Uni Paris III: Verwaltungsrat blockiert
An der Universität Paris III sollte am vergangenen Freitag eine Sitzung des Verwaltungsrates gegen den Willen der Studierenden die Einführung von neoliberalen "Studienreformen" beschließen. Dazu kam es jedoch nicht, die Sitzung wurde von studentischer Seite verhindert. Ein hochschulübergreifender Widerstand gegen die gegenwärtige Hochschulpolitik wird angestrebt.
Verwaltungsrat durch die Studierenden der Universität Paris III-Censier blockiert
(Artikel vom 10.11.2003)
An der Uni Paris III sollte am Freitag, dem 7.11., um 14.30 eine Sitzung des Conseil d'administration (CA) (Verwaltungsrat) [das ist das höchste Gremium einer französischen Universität] stattfinden, die die Anwendung des Systems ECTS-LMD [LMD=Licence-Master-Doctorat bezeichnet eine "Studienreform", durch die die bisherigen französischen Abschlüsse Diplome/Licence und Doctorat, die in etwa dem deutschen Diplom/Magister und Doktor entsprechen, durch ein dreistufiges System von Licence nach 3, Master nach 5 und Doctorat nach 8 Jahren ersetzt werden sollen, entsprechend der Einführung des Bachelor-Master-Systems in D] von 2005 an beschließen sollte.
Kurz zuvor fand um 12.30 eine Vollversammlung statt: sehr wenig Leute da, 30 Personen. Die Mehrheit, die von [den Studentengewerkschaften] FSE (Fédération syndicale étudiante) und SUD angeführt wurde, beschloß, einen Rundgang durch die Seminare zu machen, um die Studierenden darüber zu informieren, was auf der Tagesordnung stand, und sie einzuladen, sich uns anzuschließen, um die Abhaltung der Sitzung des Verwaltungsrates zu verhindern. (Die UNEF [Union Nationale des Étudiants de France] hingegen zog es vor, nichts zu tun, vor allem wollte sie nicht die Sitzung eines Verwaltungsrates verhindern, den sie für demokratisch hält.)
Dazu sollte man wissen, daß die Dekrete von Lang zum ECTS-LMD von April 2002 darauf abzielen, die nationalen Diplome [die allen ihren Absolventen denselben Status geben] zu zerstören. Unter dem Vorwand der europäischen Harmonisierung führt die Reform tatsächlich ortsspezifsiche und individualisierte Diplome ein: der Arbeitgeber wird genau erfahren können, welche Kurse der Student belegt hat, und kann so eine Hierarchie unter denn Studenten herstellen, die theoretisch "dasselbe" Diplom haben. Das Kreditpunktsystem ECTS stellt die (meistens obligatorischen und unbezahlten) Praktika und die Lehrveranstaltungen auf dieselbe Stufe. Insgesamt ist dies eine Bedrohung für die Anerkennung der Diplome in den Arbeitsverträgen und Statuten, die die kollektiven Rechte der Beschäftigten garantieren. Indem die Reform das 3/5/8-System einführt, schafft sie die Diplome 2 Jahre nach dem Abitur (vor allem den DEUG [Diplôme d'Études Universitaires Générales]) und vier Jahre nach dem Abitur (Maîtrise) ab und beabsichtigt, die Selektion an der Uni einzuführen und damit tausenden von jungen Menschen das Recht zum Studium zu nehmen.
Schließlich waren wir nach dem Rundgang durch die Seminare ungefähr 100 bis 150 Studierende, die den Verwaltungsrat blockieren wollten. Die Operation war erfolgreich, die Sitzung wurde annulliert. Wir haben dann beschlossen, die Mitglieder des Verwaltungsrates nach unseren Kriterien am Verlassen des Versammlungsortes zu hindern, solange das Präsidium der Uni Paris III sich nicht dazu verpflichtete, den nächsten Verwaltungsrat an denselben Ort einzuberufen, das heißt mitten auf dem Campus, an einem nicht gesicherten Ort (um zu vermeiden, daß die Verwaltungsratssitzung außerhalb der Uni unter Polizeischutz stattfindet). Einer der Vizepräsidenten hat sich dazu verpflichtet.
Danach fand nebenan eine Vollverasmmlung von ungefähr 100 Personen statt, um über die Reformen und die Aktionsperspektiven zu diskutieren. Die Mobilisierung hat in Paris III begonnen. Sie beginnt ebenso in Paris I-Tolbiac, wo am nächsten Mittwoch, dem 12.11., um 14 Uhr eine einheitliche Vollversammlung stattfinden wird (nach mehreren Informationstreffen).
Quelle:
http://www.dissident-media.org/spip/article.php3?id_article=1981
(Artikel vom 10.11.2003)
An der Uni Paris III sollte am Freitag, dem 7.11., um 14.30 eine Sitzung des Conseil d'administration (CA) (Verwaltungsrat) [das ist das höchste Gremium einer französischen Universität] stattfinden, die die Anwendung des Systems ECTS-LMD [LMD=Licence-Master-Doctorat bezeichnet eine "Studienreform", durch die die bisherigen französischen Abschlüsse Diplome/Licence und Doctorat, die in etwa dem deutschen Diplom/Magister und Doktor entsprechen, durch ein dreistufiges System von Licence nach 3, Master nach 5 und Doctorat nach 8 Jahren ersetzt werden sollen, entsprechend der Einführung des Bachelor-Master-Systems in D] von 2005 an beschließen sollte.
Kurz zuvor fand um 12.30 eine Vollversammlung statt: sehr wenig Leute da, 30 Personen. Die Mehrheit, die von [den Studentengewerkschaften] FSE (Fédération syndicale étudiante) und SUD angeführt wurde, beschloß, einen Rundgang durch die Seminare zu machen, um die Studierenden darüber zu informieren, was auf der Tagesordnung stand, und sie einzuladen, sich uns anzuschließen, um die Abhaltung der Sitzung des Verwaltungsrates zu verhindern. (Die UNEF [Union Nationale des Étudiants de France] hingegen zog es vor, nichts zu tun, vor allem wollte sie nicht die Sitzung eines Verwaltungsrates verhindern, den sie für demokratisch hält.)
Dazu sollte man wissen, daß die Dekrete von Lang zum ECTS-LMD von April 2002 darauf abzielen, die nationalen Diplome [die allen ihren Absolventen denselben Status geben] zu zerstören. Unter dem Vorwand der europäischen Harmonisierung führt die Reform tatsächlich ortsspezifsiche und individualisierte Diplome ein: der Arbeitgeber wird genau erfahren können, welche Kurse der Student belegt hat, und kann so eine Hierarchie unter denn Studenten herstellen, die theoretisch "dasselbe" Diplom haben. Das Kreditpunktsystem ECTS stellt die (meistens obligatorischen und unbezahlten) Praktika und die Lehrveranstaltungen auf dieselbe Stufe. Insgesamt ist dies eine Bedrohung für die Anerkennung der Diplome in den Arbeitsverträgen und Statuten, die die kollektiven Rechte der Beschäftigten garantieren. Indem die Reform das 3/5/8-System einführt, schafft sie die Diplome 2 Jahre nach dem Abitur (vor allem den DEUG [Diplôme d'Études Universitaires Générales]) und vier Jahre nach dem Abitur (Maîtrise) ab und beabsichtigt, die Selektion an der Uni einzuführen und damit tausenden von jungen Menschen das Recht zum Studium zu nehmen.
Schließlich waren wir nach dem Rundgang durch die Seminare ungefähr 100 bis 150 Studierende, die den Verwaltungsrat blockieren wollten. Die Operation war erfolgreich, die Sitzung wurde annulliert. Wir haben dann beschlossen, die Mitglieder des Verwaltungsrates nach unseren Kriterien am Verlassen des Versammlungsortes zu hindern, solange das Präsidium der Uni Paris III sich nicht dazu verpflichtete, den nächsten Verwaltungsrat an denselben Ort einzuberufen, das heißt mitten auf dem Campus, an einem nicht gesicherten Ort (um zu vermeiden, daß die Verwaltungsratssitzung außerhalb der Uni unter Polizeischutz stattfindet). Einer der Vizepräsidenten hat sich dazu verpflichtet.
Danach fand nebenan eine Vollverasmmlung von ungefähr 100 Personen statt, um über die Reformen und die Aktionsperspektiven zu diskutieren. Die Mobilisierung hat in Paris III begonnen. Sie beginnt ebenso in Paris I-Tolbiac, wo am nächsten Mittwoch, dem 12.11., um 14 Uhr eine einheitliche Vollversammlung stattfinden wird (nach mehreren Informationstreffen).
Quelle:
http://www.dissident-media.org/spip/article.php3?id_article=1981
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Ergänzungen
Wer hat noch Plätze frei nach Paris?
Abfahrtsort zweitrangig.
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
eX-mARQUaDE; — MARIE