Metro: Doch keine Gen-Nahrung

think global; friss oder stirb? pfui! 22.12.2003 22:38 Themen: Biopolitik Globalisierung Ökologie
Der Druck durch die Androhung einer massiven Kampagne gegen Gentechnik in Nahrungsmittel erwies sich als erfolgreich: Der Handelskonzern Metro will uns nun doch keinen Gen-Food unterjubeln. Aber wir müssen weiterhin aufmerksam bleiben (so schnell gibt sich Monsanto nicht geschlagen), und spätestens ab 1. April genau die Lebensmittelpackungen in den Supermärkten durchlesen.
Das Jahr 2003 neigt sich seinem Ende zu - und pünktlich zum Weihnachtsfest gibt es noch eine gute Nachricht zum Thema Gentechnik in Nahrungsmitteln: Der Metro-Konzern verzichtet auf Gentechnik in Eigenmarken!

Seit Monaten kommunizierte Greenpeace mit dem Handelsriesen. Dieser zeigte sich zunächst uneinsichtig, wollte sogar eine Pro-Gentechnik-Kampagne starten. Jetzt endlich die Wende: Greenpeace erhielt die lang erwartete Verzichts-Mitteilung per Fax am vergangenen 18. Dezember.

Während Metro sich zu Futtermitteln nach wie vor zwar noch nicht aeussert, hat der Konzern dennoch in Bezug auf Lebensmittelzutaten nun eine klare Aussage gemacht und ein deutliches Signal an den Lebensmittelmarkt gesendet.

Die Nachricht kam per Fax. Der Lebensmittelkonzern Metro-Group hat Greenpeace gegenüber versichert, "sämtlichen rechtlichen Anforderungen in Sachen Gentechnik bei Lebensmitteln in vollem Umfang" zu genügen - und die Greenpeace-Standards für die "Grüne Liste" zu erfüllen. Mit anderen Worten: Metro ist gentechnikfrei!

"Wir freuen uns, dass Metro sich nunmehr zum Prinzip 'Gentechnikfreiheit in Lebensmitteln' als prioritäres Verbraucherinteresse bekennt und entsprechend handelt", erklärt Andreas Bernstorff, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. Andere Unternehmen wie Nestlé, Lidl und Unilever hatten Greenpeace bereits zuvor versichert, auf Gentechnik zu verzichten. Wie der Verband der Chemischen Industrie e.V. richtig bemerkt, erklären sich immer mehr Unternehmen bereit, auf Gentechnik zu verzichten.

Metro vertreibt Lebensmittel in Deutschland in folgenden Lebensmittelmärkten: real, Extra, Kaufhof und Metro Cash and Carry. Alle Eigenmarken seien bislang ohne Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen hergestellt worden, schrieb der Konzern in seinem Fax an Greenpeace. Auch nach den neuen EU-Verordnungen zur Grünen Gentechnik müssten die Metro-Eigenmarken nicht gekennzeichnet werden - weil sie auch zukünftig gentechnikfrei blieben.

Quelle:  http://www.greenpeace.org/deutschland/?page=/deutschland/news/gentechnik/erfolg--keine-gentechnik-in-metro-regalen-

english version: Metro is dropping GM food plans
 http://de.indymedia.org/2003/12/70565.shtml

previous article:  http://de.indymedia.org/2003/12/70353.shtml
vorhergehender Artikel:
Metro will Gentechnik in Nahrung durchsetzen (16.12.):  http://de.indymedia.org/2003/12/70258.shtml
mehr:  http://www.panna.org/resources/geTutorial.html
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Ergänzungen

handfester Hintergrund

Tom 23.12.2003 - 01:52
Ein großes Problem der gentechnologisch veränderten Nahrungsprodukte liegt in Folgendem:
bei der Nahrungsaufnahme und dem Verdauungsprozeß werden die Nahrungsbestandteile nicht bis ins letzte Atom gespalten, sondern bei der Aufnahme der verschiedenen Substanzen werden durch die Dünndarmschleimhaut größere Eiweißmoleküle und Bruchstücke der in der Nahrung enthaltenen DNA mit längeren Gensequenzen über sogenannte Transportproteine in den menschlichen Organismus aufgenommen und in die Leber transportiert.
Was dort mit gentechnologisch veränderten Gensequenzen passiert, ist zum aktuellen Forschungsstand noch nicht ausreichend geklärt.

Man wird zwar nicht automatisch zu einer Haselnuß, nur weil man viele Nüsse isst, aber die DNA-Sequenzen der Nüsse werden, wenn sie "passen" durchaus ins menschliche Erbgut eingebaut (man sollte gar nicht glauben, wieviel Übereinstimmung ein Mensch mit einem Pantoffeltierchen hat!).

Beim Erwachsenen erscheint dies dem Laien noch etwas befremdlich, aber beim heranwachsenden Organismus, dem Kind, (oder gar dem Embryo) ist es sonnenklar, daß die verschiedenen Substanzen des Körpers aus der aufgenommenen Nahrung stammen - woher auch sonst.

Weiterhin ist es möglich, daß jemand, der eine Allergie gegen z.B. Haselnußproteine hat, allergisch reagiert, wenn er z.B. Sojabohnen ißt, die mit Haselnußgenen gentechnologisch verändert wurden.

Der Verzicht der Konzerne auf gentechnologisch veränderte
Lebensmittel beruht sicher zum großen Teil darauf, daß eventuelle Regressforderungen befürchtet werden, da gravierende Schäden eben nicht sicher ausgeschlossen werden können - ob denen noch der "Conterganschock" in den Knochen sitzt?

mehr probleme

weist 23.12.2003 - 07:09
angesichts der tatsache, daß milliarden in eine risikotechnologie gebuttert werden (und auch ganz massiv steuerkohle, denn die branche hängt am tropf) und arbeitsplätze in eine 'zukunftstechnologie' verlagert werden, die möglicherweise eine risikotechnologie ist - medizinisch, aber vielmehr noch ökologisch und ökonomisch -, ist das allergierisiko fast schon weniger bedeutend. das kann man durch eine rigide kennzeichnung umgehen - 'kann spuren von nüssen enthalten' funktioniert ja auch (erdnußallergiker wissen, was ich meine).
aber was ist mit der kontaminationsschwelle, die nur deshalb so hoch angesetzt ist, damit es überhaupt noch möglich ist, konventionelle landwirtschaft und kba nebeneinander zu betreiben? was ist mit der tatsache, daß nunmehr jede anlage zum transport und zur weiterverarbeitung zweimal existieren muß, um kontamination und damit angesichts der eher klammen finanziellen situation vieler unternehmen im agrarsektor schadensersatzklagen und letzten endes den ruin zu vermeiden?

gentech-food wird vielleicht einige leute krank machen. aber es wird die allgemeinheit milliarden euro kosten und hunderttausende arbeitsplätze vernichten, soviel ist so sicher, wie solche sachen nur sein können.

ergaenzungen

schwarz-rot 23.12.2003 - 10:45
eine kampagne gegen metro war geplant:  http://www.dosto.de/gengruppe/bameka/
zu einem problem hat sich der metro-konzern und mit ihm viele andere konzerne bisher nicht eindeutig positioniert: von der neuen kennzeichnungspflicht sind alle tierprodukte (fleisch, eier, milchprodukte) ausgenommen, bei deren herstellung die tiere mit gentech-futter gefuettert wurden.
im obigen artikel wird monsanto erwaehnt, leider wird dabei immer der bayer-konzern vergessen, einem der ganz grossen im gentechnikgeschaeft, ebenfalls beteiligt gewesen an den gespraechen mit metro ueber eine pro-gentech-kampagne

English translation

clara 23.12.2003 - 16:11

bayer, monsanto, metro, dölle

weist 23.12.2003 - 16:27
protokoll der geheimgespräche: ed2k://|file|Dölle.Managementberatung.-.Metro,.Bayer,.Monsanto.und.genmanipulierte.Lebensmittel.(classified).rar|80795|1FCF347747DA1163A8D3D716DE80BD82|/

NAIV?

selva 23.12.2003 - 21:59
Entwarnung ? - Klasse
fast so gut wie

AKW und Endlager - " Sicherheit "

Gib gut acht - was man mit Dir macht

Ganz so ist es doch nicht

Schoko-Fan 23.12.2003 - 22:06
Metro vertreibt sehr woh gentechnisch veränderte Waren. Zum Beispiel Schockolade von Nestlé oder Milka. Wenn die Hinweise auf den Verpackungen genau gelesen werden, kann dort u.a. gefunden werden: "kann Spuren von Erdnüssen" enthalten. Auch bei Schokolade, wo offiziell keine Erdnüsse drin sind. Hier wurden bei der Herstelltung gentechnisch veränderte Zugaben beigegeben. Da auf solche Zugaben hingewiesen werden muss, wird dies in verklausulierter Form gemacht.

Also, wenn Metro das ernst meint schmeisst diese Scheiss-Multi-Konzern auch diesen Scheiss aus dem Sortiment. Er meint es aber nicht ernst!

Siehe auch England

irrelevant 24.12.2003 - 00:52

Skandal ist das Strategiegespräch

xy 26.12.2003 - 20:18
Die Ankündigung von Metro als letzter großer Lebenmittelkette (außer Aldi) nun auch weiterhin Lebensmittel anzubieten, die ohne Gentechnik hergestellt werden aus einem Grund beachtenswert:
Im Sommer gab es ein Treffen zwischen Metro, Bayer und Monsanto (zwei der marktbestimmenden Konzerne bei Gentechnik-Saatgut) und Lobbyvertretern des Lebensmittelhandels und der europäischen Biotechnologie, bei dem ausgekungelt werden sollte, wie endlich auch VerbraucherInnen in Europa dazu gebracht werden können, Gen-Food zu essen. Dabei sollten sich auch noch Ketten wie Aldi und Lidl beteiligen. Mit der Ankündigung von Metro ist diese Taktik gescheitert, Bayer und Monsanto können also weiterhin mit Gentechnik-Saatgut in Europa kein Geld verdienen. Selbst in Kanada und den USA wenden sich immer mehr Menschen gegen die Einführung des gentechnisch veränderten Weizens. All die Milliardenteuren Kampagnen haben nicht dazu geführt, dass es nach bald neun Jahren Gentechnikanbau im großen Stil Fortschritte in Europa gibt - und das finde ich großartig