Gusborn/Wendland Ganzes Dorf festgenommen

FRW 13.11.2003 16:02 Themen: Atom Soziale Kämpfe
In der Nacht des Castortransportes war das Dorf Gusborn von der Außenwelt abgeriegelt. Niemand durfte das Dorf verlassen.
Gusborn/Wendland: Ganzes Dorf festgenommen. In der Nacht vom Mittwoch umstellte die Polizei das Dorf Gusborn (Castor Südroute). Hier gab es eine Straßenblockade mit mehreren hundert TeilnehmerInnen. Für mehrere Stunden durfte niemand das Dorf mittels PKW verlassen. (Natürlich findet um diese Zeit kein öffentlicher Busverkehr statt und die Gegend ist auch extrem einsam, zu Fuß gehen schied daher auch aus). Dennoch blieb die Stimmung trotz Temperaturen unter null Grad gut. Es gab reichlich Stroh von den Bauern, eine mobile Bühne und gute Musik vom Radio Freies Wendland.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

wegen dem Untertitel oben:

rolf 13.11.2003 - 17:18
Nicht nur Gussborn, sondern auch Laase und Grippel!

Das ist so nicht ganz korrekt

strahlemann 13.11.2003 - 20:00
In Klein Gusborn wurde nicht "das ganze Dorf festgenommen". Die Polizei war, im Verhältnis zu den anderen blockierten Ortschaften an der Straßenstrecke, relativ moderat. Man konnte sich im Großen und Ganzen frei bewegen und natürlich auch das Dorf verlassen (was viele, sogar mit PKW, taten, als klar war, daß der Castor die Nordroute nimmt). Allerdings kam man, war man erst mal draußen, nicht mehr rein (ob das auch für Ortsansässige galt, weiß ich nicht), also sollte man besser von "aussperren" reden. Zwischenzeitlich wurden zwei kleine Holzhäuschen mit Leuten drin, welche Aktivisten auf die Straße getragen hatten, sowie ein Dixie-Klo, geräumt. Das erste Häuschen wurde brutal umgekippt und die Leute rausgeprügelt, beim zweiten waren sie dann sehr viel vorsichtiger; die Sitzblockade um das zweite Häuschen wurde gewaltfrei abgeräumt, man konnte auch gleich wieder gehen. Es gab in diesem Zusammenhang keine Ingewahrsamnamen. Dann wurde ein Ring um das Häuschen gezogen und mit einer Brechstange aufgebrochen. Wie mehr oder weniger sanft die "Bewohner" entfernt wurden, konnte ich leider nicht sehen, glaube aber, das auch das moderat geschah. Das gut gefüllte Dixie-Klo wurde übrigens kurzerhand um 90° gekippt und beiseite getragen - ein paar Minuten später kam dann die Lautsprecherdurchsage, daß es selbstverständlich nicht konfisziert wurde, sondern weiterhin zu benutzen ist. Kann mir allerdings nicht vorstellen, daß das noch jemand gemacht hat...
Natürlich darf dieser vergleichsweise "Schmusekurs" nicht darüber hinwegtäuschen, was wahrscheinlich passiert wäre, wenn der Castor über Klein Gusborn gefahren wäre - ich bin mir sicher, daß die Räumung mit den 2 Wasserwerfern und Räumpanzern (bei einigen Grad unter Null!) wesentlich härter abgelaufen wäre.

Südstrecke?

XxX 14.11.2003 - 13:43
Ist der Castro eigentlich schonmal über die Südstrecke gefahren, oder ist die bis jetzt immer von Anwohnern/Wendländern/Anti-Atom-Aktivisten dicht gemacht worden?

unvollständige Streckenchronik

W. ,früher Hitzacker, heute Berlin 17.11.2003 - 16:43
welchen Weg nahm der Castro, äh, der Castor wann ?

Also wenn ich mich recht erinnere war es ´95 und ´96 die Südstrecke (also, am Friedhof vorbei, wo jedesmal der Holz-Zaun bei drauf ging...).

´97 war dann die wirksame Trecker-Blockade auf der Südstrecke, so dass erstmals die Nordstrecke genommen wurde.

Welche Strassenstrecke dann März und November ´01 und ´November ´02 gefahren wurde, weiß ich nicht.
Und aktuell im November ´03 dann die Nordstrecke.

persönliche Nachbemerkung: ich war einige Tage ziemlich matschig im Kopf nach diesem Transport. Aber langsam gucke ich wieder über den Tellerrand und finde es wichtig, dass wir weitermachen.
Da wir uns kaum auf die Massen-Medien verlassen können, wäre jetzt die Frage, wie wir das erlebte so weitererzählen können, dass möglichst viele Menschen, die für das Thema offen sind, erfahren, wie es war im November ´03 beim Castor. Und, worum es eigentlich geht. Und, dass es hilfreich ist, wenn nächstesmal mehr Leute hinfahren und andere Leute auch dezentral mehr machen.

Wir haben es geschafft, dass der Wunschtraum der Regierenden, der Widerstand werde Jahr für Jahr abnehmen und immer leichter zu händeln sein, mit diesem Transport endgültig wie eine Seifenblase geplatzt ist.
Sie werden auch beim nächsten Mal ihr volles Programm an Beamten und Maschinen auffahren müssen !
Sie haben uns unterschätzt.

Ich sage: weiter so !

W.