Hungerstreik von Basken in Europas Hauptstädten

Ralf Streck 05.01.2004 11:16 Themen: Militarismus Repression Weltweit
In ganz Europa protestieren seit heute die Angehörigen der baskischen politischen Gefangenen, um auf die fatale Lage in den Gefängnissen Spaniens und Frankreichs hinzuweisen. Auf Initiative der Angehörigenorganisation (Etxerat/Nach Hause) beginnen in sieben europäischen Städten einwöchige Hungerstreiks. In Barcelona, Berlin, Brüssel, Genf, Mailand, Paris und Kopenhagen wollen die Angehörigen, begleitet von weiteren Aktionen, vor allem gegen die Zerstreuung der baskischen Gefangenen protestieren. Sie fordern vor allem die Zusammenführung der Gefangenen im Baskenland. Zudem soll über die kritische Lage informiert werden, Treffen mit Vertretern von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und verschiedener Organisationen sind geplant. Interview mit einem Ex-Gefangenen und Hungerstreiker nach dem TExt.
Insgesamt sitzen 700 Basken aus politischen Gründen in den Knästen, das ist eine viel höhere Zahl als in der Diktatur Francos. Das zeigt, in welche Richtung sich vor allem die Situation in Spanien seit der Machtübernahme der Volkspartei (PP) entwickelt hat, in der sich die Anhänger Francos politisch gesammelt haben. Wegen der Verbote baskischer Parteien, Kommunikationsmedien und Organisationen, befinden sich auch etliche Politiker, Journalisten oder einfach Mitglieder der linken Unabhängigkeitsbewegung darunter.
Die Mehrzahl der Gefangene ist über 80 Gefängnisse in Spanien und Frankreich verteilt, was gegen geltendes Strafrecht und internationale Verträge verstößt. Denn so werden auch deren Angehörige bestraft: Im Durchschnitt müssen sie für einen Besuch am Wochenende 1400 Kilometer zurücklegen, das bereitet auch enorme Kosten. Vor allem aber wurden nach Angaben von Etxerat, seit dem Beginn der Zerstreuung unter der sozialistischen Regierung 1982 bei Verkehrsunfällen 14 Menschen auf dem Weg zu den Gefängnissen getötet und Hunderte zum Teil schwer verletzt. Allein im vergangenen Jahr verloren dabei drei Angehörige ihr Leben, zuletzt traf es Ende November die 34jährige Sara Fernández, ihre Freundin wurde bei dem Unfall schwer verletzt.
Die Lage in den Knästen habe sich sehr verschlechtert, erklärte Jon Anza, deshalb trat er gestern in Berlin in den Hungerstreik. 21 Jahre hat er in spanischen Gefängnissen verbracht, bis er vor einem Jahr frei gelassen wurde. ?Immer öfter wird nun wieder im Knast gefoltert?, sagte Anza. Misshandlungen beschränkten sich nicht mehr auf die Kontaktsperre nach der Festnahme, in der man tagelang keinen Kontakt zu seinem Anwalt oder der Familie habe. Die baskische Sprache werde ebenso verboten wie ein Fernstudium an einer baskischen Universität in der eigenen Sprache. Mit der Anhebung der Höchststrafe auf 40 Jahre gäbe faktisch wieder eine lebenslängliche Haft. Selbst Besuche der Anwälte würden reglementiert.
Noch am Samstag, bevor 150 Angehörige ihre Reise in die Europas Hauptstädte antraten, demonstrierten sie in Bilbao mit 20.000 Menschen trotz großer Kälte und starkem Regen für die Rechte ihrer Gefangenen. Für sie geht es darum, eine politische Lösung des Konflikts zu finden. ?Das Baskenland hat nicht einmal so viele Einwohner wie in Berlin, stellen sie sich vor, dort gäbe es 700 politische Gefangene?, sagte Anza. Dass zeige den ungelösten Konflikt an. Die Angehörigen fordern eine Amnestie in politischem Sinne: Die Freiheit der Gefangenen mit einer politischen Lösung des Konflikts auf Basis des Selbstbestimmungsrechts zu verknüpfen.
Auf der Demonstration wurde auch eine neue Initiative gestartet. In den nächsten sechs Wochen werden mindestens 25.000 Anzeigen gegen Spanien wegen ?Verletzung der Menschenrechte? gesammelt. Für jedes Jahr seit dem ?sogenannten Übergang zur Demokratie? sollen der UNO 1000 Anzeigen übergeben werden, erklärten die Initiatoren. Im Mai muss sich Spanien vor der UNO-Menschenrechtskommission verantworten. In letzten Bericht hatte die Kommission Spanien 58 Folterfälle an Basken allein aus dem Jahr 2000 angeklagt. Die Anzeigen sollen sich auch auf die Verletzung kollektiver Rechte der Basken und die Pressefreiheit beziehen.

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastián den 05.01.2004

Interview mit Jon Anza, der sich vom 5. bis 10. Januar in Berlin an einem Hungerstreik beteiligen wird.

Warum treten sie in Berlin in den Hungerstreik?

Wir werden auf Initiative der Angehörigenorganisation Etxerat nach Berlin gehen, um mit dem Hungerstreik auf die Lage der baskischen politischen Gefangenen hinzuweisen. Es werden gleichzeitig auch Gruppen nach Barcelona, Brüssel, Genf, Mailand, Kopenhagen, Paris gehen, um über die sich verschlechternde Lage der Gefangenen zu informieren. Sie ist der Reflex des Ausnahmezustandes den das Baskenland vom spanischen und französischen Staat aufgezwungen wird.

Sie haben 21 Jahre in spanischen Gefängnissen gesessen, wie muss man sich die Situation dort vorstellen?

Sie ist oft so extrem, wie sie seit dem Ende der Diktatur nicht mehr war. Immer öfter tritt Folter in den Gefängnissen auf, also nicht nur während der Kontaktsperre nach der Verhaftung, wo fast alle im spanischen Staat schwer gefoltert werden. Die baskische Sprache wird oft erneut verboten, ein Fernstudium an einer baskischen Uni ebenfalls. So fallen viele Studiengänge weg und die Möglichkeit in der eigenen Sprache zu studieren. Mit der Einführung einer Höchststrafe von 40 Jahren wurde faktisch eine lebenslängliche Strafe eingeführt. Besuche und Telefonkontakte, auch zu Anwälten, werden beschränkt ....

Wie viele Gefangene gibt es?

Aktuell sitzen 700 Basken aus politischen Gründen vor allem in spanischen und französischen Gefängnissen, einige auch in Mexiko, England, Portugal und den Niederlanden, weil sie in diversen Formen für das Selbstbestimmungsrecht gekämpft haben. Die Meisten wurden in 80 Knäste über das gesamte spanische und französische Staatsgebiet verteilt. Sie werden zudem über die Trakte verteilt, um sie voneinander zu isolieren. Mit der Entfernung vom Baskenland, müssen auch die Angehörigen erhebliche Strapazen auf sich nehmen, um den Kontakt zu halten. Im Durchschnitt sind es über 1500 Kilometer, die sie jedes Wochenende für Besuche zurücklegen müssen. Das kostet nicht nur viel Geld: Auf den Straßen sind Hunderte bei Unfällen zum Teil schwer verletzt und bisher 14 Angehörige getötet worden.

Was bedeutet es, wenn es viel mehr Gefangene gibt als in der Franco-Diktatur?

Das gesamte Baskenland hat nicht einmal so viele Einwohner wie zum Beispiel Berlin. Stellen sie sich vor, dort gäbe es 700 politische Gefangene. Also ist klar, dass ein ungelöster politischer Konflikt vorliegt. Ein so hoher Anteil an der Gesamtbevölkerung gibt es in Europa nirgends und in der Welt nicht oft. Damit so viele Menschen aus dem Baskenland im Knast sitzen, müssen Tausende verhaftet werden, denn viele kommen ja danach wieder frei und oft ohne je angeklagt zu werden. Die große Zahl zeigt aber auch, wie viele hier arbeiten und für die Rechte der Basken über seine Zukunft selbst zu entscheiden, die ihre demokratischen Rechte negiert sehen.

Was ist während der Hungerstreiks geplant?

Geplant sind Aktivitäten auf der Strasse und Treffen mit Vertretern der Presse, Institutionen und politischen Initiativen. Es wird zudem einen solidarischen Austausch mit Gruppen geben, die eine ähnliche Situation wie wir erleben. Es geht darum, die Beziehungen zu vertiefen, die es schon gibt und neue aufzubauen. Wir laden alle ein, zu uns zu kommen, um sich über die Lage im Baskenland zu informieren und auszutauschen.
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Ergänzungen

Mehr

Ralf Streck 05.01.2004 - 11:36
Die Hungerstreiker sind in Berlin im Tommi Weißbeckerhaus. Wilhelmstr. 9
Näheres zum Thema Baskeland und Gefangene in Tondar, Pahl Rugenstein Verlag ISBN 3-89144-348-X

6.1. Veranstaltung zum Hungerstreik in Berlin

Bündnis Euskal Herria 05.01.2004 - 16:08
Über 25 baskische Angehörige sind bereits in Berlin angekommen. Anlaufstelle ist das Thomas-Weißbecker-Haus in der Wilhelmstr. 9, Nähe Hallesches Tor.

Am 6.1.2004 gibt es um 19 Uhr eine INFO-AUFTAKT-VERANSTALTUNG DER ANGEHÖRIGEN, im VERSAMMLUNGSRAUM im MEHRINGHOF, Gneisenaustr. 2a - incl. Film.

Die baskischen Angehörigen planen tägliche Kundgebungen und Veranstaltungen.

Infos zum Baskenland, zum Hungerstreik und zu weiteren Aktionen findet ihr unter:  http://www.geocities.com/euskal04 und direkt am 6.1. auf der Veranstaltung!!! Kommt alle und beteiligt euch an weiteren Protestaktionen!

ETA - kriminell und nationalistisch

cromwell 05.01.2004 - 21:41
700 politische Gefangene werden in dem Artikel zitiert, 800 Ermordete hat die ETA auf dem Gewissen. Das sind 2002 sowohl der Stadtrat Juan Priede Pérez, der im März in Orio (Guipúzcoa) erschossen wurde, sowie Silvia Martínez Santiago, ein etwa dreijähriges Mädchen, das bei einem Bombenattentat um Leben gekommen ist (siehe amnesty international, Länderbericht Spanien). Auch das geplante Zugattentat vor Weihnachten zeigt, das die ETA jederzeit die Ermordung völlig Unschuldiger billigend in Kauf nimmt. Schließlich sind die Parteibüros von PSOE und PP von der ETA zu militärischen Zielen erklärt worden, und "aus politischen Gründen" Mandatsträger dieser Parteien ermordet worden. Diese Praxis wurden von amnesty international zurecht als "abscheulich" bezeichnet.

Was aber ist das Ziel dieser Gruppe "Baskisches Vaterland und Freiheit" (man beachte hier die Reihenfolge!). Ein unabhängiges Baskenland, in dem dann alle Nicht-Basken inklusive der im Baskenland wohnenden Spanier, als Fremde betrachtet werden können? Jedenfalls zeigt das bornierte Beharren auf der baskischen Sprache, und die deutliche überhöhung "nationaler" Symbole (z.B. baskische Flagge) dass wir es hier mit einer keinesfalls emanzipatorischen, sondern zutiefst nationalistischen Gruppe zu tun haben. Mit der von der ETA immer wieder praktizierten Vorgehensweise "Revolutionssteuern", d.h. Lösegeld aus Entführungen zu organisieren, offenbart sich dann auch der kriminelle Charakter der Organisation, eben Gangster mit Sturmtruppen in den Strassen.

Für eine solche Gruppe sind Sympathien wohl unangebracht, und für eine Bande von Mördern und Erpressern, die unter welchem Vorwand der "Vaterlandsverteidigung bzw. -befreiung" auch immer agieren, ist irgendeine linke Solidarität gänzlich verfehlt. Es wird Zeit, dass in einer linken Diskussion kriminelle Grüppchen, die borniert für ihr eigenes unabhängiges Kanton eintreten, als das gesehen werden was sie sind: Nationalistische Reaktionäre.

@cromwell

egal 05.01.2004 - 22:14
Vielleicht ist Dir nicht aufgefallen, daß es hier um die Solidarität mit den politischen Gefangenen geht, egal ob ETA oder nicht. Angenommen es würde hier Solidarität mit Christian Klar und den anderen RAF Gefangenen gefordert werden, dann würdest Du auch nicht von Verbrechern und Kriminellen sprechen und Ihren Verwandten das Recht auf Solidaritätsaktionen absprechen. Und wenn doch, dann frag ich mich, was jemand wie Du auf linken Internetseiten zu suchen hat, wenn er so wenig differenzieren kann und auf so platte Art und Weise eine reaktionäre Politik vertritt

indy postings von Ralf Streck zum Baskenland

ein Überblick 06.01.2004 - 01:16
indy postings von Ralf Streck
zum Baskenland aus der letzten Zeit
mit Kritik (in den Komentaren der letzten Artikel)
am Nationalismus (im Allgemeinen+ Speziellen)
ein Auslöser die beim ESF in Paris gezeigten Karte
eines "Europas der Regionen"/"Europas der Völker"

Ralf Streck ist
Spanienkorrespondent der Berliner Tageszeitung
Junge Welt (JW), telepolis Autor....
+ Mitarbeiter von Ardi Beltza
 http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2001/17/19b.htm

interessant, das von 50 imc Artikeln zu "Basken" 38 von Ralf Streck sind
wobei er verwendete Fotos oft mehrfach benutzt und 3 mal
Probleme hatte den eigenen Namen zu schreiben


Gewerkschaften begrüßen Vorschlag der ETA
 http://de.indymedia.org//2004/01/71097.shtml

ETA erneut auf Friedenskurs?
 http://de.indymedia.org//2003/12/71045.shtml

Unabhängigkeitsbewegung auf Friedenskurs
 http://de.indymedia.org//2003/12/71019.shtml

Basken schützen "illegale" Einwanderer
 http://de.indymedia.org//2003/12/70593.shtml

Katalanische Regierung in den Knast?
 http://de.indymedia.org//2003/12/70406.shtml

Ralf sTreck
Referendum wird in Spanien zum Delikt
 http://de.indymedia.org//2003/12/68983.shtml

Lesereise von Ralf Streck
 http://de.indymedia.org//2003/11/66988.shtml

Tondar - Veranstaltungsankuendigungen
 http://de.indymedia.org//2003/11/66664.shtml

Deutschland schiebt Basken nach Spanien ab
 http://de.indymedia.org//2003/11/65127.shtml

Madrid heizt Stimmung weiter an
 http://de.indymedia.org//2003/10/63986.shtml

Madrid heizt gegen Basken weiter ein
 http://de.indymedia.org//2003/10/63807.shtml

Massive Demonstration für baskische Sprache
 http://de.indymedia.org//2003/10/63732.shtml

Bewegungen im Baskenland
 http://de.indymedia.org//2003/10/63048.shtml

Madrids erste Schritte gegen Plan Ibarretxe
 http://de.indymedia.org//2003/10/62756.shtml

Letzter Versuch vor der Unabhängigkeit?
 http://de.indymedia.org//2003/09/62691.shtml

Repression um Plan Ibarretxe
 http://de.indymedia.org//2003/09/62379.shtml

Interview mit Paolo Elkoro s 1.9.im Hungerstreik
 http://de.indymedia.org//2003/09/62377.shtml

Debatte zum Plan der baskischen Regierung
 http://de.indymedia.org//2003/09/62332.shtml

Spaniens Konservative konserviert
 http://de.indymedia.org//2003/09/61365.shtml

Daimler versucht Streikende zu erpressen
 http://de.indymedia.org//2003/08/58860.shtml

Streit um angeblichen Plan zur Unabhängigkeit
 http://de.indymedia.org//2003/07/57983.shtml

Neuer Angriff auf die Pressefreiheit im Baskenland
 http://de.indymedia.org//2003/06/55827.shtml

Konflikt spitzt sich weiter zu (Audio Update)
 http://de.indymedia.org//2003/06/54122.shtml

Prozess gegen abwesende Staatsterroristen der GAL
 http://de.indymedia.org//2003/06/55371.shtml

INDY SPECIAL
Grundrechte ausser Kraft - Zweitstärkste Kraft im Baskenland ausgegrenzt
von Ralf Streck /// + änderungen (((i))) - 15.06.2003 18:41
 http://de.indymedia.org//2003/06/54704.shtml

Spaniens Frauen laufen Sturm gegen Frauenbeauftragte
 http://de.indymedia.org/2003/06/54267.shtml

Batasuna demonstriert genehmigt Fraktionen nicht aufgelöst
 http://de.indymedia.org//2003/06/53932.shtml

ralf sTreck
Batasuna nun EU-Terroristen mit Vertreter im Parlament
 http://de.indymedia.org//2003/06/53812.shtml

Gericht nimmt Foltervorwürfe an - Regierung weist zurück
 http://de.indymedia.org//2003/06/53670.shtml

Navarra: Mindestens zwei Tote
 http://de.indymedia.org//2003/05/52779.shtml

EU-Parlament heuchlerisch und unverschämt
 http://de.indymedia.org//2003/05/52557.shtml

Wahlen haben unter Ausschluss der linken begonnen
 http://de.indymedia.org//2003/05/52307.shtml

Wahlen im Baskenland (Beitrag Zip-FM)
 http://de.indymedia.org//2003/05/51803.shtml

ETA gibt Waffenruhe Absage
 http://de.indymedia.org//2003/05/51527.shtml

ETA kündigt an
 http://de.indymedia.org//2003/05/51224.shtml

Mehrere 10.000 setzen verbotene Demonstration in Bilbao durch
 http://de.indymedia.org//2003/05/51157.shtml

Solidarität mit Demonstration im Baskenland
 http://de.indymedia.org//2003/05/51045.shtml

Interview mit AuB Sprecher Pedro Albite
 http://de.indymedia.org//2003/05/51030.shtml

Verbotene baskische Listen werden gewählt
 http://de.indymedia.org//2003/05/50905.shtml

von rafl
Alle in Spanien gegen Kuba?
 http://de.indymedia.org//2003/04/50080.shtml

Hunderte baskische Wählervereinigungen sollen verboten werden
 http://germany.indymedia.org/2003/04/50068.shtml
Völker"

@cromwell

gora e.h. gorria! 06.01.2004 - 08:10
Es ist schade, daß das Thema Baskenland immerwieder von derartig flachen comments zugepostet wird. Es wäre wünschenswert, daß es mal auch hier im Lande eine kritische und solidarische Auseinandersetzung mit der baskischen Linken gibt, aber der BILD-Stil von Leuten wie cromwell macht das doch immer wieder schon im Ansatz kaputt.
Obwohl ich von eta überhaupt nichts halte, aber solidarisch mit der baskischen Linken bin, werde ich hier mal einige Dinge klarstellen, die cromwell bewußt falsch darstellt oder weglässt:

- 800 Tote stehen nicht 700 politischen Gefangenen gegenüber, sondern zahllosen Toten auf seiten der baskischen Bevölkerung, ermordet während des Franco-Faschismus und danach durch Bullen, Geheimdienste, Militär, Folterer und Knastpersonal

- das dreijährige Mädchen kam bei der Explosion einer ETA-Bombe in einer Guardia Civil-Kaserne im Baskenland ums Leben. Diese Kasernen sind absolutes Hauptangriffsziel von ETA seit eh und je. Eta hatte mehrfach den spanischen Staat aufgefordert, keine Guardia Civil-Familienangehörigen in den Kasernen unterzubringen und mehrfach betont, daß diese Kasernen militärisches Ziel sind. Trotzdem wurden Familienangehörige dort untergebracht. Dies alles macht die Tat nicht besser, verdeutlicht aber einmal mehr die brutale und menschenverachtende Praxis des spanischen Folterstaates, die nicht einmal vor ihren allervordersten Frontkämpfern - der Militärpolizei Guardia Civil - Halt macht.

- das geplante Zugattentat ist ein Fake, Blödsinn. Aber besser, der spanische Staat verbreitet Fakes, als daß er selbst - wie bereits mehrfach geschehen - mit Bombenanschlägen Menschen ermordet, um das ganze dann ETA in die Schuhe zu schieben.

- selbst amnesty international weist regelmäßig jahr für Jahr auf die zahlreichen Fälle von Folter seitens des spanischen Staates hin. Ein Staat, der politische Gegner foltert und ermordet, gehört bekämpft. Und wenn der Kampf militärisch ausgetragen wird, ist es logisch, daß die Vertreter dieses Staates zu militärischen Zielen erklärt werden.

- ETA will als erstes, daß die im Baskenland lebenden Menschen selbst entscheiden können, ob sie zu Spanien gehören wollen oder nicht. Diese angesichts des historischen Konfliktes und seines Ausmaßes eigentlich längst überfällige Sache - ein Volksabstimmung, verweigert der spanische Staat jedoch...

- Laut ETA sind alle im Baskenland lebenden und arbeitenden Menschen Basken oder Baskinnen. Ob sie aus Spanien, Bayern oder vom Mars kommen, wer dort lebt, soll über die Zukunft des Baskenlandes bestimmen können. Deine Frage ist also eindeutig mit "Nein" zu beantworten.

- Das "bornierte Beharren auf der baskischen Sprache und die deutliche Überhöhung 'nationaler' Symbole (z.B. baskische Flagge)" zeigt gewiß nicht, daß es sich nicht um eine emanzipatorische Gruppe handelt. Das du deartige Schlüsse aus diesen Tatsachen ziehst, zeigt deine Unkenntnis des baskischen Konfliktes und einmal mehr die Flachheit, mit der du an das Thema herangehst. Die heutige Bedeutung der baskischen Fahne sowie der baskischen Sprache hat ihre Wurzel im Widerstand gegen das faschistische spanische System unter Franco, das von 1939 bis 1975 der baskischen Bevölkerung jegliche Aktivitäten, die sich nicht in das faschistische Konzept eines einheitlichen, großen Spanien einordnen ließen, mittels härtester Repression verwehrte. Baskisch sprechen war stengstens verboten, obwohl ein großer Teil der baskischen Bevölkerung nur mit dieser Sprache aufgewachsen war. Von der Schule bis zum Gerichtssaal griff ein System von brutaler Unterdrückung mit dem Ziel, die baskische Sprache auszurotten.
Dass sich hier Widerstand formiert und die baskische Sprache zu DEM antifaschistischen Kampfsymbol wird, ist mehr als logisch. Mit Emanzipation oder Nicht-Emanzipation hat das erst mal gar nix zu tun.
Genau die gleiche Geschichte ist die der baskischen Flagge. Die Flagge war unter Franco verboten, ihr Zeigen wurde auf härteste bestraft - nicht selten wurden Menschen nur aus diesem Grund ermordet.
Ob ein Kampf emanzipatorisch ist, misst sich an den Inhalten, an der politischen Praxis. Da du nicht nur von ETA sprichst, sondern von der gesamten baskischen Unabhängigkeitsbewegung, aber außer den Begriffen "Nationalismus" und "Reaktionäre" gar nichts zu politischen Inhalten schreibst, zeigst du einmal mehr, daß du wirklich überhaupt keine Ahnung davon hast, was im Baskenland jeden Tag abgeht.

- jede Guerillagruppe der Welt verlangt von den KapitalistInnen Revolutionssteuern. Das ist ganz normal. Genauso normal, wie auch Banken zur Finanzierung des Kampfes ausgeraubt werden. Revolutionssteuer heißt übrigens nicht, wie du schreibst, "Lösegeld aus Entführungen" - das macht den absolut geringsten Teil der Revolutionssteuer aus - in der Regel zahlen die KapitalistInnen, ohne gleich entführt zu werden.
Übrigens: wußtest du, daß die meisten Revolutionssteuerpflichtigen BaskInnen, bzw. baskische KapitalistInnen sind? Ganz schön un-nationalistisch, oder? ;-)

- Wenn du mit deinem letzten Absatz den spanischen Staat meinst, gebe ich dir völlig Recht.

abschließend empfehle ich dir, einmal das Gespräch mit baskischen Linken zu suchen, ich behaupte mal, nirgendwo in Europa hat internationale Solidarität eine so starke alltägliche Praxis wie im Baskenland. Da könntest du dir sicherlich einige Scheiben von abschneiden.

Cromwells Ahnungslosigkeit

Fritz 06.01.2004 - 11:43
Meine Güte: Für wie Dumm willst du Indy Leser verkaufen.

Euskadi Ta Askatasuna (ETA) heißt nicht Vaterland und Freiheit sondern Baskenland und Freiheit. Sonst müßte die ETA "Aberri Ta Askatasuna" heißen.

Auch die angeblichen Anschläge auf Unbeteiligte gibt es nur in deiner Phantasie. Man kann zwar viele Anschläge der ETA kritisieren, aber sie macht keine Anshcläge auf Unbeteiligte und warnt bei Bomben auf ökonomische Ziele, wie Banken, Flughäfen,..... etc mit ausreichender Vorlaufzeit zur Räumung. DAs in Südspanien eine an ein Hotel grenzende Sprachschule nicht geräumt wurde, ist dann was anderes. Auch in dem Zug waren Warnungen und Anrufe waren geplant. Dass es zivile Opfer bei Anschlägen auf Kasernen der Guardia Civil gibt, liegt daran, dass die als menschliche Schutzschilder ihre Famileien in dne Kasernen haben.

Borniertes Beharren auf Sprache

Paul 06.01.2004 - 11:47
Was Cromwell borniertes beharren auf der baskischen Sprache nennt ist nichts anderes als purer Faschismus.

Naja, also sollten heute die Franzosen, Polen, Holländern..... alle Deutsch sprechen, wenn die FAschos den Krieg gewonnen hätten? Sie wären borniert, weil sie eine eigene Sprache und Kultur haben. Sind die Ureinwohner in Amerika borniert, weil sie immer noch eigene Sprachen und nicht spanisch sprechen. Du bist nichts weiter als ein eurozentristischer Faschist.