Studenten planen Streiks in Bayern - Würzburg

Goppel 06.11.2003 16:50 Themen: Bildung
Bayerns Wissenschaftsminister Goppel plant nach der Haushaltsperre für alle Universitäten in Bayern die zusätzliche Einsparung von 160 Millonen Euro im Jahr 2004 - Das Aus für viele Fakultäten, besonders für Geistes- und Gesellschaftswissenschaftliche. SprecherInnenrat plant dezentrale Aktionen. Blick auf die Universität Würzburg-
Die enormen Einsparungen der Bayerischen Staatsregierung lassen die Zukunft für viele Studenten in Bayern sehr mau aussehen.
Nach einem Gespräch der Rektorenkonferenz mit dem bayerischen Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel müssen die einzelnen Hochschulen im Jahr 2004 160 Millionen Euro oder 10% ihrer Ausgaben einsparen.
Dies bedeutet für die UNI Würzburg die Einsparung von 20 Millionen Euro!
Als Folgen dieser "Kürzungen nach dem Rasenmäherprinzip" wie es der würzburger Universitätspräsident Haase bezeichnete werden 120 bis 160 Stellen der Universität abgebaut.

In anbetracht der Tatsache, das die Uni Würzburg in diesem Jahr so viele immatrikulierte Studenten hat wie niemals zuvor, und die Besetzung der Lehrstühle im Moment schon absolut nicht ausreicht und somit das Studieren hier nur sehr schwierig möglich ist, bedeuten diese Einsparungen eine Katastrophe für nahezu alle Fakultäten der Universität. Besonders hart trifft es die Philosophischen Fakultäten, deren finanzielle Lage schon seit längerem katastrophal sind.

Die Einsparungen im Personalbereich betreffen gerade zufällig freiwerdende Stellen oder Stellen die noch nicht besetzt sind, wie dies bei einigen neuen Studiengängen der Fall ist. Diese werden ersatzlos gestrichen. Im Bereich Pädagogik/Sonderpädagogik wird in ca. einem Jahr deshalb keine Prüfung mehr möglich sein!

Außer im Bereich Personal werden Mittel aus den Bereichen Forschung und Lehre, sowie Bauunterhalt gestrichen. (Es wird also bis an unser Lebensende in die Mensa hineinregnen!)

Inoffiziell ist wohl ab dem Wintersemenster 2004/2005 mit der Einführung von Studiengebühren in Höhe von 500eur (!) pro Semester zu rechnen!

Dies sind Zustände, die keinesfalls hingenommen werden können!

Die Fachschaftsinitiativen der Fakultäten treffen sich heute um übereventuelle Aktionen zu beraten. Hoffen wir das etwas dabei herauskommt!
Und hoffen wir auch, das sich die Studierenden "überwinden" (um nicht zu sagen: DEN ARSCH HOCHKRIEGEN) können, sich an Aktionen, Demos und Streiks zu beteiligen! Die Stimmung ist gut!

Aktionen auch in München, Erlangen/Nürnberg etc... !

Solidarische Grüße nach Berlin, Frankfurt, Giessen etc...

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Ergänzungen

???

Knusperjoghurt 06.11.2003 - 18:44
Davon hab ich an der Uni bis jetzt noch gar nix mitbekommen, ok ich bin jetzt auch noch nicht lange da. Von der Haushaltsperre hab ich auch schon gehört, aber dass so viele Stellen gestrichen werden sollen.
Wenn also was los ist, dann gebt bescheid und vergesst die Juristen und BWLer etc. an der alten und neuen Uni nicht.

Das mit den 500 € pro Semester ab 04/05 würde ich gerne etwas genauer wissen.

Brandaktuelle Meldung

sarc 06.11.2003 - 19:28
Die Meldung ist Brandaktuell, Pressemitteilung vom 3. November:

 http://www.uni-wuerzburg.de/presse/mitteilungen/

Des mit den Studiengebühren ist nichts offizielles, aber wenn die Klagen mehrerer Bundesländer gegen das Verbot von Studiengebühren durchgehen, und wenn man sich die Entwicklung dort ansieht, dann ist die Einführung dieser Gebühren mehr als wahrscheinlich. (Siehe Thema MainPage)
Diese würden dann auch nicht der UNI zugute kommen, sondern in die Haushaltslöcher fließen. (Als wenn Ersteres ja noch nicht schlimm genug wäre!)

Weitersagen an Alle, und der Fachschaftsinitiative in der Arsch treten wenn die nix zu stande bringen!

Jetzt muß was passieren, ansonsten Gute Nacht!

los geht's

dudu 06.11.2003 - 21:03
endlich, endlich ist mal ein richtig guter anlass, auf die strasse zu gehen und dem frust freien lauf zu lassen. hier in würzburg ist die stimmung ganz gut, viele studierende auch der naturwissenschaften werden sich mit denen, die von den einsparungen besonders betroffen sind, solidarisieren! sollten die pläne mit den 500 euro studiengebühren stimmen, werden wir hier alles vom stadtteilrathaus bis zum landgericht besetzen!

für ein kostenfreies studium!

Stoibers Hochschul-Pläne

wurm 07.11.2003 - 14:12

Stoibers Regierungserklärung vom 06.11. gibt es im Volltext unter
 http://www.bayern.de/Presse-Info/Reden/2003/pdf/rede_031106_Regierungserklaerung_Endfassung.pdf

Mit der Hochschulpolitik befaßt er sich auf S.42-45.

Kernpunkte dieses Abschnittes (v.a. aus studentischer Sicht) sind:
- Konzentration auf "international konkurrenzfähige Schwerpunkte" und dafür Streichungen an anderer Stelle (von sog. "Doppelangeboten)
- "entscheidungskräftigere" Hochschulverwaltung und Entmachtung der internen Hochschulgremien - damit Einschränkung der student. Mitbestimmung
- die Studierenden werden getrennt in eine "Leistungselite", die durch "Elitestudiengänge" gefördert werden soll, und den übrigen, irgendwie zu bewältigenden "Studentenberg"
- Studiengebühren sollen prinzipiell erlaubt sein; angekündigt wird ihre Einführung zunächst nur für Überschreitung der Regelstudienzeit

Das alles ist natürlich ausgesprochen unoriginell, vielmehr aus vielen anderen Bundesländern von Frankenberg (BW) bis Dräger (HH) in fast demselben Wortlaut (mit denselben Euphemismen) schon bekannt. Einen wie auch immer gearteten bayerischen Sonderweg in der Hochschulpolitik, wie er bisher manchmal angenommen wurde, gibt es damit definitiv nicht mehr.


Hier zur der Volltext des betreffenden Abschnittes:

"Wir investieren in unsere Hochschulen. Sie sollen international in der ersten Liga spielen.

Der Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften steigt. In den nächsten Jahren wird sich der internationale Wettbewerb um die besten Studierenden und Nachwuchswissenschaftler weiter verschärfen: die deutschen Leistungseliten wandern aber immer stärker ab. Fast jeder dritte deutsche Wissenschaftler im Ausland kommt nicht zurück. Die deutschen Nobelpreisträger der letzten Jahre waren alle in Diensten ausländischer Forschungseinrich-tungen. Damit verlieren wir Know-How und Innovationskraft. Im weltweiten Wettbewerb um Köpfe und Wissen fällt Deutschland zurück.

Diese schwerwiegende Fehlentwicklung wird in Deutschland verschwiegen. Der Exodus der Eliten wird hingenommen. Dagegen werden wir uns stemmen. Umbau und Neuorganisation der Hochschulen, verstärkte Förderung der Eliten und noch mehr internationale Ausrichtung sind das Gebot der Stunde.

Wir werden ein neues, grundlegend modernisiertes bayerisches Hochschulrecht vorlegen. Die Hochschulverwaltung wird neu geordnet:
− Wir wollen entscheidungsfähige und tatkräftige Hochschulleitungen.
− Der Verwaltungsrat aus Senats- und Hochschulratsmitgliedern wird Aufsichtsratsfunktionen erhalten.
− Der Senat wird verkleinert, die Dekane werden gestärkt.

Wir setzen auf konkrete und überprüfbare Leistungs- und Finanzierungsvereinbarungen. An Hochschulen, die bereits jetzt über das notwendige Instrumentarium verfügen, erproben wir Globalhaushalte.

Wir wollen, dass die Hochschulen durch Konzentration auf Schwerpunkte ihr Profil schärfen. Internationale Spitze werden wir nur durch Konzentration unserer Ressourcen erreichen. Entscheidend für die Zukunft Bayerns wird nicht sein, dass an allen Hochschulen alles angeboten wird Entscheidend wird sein, dass wir in allen Fachrichtungen internationale Spitzenqualität in Bayern haben.

Ausbauen werden wir auf internationale Nachfrage zugeschnittene Studienangebote mit international üblichen Abschlüssen, wie z. B. dem Master. Mit internationalem Benchmarking wollen wir die Qualität von Lehre und Studium steigern. Das Leistungsprinzip wird auch mit Professuren auf Zeit und Leistungszulagen für exzellente Forschung und Lehre gestärkt.

Wir wollen neben einer fundierten akademischen Ausbildung für alle Studenten die Betreuung der Studenten verbessern. Dazu werden wir Standards für Beratung und Betreuung festlegen. Sichergestellt werden soll damit vor allem eine ausreichende Präsenz der Professoren an den Hochschulen. Das stärkt die Lehre und ist auch ein Beitrag zur Bewältigung des Studentenbergs.

Wir wollen die Leistungselite unter den Studenten fördern. Wir führen Elitestudiengänge mit hoher Betreuungsintensität und exzellentem Lehrangebot ein. Mit „Internationalen Doktorandenkollegs“ wollen wir die Leistungsbesten in Deutschland halten und zusätzlich auch aus dem Ausland gewinnen. Besonders herausragende wissenschaftliche Potenziale an den Universitäten werden wir in einem Elitenetzwerk bündeln.

Wir treten dafür ein, Studiengebühren zuzulassen. Studiengebühren sind für uns untrennbar verbunden mit leistungsabhängigen Stipendien, sozial ausgewogenen Studiendarlehen sowie einem Mehrwert für die Studenten durch verbesserte Studienbedingungen. Für die Überschreitung der Regelstudienzeiten werden künftig Gebühren erhoben."

Bauunterhalt statt Lehre!

FUler Berlin 11.11.2003 - 22:58
Schade dass ihr in Würzburg kein geld mehr für den Bauunterhalt eurer Uni habt! Wir an der FU Berlin bekommen gerade für 18 Millionen EURO eine neue philologische Bibliothek "geschenkt", geplant vom "Stararchitekten" sir Norman Foster (Reichstag!)!! Bezeichnenderweise wird dieses epochale Kuppel-Bauwerk direkt im Anschluss an die "Rostlaube" errichtet!(grösstes Uni-Gebäude, macht seinem namen alle ehre! kann man sich drin verlaufen)

Toll dass das Pleite-Berlin sich das noch leisten kann!
Wie geht das?
ganze einfach: dafür zahlt nicht die Freie Uni und auch nicht die Senatsverwaltung (=Ministerium) für Kultur, Wissenschaft und Hochschulen , sondern die Senatsverwaltung für "Stadtentwicklung"!

Was sollen wir daraus schliessen?
Wegen des sicher künftig (es muss ja gespart werden!) fehlenden Bibliotheks-Personals und der fehlenden Bücher kann die Bibliothek stattdessen als Leer-Bau (siehe auch jüd.museum) und Touri-Attraktion Leute in das abseits gelegene Berlin-Dahlem locken!

dazu passt auch prima, dass der FU-Präsident Lenzen in Dahlem Hotels für Kongressteilnehmer (wissenschaftliche Kongresse STATT lästige Studierende!) und Einkaufszentren (die restlichen Studies sollen ja konsumieren, sind ja bald nur noch Reiche) errichten lassen will...dafür könnte man ruhig noch das eine oder andere überflüssige Uni-Gebäude abreissen und den Grund verkaufen!
also: das nenn ich Stadtentwicklung!

Fazit: BAUunterhalt und Aufwertung des Uni-Viertels statt überflüssiges Lehrpersonal!
DA können wir doch künftig nur noch unbezahlte Dozenten von ausserhalb nehmen, die gibt es in Berlin ja vor allem z.B in der Politikwissenachaft zahlreich, die machen das ja alle umsonst!
Wir fordern deshalb : Streichung ALLER Professuren!

Stichwort Rasenmäher

Nunatakker 14.11.2003 - 20:40
Wir hatten am Donnerstag eine Fakultätsvollversammlung und dort wurde das Prinzip Rasenmäher, wie es Prof. Haase so schön nennt, näher erläutert.
Die Einsparungen sollen ja schon im laufenden nächsten Jahr zustande kommen. Die Idee und das Vorhaben von Prof. Haase, nicht willkürlich Personalstellen zu streichen, dürfte also kaum realisierbar sein. Was unter das Messer kommt sind also die geschilderten offenen Stellen. Das bedeutet wenn z.B. das Schicksal ungünstig mitspielt und einer der stark frequentierten Studiengänge dadurch die Wiederbesetzung der Stellen gestrichen bekommt, kommt es zu erheblichen Problemen in der Gewährleistung des Lehrbetriebes.
Ich denke mehr oder weniger jeder kennt den Zustand absolut überfüllter Hörsääle oder Seminare. Werden also jetzt offene Professuren gestrichen bedeutet das an diversen Lehrstühlen dass man für hypothetische 250 Studenten in einem Semester nichtmehr 5 Seminare aufrecht erhalten kann, was mit einer Besetzung von 50 Studenten pro Seminar schon mehr als eine Zumutung ist, sondern dann vielleicht nur noch 3. Darüber hinaus fehlen Stellen die Diplomarbeiten/Magisterarbeiten etc. ausreichend betreuen und im Anschluss daran Stellen für Doktoranden.
Und nicht genug dass das die Forschung und Lehre treffen wird, nein!
Z.B. ist die Universität Würzburg in der Region und der Stadt einer der größten Bauträger und ein Konjunkturmotor sowohl was Arbeitsplätze direkt an der Uni, aber auch in der Peripherie anbelangt.
Weniger Mittel bedeutet nun zuerst Streichung von Bauvorhaben von Renovierungen und dergleichen, bedeutet aber auch Verschlechterung der Studienbedingungen und damit schwindende Attraktivität des Standortes für Studenten. Damit sind auch unweigerlich all die betroffen die mittelbar oder unmittelbar von den inzwischen guten 21000 Studenten in Würzburg leben. Das sind wohl so gut wie alle Einzelhändler, Kneipen und Gaststätten aber vor allem auch der Immobilienmarkt.
Wenn also Stellen, ja ganze Lehrstühle und Studiengänge wegfallen, schwindet die Studentenzahl. Wenn Baufinanzen fehlen, schwinden Bauaufträge. Das alles wird deutlich spürbare Auswirkungen auch für die Region haben.
Was ist nun von studentischer Seite aus geplant? Zunächst einmal hat man sich im Sprecherrat und bei den Fachschaften wohl deutlich gegen einen Streik entschieden. Es wäre das falsche Signal nach dem Motto: Wenn jetzt ohnedies etliche Wochenstunden wegfallen hätte man sich die Stellen gleich sparen können. So sind wohl vor allem Einzelaktionen der Fakultäten mit hoffentlich einfallsreichem und einprägsamem Inhalt angedacht. Darüber hinaus wird es natürlich Flugblattaktionen geben, auch Großdemos und Protestschreiben und dergleichen.
Die erste Großdemo soll am 20.11.03 bayernweit in den einzelnen Universitätsstädten stattfinden, um überhaupt einmal für Öffentlichkeit zu sorgen. Dann folgt Anfang Dezember ein Besuch des Wissenschaftsministers Goppel in Würzburg, zu dem dann die Hauptaktionen stattfinden sollen.

Jetzt heißt es erstmal sich in den Fakultäten aufzuraffen und Arbeitskreise zu bilden die auch etwas zustande bekommen und möglichst viele Studenten mit aufrütteln können.

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