Studierende belagern Wowereit

streikender an der hu 21.11.2003 23:25 Themen: Bildung
studierende der humboldt-uni haben heute eine rede des regierenden bürgermeisters klaus wowereit lautstark gestört und ihn danach in einem restaurant belagert
Als Klaus Wowereit heute gegen 17 Uhr die Lichterketten unter den Linden anschalten wollte, wurde er von 200 Studierenden der HU bereits erwartet, die seine Rede durch Pfiffe und „Bildung für alle – und zwar umsonst“-Rufe unterbrachen. Als Herr Wowereit danach in ein nahegelegenes Restaurant eilte, wurde er auch dort von den Studierenden belagert, die ihren Protest gegen den Kürzungswahn lautstark zum Ausdruck brachten. Erst nachdem die Polizei die Studierenden vor dem Eingang weggetragen hatte, konnte Herr Wowereit das Restaurant wieder verlassen, begleitet von „Das ist erst der Anfang“-Rufen.
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Ergänzungen

Nicht nur der HU

rhavin 22.11.2003 - 05:21
Nachdem wir uns friedlich im Stadtverkehr auf mehreren Kreuzungen verirrt hatten, sind studenten der TU dazugekommen.

Woher?

Ricco 22.11.2003 - 14:26
Eins verstehe ich immer nicht bein den "... und zwar umsonst!" - Rufen: Woher im Landeshaushalt soll denn das Geld kommen für "alle und umsonst"? Diese Frage meine ich durchaus ernst.

zu freundlich

ein leser 22.11.2003 - 17:55
sorry, aber ich muß leider sagen dass es sich bei den 200 leuten nicht nur um studenten/inen handelt. ich würde unsere zahl auf 100 schätzen. ich fand es total geil das niemand ihn verstehen konnte, weil die sprechchöre lauter waren als er. lustig fand ich auch das zwei von den grünen (ich würde sagen es waren am anfang nur 50) kurz riefen, wo wo wo wo ist unser weihnachtsgeld. selbst bei den grünen ist er wohl nicht mehr so beliebt.
ich fand auch die aktion gut das er im cafe belagert wurde. der feigling hatte bestimmt die hose voll.
nächstes mal müssen wir mehr sein. wir hätten zum beginn der rede es bestimmt geschafft mit ihm persönlich zu reden. schade das ostern schon vorbei ist, sonst hätte ich ihm bestimmt ein ei geschenkt.
bis zum nächsten mal

@Ricco: Geld und Sachzwänge

TU was! 22.11.2003 - 18:46
@Ricco:

Die von Sarrazin und Co. angestrebten Kürzungen an den berliner Hochschulen decken nichtmal 1% der Neuverschuldung Berlins - für die Unis bedeuten sie hingegen den faktischen Tod. So hat das Präsidium der TU errechnet, dass man selbst durch einen kompletten Einstellungsstopp den Anteil der Sparsumme, die auf die TU entfällt, nicht erbringen könnte. Eine andere Möglichkeit Geld einzusparen existiert jedoch noch Ansicht des Präsidiums auch nicht. Den Preis dafür kann, will und wird man hier aber nicht zahlen. Hierzu:  http://www.tu-berlin.de/presse/pi/2003/pi265.htm

Es ist kein Geld da? Berlin ist pleite? Falsch! Es ist offensichtlich Geld da und zwar für:

- die Bankgesellschaft: 2 mrd. direkte Unterstützung und zusätzlich eine Bürgschaft über weit mehr als 20 mrd.
- den Potsdamer Platz: wurde für WEIT unter Wert an Großkonzerne 'verschenkt'
- den Großflughafen Schönefeld: braucht kein Mensch - in Leibzig wurde erst ein großer Interkontinental-Flughafen gebaut
- einen Tunnel unterm Tiergarten: Was soll dieser Scheiss? Bisher ging's doch auch ohne..
- die Bundestagsgebäude und die Sanierung des Reichstags: Geldverschendung oder kann mir irgendjemand einen Grund nennen, warum Bonn als Regierungssitz plötzlich nicht mehr taugt?

Ähnliche Beispiele lassen sich noch unzählige weitere finden. Geld ist also genug da, es wird nur an der falschen Stelle ausgegeben. Unsere Aufgabe ist es, das allen klar zu machen, bei denen im Moment gespart wird, sei es auf Bundes- oder auf Landesebene. Wenn wir das geschafft haben, dann (und erst dann) haben wir endlich die Masse, die wir brauchen, um wirklich etwas bewegen zu können..

Und wenn wir schon bei Beissreflex sind, hier noch schnell ein Zitat:
"Deutschland, wir erklären Dir den Krieg und auch diesmal stört's Dich nicht.."
So beginnt es.. den Rest verrät euch Google.. ;)

Grüße


@TU was!

Jemand 22.11.2003 - 23:51
Ja, für gewisse Sachen wird in Berlin Geld ausgegeben. Das ist aber in den meisten Fällen auch dringend notwendig:

> - den Großflughafen Schönefeld: braucht kein Mensch - in Leibzig wurde
> erst ein großer Interkontinental-Flughafen gebaut
Richtig. Und nun verrat mir mal, welche Firma es ernsthaft in Erwägung zieht, erst von Berlin nach Leipzig zu fahren, wenn man auf Geschäftsreise will? Wohl die wenigsten. Wenn ich mich nicht irre, ärgert sich Sony bereits, seine Europa-Zentrale nach Berlin verlegt zu haben, weil sie von hier aus keine direkte Flugverbindung nach Tokyo mehr haben.
Und so etwas gibt es nur mit einem neuen Flughafen, da die alten im Moment zwar noch ausreichen, jedoch nicht die Kapazität für das geplante Luftkreuz Ostdeutschland haben, das aus Schönefeld werden soll.
Sicher haben auch andere große Städte ihren Flughafen etwas weiter draussen - nur eben nicht so weit draussen wie Leipzig von Berlin weg ist. Ein Großflughafen bei Berlin ist also wichtig.

- einen Tunnel unterm Tiergarten: Was soll dieser Scheiss? Bisher ging's doch auch ohne..
Ja, bisher. Wobei - hast du mal erlebt, was auf der Entlastungsstrasse los ist, wenn mal wieder der 17. Juni Richtung Brandenburger Tor gesperrt ist? Ich hab mal den Fehler gemacht, am Abend des 2. Oktober diese Route zu nehmen und habe vom 17. Juni bis zum Potsdamer Platz eine geschlagene Stunde gebraucht. Da der Autoverkehr immer weiter zunimmt, wird das noch schlimmer werden.
Außerdem ist der Tunnel eine Investition in die Zukunft, da er den Zubringer zum neuen Hauptbahnhof übernimmt. Und wenn da jetzt jemand meckert, das man da ja auch sparen kann: an dem wurde schon gesparrt ohne Ende, zb am Dach, das nämlich nicht die gesammte Bahnsteiglänge abdeckt, wie eigentlich geplant. Und wer meint, Berlin hätte genügend Bahnhöfe, der irrt, denn diese sind wie zb Zoo jetzt schon an der Belastungsgrenze, ohne den zusätzlichen Verkehr der neuen Nord-Süd-Strecken, die sich im Bau befinden...

Und übrigens: der Tunnel ist praktisch fertig, der größte Teil der Baukosten ist also eh schon bezahlt worden.

> - die Bundestagsgebäude und die Sanierung des Reichstags:
> Geldverschendung oder kann mir irgendjemand einen Grund nennen, warum
> Bonn als Regierungssitz plötzlich nicht mehr taugt?
Weil Berlin die Hauptstadt Deutschlands ist? Bonn war nur deswegen Regierungssitz gewesen, weil Berlin bis 1990 unter alliiertem Besatzungsrecht stand. Deswegen war Berlin auch nicht Hauptstadt, denn faktisch gehörte die Stadt nicht richtig zur BRD. Das ist seit der Wiedervereinigung anders, und Berlin wurde wieder zur Hauptstadt erkoren, und die Regierung sitzt nunmal normalerweise in der Hauptstadt.
Ganz abgesehen davon, daß die Kosten für den Neubau des Regierungsviertels imo nicht Berlin zu tragen hatte...

Ungünstiger Slogan

albedo 23.11.2003 - 16:21
Ich denke, die Forderung „Bildung für alle – und zwar umsonst“ ist zwar einprägsam, aber unpassend gewählt. "umsonst" klingt in meinen Ohren, als würde ein Studium ohne Inhalt gefordert.

Wie wäre es z.B. mit "Bildung für alle - kostenlos"?
--> Nein, ich bin nicht penibel. ;)

(Student, HU-Berlin)

@jemand

TUt schon was 24.11.2003 - 00:35
Hallo "jemand",

Die Groß-Projekte (Flughafen, Hauptbahnhof, ...), die Du da so wichtig nennst, mögen ganz nett sein, aber Berlin muß erstmal kleine Brötchen backen
und sich auf Kernkompetenzen konzentrieren. Das sind die Kultur/Tourismus und die Lehre/Forschung (durch Firmenneugründung von Absolventen wird oft das Doppelte der Bildungsausgaben als wirtschaftlicher Beitrag für Berlin gedeckt). Des weiteren frage ich mich, warum Ihr alle nur auf die Ausgaben-
seite schaut. Immerhin wurden in den 90er Jahren durch deutsche Unternehmen Milliarden-Profite realisiert, von denen nur ein geringer Teil in Arbeits-
plätze investiert wurde. Das meiste versickert in internationalen Finanzmärkten und Managergehältern. Warum werden also nicht die Besserverdienenden herangezogen, ihren Beitrag zu leisten? Man muß ihnen ja nicht das Hemd ausziehen, aber eine Erhöhung der Einkommens- und Vermögenssteuern um 2-3% würde niemanden umbringen !

MfG, TUt schon was

@jemand

Sta2think 24.11.2003 - 03:37
Ja, für gewisse Sachen wird in Berlin Geld ausgegeben. Das ist aber in den meisten Fällen auch dringend notwendig, und zwar für die privaten Primatenkontos von Konzernchefs, Baukriminellen, Lobbyisten, Filzpolitikern, Fondseignern. Laßt das Geld auf Nummernkonten verschimmeln, das ist immer noch besser als das verantwortungslose Absenken von Kita-Gebühren, das hochgefährliche Ernähren von Kindern arbeitsloser Eltern oder die skandalös kostenlose Ausgabe von Schulbüchern.
Und nun zum restlichen Hirnbruch von „jemand“:

Deine Flughafenbegeisterung kannst Du woanders ausleben. Wenn Du immer noch nicht begriffen hast, daß wir weniger und nicht mehr Umweltzerstörung+Fluglärm+Geld verschleudern+business executive directors brauchen, ist Dir schwerlich zu helfen. Wenn Du den Standort für Sony retten willst, um ihre direkten Verbindungen fürchtest und die kapitalistischen Konsumterroristen mit ihrem sinnlosen HiTech-Schrott für Wohlstandschauvis nicht verärgern willst, hast Du Dich hier aber unter Garantie auf der falschen Seite verirrt. Lies doch erst mal, was das Ziel von Indymedia ist.
Nicht die Staus sind das Problem, sondern der Autoverkehr. Mehr Straßen bedeutet mehr Autos, denn jede zusätzliche Straße wird wieder solange mit Autos zugemüllt, bis wieder alles steht. Wie es ohne diese Pest wäre, ahnt man bei den großräumigen Absperrungen für den Marathon. Die Luft ist sauber, es ist leise, Kinder spielen auf der Straße, und es gibt keine Toten. Autofahrern ist einfach nicht zu helfen. Selbst wenn es zu Fuß schneller wäre (und bei einigen Strecken ist tatsächlich ein Jogger schneller, ein Radfahrer erst recht), würden sie in ihren Blechsärgen hockend den Motor laufen lassen. Eine Viertelstunde nach einem Parkplatz suchen? Für so ein Hirn keine Brücke zur Erkenntnis...Der Stau ist die letzte Barriere der Selbstregulierung dieses außer Kontrolle geratenen Systems.
Welchen verkehrspolitischen Zweck soll den der Tunnel unter dem Tiergarten haben? Die Entlastungsstraße entlasten? Soll das ein schlechter Witz sein? Bist Du über dieses Bauvorhaben ausreichend informiert? Die bohren ständig eine neue Untertunnelung an, von der sie nichts gewußt haben.
Der Lehrter Bahnhof und der Bundeskanzlerklotz sind Paradigmen für mafiöse Baukriminalität: Die Fertigstellung immer weiter rausschieben, die Kosten immer höher treiben, bis man irgendwann bei doppelten, dann dreifachen, dann vierfachen Beträgen rauskommt. And counting... (Ein Flachdach hätt’s beim Lehrter natürlich nicht getan, wir können doch nicht auf Neugroßdeutschen Größenwahn a la Speer verzichten! Lieber auf Kita-Plätze! Jedes siebte Kind wächst in Armut auf. Was das bedeutet? Wir brauchen mehr Prunkbauten!!! Direkte Verbindungen nach Tokyo! Tempo 100! Smog! Verkehrstote!
Die BVG baut am Nollendorfplatz eine unsinnige Prestige-Kuppel, bestellt U-Bahn-Züge mit der falschen Spurbreite und baut einen U-Bahn-Tunnel in der falschen Himmelsrichtung – wach auf!
„Und übrigens: der Tunnel ist praktisch fertig, der größte Teil der Baukosten ist also eh schon bezahlt worden.“
Haha, achso, und wenn die Jäger 90, die Treuhand (ca. 1 600 000 000 000 in den Schornstein), die Bundeswehr-Großtransporter, die Kohlspender, der Bankenskandal, der Cargolifter, die Steuergeschenke an die Konzerne, die Hartz-Geschenke an die Konzerne, der Olympia-Schwachsinn, die Atom-Garantien, etc. etc. erst über die Bühne und verbrochen sind, dann muß schnell der Mantel des Schweigens drüber, was? Mit Deiner abstrusen Argumentation erinnerst Du stark an die Gnome der JU.

“Weil Berlin die Hauptstadt Deutschlands ist?“ Nein, denn wenn es so zwingend wäre, wie Du es darstellst, wäre wohl kaum drüber abgestimmt worden.
„Ganz abgesehen davon, daß die Kosten für den Neubau des Regierungsviertels imo nicht Berlin zu tragen hatte...“ So ein Unsinn, vielmehr treffen die Ausgaben eines Haushaltes alle anderen genauso. Haben die Länder zuwenig, holen sie es sich anders wieder vom Bund. Außerdem sind diese "Haushalte" sowieso virtuell, da der Staat längst ins Eigentum der Banken übergegangen ist. Oder glaubst Du vieleicht, daß wir noch mal ein Jahr ohne Neuverschuldung erleben? Wie auch? Und was passiert, wenn die Schulden immer größer werden? Aha.

Asozialen Schreibtischtätern und kapitalen Massenmördern das Hemd ausziehen!

Schluß mit den Christiansen-Diskussionen!

Unbefristeter Generalstreik statt TV-Talkshow-Geblöke!

Oh Mann!

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