln

Seit dem Wochenende hat Nordrhein-Westfalen in der Nordeifel seinen ersten Nationalpark. Die Nationalsozialisten errichteten hier ein monumentales Schulungszentrum. Bisher werden Gebäude und Gelände von belgischem Militär genutzt. Weil damit Ende 2005 Schluss ist, wird nun darüber diskutiert, was aus der Nazi-Hinterlassenschaft werden soll.
 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=47386&IDC=2

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Euskirchen
Bei Verfall droht „braunes Walhalla“
Von CHRISTOPH HEUP 10.01.2004 07:07 Uhr

VOGELSANG. Wäre da nicht die zackig-freundliche Art der belgischen Militärs gewesen, so wären die 50 Besucher auf Burg Vogelsang ihre Beklemmung gestern in der Nazi-Monumentalarchitektur kaum losgeworden. Eindrucksvoll dokumentierte ein Film der Belgier die Historie der Burg, vor allem aber auch die so wirkungsvolle Inszenierung der NS-Ideologie durch Stein, Marschmusik und Uniformen. Der Eindruck der die Natur erdrückenden und den Menschen klein machenden Kulisse veranlasste Ex-NRW-Innenminister Burkhard Hirsch, den Begriff „NS-Odensburg“ lieber durch „Rest einer nationalsozialistischen Schulungskaserne“ zu ersetzen.

Hirsch, den Vesper als außen stehenden Betrachter zu seinem gestrigen „Vogelsang-Symposium“ nach Gemünd eingeladen hatte, empfahl „im knochentrockenen Realismus“, schon aus finanziellen Gründen so viele Gebäude wie möglich zurückzubauen. Ein Vorschlag, der bei den Experten im Symposium aber auf wenig Gegenliebe stieß.

Gleiches galt für den im Vorfeld geäußerten Vorschlag Paul Spiegels, des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Anlage bewusst verfallen zu lassen. Volker Dahm, Leiter der Dokumentationsstätte Obersalzberg, warnte angesichts eigener Erfahrungen eindringlich: „Sowohl ein Abriss als auch ein Verfall wären eine Katastrophe. Nichts ist so interessant für NS-Nostalgiker wie eine NS-Ruine. Wenn man will, dass Vogelsang eine Kultstätte für Neonazis wird, lässt man es verfallen.“

Ideen und Konzepte hatten die Experten zuhauf, doch auch die Sorge, dass zu wenig Geld da sei. Sowohl das Aachener Büro „aixplan“ als auch der Arbeitskreis Vogelsang des Fördervereins Nationalpark stellten ihre Pläne für die Nutzung Vogelsangs vor, das auf 100 Hektar 70 000 Quadratmeter Geschossfläche besitzt, so viel wie die historische Altstadt von Monschau. Beide legten Wert darauf, Lösungen erarbeitet zu haben, die sich im laufenden Betrieb rechneten.

Minister Vesper riet ihnen, nicht zu streiten, sondern sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsam zu planen. Landrat Günter Rosenke erklärte, dass er dazu für den 27. Januar ein Arbeitsgespräch anberaumt habe.

Manches, was in der Region bisher erdacht wurde, stieß im Symposium auf Kritik: Burkhard Hirsch mochte überhaupt nicht einsehen, warum auf manchen Flächen im Nationalpark die Weltkriegsmunition verbleiben und stattdessen die Besucher ausgesperrt werden sollen. Ex-SFB-Intendant Günther von Lojewski sah in den Plänen für Wollseifen Konkurrenz für Vogelsang. Burkhard Hirsch warnte vor einem „pädagogischen Overkill“ durch „zu viel Lernort“.

Die Landtagsabgeordneten Felix Becker und Reiner Priggen hielten die Idee, in Vogelsang eine Miniaturausführung des Nationalparks (Park im Park) zu etablieren, für bedenklich.

Städtebauminister Michael Vesper nahm selbst den eigenen Vorschlag, die umstrittene Wehrmachtsausstellung von Hamburg nach Vogelsang zu holen, zurück, da diese inhaltlich nicht dorthin passe und das „Raumproblem“ sowieso nur zu einem Promille löse.

Er erklärte sich bereit, ein Kuratorium einzusetzen, das den Weg für eine Stiftung ebnen könne. Die könne etwa finanziert werden, wenn der Bund das Geld, das er für die Erhaltung ausgeben müsse, darin einzahle. Eines, so Vesper, sei aber sicher: Dass man den Bauten künstlerische und architektonische Verletzungen zufügen müsse, um sie ihrer ursprünglichen Bestimmung zu entfremden.
(KR)
 http://www.rundschau-online.de/kr/page.jsp?ksArtikel.id=1072109605179&listID=1038816888057&openMenu=&calledPageId=1039082845263

DANKE

TOP ARTIKEL 04.02.2004 - 04:04
DANKE FÜR DIESEN BERICHT!!!

ich war auch da und kann zum ersten mal einen bericht hier unterschreiben. so wie hier beschrieben war es!!! bei einigen artikeln habe ich mich gefragt wer da auf welcher demo war ;)

weitere pressestimme

netznutzer 04.02.2004 - 20:10
 http://www.jungewelt.de/2004/02-02/011.php :

Wasserwerfer gegen Naziopfer

Antifademo in Hamburg: Polizei löste Kundgebung gewaltsam und ohne jede Vorwarnung auf

Mehr als 3200 Beamte waren laut Polizeibericht am Samstag in Hamburg im Einsatz, um etwa 1000 Neofaschisten und 6000 bis 7000 Gegendemonstranten »voneinander zu trennen«. Während die Neonazis relativ unbehelligt vor Kampnagel, dem Theater, in dem derzeit die Wehrmachtsausstellung zu sehen ist, aufmarschieren konnten, wurde die Kundgebung der VVN-BdA gewaltsam und ohne jede Vorwarnung aufgelöst. Die vorläufige Bilanz des Tages: 221 Ingewahrsamnahmen, 15 vorläufige Festnahmen und 30 Verletzte.

Bereits zu Beginn der Antifa-demo gab es die ersten Auseinandersetzungen – zunächst allerdings intern. Eine Berliner Gruppe aus dem Umfeld des Magazins bahamas brachte ihr historisches Bewußtsein durch das Ausrollen verschiedener Nationalflaggen – laut Augenzeugenbericht dem Banner der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Israels – zum Ausdruck. Als sie von der Demoleitung aufgefordert wurden, diese einzurollen, hätten sie mit den Fahnenstangen auf Umstehende eingeprügelt und diese als antisemitisch beschimpft, schilderten mehrere Anwesende.

Als der Protestzug den Ort der angemeldeten Abschlußkundgebung erreichte, griff die Polizei die Teilnehmer ohne jegliche Vorwarnung mit Wasserwerfern und Schlagstöcken an. Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die gerade zu ihrer Rede ansetzen wollte, forderte die Polizei über Mikro auf, den Beschuß durch die Wasserwerfer sofort zu stoppen und die Beamten zurückzuziehen. Dieser Appell wurde mit der Beschlagnahmung des Stromaggregats der Lautsprecheranlage beantwortet. Nachdem ihr der Strom abgedreht wurde, mußte die 79jährige längere Zeit in einem Kleinbus verbringen, der von einem Wasserstrahl traktiert wurde.

Bejarano war allerdings nicht das einzige Polizeiopfer. Im Gegensatz zu den Angaben in der Pressemitteilung der Hamburger Polizei okkupierten nicht »steineschmeißende jugendliche Randalierer« als erste den Platz, sondern vor allem ältere VVN-Mitglieder. Die Demoteilnehmer wurden schließlich in eine enge Straße zurückgedrängt und von Wasserwerfern und Räumfahrzeugen attackiert, die mit hohem Tempo in die Menge preschten. Die Wasserwerfer verspritzen zum Teil eine mit Reizgas versehene Flüssigkeit.

»Das ist eine Unverschämtheit«, empörte sich Esther Bejarano. »Ich hätte nie gedacht, daß mir noch einmal von der Polizei das Wort abgeschnitten wird und ich minutenlang nur durch die dünne Windschutzscheibe vor dem Hochdruck-Wasserstrahl geschützt bin, der auf den Wagen gerichtet ist, in dem ich sitze.« Die KZ-Überlebende erlitt einen leichten Schwächeanfall. VVN und Auschwitz-Komitee kündigten unterdessen in einer gemeinsamen Pressemitteilung rechtliche Konsequenzen an und fordern den Hamburger Innensenator Dirk Nockemann (Partei Rechtsstaatlicher Offensive) zum Rücktritt auf.

* Siehe auch Interview mit Cornelia Kerth

 http://www.jungewelt.de/2004/02-02/016.php :

Interview: Mark Querfurth

Hamburger Antifademo attackiert: War Eskalation politisch gewollt?

jW sprach mit Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)

F: Am vergangenen Samstag haben in Hamburg Tausende Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet gegen einen Aufmarsch von Alt- und Neonazis demonstriert, der sich gegen die Wehrmachtsausstellung richtete. Wie beurteilen Sie die Mobilisierung?

Sie war toll. Seit Jahren hatte sich mal wieder eine Anwohnerinitiative aus dem Stadtteil heraus entwickelt. Schulen, Kirchengemeinden, die lokale Geschichtswerkstatt Jarrestraße, SPD und Grün-Alternative im Bezirk Nord haben aufgerufen, so daß die Demo wirklich breit und bunt war. Die Berichterstattung im Vorfeld war positiv. In vielen Städten fanden Informationsveranstaltungen statt. Viele Jugendliche, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende waren dabei.

F: Noch ehe sich die Demonstration auf dem Platz der Abschlußkundgebung versammeln konnte, wurde sie von der Polizei mit zeitgleich bis zu acht Wasserwerfern attackiert. Was war der Auslöser dafür?

Offensichtlich war gar kein »Auslöser« nötig. Ich wurde vor Eintreffen des Zuges informiert, es sei zu Steinwürfen gekommen und ich müsse das schnell »in den Griff kriegen«. Als ich daraufhin dem Zug entgegenging, sah ich nur ein paar Schneebälle hin- und her fliegen. Noch bevor ich mich über Lautsprecher an die Menschen wenden konnte, von denen gerade die ersten auf dem Platz ankamen, ging der Wasserwerfer-Einsatz bereits los.

F: Esther Bejarano, Auschwitz-Überlebende und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland, hat auf der Kundgebung gesprochen. Wie hat sie den Angriff auf die Demonstration empfunden?

Sie hat versucht, sich an Polizei und Demonstranten gleichermaßen zu wenden, damit die Eskalation sofort unterbrochen wird. Statt dessen wurde sie unterbrochen, indem die Polizei das Stromaggregat beschlagnahmte. Gleichzeitig wurde ein Wasserwerfer auf die Windschutzscheibe gerichtet, hinter der sie saß. Esther war völlig erschüttert, daß so etwas möglich ist.

F: Sie haben über Lautsprecher mehrfach den für Ihre Kundgebung zuständigen Einsatzleiter der Polizei ausgerufen. Dieser blieb für Sie nicht erreichbar. Wie beurteilen Sie den Polizeieinsatz?

Der Einsatz erfolgte, ohne mir Gelegenheit zu geben, auf die angeblichen Steine- und tatsächlichen Schneeballwerfer zu reagieren. Die berühmten drei polizeilichen Aufforderungen sind ebenfalls nicht erfolgt. Aus unserer Sicht war der Einsatz klar rechtswidrig.

Meiner Einschätzung nach war der Einsatz politisch gewollt. Dies war seit langer Zeit mal wieder eine breit getragene Antifademo in Hamburg. Gewerkschaften, Kirchen, Schulen und vor allem Anwohner sollten von so etwas wohl abgeschreckt werden. Ohne den Polizeieinsatz wäre diese Demonstration ein großartiger politischer Protest gegen rechts geworden!

* Infos: www.his-online.de; www.vvn-bda.de

noch ein Bericht

nicht ge- oder bekloppt 05.02.2004 - 22:49

Jochen Arntz (Berliner Zeitung) zu Vogelsang

ein Überblick 10.02.2004 - 21:50
Ein ganzer Berg Geschichte
Eine alte Nazi-Ordensburg steht im Sperrgebiet der Belgier in der Eifel. Sie war fast vergessen. Jetzt zieht die Armee ab, und Deutschland hat ein Problem Jochen Arntz Montag, 09. Februar 2004

 http://www.berlinonline.de/.bin/mark.cgi/berliner-zeitung/seite_3/314720.html

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Na was wohl — Warhead

Hallo Mods — ahtjxhjkdghm

Bild oben BGS — Doki1

@dr.love — x