Bericht vom Streik an der TU Berlin -10.11.03

AG Presse & Öffentlichkeit 10.11.2003 15:46 Themen: Bildung
Telefunken Hochhaus besetzt. „Aktive VerSlummung“ vor dem Archtikturgebäude.
Am heutigen Montag fanden und finden mehr als 20 Veranstaltungen im Umfeld des Streiks an der TU Berlin statt. Als herausragende Aktionen sind zu nennen:
·"Aktive VerSlummung - Berlin wird Weltstadt!"; Die Studierenden der Architektur haben als Konsequenz aus der desolaten Situation in ihrem Lehrbereich einen Slum vor dem Architek-turgebäude errichtet. Mit alten Brettern, Türen, Tüchern, Pappe und anderem Sperrmüll werden Hütten gebaut, die an Armutsviertel der Millionenstädte wie Mexico City oder Rio erin-nern. Es soll damit ausgedrückt werden, dass sich diese Fakultät auf dem Weg zu solch einer "VerSlummung"; befindet.
·Besetzung des Telefunken Hochhauses. Ab 7.30 ist das TEL-Gebäude am Ernst-Reuter-Platz besetzt. Die Besetzung konnte den ganzen Tag aufrecht erhalten werden. Einzig den MitarbeiterInnen wurde Einlass gewährt. Es fanden mit Ausnahme der Deutschkurse für ausländische Studierende in diesem Gebäude keine Lehrveranstaltungen statt.
Mit Freude wurde von den Studierenden zur Kenntnis genommen, dass sich die Dozenten Grottian, Narr und Vilmar vom OSI an der FU Berlin dazu entschlossen haben ab Dienstag für zwei Wochen ihre Arbeit niederzulegen. Sie begründen ihren Schritt mit den lernfeindlichen Bedingungen im Grundstudium am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FUB.
Unterdessen laufen Vorbereitungen für Gespräche mit diversen Abgeordneten. Insbesondere mit den wissenschaftspolitischen SprecherInnen der Fraktionen. Ziel ist es einen Diskurs mit allen Beteiligten über das strittige Thema Studiengebühren und Wissenschaftsfinanzierung anzuregen und darüber hinaus aufzuzeigen, dass das Sparen an Bildungseinrichtungen, sozia-len Strukturen und öffentlichem Gut Konsequenzen aus der fortschreitenden Entwicklung der "Entsolidarisierung" sind.
Am morgigen Dienstag wird nach Auskunft der AktivistInnen des Institutes für Physik die Gebäudebesetzungen des Physik-Neubaus an der Hardenbergstraße stattfinden. Start ist 6.00 Uhr.
Am Samstag, den 15.11.2003 wird eine Demonstration zur Artikulation der Forderungen der streikenden Studierenden der TU Berlin stattfinden. Der Demonstrationszug beginnt um 13.00 am Pariser Platz und wird zum Roten Rathaus führen.
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Ergänzungen

Ergänzungen

streikendeR 10.11.2003 - 15:56
Heute abend wird im Vorfeld der morgendlichen Besetzung die Streik-Party ab 20 Uhr im Foyer des Physik-Neubaus (Hardenbergstraße - zwischen Ernst-Reuter Platz und der alten TU Mensa) stattfinden. Kommt alle und bringt Schlafsack und Isomatte mit.
Ansonsten war der heutige Tag ein voller Erfolg, aber das könnt ihr ja auch aus dem obigen Text entnehmen.

Warum Mitarbeiter

Lothar 10.11.2003 - 16:59
Es ist bei jedem Streik das gleiche, warum lasst ihr die Leute rein, die man für Druck sorgen können. Es gibt eine ganze Reihe Fremdforschung, Drittmittelprojekte oder (nachträglich) kommerzialisiere Dissertationen die genau die WiMi's machen. Wenn Druck erzeugt werden kann dann mit dem Ausschluss genau dieser Personen - und natürlich ihrerer Profs. Erst dann wird der Wirtschaft geschadet und wie wir wissen ist das das goldene Kalb.

Wenn ihr mal Konsequent dichtmacht und die Leute rausschmeisst, dann seht ihr schon an ihrer Reaktion das sie nicht auf eurer Seite der Barrikade stehen - 4 Wochen keine Lehre heisst immerhin 4 Wochen munter an ihren Sachen arbeiten können.

Also für bewaffnete Streikposten, gegen Elitebildung.

Solidarität vom AStA FU Berlin

AStA FU 10.11.2003 - 17:30
AStA FU erklärt Streikenden an TU seine Solidarität

Der Allgemeine Studierendenausschuss der Freien Universität Berlin erklärt sich solidarisch mit dem studentischen Aufbruch der TU-Studierenden und mit Ihrem am Mittwoch beschlossenem Streik.

Da die Präsidenten der Hochschulen in den letzten Jahren den katastrophalen Kürzungen des Berliner Senats nichts entgegenzusetzen hatten, und auch bei den neuen Hochschulverträgen nur über die Aufteilung der inzusparenden Millionen stritten, ist die studentische Selbsthilfe in Form von Streik und Protest die einzig sinnvolle Maßnahme gegen die Spar- und Umstrukturierungspolitik.

Bereits im letzten Semester reagierten die Hochschulleitungen auf die angekündigten Kürzungen mit Maßnahmen gegen die Studierenden: sie beschlossen den flächendeckenden NC für die drei großen Universitäten und sprachen sich für Studiengebühren aus, wenn denn die Einnahmen nur in der Uni verbleiben würden. Auch jetzt scheint FU Präsident Lenzen keine grundsätzliche Kritik an den Sparmaßnahmen zu haben: er äußerte in der Presse stattdessen fröhlich, dass man nun "endlich Planungssicherheit" habe, am Studienkontenmodell hatte er ebenfalls nichts auszusetzen. Mehr

Die elitäre Abschließung der Universität gegenüber der Gesellschaft wird somit von den Hochschulleitungen nicht bekämpft, sondern aktiv unterstützt. „Selektionsmaßnahmen“ wie Numerus Clausus, Auswahlgespräche, Gebühren und ähnliches verwehren Bildungswilligen mehr und mehr den Zugang zur Universität – offen gefördert und gefordert nicht nur durch die Berliner Uni-Präsdidenten.

Insbesondere in diesem Zusammenhang begrüßen wir ausdrücklich die Forderung der TU-Studierenden nach viertelparitätischer Mitbestimmung in allen Gremien: nur eine Demokratisierung der Universitäten kann verhindern, dass Bildungspolitik über unsere Köpfe hinweg entschieden wird.

Ralf Hoffrogge, Hochschulreferent AStA FU:


"Die TU-Studis haben die Situation erkannt: sie fordern nicht nur eine Rücknahme der Kürzungen, sondern auch die Demokratisierung der Universitäten.
Gleichzeitig kritisieren sie die derzeitige Bildungspolitik als Teil des allgemeinen Sozialabbaus. Dies ist der richtige Weg, denn nur durch gemeinsamen Widerstand aller
Betroffenen kann die herrschende Politik verändert werden."

Marek Schauer, Referent für Soziales dazu:

"Die Studierenden der TU sind sehr sensibel geworden, sensibel für die materiellen Einschränkungen, die sie durch das Studienkontenmodell von Senator Flierl erleiden werden. Diese SPD/PDS-Unverschämtheit, aber auch die Kürzungen im Studienangebot lassen sie sich zu recht nicht mehr bieten. Implizit wird durch den Protest eine ganz interessante Frage über unsere Gesellschaft aufgemacht: Wäre Bildung eine für die Gesellschaft bestimmende Größe, dann dürfte es doch eigentlich nie genug
davon geben?!"

An der FU sind derzeit dezentrale Veranstaltungen geplant: am Otto-Stuhr Institut für Politikwissenschaft findet am Dienstag, dem 11.11.2003 um 14 Uhr eine Vollversammlung im Hörsaal A in der Ihnestraße 21 statt. Dort geht es um die
neue Studienordnung, die Zugangsbeschränkungen zu Seminaren und die Kürzungen allgemein. An anderen Fachbereichen ist ähnliches geplant.

Der AStA begrüßt diese Aktivitäten und fordert alle Studis zum Widerstand gegen die auch von SPD und PDS kompromisslos forcierte neoliberale Bildungspolitik
auf.

P.S. @anarchistischer Prolet
So ein Quark mit dem HUmmel-Antifa Menschen. Erzähl hier keinen Scheiß und lass Deine Ressentiments zu Hause. Danke.

AG "Herrschaft und Wissenschaft"

Bericht 10.11.2003 - 18:32
Heute gabe es eine spannende AG "Wissenschaft und Herrschaft". Dort wurde der Text "Über die Funktionalisierung der Wissenschaft für Staats- und Geldmacht" von Freerk Huisken besprochen. Das war sehr spannend:

Hier zu lesen.
 http://www.fhuisken.de/wissfunk.htm

PDS

Counterstrike 10.11.2003 - 18:58
Streik hin, Streik her, ich fände wichtig, dass die politisch Verantwortlichen bei den Aktionen klar benannt werden und zu denen gehört die PDS. Wenn diese Partei sich noch immer unwidersprochen an jeden linken Protest anhängen kann sind alle Aktionen einfach unglaubwürdig. Nicht die WiMis stehen auf der falschen Seite der Barrikade sondern die Karrierehanseln vom Schlage Thomas Flierl und Benjamin Hoff. Wenn sie im Senat nichts für uns tun können, dann sollten sie sich endlich verabschieden. Solange sie dies nicht tun sollten alle Kontakte mit der PDS abgebrochen werden, auch wenn das ein oder andere Grüppchen dadurch in Finanznot kommen sollte.

News von der FU-Berlin

xyz 10.11.2003 - 19:03
In den Nachrichten von Imnforadio liest man davon, daß die Professoren der FU, genaugenommen die des Otto-Suhr-Instituts, streiken wollen um gegen die Kürzungspolitik der Stadt/Senat zu protestieren.
Das ganze soll 2 Wochen dauern.

@Mods

streikendeR 11.11.2003 - 09:50
Liebe Mods, bitte tut etwas mit den Aussagen des "Anarchistischen Proleten".
Zuerst einmal strotzt sein Bericht von Falschaussagen und persönlichen Beleidigungen: "HUmmel-Antifa-Macker", der Mensch war zwar mal an der HU aber ganz sicher nie bei der HUmmel; "bolschewistischer Streikführer" ist eine Diffamierung eines Menschen, der versucht etwas Organisation in die Besetzung zu bringen, denn wie sang schon Rio Reiser "...wenn wir uns organisieren". Er hat sicher etwas autoritär eine gewisse Straffung der Aktion begünstigt, aber ansonsten wäre dieses Gebäude sicher nicht den ganzen Tag gehalten worden. Und "alle bis auf einige AnarchistInnen gehorchten dem Genossen Polit-Offizier Kommissar" steht völlig außerhalb einer jeglichen Diskussion, es nützt nur dazu, daß sich keineR mehr um die Organisation einer Besetzung kümmert, wenn er / sie auf solche Art und weise öffentlich angekackt wird. Warum wird mit der Person denn nicht persönlich gesprochen und ein solcher Kommentatr hier öffentlich gepostet.
Alles in allem scheint mir der Bericht eher eine Provo eines Streikgegners zu sein, da er alle Dinge völlig negativ darstellt und versucht die Kraft und Power die hier gerade entsteht im Keim zu spalten und zu zerstören.
Ach ja, zu den durchgelassenen "Streikbrechern": Es war Konsens keine Deutschkurse für ausländische Studierende und ausländische Nichtstudierende ausfallen zu lassen. Ist ja auch eigentlich kein Diskussionsgegenstand, oder?

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