ESF: DolmetscherInnen-Netzwerk "Babels"

Yossarian 14.11.2003 20:46 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Die Simultanübersetzung für die Veranstaltungen des Europäischen Sozialforums (ESF) in Paris werden komplett von Babels durchgeführt, einem internationalen Netzwerk freiwilliger DolmetscherInnen, das im letzten Jahr für das erste Europäische Sozialforum in Florenz gegründet wurde. Ich habe mit Angelika und Helga gesprochen, die beide bei Babels aktiv sind.
Zusammenfassung des Interviews:

Babels wurde für das erste Europäische Sozialforum in Florenz im letzten Jahr gegründet, stellte dort aber nur einen Teil der DolmetscherInnen. Die Idee entstand den Erfahrungen mit Coorditrad, dem Übersetzungsnetzwerk für Attac Publikationen ("Sand im Getriebe" Newsletter). Zur Zeit umfasst die Online-Datenbank von Babels ( http://www.babels.org/) ca. 3.000 DolmetscherInnen, die alle ehrenamtlich arbeiten. Auf dem ESF in Paris sind 1.200 DolmetscherInnen präsent, dazu kommen noch OrganisatorInnen. Zwischen Florenz und Paris war Babels unter anderem auf dem Berliner Vorbereitunstreffen für das ESF und dem G8 Gegengipfel (Evian) aktiv.

In der Gründungscharta setzt sich Babels explizit die Einbindung in den Prozess der Sozialen Bewegungen zum Ziel, in Anlehnung an die Charta der Sozialforen aus Porto Alegre ( http://www.forumsocialmundial.org.br/main.asp?id_menu=4&cd_language=2), das Netzwerk ist grundsätzlich nicht kommerziell tätig. Allerdings sind die einzelnen DolmetscherInnen beruflich natürlich auf bezahlte Aufträge auch von Konzernen angewiesen, was leider für das ESF den Effekt hatte, dass es problematisch war, Spezialisten für Englisch zu organisieren, da diese Fähigkeit am meisten auf dem Markt nachgefragt ist.

DolmetscherInnen spielen in dem Prozess der Globalisierung tatsächlich eine sehr interessante Rolle, sie sind eine unerläßliche Informationschnittstelle insbesondere der kommerziellen transnationalen Strukturen. Durch die Konfrontation mit diesen Informationen kommt es bei vielen zu einer Sensibilisierung für diese Thematik, allerdings befinden sie sich immer in dem Spannungsfeld zwischen sozialem Engagment wie eben bei Babels und der Notwendigkeit bezahlte Übersetzungsjobs für den Lebensunterhalt anzunehmen. Neben erfahrenen DolmetscherInnen bietet Babels gerade auch BerfufsanfängerInnen und StudentInnen eine sehr gute Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln.

Die Infrastruktur von Babels soll für das kommende Weltsozialforum in Mumbay mit einer alternativen Simultanübersetzungstechnologie kombiniert werden, die zur Zeit im Rahmen des MetallosMediaLab beim ESF präsentiert und weiterentwickelt wird (siehe  http://de.indymedia.org/2003/11/66098.shtml).
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Ergänzungen