LEIPZIG: Erneuter Punktsieg fürs Conne Island

Heiter bis woklkig war das Wetter, doch die Stimmung passte wieder: um halb vier setzte sich die Demo in Bewegung. Dabei waren zunächst nur unwesentlich mehr Teilnehmer als am vergangenen Samstag, meinen Schätzungen nach knapp unter eintausend, erschienen. Die Polizei schien gelernt zu haben, und so marschierten einige behelmte und beknüppelte Zehnerschaften Ordnungshüter mit uns mit und patrouillierten in der Innenstadt und entlang unserer Demoroute. Diese wurde im Vergleich zum Letzten Mal auf Bitten des Ordnungamtes geändert und führte nicht mehr direkt über den Leuschnerplatz hinweg in die Innenstadt, sondern fand ihr Ende am Uni-Innenhof/Moritzbastei.

Dort wurde schnell klar, dass die Mobilisierung zur Demo erfolgreich war: mehr als 1000 Demonstranten, ein bunter Haufen aus Punks, Autonomen, Hoppern und was auch immer in Connewitz noch so rumhüpfen mag, tummelte sich schließlich dort. Die Bullen waren die ganze Zeit über intensivst mit Filmen beschäftigt, hielten sich aber wieder zurück, auch wenn das Aufgebot am LVZ-Gebäude (Hohe Straße) eher martialisch wirkte. Mehrere Sprinteinlagen und gute und laute Slogans sorgten für eine prima Stimmung und übertönten das Aufgebot an Polizei deutlich, womit an den Erfolg vom letzten Sonntag angeknüpft werden konnte.

Unterwegs gab es einige Böller, vor dem Uni-Riesen (aka MDR-Turm) wurde eine Rauchbombe gezündet. Dort wurde schließlich die Demonstration für beendet erklärt und die grünen Zehnerschaften walzten sich Richtung Weihnachtsmarkt, um uns erneut vom subversiven Massenkonsum abzuhalten. Doch gelernt haben die Pigs - entgegen meinem Eingangsstatement - nun wirklich gar nichts: es konnten wieder mehrere Eingänge zum Weihnachtsmarkt für einige Zeit, teilweise gleichzeitig, blockiert werden. Schließlich stürmten wir (die böse, schwarze Masse) hinein und wir ließen uns genau im Zentrum, das heißt vor der Kasperle-Bühne, nieder.

Vor uns postierten sich sogleich eine Handvoll Bullen und machten Anstalten, uns einzukesseln. Die Stimmung war abermals auf unserer Seite und wir ließen uns zum dynamischen Pogo zu romantischer weihnachtlicher Musik und einer kleinen linksradikalen Polonese verleiten. Gleichzeitig gingen dann am Weihnachtsbaum die Lichter aus - wie schade... Auf die Bühne kamen wir leider nicht, denn da hatte Hanswurst mittlerweile einigen Bullen Platz gemacht, die ihn aber einwandfrei vertreten konnten (Leiharbeit funktioniert doch!) Natürlich taten diese uns im Innersten unserer Herzen leid: am Sonntag arbeiten, in der Kälte stehen und höllischer Harndruck, während wir lautstark unsere Meinung von uns gaben.

So ging das eine ganze Weile, wechselnd wurden von innen Eingänge blockiert, wobei uns abermals die Ordnungsmacht zu Hilfe kamen. Einige Rentner wollten uns dafür "in die Kohle schicken", missachtend, dass zum Sonntag eigentlich nur ein Berufsstand arbeiten muss (und das ausgerechnte wegen uns). Im Trubel konnte ich eine Ingewahrsahmnahme beobachten, wobei sich die Bullen allgemein gut darin machten, zu Pöbeln und mit Gewalt zu drohen. Mittendrin rückte die Feuerwehr an, denn ein Strohballen hatte sich spontan selbstentzündet. Letztendlich verlief sich die Menge dann, nicht zuletzt daher, weil die Polizei schließlich einzelne Gänge des Weihnachtsmarktes räumte.

Alles in allem eine großartige Demo, nur die Musik war wieder mittelscheiße. Aber hey, die Stimmung stimmte und die Vorfreude ist groß auf den dritten Advent! Nach dem heutigen Nachmittag steht es 2:0 für das Team in Schwarz. Wir stehen damit unter Erfolgsdruck und werden uns selbstverständlich weiter steigern - wenn es nötig ist, bis zum knock out der Stadt Leipzig!


* HINTERGRÜNDE zur Bedrohung des CI:  http://www.nadir.org/nadir/initiativ/ci/haende_weg.html

* BERICHT der Demo vom 30.11.:  http://de.indymedia.org/2003/11/68685.shtml