1. Bericht vom Streik an der TU Berlin

*tamat 06.11.2003 09:07 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe
Bericht vom Streik: Gebäude der TUB symbolisch besetzt, Infoveranstaltung läuft.
Heute morgen gegen 7 Uhr verschlossen etwa 100 Studierende vier Gebäude der TU, darunter das Mathe- und Hauptgebäude. Damit waren diese Gebäude symbolisch besetzt. Die Beset-zung des Mathegebäudes wird zur Stunde mit Streikposten aufrecht erhalten. Studierende, die Veranstaltungen besuchen wollen, werden mit Flugblättern über die Entscheidung der gestri-gen Vollversammlung informiert. Mehrere Transparente am Mathe- und Hauptgebäude kün-den vom Streik.
Daneben läuft heute den ganzen Tag im Audimax eine Infoveranstaltung, die alle Studieren-den über die Entscheidung des Streiks informiert, die Hintergründe vermittelt und die einzel-nen Arbeitsgruppen ankündigt. Es wird auch darüber informiert, das niemanden eine Klage droht, weil sie/er nicht an den Veranstaltungen teilnimmt. Einige Studierende befürchten die-se Konsequenz aus einem Streik.
Streikzentren sind also zur Zeit das Mathegebäude und das Audimax.
Die Studierenden der TU wenden sich mit den Protesten gegen die einschneidenden Kürzun-gen an den Berliner Hochschulen, gegen die Einführung von Studiengebühren und fordern eine viertelparitätische Gremienstruktur in der akademischen Selbstverwaltung.
Zudem wird der Streik auch gesamtgesellschaftlich eingeordnet, da sich die Studierenden-schaft gegen die fortgesetzte Politik von Bildungskürzungen im gesamten, Sozialabbau und Entsolidarisierung wendet.
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Ergänzungen

weitere Entwicklung

streikendeR 06.11.2003 - 09:24
Stand 9:20
Das "Mathegebäude" ist besetzt, so gut wie alle Veranstaltungen dort von 8-10 Uhr sind "ausgefallen".
Im Audimax sind zur Zeit über 700 Studierende, die weitere Aktionen planen - der Raum wird den ganzen Tag als Info- und Diskussionspunkt besetzt bleiben - und es werden immer mehr.
Außerdem sind gerade viele zum KaDeWe (ein großes Kaufhaus in Berlin) um dort eine öffentliche Vorlesung abzuhalten.

Beschluss der Vollversammlung am 5.11.2003

j 06.11.2003 - 09:31
Beschluss der Vollversammlung der Studierenden der TU Berlin am 5.11.2003

Hiermit beschließt die Vollversammlung der Studierendenschaft der Technischen Universität Berlin (TUB) als Konsequenz aus den unten genannten Punkten einen unbefristeten Streik.


Einschneidende Kürzungen an den Berliner Hochschulen
Einführung von Studiengebühren + Studienkonten
Gremienstruktur der Hochschulen, die auf professoraler Mehr-heit basiert.

Der Streik gilt, wenn nicht durch eine weitere Vollversammlung be-endet, als beendet, wenn die folgenden Forderungen im Sinne der Stu-dierendenschaft erfüllt sind:


Ausfinanzierung von 135.000 Studienplätzen,
Studium ohne Studiengebühren,
Viertelparitätische Gremienstruktur in der akademischen Selbst-verwaltung.

Die Studierendenschaft wendet sich gegen die fortgesetzte Politik von Bildungskürzungen, Sozialabbau und Entsolidarisierung.

SPD Bundesparteitag lahmlegen

buchum 06.11.2003 - 10:52
Vom 16.-19. hat die SPD diverse Tagungen und Gremiensitzungen, u.a. ihren großen Bundesparteitag; verschieden Gruppen wollen gegen diese Veranstaltung unter dem Motto "Bundesparteitag lahmlegen" dagegen vorgehen. Für Studis nicht ganz uninteressant; auch eine Diskussion über die Einführung grundständiger Studiengebühren soll diskutiert werden.
infos:  http://www.bo-alternativ.de

Ergänzung

streikendeR 06.11.2003 - 12:38
Demo um 13 Uhr am Ernst-Reuter-Platz
grosses Treffen 16:30 Audimax (H105) [Str. des 17. Juni 158]
Streik Zeitung "Streik-Info" ist gedruckt
es laufen gerade noch Aktionen und Arbeitsgruppen
abends Party, Ort wird noch bekanntgegeben

Ergänzung

streikendeR 06.11.2003 - 13:53
Stand 13:30
1500 bis 2000 Studierende demonstrierten auf dem Ernst-Reuter-Platz
Im Anschluß erstes Orga-Treffen für die AG's und die morgigen Aktionen im Audimax mit fast allen DemonstrantInnen

ps. @ tu-student
ich find ja deine Aussage als solches richtig, doch scheinst du weder bei der Streik-VV noch bei den ersten Aktionen dabeigewesen zu sein. Hat doch die Studierendenschaft in der VollVersammlung selbst und zwar nicht vom Podium, sondern aus dem Publikum der Satz zum Beschluss zugefügt:"Die Studierendenschaft wendet sich gegen die fortgesetzte Politik von Bildungskürzungen, Sozialabbau und Entsolidarisierung". Irgendwie ist deine Kritik gerade völlig fehl am Platz

Updates???

aljoscha 06.11.2003 - 14:05
Hi Ihr da draussen...

Komme leider heute nicht mehr zur Uni, daher wollt eich mal fragen wie es rund ums Mathegebäude auf dem Campusd so aussieht...

Danke...

Nur für sich selbst?

The great GATSby 06.11.2003 - 15:19
Gibt es Überschneidungen zu Allen anderen sozialen Kämpfen die derzeit parallel laufen, oder sind die Proteste von vornherein gruppenegoistisch und zum Scheitern verurteilt weil sie sich lediglich auf eigene Partikularinteressen beziehen?
Ich hatte ja keine studentische Beteiligung am 1.11 feststellen können gegen den allgemeinen sozialen Kahlschlag. Sind heutige Studierende töricht genug anzunehmen Bildungsraub hätte nichts mit allgemeinem Sozialraub zu tun?

Gibt es studentische Beteiligung am Sozialforum, gibt es Initiativen für stundentische Sozialforen oder nur die bürokratische Organisation in Astas? Sind Studierende überhaupt politisch, meinen diese ohne Studiengebühren werden sie auf immer und ewig glücklich auch wenn sie danach prekär mcjobben müssen, Spekulanten-Mieten zahlen, ihre Kinder keine Kita-Plätze haben werden und dergleichen?

Aktionismus und Lösungsprobleme

TrueMara 06.11.2003 - 17:50
Ich hoffe nur, dass aus dem unkoordinierten Haufen von heute Morgen noch eine echte Organisation wird, die es schafft die richtigen Aktionen zu planen und durchzuführen.
Letzt endlich muss das Ergebnis stimmen. Und das heißt, die Zielvorstellungen müssen klar umrissen und der Weg dahin genau durchdacht sein. Zumindest an dem durchdachten Weg hatte ich heute Mittag meine Zweifel. (Das kann man auch nicht mit 1000 Leuten machen, sondern nur in kleineren Gruppen.)
Egal wie es im Moment aussieht: Wir müssen unbedingt weiter machen! Den Streik nicht einfach in kleine Proteste auslaufen lassen! Und dazu brauchen wir ALLE Studenten! Und es wäre nur logisch, dass sich alle beteiligen, schließlich ist jeder einzelne betroffen! Man muss ihnen das nur nahe genug bringen.
Was würde passieren, wenn wir einfach aufgeben würden? - Die Durchsetzung von studentischem Willen, Problemen, etc. würde in Zukunft wesentlich schwieriger, da unglaubwürdig. Die Politik kann sich weiterhin alles erlauben und würde es weiter ausdehnen zu noch schärferen Einschränkungen von allen. Die Politik kann nicht machen, was ihnen gefällt und das muss ihnen deutlich gezeigt werden. - Keine Gruppe kann das besser als Studenten, da sie bei weitem nicht so viel zu verlieren haben als andere Gruppen und auch in den aller meisten fällen weniger an Formalitäten gebunden sind!

Also noch mal: Wehrt euch und streikt weiter aktiv mit!

Scheitern wäre doof, deshalb:

GRRR 06.11.2003 - 18:56

video dazu

d. 04.12.2003 - 22:25
videos zu zu den studi-protesten in berlin gibts bei der ag video-doku der tu berlin.
kontakt: 0179 / 29 13 678

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sparen ja, aber bitte nicht bei uns

TU-Student 06.11.2003 - 13:06
Ja, ganz toller Streik. Der Vergleich zu den Schulkindern, die im Wendland frei zum Castortransport kriegen, drängt sich bei dieser 0-Kritik Veranstaltung geradezu auf. Die Studis schaffen es doch tats#chlich, nicht in die Vorlesungen zu gehen, wenn es um ihren eigenen Geldbeutel bzw. den ihrer Papis geht. Wo ist das Pack denn z.B., wenn die Nazis marschieren?? 1500 Gegendemonstranten am 1. Mai - selbst wenn das alles TUler wären, wären es nicht mal 5% der Studierenden die auf die Straße gehen, wenn es gerade nicht um ihre eigenen finanziellen Interessen geht. Und inmitten des wunderschönen Streiks erfreut sich der Stand der antisemitischen und autoritären "Bürgerinitiative Solidarität" reger Beliebtheit (Nur so als Illustration dafür, wie weit her es bei den Studis mit ihrer Kritik eigentlich ist). Selbst an einem normalen Tag müsste sowas vor einer Universität undenkbar sein.

lala

unbekannt 06.11.2003 - 15:41
Leude, Leude, wat soll der Scheiß?!
Bei Euch geht es überhaupt nicht mehr darum, Was dort an den Universität gelehrt wird, welchen Nutzen dieser gigantische Wissenschaftapparat für unser beschissenes Gemeinwesen hat, und weshalb der Staat sich derzeit überlegt künftig weniger eigene Mittel dafür aufzuwenden.
Sich über die Höhe der staatlichen Aufwendungen für das Ausbildungssystem zu streiten, hat mit Kritik an Staat und Kapital jedenfalls nix zu tun...

Jetz' bleibt ma' bidde sportlich...

Emiliano Zahlt Nada 06.11.2003 - 16:58
Ma' im Ernst. Es mag ja sein, dass da die Studis (alle Studis?) nur ihre eigenen Interessen vertreten und natürlich siehs'de von denen wenig, wenn' s um andere Sachen geht. Natürlich betrifft der "Sozialkaltschlag" alle, nicht nur Studenten. Aber die Studis und ihre Interessen sind es nicht auf denen herumgehackt werden muss. Die Herrschenden wollen/werden (fast)alles bügeln, was das Leben in dieser zugegebenermaßen auch recht unangenehmen Gesellschaft ein bissken lebenswerter gemacht hat (Ihr wollt Beispiele - check this out: Schwimmbäder,Freizis,Drogenberatungstellen, Aids-Hilfe, Sozi, Arbeitslosenkohle, Rente usw. und sofort). Naja, und halt die Studis, die nehmen'se in einem Aufwisch gleich mit. Und was machen die, naja, die wehr'n sich halt und das is' doch erst'ma' okay. Die werden schon merken, dass sie allein nich' so besonders weit kommen.
...und Kapitalismuskritik, wartet's ma' ab, die kommt schon noch (hoffe ich - ich hab' mit so einem 01.11. auch nich' gerechnet - jetzt bin ich vorsichtig optimistisch).
Bis dahin solidarische Grüße an die kämpfenden Studis in Berlin, Frankfurt und sonstwo.
Que se vayan todos - que no se quede ni uno solo!

@Lothar

Rate MAl 06.11.2003 - 18:04
Tja, Lothar. So war das noch in den 68ern. Viele Profs incl. dem Präsi.
finden die Proteste die z.Z. ablaufen gut. Den unter den Umständen ist
es bestimmt nicht so toll an der Uni zu lehren.