Gera: Antifa besucht NPD am Volkstrauertag

Antifaschistische Aktion Gera [AAG] 20.11.2003 03:04 Themen: Antifa
Im braunen Gera ist das alljährliche Nazitreffen anläßlich des Volkstrauertages - ähnlich wie in Halle - traurige Realität. Zum ersten Mal seit Jahren haben AntifaschistInnen versucht, den Nazi-Spuk zum Desaster werden zu lassen. Es endete mit ID-Behandlungen und Strafanzeigen wegen angeblichen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz...
AntifaschistInnen überraschen NPD am Volkstrauertag
Presseerklärung [AAG] vom 16. November 2003

Am heutigen Sonntag fand im Ostfriedhof Gera, anlässlich des Volkstrauertages, eine inoffizielle Kundgebung des NPD Kreisverbands Gera statt. Diese wurde vom NPD-Kreisvorsitzenden Gordon Richter angemeldet. Gegen 14 Uhr, also im Anschluss an die offizielle Trauerveranstaltung der Stadt, zu der auch OB Ralf Rauch (parteilos) eine Rede hielt, sammelten sich vor dem Haupteingang des Ostfriedhofs 43 Nazis. Darunter befanden sich neben Jörg Krautheim (NPD Gera, Aufruhr Versand), Gordon Richter (Vors. NPD KV-Gera), Nico Hüfner (NPD Gera), Jens Fröhlich (Sänger der Geraer Rechtsrock-Band "Eugenik", ex-"White Youth") auch Christian Bärthel (ex-DVU, Pressesprecher und stellv. Landesvors. d. "Deutschen Partei", u.a. Anmelder der Nazidemo vom 18.10.03 in Erfurt).
Völlig überraschend tauchten plötzlich 22 AntifaschistInnen auf, welche ein Transparent mit der Aufschrift "Opa halt’s Maul! Deutsche Täter sind keine Opfer!" mit sich führten und lautstark Parolen wie "Nie wieder Deutschland!" oder "Stalingrad" riefen. Nachdem diese kurze Zeit symbolisch die Tore des Friedhofs besetzt hielten, wurde eine Spontanversammlung angemeldet. Die AntifaschistInnen begleiteten die NPD bis zum Soldatenfriedhof, wo die Nazis sich mit Fackeln und Reichsflaggen in Pose brachten und einen Kranz mit der Aufschrift "Ruhm und Ehre unseren Helden. Nationaler Widerstand Gera" niederlegten. An gleicher Stelle hatten kurz zuvor Vertreter der in Gera stationierten Pionierbrigade und des Verbandes der Heimkehrer ihre Kränze niedergelegt, welche jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits spurlos verschwunden waren. Die AntifaschistInnen hielten sich an die von der Polizei erteilten Auflagen und brachten dennoch ihren Protest auch am Rande der Veranstaltung der NPD zum Ausdruck. Gordon Richter hielt eine Rede, in der er den "Opfern der alliierten Bombenangriffe" gedachte und somit in den zivilgesellschaftlichen Tenor der Vertriebenenverbände und Ewiggestrigen einstimmte. Natürlich fiel kein Wort über die Vertreibung und industrielle Vernichtung der Geraer Jüdinnen und Juden, deren Denkmal nur ca. 50 Meter von dem Versammlungsort liegt.
Nach ca. 15 Minuten wurde die Versammlung der NPD aufgelöst und die AntifaschistInnen wollten sich ebenfalls auf den Weg machen, wurden aber von der Polizei abgehalten. Die Polizei leitete eine schikanöse Identitätsfeststellung ein, da angeblich einige VersammlungsteilnehmerInnen gegen das Vermummungsverbot verstoßen hätten. Das Transparent wurde zur Beweisaufnahme sichergestellt.
Wir verurteilen das Verhalten der Polizei, da wieder eindeutig gegen den antifaschistischen Widerstand agiert wird, unnötige Polizeischikanen das Recht auf freie Meinungsäußerung nahezu unmöglich machen. Die Einzigen, in diesem Falle ausschließlich Jugendliche und junge Erwachsene, die sich dem rechten Treiben in Gera und dem alljährlichen Nazi-Spuk auf dem Ostfriedhof zum ersten Mal seit Jahren entgegen stellen, werden somit ein weiteres Mal als "Störer" und lästige Nestbeschmutzer gebrandmarkt.
Wir rufen jedoch dazu auf, sich auch im nächsten Jahr den Nazis in den Weg zu stellen und hoffen auf eine größere Beteiligung als in diesem Jahr.
Deutschland denken heißt Auschwitz denken!
Keine Kriminalisierung des antifaschistischen Widerstandes!

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Trauer um die Kriegsopfer arbeitet Vergangenheit auf
Zeitungsartikel TLZ (Lokalteil Gera) vom 16.11.03 (Fehler im Original)

Gedenken zum Volkstrauertag auf Ostfriedhof Gera (eig). "Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden". Diese Worte aus der Bergpredigt gab Superintendentin Gabriele Schaller gestern den 35 Teilnehmern an der staatlichen Geraer Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag mit auf den Weg.
Trauer beinhalte zugleich die Hoffnung, einen neuen Zugang zum Leben zu finden, sagte die Christin, die gestern nicht von der "moralischen Kanzel" sprach. Die Kirche sei "mit verwickelt" gewesen, erinnerte sie an die Kriege des 20. Jahrhunderts und an die Verbrechen an Minderheiten, Völkern, Andersdenkenden und Anderslebenden. "Die besondere deutsche Verantwortung ergibt sich aus der Rolle und der Kriegsschuld Deutschlands", sagte gestern Geras Oberbürgermeister Ralf Rauch. Er sieht den europäischen Weg in die gemeinsame Zukunft als unumkehrbar, "wenn wir alles richtig machen", betonte er.
Der Volkstrauertag, den der Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge 1952, ins Leben rief, ist erst nach der Wende ein Tag, der hier öffentlich begangen wird. "Wer sich wagt, der Vergangenheit zu stellen, findet einen Weg mit ihr zu leben", ermunterte die Superintendentin.
Vertreter des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, des Verbandes der Heimkehrer, des Bundes der Vertriebenen sowie der Oberbürgermeister legten gestern im Gedenken der Opfer Kränze am Holzkreuz auf dem Geraer Ostfriedhof nieder.

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Polizeieinsatz auf Friedhof
Zeitungsartikel TLZ (Lokalteil Gera) vom 16.11.03 (Fehler im Original)

Gera. Gestern trafen sich 13.20 Uhr 35 NPD-Anhänger zur Kranzniederlegung auf dem Ostfriedhof. Nach Polizeiangaben versuchten 15 Personen des linken Klientel diese genehmigte Veranstaltung zu stören, indem sie den Friedhofseingang blockierten. Polizeikräfte überprüften deren Identität und forderten sie auf, dem Vermummungsverbot nachzukommen. Das geschah nicht. Eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsverbot (die Autorin wollte wohl sagen "Versammlungsgesetz" - Anm. AAG) wurde aufgenommen.

Mehr Bilder und ein Video findest Du unter  http://aag.antifa.net
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Ergänzungen

kein wunder

xxx 20.11.2003 - 05:50
"mehr war nicht möglich - traurig aber ehrlich!"

vielleicht wären auch mehr leute zur gegendemo gekommen wenn man auf antideutsche phrasen verzichtet hätte. es gab durchaus auch deutsche die opfer waren, deutsche wie die geschwister scholl die widerstand gegen das nazi-regime leisteten.

@xxx

Mensch aus Gera 20.11.2003 - 13:27
Gedacht wurde - bei der Veranstaltung der NPD - den gefallenen Soldaten. Diese als Opfer darzustellen ist wohl mehr als falsch.
Tatsächlich agierte die Polizei in gewisser Weise als Schutz, dass sie jedoch zum wiederholten Male eine Veranstaltung von Nazis schützen, ist in keinster Weise zu verzeihen. Ich habe noch eine Aussage vom Redner der NPD im Kopf, in der er vom "Vertreibungsholocaust" redete, während die Polizisten vor uns scherzten - widerlich.

Zur Kritik an antideutschen Standpunkten

krixsdenet 20.11.2003 - 14:05
Zu kritisieren, dass der Satz "Deutsche Täter sind keine Opfer" vertreten wird, ist wohl kaum überdacht. Erstmal sollte mensch überlegen, ob sich Widerstandskämpfer (auch welche aus bürgerlichen Ebenen, die sich oft fehlerhaft mit ihrer Nationalität identifizieren), mit Wehrmachtssoldaten gleichgesetzen lassen?-Klar nein. Dieser Tag und das diesbezügliche gedenken lässt keinen Zweifel an einer Huldigung Soldaten im Namen Deutschland...deswegen ist die Parole komplett richtig!

Nie wieder Deutschland - Solidarität mit dem antifaschistischen Widerstand!

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Zu den Faschos: scheinen echt ganz schön viele gewesen zu sein!Das nächste mal vielleicht das Zahlenverhältnis einfach umdrehen;-)

acab

? 20.11.2003 - 20:02
HÄTTE DA MA NE FRAGE,WAS HEIST DIESES A.C.A.B?(steht bei einem der faschos auf der jacke)

zu A.C.A.B.

rat mal 20.11.2003 - 20:45
ACAB= All Cops are Bastards

brown g-town

muss ausgefüllt werden) 21.11.2003 - 18:56
ich kann mich selbst als antifa aus gera nicht mit den kommentaren identifizieren;das ist wohl rumgeprolle einzelner.
insgesamt war die action so wie sie war ok, nur die von stärke war nix zu spüren.mehr alszeigen,dass mensch da ist wars auch nicht.
es war wirklich glück dass so fix die cops da waren("danke"-haha),sonst wäre es wirklichein desaster geworden.
ich verstehe nicht ie mensch an solchen aktionen kritik üben kann und lieber zu hause formel 1 guckt?!...solche menschen haben in dem moment kein recht auf kritik. die linke in gera ist einfach nur antiantifa!!hell!
zur info, es waren mehr nazis als in den vergangenen jahren da. es scheint wohl wieder einen trend in "unserer schönen stadt" zu geben...
na dann

na den kenn ich doch*

watcher 08.02.2004 - 01:54
der nazi auf dem bild mit dem titel"braunes pack" (ganz links), heißt namentlich robert wunderlich(wohnt in brahmenau, nahe gera). er ist später auch nochmal mit ner fackel zu sehen(is ja manchmal ganz schön, wenn man weiß mit wem mans zu tun hat*)

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Glück gehabt!!! — Kritiker

naja — ali

reaktion — roter haufen gera

SCHADE — igorowitsch

erst nachdenken — ich

@Mods — bitte Ergänzung löschen

i — 9

lächerlich — denkender mensch

Kritik üben, aber ohne Selbstreflektierung! — Bewegt euch selber!!!!!

Arrogant! — einer aus gera