erlebnisbericht anti-wef demo in winterthur

freie journalistin 11.01.2004 01:25 Themen: Globalisierung Repression
der kapitalismus ist nicht für uns da, sondern wir für ihn. dieses ausbeutungs und unterdrückungs system wird von dem wunsch geleitet, maximalen profit zu erzielen, höchsmögliche macht zu errreichen und kapital anzuhäufen. dabei ist jeder natur- und menschenfeindliche weg legitim und "notwendig". einer der global-zentralen strukturen des kapitalismus ist das "world economic forum". heute am 10.01.2004 versuchten menschen in winterthur ihren protest gegen das wef öffentlich kundzutun.
ich begab mich mit freundInnen durch die innenstadt richtung treffpunkt am bahnhof. alle wege zum bahnhof waren mit gittern, einem grosser polizeiaufgebot und wasserwerfern abgesperrt. auf eine agressive art wurden leute von der polizei kontrolliert und denunziert. dieses bild der repression liess mich vermuten, dass die strategie der polizei keine meinungsäusserung gegen das wef erlauben wird. viele leute, die offensichtlich am protest gegen das wef teilnehmen wollten, machten von der machtdemonstration des staates halt.
es war kurz vor 15°° uhr und ich wollte mich von der anderen seite der demo anschliessen. ich konnte dort aus nächster nähe beobachten wie polizisten pausenlos aus kurzer distanz in die bis dato friedliche menge schossen. überall flitzte hochgefährliches hartgummi durch die gegend. gleichzeitig wurde tränengas eingesetzt, welches die ganze innenstadt mit giftigem
rauch eindeckte. auch der wasserwerfer kam zu seinem einsatz. der grossteil der ca.400 teilnehmerInnen, die es geschafft hatten zum bahnhof zu gelangen waren dermassen geschwächt und eingeschüchtert worden, dass sie sich auf schnellestem weg in sicherheit brachten. somit war die eigentliche demo gescheitert, das recht auf meinungsäusserung seitens der polizei verhindert worden.
nun begann die polizei verbliebenen demonstrantinnen von der innenstadt zu vertreiben und drängte sie mehr und mehr in die aussenbezirke ab. politische inhalte zu vermitteln war schwer möglich. von den ereignissen aufgebracht, kam es vereinzelt zu sprühaktionen und sachschäden: an einer tankstelle, einer ford-filiale (samt neuwagen) und einer mcdonalds filiale (wo anfangs noch leute drinnnen sassen!). ob letzteres eine politisch-symbolische aussagekraft hat, will ich kommentarlos stehenlassen. als die menge eine brücke, welche von der polizei abgesperrt worden war, erschreiten wollte, reagierte die polizei sofort mit massivem gummigeschoss. die menge war nun zornig und verteidigte sich mit wurfgegeständen. es hagelte dermassen steine und flaschen, dass sich die polizei kurzfristig zurückziehen musste und ihr einsatzwagen total demoliert dastand. die daraufhin eingetroffene polizei-truppe setzte tränengas ein. die menge zog sich zurück in ein migrantInneviertel, wo mit hupenden autos und erhobener faust menschen ihre solidarität zeigten. nachdem es auf verschiedenen sprachen noch parolen zu hören gab und wieder scheiben (diesmal von einer bank) zu bruch kamen, löste sich die menge auf der hauptstrasse in kleingruppen auf.

später haben mir noch leute berichtet, dass in zürich und anderen städten demonstrantInnen von der polizei daran gehindert wurden nach winterthur zu fahren. es soll auch zu festnahmen gekommen sein.

fazit:
nachdem die polizei gleich zu beginn gewalt einsetzte, kam in wirklichkeit keine starke politische-demo mehr zustande. das bedeutet für die anti-wef protest aktionen bis zum 25.jänner sich besser zu organisieren bzw. zu schützen.


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beteilige dich an den protesten gegen das wef!
auf nach davos!

weiter infos unter:  http://no-wef.ch.vu |  http://www.smashwef.ch
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Ergänzungen

Pressecommuniqué zur Demo gegen WEF und Kapit

winterthurerInnen 11.01.2004 - 20:28
Am 10.1.2004 fand trotz eines masslosen Polizeiaufgebots und massiver Angstmacherei eine entschlossene und kraftvolle Demonstration gegen WEF und Kapitalismus statt an der rund 600 bis 700 Menschen teilnahmen.

Am Nachmittag des 10. Januars versammelten sich rund sechs- bis siebenhundert Menschen am Hauptbahnhof in Winterthur um gegen den Kapitalismus und das World Economic Forum als Teil davon zu demonstrieren (siehe Medienmitteilung vor der Demonstration) – trotz einem masslosen Polizeiaufgebot und unzähligen Personenkontrollen im Voraus.
Die Polizei (Stadt- und Kantonspolizei) riegelte schon eine Stunde vor der Demo den ganzen Busbahnhof mit Gitterwagen und Polizeigrenadieren ab. Der Demo gelang es trotzdem, diesen Kessel zu verlassen und sich auf der Technikumstrasse zu formieren. Auf Höhe des Neumarkts wurden die TeilnehmerInnen der Demonstration aber von einem Wasserwerfer, Tränengas und Gummischrot aufgehalten und Richtung Töss – ein traditionelles ArbeiterInnenquartier – gedrängt.
Auch jeder weitere Versuch, aus dem Wohnquartier Richtung Altstadt zu laufen wurde von der Polizei mit Gewalt unterdrückt.
Aber das WEF ist überall, auch an der Zürcherstrasse: Mc Donalds, Ford, UBS und Pricewaterhouse Coopers wurden besucht.
Durch einen glücklichen Zufall befanden wir uns vor der Drogerie des fast-Stadtrates und als Hardliner bekannten SVP-Nationalrates Jürg Stahl.
Da uns der Weg nach Zürich über die Autobahn zu lang war, beschlossen wir beim Zentrum Töss die Demo aufzulösen.

Einmal mehr besammelten sich hinter den Reihen der Polizei etliche Neonazis, welche ungehindert einzelne DemoteilnehmerInnen angreifen konnten.
Wieder einmal wurde eine Demonstration, die grundsätzliche Kritik am herrschenden System ausübt, kriminalisiert und schon im Vorfeld von der Polizei – mit freundlicher Unterstützung der Medien – ein Klima der Angst geschürt.

Trotz dieser massiven Angstmacherei gelang uns eine grosse, entschlossene und kraftvolle Demonstration. Trotz aller Repression wächst der Widerstand hier und überall.

sehen & staunen

crew 11.01.2004 - 23:14
ein video des spaziergangs gibts hier
www.ainfos.de/downloads/videos/index2.php