Antipatriarchale Demonstration zum 2. ESF in

pope-sisters 13.11.2003 18:37 Themen: Gender Globalisierung Soziale Kämpfe
4500 TeilnehmerInnen auf feministischer Demonstration in Bobigny zum Auftakt des 2. Europäischen Sozialforum in Paris
Eine feministische antipatriarchale Demonstration als Auftakt einer Veranstaltung zu der über 100000 AktivistInnen erwartet werden. Da kommt zumindest der Gedanke, dass für einen kurzen Augenblick kaum was zu wünschen übrig sei. Eine bunte Mischung von 4500 Menschen trafen sich am späten Nachmittag in Bobigny ? einem Vorort von Paris, wo auch tagsüber die erste europäische Versammlung für die Rechte von Frauen stattgefunden hatte.
Schriftzüge wie "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", "Solidarität mit den Frauen der ganzen Welt", "Für eine Welt ohne Gewalt in den Straßen und Häusern" waren zu lesen. Auf dem Weg gab es einen ersten Redebeitrag mit einer Botschaft für eine mexikanische Frau, die an der us-amerikanisch ? mexikanischen Grenze ermordet wurde. Mit langanhaltenden lauten Sprechchören ging es dann weiter über Hochhäuserschluchtentrampelpfade zum hohen Gericht wo mehrere Redebeiträge folgten. Gewalt gegen Frauen, sexueller Missbrauch von Kindern, Diskriminierung von Lesben und das Streichen reproduktiver Rechte von Frauen am Beispiel Polen waren nur einige Themen. Mutmachende Worte, dass der Kampf für Frauenrechte heute mehr denn je weitergehe, wurden mit begeistertem Beifall beantwortet.
Lautstark setzte sich der Zug nach diesen Redebeiträgen fort in Richtung Rathaus. Freude meinerseits ob der bisher unbekannten Sprechchöre, wie "Es lebe das Kondom, nieder mit den Religiösen" (was sich auf französisch natürlich viel besser anhört und reimt) oder "hej, mister, don´t touch my sister". Rufe wie "In Ramallah, in Bagdad, in Tschetschenien und Palästina ? contre la guerre et la misere avec les femmes et sans frontieres" waren da um einiges komplizierter. Auch das Spektrum von AktivistInnen reichte von Lesbengruppen, über next_GENDERation ? ein Netzwerk von Studierenden, WissenschaftlerInnen und AktivistInnen, AnarchofeministInnen, marche mondiale des femmes, bis hin zu Attac, Gewerkschaften und selbst der Bürgermeister von Bobigny war mit blau-weiß-roter Schärpe im Demonstrationszug. Und damit sind längst nicht alle vertretenen Gruppen erwähnt. Begleitet war die Demonstration von ebenso unterschiedlicher Musik ? kompliziert auf einen Handkarren gebundene Lautsprecher, aus denen französischer Ska schepperte; eine Trommelgruppe, die sich irgendwie mit einer zweiten Sambagruppe koordinierte; ein anderer Lautsprecherwagen und zwischendurch immer wieder spontan angestimmte Lieder (ich glaub es waren auch die "Moorsoldaten" auf Spanisch dabei...). Zeitweise noch begleitet von zwei großen Puppen, die zumindest äußerlich ziemlich klassischen Geschlechtermustern entsprachen. Aber wer weiß schon, wer sich unterm äußeren Schein verbirgt...
Zum Abschluss auf dem Rathausvorplatz wurde aus dem noch kurz zuvor skandierten "Lesbienas unidas jamas sera vencidas" der weitaus bekanntere Vers "El pueblo unido jamas sera vencido", mit dem der offizielle Beginn des 2. Europäischen Sozialforums ausgerufen wurde. Es bleibt zu hoffen, dass diese kraftvolle und motivierende Demonstration gegen Sexismus und patriarchale Strukturen nicht nur am Anfang dieses europaweiten Treffens der sozialen Bewegungen steht, sondern dass die Gedanken und Forderungen auch Eingang in die zahlreichen Veranstaltungen der nächsten Tage finden. Darüber hinaus sollten sie zu einem festem Bestandteil und Vorraussetzung von tatsächlicher Politik weltweiter sozialer Bewegungen werden.
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Ergänzungen