Kriegsrecht in Thailand ausgerufen

Lothar 09.01.2004 02:41 Themen: Repression Weltweit
Nach einem Überfall durch Guerilla Kämpfer auf ein Militärisches Waffenlager wurde in 3 Provinzen das Kriegsrecht ausgerufen.
Am Sonntag wurde in Südthailand von ca. 60 bewaffneten islamistischen Guerilla Kämpfern ein Militärstützpunkt im Süden wurde in den 3 südlichen Provinzen Yala, Narathiwat und Pattani das Kriegsrecht ausgerufen.

Bei dem Überfall starben die 4 bewachenden Offiziere und bis zu 360 M-16 Maschinengewehre und andere Waffen sollen erbeutet worden sein.

Am gleichen Tag wurden 17 Schulen und 3 Polizeistationen/-checkpoints niedergebrannt. Weiterhin hat es min. 2 Bombenanschläge auf die staatliche Thai Railway gegeben.

Zahlen über Tote und Verwundete wurden in den englischsprachigen Medien nicht veröffentlicht.

Der Kampf der separatistischen Bewegung hat sich damit extrem verschärft und lässt nichts gutes erahnen. Hat die regierende Thai-Rack-Thai (übersetzt Thailand den Thais) Partei noch während des APEC Giffels durch Einsatz von 30.000 Polizisten und Verbannung von 100.000enden Armen und Oppositionellen aus Bangkok noch Ruhe erhalten so scheint es sich langsam um eine ernste Angelegenheit zu handeln. Nicht das diese Bewegung neu ist, sie existiert seit 30 Jahren war aber immer im Gegensatz zu den an der Grenze zu Burma stattfindenden Kämpfen nie richtig ernst genommen.

Die Leidtragenden sind natürlich wieder die Zivilbevölkerung die jetzt noch stärker der ohnehin schon feindlich gesonnenen Bangkoker Polizei und Militärführung ausgeliefert ist. Da es viele Moslems aus dem Süden durch eine strengere Erziehung und dank Kontakte ins reiche Malaysia zu einem durchschnittlich höheren Lebensstandart gebracht haben als die Thais, wird der ohnehin schon starke Rassismus erneut verstärkt.

Ausserdem ist zu befürchten das eine Eskalation noch weitere Konsequenzen haben kann. Sollte der König demnächst sterben (er ist angeblich krebskrank) fällt die einzige Institution weg die dem Militär etwas entgegenzusetzen kann. Nur zur Erinnerung: im Jahre 1992 hat das Militär auf eine für riesige Demonstration von Studenten (Demokratiebewegung) in Bangkok geschossen mit mehreren hundert Toten - nicht so bekannt wie die Ereignisse in China, weil Thailand war ja immer brav kapitalistisch. Erst durch das Eingreifen des Königs konnte das herrschende Militär entmachtet werden.

Es gibt ernste Bedenken das das Militär deshalb wieder an die Macht kommt mit dann allerdings verherrenden Auswirkungen. So befinden sich derzeit etwa 100000 Menschen an der Grenze zu Burma in Flüchtlingscamps. Es wird vom Militär kein Hehl daraus gemacht diese umgehend auch gewaltsam abzuschieben. Kritik von UN, UNHCR und AI wurde bisher immer ignoriert und da Thailand mit mehreren hundert medizinischen Spezialisten im Irak involviert ist auch nicht allzu stark geäussert.


So hat der glorreiche Kampf gegen den Terrorismus wieder ein Opfer gefunden, die Bevölkerung von Thailand.



Weitere Informationen aus der Regierungspresse wie z.B.

 http://www.bangkokpost.com/050104_News/05Jan2004_news05.html

Es ist mir leider keine Oppositionswebseite bekannt.
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Ergänzungen

Ergänzungen

Mr.iX 09.01.2004 - 03:03
Vielen Dank für die Zusammenstellung. Eine Sache mehr, welches hierzulande nun bekannt werden dürfte....

Ich hätte 2 Eränzungen:

1.) Im ersten Satz fehlt scheinbar etwas:
"Am Sonntag wurde in Südthailand von ca. 60 bewaffneten islamistischen Guerilla Kämpfern ein Militärstützpunkt im Süden wurde in den 3 südlichen Provinzen Yala, Narathiwat und Pattani das Kriegsrecht ausgerufen."


2.) Einzig in der taz hab ich eine Kurzmeldung gefunden. Allerdings ist es eine unüberprüft übernommene Agenturmeldung von AP (gehört zu CNN).

BANGKOK ap Nach mehreren Anschlägen zu Beginn der Woche hat die thailändische Regierung erstmals eingeräumt, dass sie im Süden des Landes mit einem Aufstand islamischer Rebellen konfrontiert ist. Die Anschläge seien vermutlich das Werk der separatistischen Organisation Mudschaheddin Pattani, sagte gestern der neue Sicherheitsberater der Regierung, Kitti Rattanachaya. Das planmäßige Vorgehen der Angreifer deute darauf hin, dass es Unterstützung aus dem Ausland gebe, sagte Exgeneral Rattanachaya. Diese komme möglicherweise von den Kampulan Mudschaheddin im benachbarten Malaysia, die in Kontakt mit dem Terrornetzwerk al-Qaida stünden.
 http://www.taz.de/pt/2004/01/09/a0106.nf/text.ges,1

Zwischen den Zeilen scheint die Nato also auf Seiten des Militärs zu stehen.


3.) eine weitere Meldung aus einer schweizer Zeitung:

Schweiz verkauft 150 Leo-Panzer

ganz am ende: "Mit Thailand laufen Verkaufsgespräche für 170 Panzer 68"
 http://www.ebund.ch/ebund.asp?SOURCE=/news/SDA/Politik/508799.HTML

Menschenrechte in Thailand

Baser 09.01.2004 - 17:53
Es sei zudem darauf hingewiesen, dass das thailändische Militär seit einem Jahr auch den schon aus Südamerika bekannten WAR ON DRUGS ausgerufen hat. Im Laufe des letzten Jahres starben dabei rund 3000 Menschen, ohne Gerichtsverhandlungen oder rechtsstaatliche Verfahren. Ob es sich bei den Toten allesamt um Drogendealer handelt, ist ebenfalls unklar, die Regierung spricht jedoch von einem grossartigem Erfolg. Also, alle zum Sonnenbaden nach KoSamui!

Mehr Infos:  http://www.cannabislegal.de/international/th.htm

Berichtigung

h_f 09.01.2004 - 21:04
Hallo Lothar,

thai rak thai heisst uebersetzt: Thais lieben Thais.

Die Seite der oppositionellen Partei "Pak Pratschathiphat (Demokratische Partei) ist  http://www.democrat.or.th/

Wenn der König stirbt

H 09.01.2004 - 22:02
Ist ausgeschlossen, dass der Sohn den Thron übernimmt (ich war der meinung, es gibt einen Prinzen)?
Ausserdem sind die 3000 (?) Opfer des Drogenkrieges bestimmt nicht allesamt Dealer, weil in Thailand jeder Thai, der mit Drogen erwischt wird, mit etwas Pech sofort hingerichtet wird.

Opposition

Lothar 10.01.2004 - 02:08
Ich meinte jetzt eine ausserparlamentarische Opposition. Bisher habe ich dort noch nichts gefunden.

Die Nachfolge des Königs ist ein heisses Eisen. Eigentlich müsste der erstgeborene Sohn es werden - den will aber keiner, weder der Vater noch das Volk. Ihm wird auch kaum eine überlebenschance eingeräumt, da er sich mit inoffiziellen "Gesprächen" vor ein paar Jahren um die Vergabe einer Kasinolizenz als Doppelagent zwischen zwei Mafiastühle gesetzt hat. Da es sich hier um 250 Millionen US$ gehandelt hat, dürfte auch sein Königstitel ihm nicht viel Chancen lassen wenn er permanent im Land leben muss.

Daher wurde vom König das Gesetz so geändert das die älteste Tochter nun Königin werdern kann. Dies wird unterstütz von einer alten Weissagung das der Xte (ich glaube X=8) König des Landes kein König dieser Dynastie ist. Das wäre dann auch erfüllt weil ja Königin.

Nun ist Thailand aber trotz allem ein zutiefst patriachales Land mit ausgeprägtem Macho Verhalten. Es ist also fraglich ob die Herren Generäle jemals die autorität einer in der Schweiz aufgewachsenen mit einem US Amerikaner verheiratet und wieder geschiedenen Frau anerkennen. Und dasselbe steht infrage für die Politikerkaste, die ja vom jetzigen König immer mehr gemassregelt wurde, insbesondere auch für die unschuldig ermordeten im "War on Drugs".

Zudem ist der König auch gleichzeitig religöses Oberhaupt aller thailändischen Buddisten. Das eine Frau hier Oberhaupt ist und anerkannt wird halte ich fast noch aussichtsloser als im weltlichen Bereich. Frauen müssen schliesslich irgendwann wenn sie brav sind als Mann wiedergeboren werden um dann erst ins Nirvana zu kommen. Die anderen männlichen Regeln die in den Klöstern gelehrt werden (und genauso wenig mit Buddas Reden zu tun haben die Jesus mit dem Papst) kommen dann noch dazu.

Es wird allso von staatlicher Seite meiner Ansicht keine Auffangmöglichkeit geben. Die ausserparlamentarische Opposition oder gar linke staatliche Opposition ist extrem klein bis gar nicht vorhanden. Man bekommt zwar oftmals kleinere Demonstrationen mit aber wer dann genauer hinhorcht stellt fest das dies auch sehr nationlistische Gründe sind wie die sagenumwobene Anti-WTO Demo in Chiang Mai 2001.

Na ja wir werden sehen,
Grüsse aus dem sonnigen Mae Hong Son nach Deutschland.




Mehr Auseinandersetzungen

Bernhard 10.01.2004 - 18:59
In Südthailand gibt es noch andere Auseinandersetzungen (wobei ich nicht einzuschätzen vermag, wie die alle zusammenhängen). So z.B. der Kampf der Bauern um Land, bzw um an große Plantagen verpachtetes Staatsland und seine Verteilung an die Bauern, siehe:
 http://www.umwaelzung.de/aaktuell4000#3996

und die seit Jahren andauernde Auseinandersetzung um die Gaspipeline nach Malaysia, siehe
 http://www.umwaelzung.de/aaktuell3940#3929

Zu den Klassenkämpfen in Thailand insgesamt siehe
 http://www.thailabour.org/index.html
 http://www.umwaelzung.de/aaktuell3980#3978
 http://www.umwaelzung.de/aaktuell3980#3969

Sorry, Links sind falsch

Bernhard 10.01.2004 - 19:17