"Antideutsche" und "Nationalbolschewisten"

Max Brym 12.01.2004 23:47 Themen: Antifa
"Antideutsche" und "Nationalbolschewisten" zwei Seiten einer Medaille.
Zu einer Debatte in Deutschland
Zu einer Debatte in Deutschland

„Antideutsche“ und „Nationalbolschewisten“ zwei Seiten einer Medaille

Historische Ereignisse wiederholen sich nach Marx, er schrieb von einer Tragödie und einer Farce. Die Debatte über das „Selbstbestimmungsrecht der Nationen“ sowie die Artikel der Jungen Welt oder der Bahamas zu Jugoslawien, Kosova, Israel, Irak und Tschetschenien verdeutlichen, dass es auch einen historischen Rückschritt in der „linken“ Diskussion geben kann. Die Pöbeleien zwischen den Antideutschen (z. B. Bahamas) und den „Nationalbolschewisten“ (Junge Welt etc.) haben das Niveau mittelalterlicher Scholastik erreicht. Zur Ehre der mittelalterlichen Scholastiker sei gesagt, sie wahrten in der Debatte über die Frage, „wieviel Engel auf einer Nadelspitze tanzen können“, Stil und Anstand. Letzteres ist im „linken“ Diskurs eher selten der Fall, zudem fehlen Dialektik und Materialismus. Statt dessen dominieren Gefühle, Stimmungen und Denunziantentum das Geschehen. Jede Frage wird nicht um ihrer selbst willen behandelt, sondern meist nach dem Motto: Was paßt in meinen deutsch zentrierten theoretischen Bauchladen. Dabei merken die Kontrahenten meist nicht, dass sie von den gleichen theoretischen Prämissen ausgehen. Dieser wahrhaft deutsche Zustand gehört kritisiert. Die Kritik erfolgt in Thesenform, adressiert ist diese Kritik an das Umfeld der Bahamas sowie an die Jungen Welt und die DKP. Speziell wird die Positionierung beider Strömungen zu Israel und Ex- Jugoslawien abgehandelt, denn diese Beispiele eignen sich hervorragend zur Polemik.

1. Israel

a) Sharon ist ein Politiker der israelischen Rechten. Seine politischen Grundpositionen verdienen keinerlei Unterstützung. Menschen in Israel und Palästina leiden unter der Politik des rechten israelischen Bürgertums. Wenn die israelische Linke diese Politik bekämpft, dann ist das gut und nicht schlecht. Paradox ist der Zustand, dass es nur in Deutschland eine „Sharon-Linke“ gibt. Die „Antideutschen“ nennen jede Kritik an der israelischen Staatspolitik antisemitisch. Damit ist die Debatte beendet und der Begriff Antisemitismus seitens der „Antideutschen“ entstellt und verharmlost. Ihre Haltung wird von ihrer deutschen Befindlichkeit geprägt.


b) Die Junge Welt hingegen bekämpft wütend den Zionismus. Für diese Leute (Artikel von Pirker u.a.) gibt es kein Existenzrecht Israels. Mit der Fixierung auf das „Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser“, wird nur den Juden das Recht auf einen eigenen Staat abgesprochen. Sie stellen, indem sie mit dem Kampfbegriff Zionismus agieren, die Juden als einheitlich reaktionäre Masse dar. Für die „Nationalbolschewisten“ gibt es ein positives, historisch im Recht befindliches Volk, die Palästinenser sowie ein reaktionäres Gegenvolk die Zionisten ( Fast alle Israelis wünschen einen eigenen Staat und sind demzufolge Zionisten). Die Konzeption der Jungen Welt ist völkisch und latent antisemitisch.

c) Die „Antideutschen“ und „Nationalbolschewisten“ vertreten nationalistische Positionen. Für die „Antideutschen“ ist alles was der israelische Staat tut in Ordnung. Mit der Staatspolitik identifizieren sie alle Menschen in Israel . Unter den Palästinenser vermuten sie nur fanatische, gewaltbereite Antisemiten. Indirekt geben sie damit die Haltung der Hamas wieder, die es ebenso darstellt. Die Realität wird ausgeblendet, natürlich gibt es unter den Palästinensern eine faschistoide fundamentalistische Strömung, die bekämpft gehört. Aber es gibt auch andere Kräfte. Nationen teilen sich bekanntlich in fortschrittliche und reaktionäre Menschen. Marx bezeichnete den Klassenkampf als Motor der Geschichte. Die deutschen „Nationalbolschewisten“ hingegen rechtfertigen alle reaktionären Kräfte der palästinensischen Gesellschaft und äußern Verständnis für faschistisch islamistische Terroristen. Der Raum den die „Junge Welt“ „ israelische Verbrechen“ gibt, verklärt Israel zum Weltschurkenstaat Nr. 1 und zeigt damit wohin der Hase läuft. Nichts über die gefundenen Massengräber im Irak, nichts über die Massaker in Tschetschenien in der Jungen Welt dafür immer feste drauf auf Israel. Ein Schelm wer hinter dieser Berichterstattung böses vermutet.


2. Ex- Jugoslawien

a) Bezogen auf Ex- Jugoslawien haben die „Antideutschen“ und die „Nationalbolschewisten“ fast identische Positionen. Für beide Fraktionen sind die blutigen Ereignisse auf dem Balkan Resultat einer internationalen Verschwörung. Die Ex- Maoisten um Justus Wertmüller (Bahamas) vergaßen vollständig die Worte des Vorsitzenden Mao: „ Wenn ein Huhn ein Küken ausbrüten will, muß es sich auf ein Ei und nicht auf einen Stein setzen“. Ergo wenn es in Jugoslawien keine Krise und keinen nationalistischen Wahn gegeben hätte, dann hätten sämtliche diplomatischen und geheimdienstlichen Versuche von außen nichts gebracht. Die inneren Widersprüche waren entscheidend, für das dramatische Scheitern Jugoslawiens. Diese einfache Erkenntnis ist weder bei den „Antideutschen“ noch bei der „Jungen Welt“ zu finden.

b) Unterschiedlicher Meinung sind die „Antideutschen“ und „Nationalbolschewisten“ in der Frage welcher Imperialist entscheidend die Zerschlagung Jugoslawiens bewerkstelligt hat, der „US- Imperialismus oder der „deutsche Imperialismus“. Für die „Antideutschen“ war „Deutschland“ entscheidend, auf den Begriff Imperialismus verzichten die Bahamiten. Die Junge Welt ist sich in der Frage welcher Imperialismus teuflischer war nicht ganz sicher.

c) Absolut identisch sind Bahamas und Junge Welt in der Ignorierung des serbischen Nationalismus. Für beide war grob gesagt, das serbische Volk mit seiner Führung der gute Teil. Obwohl Bahamas das Wort Volk fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, demonstrierten sie in den neunziger Jahren mit Milosevic Anhängern und serbischen Faschisten durch bundesdeutsche Straßen. Gemeinsam mit Lesern der Jungen Welt und DKP Aktivisten. Wüster serbischer Chauvinismus wurde akzeptiert und die anderen Nationalitäten in Ex- Jugoslawien attackiert. Letzteren wurde Nationalismus und eine proimperialistische Rolle attestiert. Dass der Großserbische Nationalismus verschiedene Nationen in die Hände westlicher Mächte trieb, wurde ausgeblendet. Genauso wie die Massenmorde und Verbrechen durch serbische Formationen einfach geleugnet wurden. Es wurde und wird nur von Verbrechen kroatischer und bosnischer Verbände gesprochen (solche Taten gab es durchaus).

d) Haßobjekt UCK
Die Entstehung der UCK wurde als „imperialistische Geheimdienstaktion“ eingeschätzt. Zu dieser Position gelangt man nur, wenn die reale Unterdrückung der Albaner im alten Jugoslawien geleugnet wird. Unabhängig von der späteren Entwicklung, war die Gründung der UCK und der Erfolg der UCK ein Resultat der rassistischen Unterdrückung der Kosova- Albaner durch den serbischen Staat. Aber die beiden deutschen „linken“ Fraktionen können die Welt nur durch eine deutsche Verschwörungsbrille betrachten.

Fazit

Die „Antideutschen“ und „Nationalbolschewisten“ fechten einen Streit unter Brüdern aus. Brüder haben meist Gemeinsamkeiten und Differenzen. Dennoch kann auch eine verfeindete Bruderschaft nützliches für andere leisten. Der Streit unter Brüdern hat aber stets einen abgeschlossenen und sektenhaften Charakter. Außenstehende bekommen den lauten Familienärger ab und sind dadurch belastet. Da der Ärger nicht zu vermeiden ist, gilt es zu bilanzieren: Die Familienfede zwischen „Antideutschen“ und „Nationalbolschewisten“ schädigt das Umfeld und ist kontraproduktiv. Beide Familien stehen auf nationalistischem Boden. Die „Antideutschen“ beziehen sich bereits durch den Namen auf die deutsche Nation. Im Gegensatz zu den bekennenden Nationalisten ist für sie Deutschland grundsätzlich schlecht. Der deutsche Nationalist hat die gegenteilige Meinung von Deutschland. Beide stehen auf dem Boden von Kaiser Wilhelm II., der im August 1914 erklärte: „Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.“ Die „Nationalbolschewisten“ sehen in den USA und in Israel ihren Hauptgegner. Auch hier steckt Nationalismus im Paket obwohl das Paket anders beschriftet ist. Zudem leugnen die „Nationalbolschewisten“ die Relevanz des Antisemitismus in Deutschland, dadurch befinden sie sich im politischen Mainstream, obwohl der Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft immer deutlicher wird. Die „Antideutschen“ haben durch den inflationären Gebrauch der Begrifflichkeit Antisemitismus objektiv die Funktion, den Antisemitismus zu verharmlosen. In internationalen Fragen streiten sich die „feindlichen Brüder“ über Israel und den Irak. Oberflächlich betrachtet ist dazu die Position der „Antideutschen“ sympathischer, jedoch ist sie wie üblich von Oberflächlichkeit und Nationalismus gekennzeichnet. Die USA und der Staat Israel sind grundsätzlich positiv für die „Antideutschen“, alle anderen sind negativ. Die Junge Welt vertritt genau den gegenteiligen Unsinn, bedenkenlos solidarisieren sie sich mit dem irakischen Widerstand und verklären die Hamas. Unsere „feindlichen Brüder“ finden wieder zusammen, wenn es um die kurdische und tschetschenische Nationalbewegung geht. Die „Antideutschen“ bekommen bei der Forderung „ Nationales Selbstbestimmungsrecht“ einen sofortigen Tobsuchtsanfall und die „Junge Welt“ hält die „Tschetschenen“ und „Kurden“ für US- Agenturen. In Wahrheit spekulieren deutsche Brüder am liebsten über internationale Fragen frei nach dem Motto: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“ Dieser Unsinn verbindet bestimmte Rechte und „Linke“ in Deutschland.

Max Brym
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Ergänzungen

Nicht von mir, aber gut...

Fluffy 13.01.2004 - 00:40
"Antideutsch" war bis 1991 nichts anderes gewesen als ein rechter Kampfbegriff mit jahrzehntelanger völkischer Tradition. Von der Nazipropaganda wurde und wird er in bewußter sprachlicher Anlehnung an "antifaschistisch" auf alles angewendet, was im Widerspruch zur eigenen Politik steht. Das dahintersteckende Kalkül macht Sinn: sämtliche
sozialen und politischen Widersprüche werden im Dualismus deutsch/antideutsch aufgelöst. Gleichzeitig wird antifaschistische Politik verunglimpft als gegen alle gerichtet, die deutscher Abstammung oder Sozialisation sind, scheinbar unabhängig von deren politischer Überzeugung. Eng verflochten ist der "Antideutsch"-Mythos als Bestandteil
völkisch-paranoiden Opferkults mit antisemitischer Hetze und Rassismus antislawischer Ausrichtung, liegt doch eine weitere Funktion der Zuschreibung "antideutsch" in der Subsumtion aller Gegner des deutschen Faschismus, vor allem also von Juden, Linken und Osteuropäern, der "jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung" eben.

Dieser Tradition des Schlagworts "antideutsch" scheinen sich seine neuen Anhänger von links genausowenig bewußt zu sein, wie der Gefahr, gerade hier in die völkische Ideologie-Falle zu tappen. Denn was seit einiger Zeit, auch hier, unter dem Label "antideutsch" inhaltlich generiert wird, reproduziert über weite Strecken Versatzstücke einer völkisch verklärten Weltsicht. In die faschistische Ecke will ich mit dieser Feststellung aber niemanden stellen, vielmehr geht es darum, die eigentliche Schwäche des antideutschen Ansatzes aufzuzeigen: seinen Mangel an Radikalität.

Denn statt den deutschen Nationalismus in seinem Kern, einem bestimmten Bild von der Welt nämlich, abzulehnen und anzugreifen, wird dieses teilweise übernommen und werden erst in den politischen Konsequenzen einfach die Vorzeichen umgekehrt. Z.B. mit der irrigen Vorstellung einen nationalen Kollektivs, einer monolithischen deutschen Interessengemeinschaft: der "Volksgemeinschaft". (siehe nieder mit d.),
oder z.B. durch den vermuteten Dualismus von deutschen Tätern und nicht-deutschen Opfern in der historischen Betrachtung. Der ist in dieser Undifferenziertheit nah dran aber doch knapp vorbei an der Wahrheit, und reproduziert ungewollt die nazistische Legitimation für den Mord an Millionen von jüdischen, antifaschistischen, homosexuellen, kranken und
anderen Deutschen durch deren Stigmatisierung als "undeutsch". Z.B. mit der Behauptung der Kollektivschuldthese, einer ursprünglich bürgerlichen Erfindung aus dem sog. "Historikerstreit" der 80er Jahre.

Politischen Nutzen verspricht da erst der nächste Schritt, der Hinweis auf die Dekonstruierbarkeit Deutschlands.
Hier führt die falsche Vorstellung vom Konstrukt Deutschland zu einer ebenso kurzsichtigen Idee seiner Dekonstuktion,
die sich auf die These zuspitzen läßt, Deutschsein ließe sich per Deklaration, also allein durch die Willensbekundung ablegen.

Denn für antideutsche verbindet sich mit dem politischen Bruch mit der Nation die Hoffnung, damit auch aus der eigenen Identität ausbrechen zu können. Nicht mehr deutsch sein zu wollen, ist sicher ein verständlicher und ehrenvoller Wunsch. Es sich damit so leicht machen zu wollen, aber unendlich naiv.
Die Antideutschen verkennen eine nationalcharakteristische und - kulturelle Prägung als implizites Moment kultureller
Kompetenz. Dies zu überwinden bedarf es, leider, weit mehr als der richtigen politischen Überzeugung.
Durch langwierige (Lern-)Prozesse von Dekonditionierung und Adaption implizit undeutsch(er) zu werden und darin die anzustrebende generelle Auflösung deutscher Identität voranzubringen und für sich selbst vorwegzunehmen, sollte ein Ziel sein für uns Deutsche wider Willen. Die oberflächliche antideutsche Identitätsrausschleicherei hingegen wird bleiben, was sie für die meisten ist: ein Aggregatzustand der Entpolitisierung, ein ideologisches Vehikel des eigenen Fatalismus, ein trotziges Fuck-Off an die Gesellschaft.

Die Unfähigkeit zur Kommunikation mit anderen Linksradikalen haben Antideutsche in den letzten Jahren immer weiter kultiviert, Hardlinern muß mittlerweile völliger Autismus bescheinigt werden. An Stelle solidarischer Auseinandersetzung stehen Polemik und Denunziation, gepaart mit der allgemeinen Überinterpretation und getränkt aus den Profilneurosen der selbsternannten Chefankläger. Es wird auf alles geschossen, was sich bewegt und das meist mit schwachen Argumenten und um so stärkeren Worten:

Rassistisch, antisemitisch, völkisch, nationalbolschewistisch - darunter läuft gar nichts.
Jahrelang politisch aktive Antirassisten werden da mal eben zum "linken Teil der Volksgemeinschaft" erklärt, anderen "Pogromaufrufe" unterstellt. Die Folge solch völlig unverantwortlichen Gebrauchs von Begriffen ist deren Inflation und Entwertung. Wenn z.B. "völkisch" auf alles angewandt wird, was sich irgendwie mit Volk oder Bevölkerung assoziiert wird, so ist das nicht nur Unsinn im politologischen Sinne, sondern auch in seiner Wirkung verheerend, das Wort verliert den Horror, der ihm anhaften muß. Noch unerträglicher sind aber die regelmäßigen Kalauereien auf Kosten der Holocaust-Opfer.

In diesem Sinne:

Antideutsche, seid konsequent: Meldet euch als Freiwillige zur US-Army oder zur israelischen Armee IDF!

Teil einer Selbstkritik?

W. Buchenberg 13.01.2004 - 07:36
Hallo Max,
mein Kompliment für den gedankenreichen Text, dem ich in wesentlichen Positionen zustimme.

Noch eine Anmerkung: Warum kannst du nicht inhaltliche Positionen diskutieren und kritisieren, ohne pauschale Zuweisungen zu bestimmten Personen oder Personenkreisen?

Wenn du alle Antideutschen unter den "Hut" Bahamas steckst und die "Junge Welt" unter den Hut "Nationalbolschewistisch" (was übrigens soll damit denn gemeint sein??!!), sind das bestenfalls schreckliche Vereinfachungen, eher aber handelt es sich um politische Verleumdung und üble Nachrede.

Du kritisierst zu Recht an anderen den üblen Umgangston unter den Linken, pfeifst aber hier dieselbe Melodie.

Vielleicht darf ich dich in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, dass du mich schon als "antisemitisch" verleumdet hast und mit dafür gesorgt hast, dass meine Texte nicht mehr in "Trend-Online" erscheinen.

Im übrigen aber: ein guter Text - Respekt!

Gruß W.Buchenberg

Schwarz (W)Scheiß Sicht

A.L.S. 13.01.2004 - 16:06

Kleiner Beitrag der Antifa Siegburg zur akuten Problematik
auf www.antifa-su.de.vu


++ Patriarchat und Kapitalismus bekämpfen!
++ Gegen romantischen Antikapitalismus!

Bad News für alle Antideutschen

Antideutsch 13.01.2004 - 17:26
Eine große Ikone der Antideutschen ist in Bedrängnis geraten:

Das italienische Verfassungsgericht hat ein umstrittenes Immunitätsgesetz für unrechtmäßig erklärt. Mit dem Gesetz wurde bisher eine mögliche Verurteilung des Regierungschefs Silvio Berlusconi wegen Korruption verhindert  http://www.welt.de/data/2004/01/13/222797.html

Deswegen: Solidaritätmit den Italienischen Faschisten! Kommt zur antideutschen Demonstration zur ital. Botschaft! Bringt Voodoo-Puppen von linken Zecken und Palis mit!
(Diese Demo wurde gesponsert vom Berliner Flaggenhaus)

@W.Buchenberg (Nationalbolschewismus)

Norbert 13.01.2004 - 19:11
Wenn man über Nationalbolschewismus redet, sollte einem klar sein, was sich hinter diesem merwürdigen Ausdruck verbirgt. Ich will Wals Fragezeichen zum Anlass nehmen, darüber kurz zu schreiben.

Die klassischen Vertreter des deutschen Nationalbolschewismus waren Fritz Wolffheim und Heinrich Laufenberg. Beide waren zunächst auf dem linken Flügel der KPD aktiv. Ab 1919 waren sie in der (linkskommunistischen) Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD), aus der beide 1920 wegen ihres Nationalbolschewismus ausgeschlossen wurden.

Wolffheim hatte Kontakt zum ("linken") Strasser-Flügel der NSDAP, er starb 1936 in einem deutschen KZ. Laufenberg versarb 1932, ohne jemals Kontakt zur NSDAP gehabt zu haben. Beiden schwebte ein deutscher Staatskapitalismus nach sowjetischem/bolschewistischem Vorbild vor - mit einer starken "deutschen" Volksgemeinschaftskomponente (sie nannten es deutschen, nationalen Bolschewismus/Kommunismus/Sozialismus).

Der Nationalbolschewismus ist natürlich kein deutschen Phänomen. Einer der bekanntesten (noch) lebenden Vertreter dieser anti-kommunistischen Position ist der Intellektuelle, Mystiker und russische Politikberater Alexander Dugin.

Da ich meine, dass es immer gut ist, die Gedankengänge meiner Feinde ernst zu nehmen und sich mit ihnen rational auseinander zu setzen (um sie - wenn möglich - zu zerfetzen), möchte ich Euch die philosophische Definition des Nationalbolschewismus von Dugin vorstellen. Urteilt selbst!

ANFANG
Die glücklichste und umfangreichste Definition des Nationalbolschewismus wäre die folgende: "Nationalbolschewismus ist eine Überideologie, die allen Gegnern der offenen Gesellschaft gemeinsam ist". Eine, die nicht nur akzidentell feindlich zu solchen gesellschaftlichen Ideologien, sondern die ihre exakte, völlig bewußte, totale und natürliche Antithese ist.

Die philosophische Politik des Nationalbolschewismus bestätigt die natürliche Einheit der Ideologien, die auf der Feststellung der zentralen Position des Objektiven gegenüber dem Subjektiven basieren. Dem Objektiven wird der gleiche Status wie dem Absoluten zugesprochen, unabhängig davon wie dieser objektive Charakter interpretiert wird. Man könnte sagen, daß die höchste nationalbolschewistische Maxime die hinduistische Formel "Atman ist Brahman" ist. Im Hinduismus ist "Atman" das höchste, transzendente menschliche "Selbst", das ohne Rücksicht auf das individuelle "Ich", sondern innerhalb dieses "Ichs" als ihr innerster und mysteriöser Teil, der sich dem unmittelbaren Zugriff entzieht. "Atman" ist der innere Geist, der aber objektiv und überindividuell ist. "Brahman" ist die absolute Realität, der das Individuum von außen umfaßt, der äußere objektive Charakter, emporgehoben zu seinem höchsten Urgrund. Die Identität von "Atman" und "Brahman" in der transzendenten Einheit ist die hinduistische metaphysische Krone und die Grundlage für den Weg der spirituellen Verwirklichung. Das ist der Punkt, der allen heiligen Lehren gemeinsam ist, ohne jede Ausnahme. In allen ist diese Frage das Hauptziel der menschlichen Existenz, das ist die Selbstüberwindung, die sich über die Begrenzungen des kleinen menschlichen "Ichs" hinaus erweitert; der Weg weg vom "Ich" entweder ins Äußere oder Innere bringt das gleiche siegreiche Ergebnis. Hieraus folgt das traditionelle initiatische Paradox, der im berühmten Evangeliumszitat ausgedrückt wird: "wer seine Seele in meinem Namen verliert, der rettet seine Seele". Der selbe Sinn drückt sich in Nietzsches genialer Aussage aus: "Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll." Der philosophische Gegensatz zwischen dem "Subjektiven" und dem "Objektiven" betraf durch die ganze Geschichte hindurch die konkrete Sphäre, die Ideologie, und dann die Politik und die soziale Ordnung im besonderen. Die verschiedenen Versionen der "individualistischen" Philosophie haben sich schrittweise im ideologischen Lager der Liberalen und der liberaldemokratischen Politik konzentriert. Das ist genau das Modell der "offenen Gesellschaft" über die Karl Popper schrieb. Die "offene Gesellschaft" ist die letzte und vollständigste Frucht des Individualismus, die sich in der konkreten Politik erfüllt. Es ist dann zweckmäßig auch das gemeinsame ideologische Modell der Vertreter der "objektiven" Seite in Angriff zu nehmen, als universales politisches und soziales Programm für die "Gegner der offenen Gesellschaft". Das Resultat, das wir dann erreichen, wird nichts anderes als die nationalbolschewistische Ideologie sein.

Zusammen mit der radikalen Neuheit der philosophischen Spaltung der Lager, die quer zum üblichen Schema (wie Idealismus - Materialismus) verläuft, markieren die Nationalbolschewisten die neue Grenze der Politik. Sowohl die Linken als auch die Rechten sind selber in diese beiden Sektoren geteilt. Die äußerste Linke, Kommunisten, Bolschewisten, alle Nachfolger Hegels "von links" bilden eine nationalbolschewistische Synthese mit den äußersten Nationalisten, Etatisten, Anhänger eines "Neuen Mittelalters", kurz mit allen Nachfolgern Hegels "von rechts". Die Gegner der offenen Gesellschaft kehren auf ihren metaphysischen Grund zurück, der ihnen gemeinsam ist.
ENDE

Dass man die Nationalbolschewisten, wie alle anderen Nationalisten und linken Freunde des Staatskapitalismus, sowie die verschiedenen politischen Mystiker ernst nehmen und sie bekämpfen sollte - ist ein Fazit, dass ich aus dem "metaphysischen Dugin" ziehe.

ALLES FÜR ALLE

Norbert

Nationalbolschewisten?

Lou 14.01.2004 - 16:58
Den Umgang mit dem Begriff "Nationalbolschewismus" finde ich etwas suspekt... Die junge Welt ist eine linke, internationalistischen, antifaschistische, marxistische zeitung, aber nicht "nationalbolschewistisch"!
Man mag Pirkers Artikel zu Israel nicht mögen (Ich tue es nicht), Fakt ist aber, dass die jW wohl die einzige deutschsprachige Tageszeitung ist, die so ausführlich israelische wie palästinensische Linke zu Wort kommen läßt!
Und genau in diesen beiträgen findet sich auch eher die "Linie" zu Israel in der jW. Das Existenzrecht Israels wird aufgrund dessen Vergangenheit natürlich nicht bestritten. es wird aber auch nicht so getan als liefe da (und auch bei der Gründung Israels) alles ganz nett ab...
Man könnte sich ja auch mal informieren, anstatt den "anti"doitschen Natinalisten alles nachzuplappern...

UCK

Pete 14.01.2004 - 17:08
Viel völkischer als bei der UCK geht es eigentlich kaum noch. Die Junge Welt hat dagegen den "multiethnischen" Staat Jugoslawien verteidigt und nicht etwa den serbischen Nationalismus. Die Verteidigung Jugoslawiens mag zwar nicht revolutionär sein, war in dieser außergewöhnlichen Situation aber wohl nötig... Und wer wenn nicht der BND hat beim Aufbau der UCK mitgeholfen?

Schwarze Katze Sonderseite antideutsch32Texte

Dokumentation 17.01.2004 - 03:19

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lalla — lala

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