Bekennerschreiben der "FAI"

Übersetzung von passenger 11.01.2004 14:50
[Hinweis: Bei diesem Bekennerschreiben handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Fake. Mehr dazu in einer Erklärung der echten FAI: http://de.indymedia.org/2004/01/72208.shtml]

Der folgende Text enthält die Übersetzung des Bekennerschreibens der am 21. Dezember erstmals in Erscheinung getretenen Informalen Anarchistischen Föderation (F.A.I).
Dieser bestand nach Angaben des italienischen Innenministers Pisanu, der am 8. Januar im Senat zur Sache angehört wurde, aus zwei Flugblättern, die am Tag eines Müllcontainer-Brands in der Nähe der Wohnung des EU-Präsidenten Romano Prodi im italienischen Bologna an die örtliche Redaktion der Tageszeitung La Repubblica geschickt wurden, wo sie 48 Stunden später mit Poststempel CMP 21/12/2003 eintrafen. Einen Tag später wurde mit Poststempel Bologna CMP 22/12/2003 ein weiteres Schreiben an die mailändische Redaktion der Tageszeitung Libero geschickt, wo es am 29. 12 eintraf. In dieser Sendung bestand der Unterschied zur ersten, die an La Repubblica ging, im Fehlen eines in Schablonenschrift verfassten Textes, der direkt an Prodi gerichtet war und zusätzlich eine Nähe der Gruppe zu einigen nicht mehr lebenden Symbolgestalten des Widerstands bekundete, darunter der legendäre und sehr geschätzte Anarchist Horst Fantazzini, die Anarchisten Soledad Rosas (Sole) und Edoardo Massari (Baleno), die sich in Abstand von wenigen Wochen auf sehr tragische Weise in Gefangenschaft das Leben nahmen, nachdem ihnen eine durch rabiate Medienhetze extrem hochgeputschte, später nicht bestätigte Täterschaft innerhalb einer "ökoterroristischen Vereinigung" vorgeworfen worden war, Pedro Ortiz, der sich in der barbarischen Isolationshaft nach dem berüchtigten FIES-Regime in den spanischen Haftanstalten im September umbrachte und der 2001 in durch einen Polizeischuss in Genua umgekommene Carlo Giuliani. Die Witwe Horst Fantazzinis hat schärfstens Abstand von der Erklärung genommen. Sie verbittet sich standhaft jede Assoziation mit dem Andenken an Horst Fantazzini durch die Gruppe und begründet das inhaltlich. Das erste Papier enthielt ansonsten in beiden Fällen das eigentliche Bekennerschreiben, das zweite einen "offenen Brief an die Anarchistische und Antiautoritäre Bewegung" und war an einem Rechner erstellt. Was in eckigen Klammern ist, sind Anmerkungen der übersetzenden Person, Rundklammern gehören zum Text. Großbuchstaben wurden einer Abschrift des Federazione Anarchica Informale firmierten Originals auf Indymedia Italy entsprechend übertragen.

[Erster Teil]

OPERATION SANTA CLAUS

Während die Konsolidierung der Europäischen Union, die in sich die Schändlichkeiten der politischen, wirtschaftlichen, militärisch/repressiven Entscheidungen der einzelnen Staaten vereint zügig weitergeht, während die Zustimmung einer europäischen Verfassung näher rückt, welche die Neukonfiguration der Herrschaftspolitiken des alten Kontinenten legitimiert, eröffnen wir die erste Kampfkampagne der Informalen Anarchistischen Konföderation. Wir konnten uns die Freude nicht vorenthalten, aktiv Kritik an das ausgehende italienische Präsidentschaftssemester zu auszuüben, mit dem Bewusstsein, dass die in diesen letzten Monaten ratifizierten Entscheidungen jenseits der offiziellen Rhetorik Vorboten weiterer Ausbeutungs- und Herrschaftspraktiken sein werden. In der künftigen Festung Europa, wo die einzigen erhaltenen und mit Waffen verteidigten Grenzen jene sein werden, die zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten liegen, werden wir weiter den Marktabkommen und der Militarisierung des Territoriums die freie Einigung unter jene, die aktiv werden, um eine Herrschaft zu bekämpfen entgegensetzen und so beweisen, dass Kämpfen nicht nur möglich, sondern notwendig ist. Heute haben wir Apparate der Überwachung/Repression getroffen, die Protagonisten einer demokratischen Inszenierung sind:

  • Die verschiedenen Polizeien, denen in Zukunft das sich in Gründung befindende europäische Heer zur Seite stehen wird, haben über die traditionellen Aufgaben der internen Repression hinaus den grundsätzlichen Auftrag, die enorme Masse der Armen zu filtern, die auf die Grenzen der europäischen Union drücken und nur die für die Herren nötige Handlangerschaft durchzulassen, während den anderen ein Ausbeutungsregime in den Herkunftsländern zuteil wird.

  • Ein Haftsystem, das ein immer größeres und flächendeckendes Fassungsvermögen aufweist konsolidiert seine primäre Funktion in der Repression und bildet das letzte Bollwerk zur Verteidigung des status quo, wenn Hungerlöhne und die letzten Reste des Sozialstaates nicht mehr ausreichen, um die Wut der Ausgebeuteten einzudämmen.

  • Bürokraten und Politiker, die bei der Erarbeitung und Förderung der Kurskorrekturen des Systems eifrig sind, die zweckmäßig für das Überleben des selben sind.

Die heute durchgeführten Aktionen, so wie jene, die folgen werden, nutzen Techniken, Zeiten und Modalitäten, die darauf ausgerichtet sind, die Möglichkeit, dass Unschuldige zu Schaden kommen auszuschließen. Wir werden weiter unseren nicht klein zu kriegenden Hass gegen Staat und Kapital und unsere bedingungslose Liebe für eine von der Herrschaft des Menschen über den Menschen und des Menschen über die Natur befreiten Welt manifestieren. Wedwer als die letzten, noch als die einzigen sehen wir allerorten, wie in den Straßen bei Tag und Nacht die gleiche destruktive/konstruktive Spannung für eine bessere Welt wächst. Wir waren in Genua und Saloniki, heute Nacht in den Straßen Italiens, morgen auf neuen Wegen im Kampf gegen die Elendigkeiten des Vorhandenen.

Die Verantwortlichen für Repression und Ausbeutung angreifen!
Haftanstalten, Banken, Gerichte und Kasernen angreifen!
Die Revolte ist reproduzierbar und ansteckend!
Sozialer Krieg gegen Staat und Kapital!

FEDERAZIONE ANARCHICA INFORMALE

[Teil in Schablonenschrift]

CAMPAGNA A NATALE CON I TUOI
A PASQUA DOVE VOGLIAMO NOI

[A.d.Ü.: obiger Spruch ist kaum übersetzbar, es handelt sich um die revidierte Fassung eines Sprichworts, der Lautet, Weihnachten mit den deinen, Ostern mit wem du willst (Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi). Die revidierte Fassung setzt in der ersten Zeile das Wort "campagna" ein und in der zweiten "dove vogliamo noi" : Campagna bedeutet Kampagne, dove vogliamo noi bedeutet wo wir wollen, also: Weihnachtskampagne mit den deinen, Ostern wo wir wollen)]

  • 2 PASSEND VON EINANDER ENTFERNTE UND ZUM ZWECK DER VERMEIDUNG VON UNANNEHMLICHKEITEN FÜR UNSCHULDIGE, UND MIT WARNMELDUNG AUSGESTATTETE TÖPFE IN DER NÄHE DER HÖHLE VON PRODI UND FAMILIE, AUF DASS DER ANGEHÖRIGE DER SCHWEINEGATTUNG WISSE, DAS DAS MANÖVER DER ANNÄHERUNG UND AN IHN UND SEINES GLEICHEN ERST BEGINNT.

  • DE BLASI, JRISTOFORO S, BALENO, SOLE, DEIANA, GIULIANI, FANTAZZINI, ORTIZ LEBEN IN UNSEREN KÄMPFEN.

  • ES LEBE DIE FAI

  • ES LEBE DIE ANARCHIE!

FAI. (GELEGENTLICH SPEKTAKULÄRE) HANDWERKLICHE GENOSSENSCHAFT FEUER UND ÄHNLICHES.

[Zweiter Teil]

WER WIR SIND. OFFENER BRIEF AN DIE ANARCHISTISCHE UND ANTIAUTORITÄRE BEWEGUNG

Um die Grenzen der einzelnen Initiativen (A.d.Ü. original: "Progettualitá"; also, Zusammenhänge, die Träger von Projekten sind) zu überwinden und die reellen Potenziale der informalen Organisation auszuprobieren, die in unserem Fall die einer Konföderation von Aktionsgruppen oder Einzelindividuen ist, haben wir die Informale Anarchistische Konföderation ins Leben gerufen. Überzeugt, dass allein eine chaotische und zugleich horizontale Organisation ohne jegliche Entscheidungszentrale hier und jetzt in der Lage sei, unser Freiheitsbedürfnis zu befriedigen. Wir streben nach einem Organisationsinstrument, das in sich die Vision der anarchistischen Gesellschaft für die wir kämpfen wiederspiegelt. Ein Organisationsinstrument also, das nicht ein in die Fußstapfen einer bewaffneten Partei aus grauer Vorzeit treten ist und nicht eine Organisation zum Zweck der Adeptensuche: ein Instrument, die informale Organisation, das zu nutzen ist, um die Effektivität, das tatsächliche Wachstumsvermögen der Qualität und Kontinuität revolutionären Handelns zu testen, ein organisatorisches Instrument, das andernfalls unnütz und zur Selbstauflösung verurteilt wäre. Organisation und theoretische/praktische Debatte mit er Anonymität von Gruppen/Einzelnen vereinbaren ist mittels eines breit gestreuten Dialogs durch Aktionen möglich: über die Tatsache hinaus, dass sie ihren spezifisch destruktiven Diskurs anbringen, transportieren [Gemeint sind Aktionen, A.d.Ü.] sie auch andere Botschaften (Mittels der genutzten Modalitäten und Mittel, Ziel Kommunikation) unabhängig von den Sachschäden. All das im Bewusstsein, dass es sicher keine Minderheit sein wird, möge sie auch gut bewaffnet sein, welche die Revolution machen wird, aber entschlossen, unseren Aufstand nicht auf später zu verschieben, in Erwartung, dass alle bereit seien: überzeugt, heute wie schon immer, dass der einfachste direkte Vorfall gegen die Institutionen besser kommuniziert, als Tausende Worte.

FÖDERATION, weil wir deren breit gestreute und horizontale Verzweigungsausrichtung lieben: Föderation von Gruppen oder Einzelnen, Frauen oder Männer, die frei und gleich sind und in den Praktiken des Angriffs auf die Herrschaft Gemeinsamkeit finden, im Bewusstsein des Wertes der gegenseitigen Unterstützung und der revolutionären Solidarität als Instrumente der Befreiung. Wir verstehen die Föderation als zeitlich stabile aber zugleich flüssige, dank der Beisteuerung von Ideen und Praktiken neuer Gruppen oder Individuen, die wünschen werden, davon Teil zu sein in ständiger Entwicklung stehende Beziehungen. Wir denken an eine nicht demokratische Organisation: ohne Plenarversammlungen, Vertreter, Delegierte oder Komitees, die bar jener Organe ist, welche die Geburt von Wortführern, das hervortreten von charismatischen Gestalten oder die Aufzwingung von Spezialisten des Wortes. Die Kommunikation wird sich allein auf die horizontale und anonyme Debatte stützen, die von der Praxis selbst erzeugt wird (Bekenntnis zu den Aktionen) und von der Verbreitung von Theorien durch Informationsinstrumente der Bewegung, kurz, durch die Beseitigung des Plenums, der durch die anonyme horizontale Debatte zwischen Gruppen/Einzelne, die durch die Prqaxis selbst kommunizieren. Die Föderation ist unsere Kraft, die Kraft von Gruppen/Einzelnen, die sich durch einen klar definierten Pakt der gegenseitigen Unterstützung in der Aktion unterstützen.

ANARCHISTISCH, weil wir die Zerstörung des Staates und des Kapitals wollen, um in einer Welt zu leben, in der die Freiheit und die Selbstbestimmung "herrsche", in der soziale Experimentierung jeder Art möglich sei, die nicht die Ausbeutung des Menschen über den Menschen und des Menschen über die Natur impliziert. Radikal gegen jedwedes marxistische Krebsgeschwür, jene bezirzende Sirene die zur Befreiung der Unterdrückten anspornt aber in Wirklichkeit eine die Chance auf eine befreite Gesellschaft erdrückende verwünschende Maschinerie ist, um eine Herrschaft durch eine andere zu ersetzen.

INFORMAL, weil wir keinerlei avantgardistisches Konzept besitzen, und uns auch nicht als Teil einer erleuchteten agierenden Minderheit fühlen; da wir allein jetzt und sofort unseren Anarchismus leben wollen, haben wir die informale Organisation und damit die Informalität für das einzige Instrument gehalten, das uns unter Wahrung unserer Unabhängigkeit als Gruppen/Einzelne vor autoritären und bürokratisierenden Mechanismen schützt und uns einen gewissen Widerstandsspielraum und Kontinuität gegenüber der Macht sichert. Obschon sie den bewaffneten Kampf praktiziert, lehnt die Informale Anarchistische Föderation jene Konzeption ab, die sich auf "klassisch" strukturierte, monolithische Organisationen stützt: Stützpunkte, Reguläre und Irreguläre (Das Modell stammt aus der Zeit der historischen Roten Brigaden, wer im Untergrund in der militärischen Struktur lebte, war "Regolare", jene, die anderweitige Aufgaben inne hatten und ein "Doppelleben" führten waren die "Irregolari", A.d.Ü.), Leben im Untergrund, Kolonne (Begriff aus der militärischen Organisation der BR, A.d.Ü), leitende Kader, enormer Bedarf nach Geld. Strukturen, die unserer Meinung nach von der Macht leicht anzugreifen sind: es genügt der klassische Spitzel oder Denunziant, um die gesamte Organisation oder einen großen Teil von ihr wie ein Kartenschloss zusammenbrechen zu lassen. Bei einer aus 1000 Einzelne oder Gruppen, die sich untereinander nicht kennen (sondern sich vielmehr anhand der durchgeführten Aktionen und durch den Pakt für gegenseitige Unterstützung erkennen) bestehenden informalen Organisation bleiben unselige Fälle der Unterwanderung oder Denunziation auf die einzelne Gruppe beschränkt, ohne sich auszudehnen. Außerdem ist der, der Teil der Informalen Anarchistischen Föderation ist nur in dem spezifische Augenblick der Aktion und deren Vorbereitung in vollem Umfang militantes Mitglied, das gesamte Leben und die Projekte der Genossen werden nicht in Gänze vereinnahmt, was erlaubt, jeden Spezialistentum des bewaffneten Kämpfers auf dem Speicher abzulegen. Wenn wir einmal verwurzelt sind, wird die Macht auf enorme Schwierigkeiten stoßen, um uns zu besiegen.

Der Pakt für gegenseitige Unterstützung ist der Motor der Informalen Anarchistischen Föderation. Er basiert auf drei Schlüsselmomente, die, falls der oben zitierte revolutionäre anarchistische Ansatz geteilt wird, verbindlich werden, also wenn Einzelne/Gruppen wählen, Teil der Informalen Anarchistischen Föderation zu werden:

  • 1. REVOLUTIONÄRE SOLIDARITÄT. Jede Aktionsgruppe der Informalen Anarchistischen Föderation verpflichtet sich, die eigene revolutionäre Solidarität jenen Genossen gelten zu lassen, die verhaftet oder untergetaucht sind. Die Solidarität wird sich insbesondere durch die bewaffnete Aktion konkretisieren, durch den Angriff auf Infrastrukturen und Männer, die für die Gefangenschaft des Genossen verantwortlich sind. Der Fall ausgebliebener Solidarität hat keinen Bestand, weil die Prinzipien abhanden kämen, auf denen sich das anarchistische Empfinden gründet. Als Unterstützung in der Repression versteht man natürlich nicht der in der Art eines technischen/juristischen Beistands: die bürgerliche Gesellschaft bietet genügend Anwälte, Sozialarbeiter und Priester, so dass sich Revolutionäre um andere Dinge kümmern können.

  • 2. REVOLUTIONÄRE KAMPAGNEN. Die anderen Gruppen/Einzelne werden, wenn eine Kampfkampagne durch Aktion und folgendes Communiqué einmal gestartet ist, nach den eigenen Rhythmen und Modalitäten jede Gruppe oder Einzelne begleiten (hier wird ein mehrdeutiger Verb benutzt, "seguire" das kann u.a. sowohl "folgen" als auch "sich kümmern" als auch "verfolgen", wie man eine Debatte oder eine Entwicklung verfolgen kann, A.d.Ü.). Jede Gruppe kann eine Kampfkampagne mit besonderen Zielen lancieren, einfach in dem sie durch eine oder mehrere von der Unterschrift einer oder mehrer Gruppen begleiteten Aktionen zu der der Hinweis auf die Föderation im Label hinzukommt, das Projekt "promotet". Wenn eine Kampagne nicht geteilt wird, wird sich die Kritik, wenn es für notwendig gehalten wird, durch Aktionen/Communiqués konkretisieren, die dazu beitragen werden, den Kurs zu korrigieren oder ihn in Frage zu stellen.

  • 3. KOMMUNIKATION ZWISCHEN GRUPPEN/EINZELNE. Die Aktionsgruppen der Informalen Anarchistischen Föderation sind nicht gehalten, einander zu kennen, dort, wo man sonst nur riskieren würde, der Repression Breitseite zu bieten, besteht keine Notwendigkeit zu Führerschaften Einzelner und zu Bürokratisierung. Die Kommunikation zwischen Gruppen/Einzelne findet ohne Notwendigkeit gegenseitiger Bekanntschaft grundsätzlich über die Aktionen selbst und über die Informationskanäle der Bewegung statt.

  • F.A.I./Cooperativa Artigiana Fuoco e Affini (occasionalmente spettacolare)*
  • F.A.I./Brigata 20 luglio**
  • F.A.I./Cellule contro il Capitale, il Carcere, i suoi Carcerieri e le sue Celle***
  • F.A.I./Solidarietà internazionale****

P.S.: Jede Ähnlichkeit mit der FAI, Föderation der italienischen Anarchisten, und mit dem FAI, Italienischer Fonds für die Umwelt ist rein zufällig, wir entschuldigen uns bei den Betroffenen.

[ Deutsche Übersetzung der Labels:

  • * F.A.I./ "(gelegentlich spektakuläre) Handwerkliche Genossenschaft Feuer und Ähnliches"
  • ** F.A.I./ "Brigade 20. Juli"
  • ***F.A.I./ "Zellen gegen das Kapital, das Gefängnis, die Schließer und ihre Zellen"
  • ****F.A.I./ "Internationale Solidarität"

A.d.Ü.: Die "(gelegentlich spektakuläre) Handwerkliche Genossenschaft Feuer und Ähnliches" meldete sich zu einem einzigen Anlass, wenige Tage vor dem g8 in Genua 2001: in der Via Terribilia im Zentrum Bolognas wurde ein aus Unkrautvernichter und einer Campinggaspatrone bestehender, nicht explodierter Sprengsatz aufgefunden, der zeitlich mit drei Umschlägen zusammenhing, die ebenfalls aus der Hauptstadt der Region Emilia Romagna abgesendet wurden und an die Regionalnachrichtenredaktion TG4 von Bologna, an Benetton in Treviso sowie an die Carabinieri-Kaserne von San Fruttuoso in Genua adressiert waren, wo ein Soldat verletzt und die Episode wie bekannt gegen die Bewegung und um die Spannung steigen zu lassen instrumentalisiert wurde. "Anlässlich des G8 explosive Post und knatternde Töpfe ein bisschen überall", schrieb damals die Kooperative zum Topf in der Via Terribilia und kündigte insbesondere "Explosionen für die Gendarmen" an. Ein Polizist war mit einem Hinweis auf Drogen in einer Fahrradtasche zum Sprengsatz "gelockt" worden.

Die Brigade 20. Juli bekannte sich im Dezember 2002 zur Bombe, die Mitten in der Nacht in einer Grünanlage seitlich des genuesischen Polizeipräsidiums, die eigentlich kein einfacher Böller oder Brandsatz und vielleicht bewusst auf eine Weise konzipiert war, um einen Polizisten, der nach einer ersten "Köder"-Explosion zu nahe getreten wäre, zu treffen und im Februar des selben Jahres zum bescheidenen Sprengsatz, der auf einem Moped nahe des Innenministeriums explodierte.

Die Zellen gegen das Kapital, das Gefängnis, die Schließer und ihre Zellen, die auch in Spanien als Celula contra el Capital, la Carcel, los Carcelaros y las Celdas aktiv sind firmierten 2001 Anschläge und Brandpakete gegen italienische und spanische Ziele, zwischen Rom, Mailand und Spanien, von Iberia bis el Pais und dem spanischen Gymnasium in Rom Cervantes und waren fast immer mit dem historischen Kampf gegen die erschwerte Haft (Fies) verbunden, die in Spanien gegen polische Gefangene der Eta und von anarchistischen Gruppen eingesetzt wird, aber auch mit Kampagnen gegen den spanischen Ölgiganten Repsol (inklusive Aufforderung an den Motorradsportler Valentino Rossi, den Sponsor zu wechseln).

Internationale Solidarität firmierte zwischen ´98 und ´99 Sprengstoffanschläge in Mailand, zuvor gegen die Kaserne der Carabinieri Musotto und dann gegen den Dom. In den kurzen Dokumenten wurde auf den Kampf gegen des Fies hingewiesen und die Befreiung von anarchistischen Gefangenen aus Griechenland gefordert.]

Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Weitere Infos

... 11.01.2004 - 15:24
Briefbomben-Inszenierung: Kampagne gegen Anarchisten weitet sich aus:
 http://de.indymedia.org/2004/01/71394.shtml

Italien/EU: Inszenierung einer Anschlagsserie:
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Links zu den Hintergründen

Maxx 11.01.2004 - 15:34
Bis jetzt ist nicht geklärt, was wirklich hinter dieser falschen FAI steckt. Keine der sich bekennenden Gruppen sind der italienischen Linken bekannt. Die echte F.A.I. hat unlämgst eine Erklärung dazu herausgegeben.
In Italien entpuppten sich Anschläge immer wieder als von Rechts inszeniert....
(Stragegie der Spannung:  http://www.nadir.org/nadir/initiativ/agp/free/genova/g8dossier.htm)

Trotz aller Ungereimtheiten ist Indymedia das einzige deutschsprachige Medium, in dem die offizielle Berlusconi-Version angezweifelt wird.

Die beiden Features:

Italien/EU: Inszenierung einer Anschlagsserie
 http://de.indymedia.org/2004/01/71110.shtml

Briefbomben-Inszenierung: Kampagne gegen Anarchisten weitet sich aus
 http://de.indymedia.org/2004/01/71394.shtml


Dokumentation

passenger 11.01.2004 - 16:33
Diese Veröffentlichung dokumentiert etwas, das bisher nur in oft erheblich verzerrter Form durch die Medien gefiltert an die Öffentlichkeit kam und silbstverständlich von Interesse ist, wobei bisher in Deutschland sicher nur staatliche Zuständige und eine Handvoll Auslandskorrespondenten Zugang zum Dokument hatten. Es hat sich jedoch nichts daran geändert, dass niemand wirklich weiß, was dahinter steckt. Jedenfalls macht jedes Hinterfragen und dokumentieren weiterhin Sinn, wenn schon so viel Lärm um die ganze Sache gemacht wurde. Eine weitere aktuelle Veröffentlichung ist übrigens die beta Version des nicht zuletzt der Verwirrung wegen eigens zur Sache von Indymedia Italien hergestellten Features vom 9.01, die hier zu finden ist:  http://italy.indymedia.org/archives/archive_by_id.php?category_id=1&id=1221

Kleine Anmerkung

P. 11.01.2004 - 18:29
Der Titel dieser Dokumentation könnte irreführemnd sein. Die dokumetierten Bekennerschreiben (so sie denn echt sind) stammen nicht von der wirklichen FAI, sondern von einer "falschen" FAI, die eigens für diese Aktionen gegründet wurde.
Die echte FAI hat eine Erklärung zum ganzen Geschehen verfasst, von der es Übersetzungen ins englische und französische gibt:
 http://translations.indymedia.org/Translations/1073301414/index_html

mal ganz ehrlich, 17:14...

passenger 11.01.2004 - 19:19
die trüben Gewässer, auf die Maxx zu Recht in seiner Anmerkung von 15:35 hinweist bleiben ein ernst zu nehmender Teil eines auch sonst extrem komplizierten Kontexts, den die wenigsten überblicken, erst recht außerhalb Italiens . Ich sage: alles kann, nichts muss. Was mögliche rechte Machenschaften angeht, kann ich sagen, dass ich vor wenigen Wochen ein posting auf Indymedia Italien las, das so übel es auch war, ein absolut brilliantes Beispiel für Querfrontpropaganda vom Feinsten war. Dahinter, eine faschistische Organisation aus der radikalen Ecke, deren Kader seit einer Weile politisch und agitatorisch ziemlich rege am arbeiten sind. Die institutionelle postfaschistische Partei Alleanza Nazionale geht neuerdings sogar ausdrücklich "no global". Inhalte der "Globalisierungsgegner" bzw. "kritiker" werden seit einigen Monaten von einer Partei-AG für eigenes Parteimarketing übernommen und funktionalisiert. Banken haben ihrerseits versucht, die aus dem katholischen Flügel der sozialen Bewegungen langsam gewichtig gewordenen alternativen Geldkreisläufe des fairen und solidarischen Handels und der ethischen Banken mit einer Tarninitiative "Schwester Natur" zu unterwandern, um die Finger auf diese wirklich langsam solide alternative Geldwirtschaft zu bekommen, was die ethischen Banken und der faire, solidarische Handel zügig aufdeckten und abwehrten.

Presse und Teile von staatlichen Organen versuchten dauerhaft und mitunter extrem penetrant die Bewegung der Bewegungen, aber zunehmend auch den Basisgewerkschaften "Nähe zum Terrorismus" zu unterstellen. Die Transportarbeiter von Mailand und ihre Kollegen, die Protagonisten einer Aufsehen erregenden selbstbestimmten uns selbstorganisierten Wiederaneignung von unten der gewerkschaftlichen Kampfinstrumente und ihre Kollegen wurden mehrfach gleich ohne jeden Vorbehalt als Terroristen geschimpft, und so auch die Metaller, die seit einer ganzen Weile ebenfalls zu viel Selbstorganisation an den Tag gelegt haben.

Bei allen situationsbedingten Höhen und Tiefen der Bewegungen in Italien bringen diese insgesamt, als eine immer wieder auf die Beine kommende, nicht klein zu kriegende Massenbewegung, trotz Medienhetze, Anfeindungen, Repressalien und Repression das dritte Jahr der massenhaften und vielfältigen Mobilisierungen hinter sich, während der soziale Konflikt wegen der inzwischen deutlich und schmerzhaft hervortretenden Folgen von Privatisierung, Globalisierung und Demokratieschwinden immer breiter als solcher erkannt, anerkannt und getragen wird und die Wahlen näher Rücken, während nicht nur Teile der proletarischen Schichten, sondern auch das neoliberale Unternehmertum, das Berlusconi gewählt und unterstützt hatte, ihm mittlerweile einiges richtig übel nimmt.

Last not least, hat die Repression gegen Linke im letzten Jahr von der Qualität und vom Umfang her einen dicken Zahn zugelegt, viele Hundert Menschen waren davon betroffen. Das alles steht nicht erwiesenermaßen in Verbindung mit irgendwelchen Hintergründen der aktuellen Geschichte, aber es gehört samt den Geschichten aus der Vergangenheit Italiens, die in Feature 1 geschildert wird, zum Kontext, und auch noch die Tatsache, dass eine absolut überwältigende Mehrheit der linken und engagierten Menschen in Italien die Wege und die Methoden des "bewaffneten Kampfes" eindeutig ablehnt. Die Gründe, die offiziell angenommene Authentizität des Vereins, der sich als informale Föderation vorstellt, als einzige mögliche Variante anzuzweifeln, sind vielfältig, und die Zahl der Zweifler ist einfach groß, ganz klar, soviel sollte sich jeder Schwarzweißmaler merken, egal zu welcher Variante er tendiert. Solche Phänomene können übrigens sogar "hybrider" Art sein, wie die erwiesene Unterwanderung der historischen Roten Brigaden gezeigt hat.

Irreführender Titel

passenger 11.01.2004 - 19:23
In der Tat, p. (18:29) hat Recht. Es war ein Arbeitstitel, der beim Veröffentlichen wohl so übernommen wurde, wie er war. "Erklärung der Informalen Anarchistischen Konföderation" wäre sicher besser.

rational, kritisch, skeptisch

Norbert 11.01.2004 - 19:51
Nur weil ein Staat die Existenz einer Gruppe behauptet, beweist dass noch nicht, dass es sie nicht wirklich gibt. Rationales, kritisches und skeptisches Denken müsste auch diese Möglichkeit berücksichtigen.

Es ist von aussen nicht zu entscheiden, ob es diese Gruppe, als authentische "anarchistische" Gruppe gibt, oder nicht. Die Bezeichnung "anarchistisch" ist ja nicht geschützt, und jeder, der es mag, kann sich "anarchistisch" nennen. Wer soll darüber ein Urteil fällen?

Dass der Staat konspirative Gruppen immer direkt und indirekt für seine Zwecke (häufig mit Efolg) instrumentalisieren und manipulieren möchte, dürfte nicht zu bezweifeln sein. Trotzdem hat das Konspirative und Verschwörerische weiterhin viele Freunde.

Natürlich könnte man, um die Authentizität zu überprüfen, auch die klassische Frage stellen "cui bono", wem nutzt es? Klar, in diesem Fall, v.a. dem Staat. Aber würde man diese Methode konsequent anwenden, müsste man manches bezweifeln und ablehnen, was anerkanntermassen hundertprozentig "authentisch" ist.

Sätze produzieren kann diese "Gruppe". Hat sich schon jemand die Mühe gemacht, sich durch den aufgeblasenen und phrasendreschenden Text - darin ähnlich den Wortproduktionen "authentischer Gruppen" - durchzuarbeiten und eine inhaltliche Textkritik zu erstellen?

Norbert

Querbeet

no mas 11.01.2004 - 22:51
Sorry keine zeit zu übersetzen ( hat wer ?! ) - dies im spanischen Netz dazu

Acratas españoles e italianos,detrás de los artefactos enviados(segun la prensa)

31.12.04

ROMA.- Anarquistas españoles e italianos han colaborado en los atentados con paquetes bomba perpetrados en los últimos días contra organismos y dirigentes de la UE, entre ellos el presidente de la Comisión Europea, Romano Prodi, según asegura el diario milanés 'Corriere della Sera'.

Este diario señala que en las pasadas semanas anarquistas españoles se encontraron en Bolonia con miembros de grupos radicales de esta ciudad, citando fuentes de la investigación. La policía sospecha que esta reunión tuvo como objetivo la planificación de las últimas acciones "demostrativas" contra la UE, en las que se busca "la máxima visibilidad", según recoge el diario.

Entre los destinatarios de los paquetes con artefactos explosivos enviados en la última semana figuran el presidente de la Comisión Europea, Romano Prodi, y el del Banco Central Europeo, Jean Claude Trichet, el primero de las cuales resultó ileso al abrirlo.

Los servicios de seguridad también han localizado envíos de las mismas características dirigido al director general de Europol y a la sede de Eurojust en La Haya. En el remite de los paquetes figuraban direcciones en Bolonia, por lo que la policía italiana ha centrado sus investigaciones en los grupos de orientación anarquista existentes en esta región.

La demostración de la alianza

Según el 'Corriere', la "alianza" entre grupos italianos y españoles quedaría demostrada por el documento de reivindicación en el que una autodenominada Federación Anárquica Informal (FAI) se atribuyó la semana pasada la colocación de dos artefactos de fabricación casera que hicieron explosión en unos contenedores de basura situados cerca del domicilio de Prodi en Bolonia.

Dentro de los grupos integrados en la FAI figura la Célula contra el Capital, la Cárcel, los Carceleros y sus Celdas, conocido como 'Las cinco C', que en los últimos años ha realizado atentados contra intereses españoles en Italia, como la sede del colegio español Liceo Cervantes de Roma y las oficinas de la compañía Iberia, en apoyo a las "reivindicaciones" de los presos sometidos en España al régimen carcelario especial.

Entre esos reclusos destaca Claudio Lavazza, ex miembro de Lotta Continua, que cumple condena en la ciudad española de Huelva por el asesinato de dos policías locales de Córdoba en 1998 durante un atraco.

Extraido de El mundo

Más Información relacionada:

*Oleada de bombas en el corazón de Europa

*Bloqueados todos los envíos por correo desde Bolonia a las instituciones de la Unión Europea

*"En España a algunos los tenemos en la mira de hace tiempo''

*Explota una carta bomba dirigida al presidente del Partido Popular Europeo

*La policía reprime a grupos anarquistas acusándolos del envío de Bombas a Prodi



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 http://www.alasbarricadas.org/modules.php?name=news&file=article&sid=3223

egal, wer dahinter steckt

egal 12.01.2004 - 20:14
Das Modell der horizontalen Orientierung und einander nicht kennenden Gruppen ist das einzige System, das nicht so ohne weiteres angreifbar ist.
Und neu ist das auch nicht, der gute alte Ché hatte das schon in seinen Werken erläutert.

Somit bleibt nur diese Organisationsstruktur die einzig mögliche, wenn man sich vor Staatsrepressionen schützen will.

Zu den Idealen dieser Bewegung:

Vom Prinzip her wohl ein freier, antikapitalistischer und antiautoritärer Anarchismus. Persönlich ist mir sowas immer lieber als ein anderes System.

Und die Frage, ob den nun die Gewalt gut oder schlecht ist, die muss jeder selbst entscheiden. Jedenfalls sorgt sie für eins: Aufmerksamkeit.

Und wer immer diese Anschläge inszeniert oder verübt hat:
Warum nicht mit in den Zug springen und durch gezielte, nicht notwendigerweise gewalttätige, Aktionen von völlig unabhängigen Einzelnen und Kleingruppen unter dem Label IAF (oder ähnlich...) durchführen, um den Anarchismus individuell zu verwirklichen.
Selbst wenn da hinter der F.A.I. der Staat steckt, was wohl weder zu beweisen noch zu wiederlegen ist, mit dieser Aktion hat er sich dann wohl selbst ins Fleisch geschnitten.
Gegen eine gößtenteils friedliche IAF mit den aufgeführten Strukturen hätte er nicht mal die geringste Chance. Er könnte lediglich einzelnen in die Suppe spucken, gegen die Gesamtbewegung wäre er wehrlos. Egal was er macht.

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