100.000 in Berlin: Fotos von der Abschlusskungebung

Mr.X 01.11.2003 21:27 Themen: Soziale Kämpfe
In Berlin demonstrierten heute mehr als 100.000 Menschen gegen die "die größten Angriffe auf die Lebens- und Arbeitsverhältnisse seit dem Zweiten Weltkrieg" (aus dem Aufruf zur Demonstration). Ursprünglich wurde mit 10.000 bis 20.000 Teilnehmern gerechnet. Doch es kamen mehr als 100.000. Die letzten sozialen Proteste diesen Ausmaßes liegen Jahrzehnte zurück. Die Dynamik könnte fast an italienische Verhältnisse erinnern: Der größte Teil der Demonstranten entschloss sich kurzfristig, an den Protesten teilzunehmen. Viele Passanten und Anwohner schlossen sich spontan der Demonstration an. Veranstalter und Polizei waren völlig überrascht. Mehr als 300 Busse und viele volle Züge brachten Leute aus über 100 Städten an.
Das politische Spektrum war enorm breit gestreut. Antikapitalistische Inhalte waren sehr stark vertreten. Die Präsenz von Parteien wie PDS sorgte für teilweie ungehaltetene Reaktionen - gerade in Berlin ist die PDS Teil der "Großen Koaltion der Sozialstaats-Angreifer". Insgesamt war die Demonstration allerdings sehr zahm. Während der Abschlusskundgebung am Gendarmenmarkt wurden immer wieder die Gewerkschaftsführungen und Parteien für ihren neoliberalen Kurs angegriffen. Ein Redebeitrag richtete sich auch gegen Medienmanipulation und sogenannte "Falschwörte", mit denen Krieg und Sozialabbau kaschiert werden...
Teil 4: Fotos von der Abschlusskundgebung

Teil 1: Auftakt der Demonstration am Alexanderplatz
Teil 2: Bilder vom Demonstrationszug
Teil 3: Mehr Bilder vom Demonstrationszug
Der Gendarmenmarkt war für die Abschlusskundgebung viel zu klein. Tausende blieben in den Seitenstrassen stehen. Die Redebeiträe griffen die Bundesregierung und die Gewerkschaften an. Besonders die Beschimpfungen von Angelika Beer den Demonstranten gegenüber als "Besitzstandswahrer" und "Sektierer" wurde immer wieder empört aufgegriffen. Der DGB musste harte Angriffe für seine Unterstützung des Sozialabbau und seine Politik gegen die Demonstration einstecken. Eine Sprecherin sprach über "Falschwörter", wie "Reformpolitik", "Modernisierung", "Friedenseinsatz", "Entwaffnung von Schurkenstaaten" usw, mit denen manipuliert wird. Insgesamt war die Kundgebung ziemlich langweilig und schon nach einer Stunde leerte sich der Platz wieder.
Es wird gehofft, daß diese Demonstration ein Auftakt für eine soziale Protestbewegung sein könnte. Auf dem Sozialforum in Paris, zu dem 100.000e erwartet werden, sollen Europweite Aktionen geplant werden. Unter anderem ist "ein 15.Februar* gegen Sozialabbau" im Gespräch.

* Am 15.Februar 2003 gingen bei einer globalen Demonstration zwischen 12 und 15 Millionen Menschen gegen Krieg auf die Strasse. Allein in Berlin fand mit 500.000 die größte Demonstration in der Geschichte der Bundesrepublik statt.


Mehr Fotos/Berichte/Videos:
erster Bericht von der Demonstration bei Indymedia von The great GATSby
Fotos aus Berlin: Demo gegen Sozialkahlschlag von The great GATSbyFotos von der Agenda2010-Demo in Berlin von krasse zeiten
Bilder von der Demonstration gegen Sozialabbau von cocat
video von der demo von kanalB
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Ergänzungen

100 000 verschwinden in Ds Medienkartellen

mark 01.11.2003 - 22:24
Wenn man die Berichterstattung hier mit der gänzlich fehlenden bei Spiegel- und Bild-online oder der tief versteckten bei Reuters-online oder t-online vergleicht, so darf man hier auf indymedia mit der Wahrnehmung bestimmter Realtitäten nur hoch zufrieden sein.

Medien verzerren wieder mal

NoTV 01.11.2003 - 23:04
In den Medien hört sich das jetzt so an, als wenn die Gewerkschaften und PDS demonstriert hätten. Kein Wort über die inhaltliche und organisatorische Breite. Kein Wort darüber, daß die Demo auch gegen die Gewerkschaftsführungen gerichtet war... Es ist das übliche Spiel: Die Halbwahrheit wird verzerrt dargestellt und somit auf viel geschicktere Weise gelogen.
Einige Zeitungen haben es sich sogar nicht entgehen lassen, neben falschen Zahlen und kleinen Lügen gegen antikapitalistische Strömungen zu hetzen. Beispiel das konservative Provinzblättchen "Tagesspiegel":
"Etwa 200 bis 300 Autonome marschierten unter Bewachung einer Hundertschaft der Polizei inmitten des Zuges in dem so genannten schwarzen Block mit. Zu Zwischenfällen kam es nicht.Doch nicht die Kreuzberger Autonomen kennzeichneten diese Demo, sondern neben organisierten Gewerkschaftern viele ältere Menschen, auch Rentner..."

100.000

einer 02.11.2003 - 00:37
ich würd mal sagen Einhunderttausend ist als TeilnehmerInnenzahl für die Demo ganz schön hoch gegriffen. Hatte jedenfalls, selbst auf der Abschlusskundgebung, immer genug Platz. Außerdem ist es doch überhaupt nicht so wichtig, ob es jetzt 100.000 oder auch 30.000 Menschen waren. War auf jedenfall fett, nur man konnte es leider nur in den Szene-Blöcken ("Sozialrevolutionär") aushalten. Sonst war vor allem Gewerkschaften, Attac oder Sekten.

pro7

j 02.11.2003 - 01:13
spricht ebenfalls von 100.000

Die Medien

Medici 02.11.2003 - 01:51
In den Medien wird durchgehend von 100000 gesprochen.
Fraglich mal wieder wer am besten dabei wegkommt natürlich sind sie wieder zu sehen die DGB IGM und VERDI Fähnchen. Somit wird die Demonstration zu einer angeleierten Gewerkschaftsdemo hinuntergespielt.

Nichts Neues!

Kurt 02.11.2003 - 13:08
Natürlich waschen die sogenannten bürglerlichen Medien diesen Protest wieder weich. Aber egal, erstmals hat die radikale Linke in einem sozialrevolutionären Block wieder gemeinsam zu einem sozialen Thema demonstriert. In den letzten Jahren gingen KPB, ALB, FAU, Fels, Interkomms usw. höchstens am 1. Mai zusammen auf die Straße. Genau da sollten wir differenziert weitermachen. KAPITALISMUS ABSCHAFFEN!

Wie geht der Widerstand nach der Demo weiter

Hans 03.11.2003 - 11:16
Was in dem Bericht (aus welchen Gründen auch immer) verschwiegen wird, ist die grosse Beteiligung von Arbeitern aus den Grossbetrieben. Allein aus Sindelfingen (Daimler-Chrysler-Werk) fuhren Automobilarbeiter in über ein dutzend Busse nach Berlin. Damit setzten sich über die rechten Gewerkschaftsführer und die Medienhetze hinweg.
Der Kampf der Beschäftigten in den Grossbetrieben gegen die Agenda 2010 spielt eine zentraler Rolle. Erinnern wir uns an 1996. Damals wollte die Kohl-Regierung die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall abschaffen. Die selbstständigen Streiks in den Grossbetrieben haben das verhindert.
Gleichwohl ist natürlich auch der aktive Widerstand ausserhalb der Betriebe von Bedeutung. Das jüngste Beispiel Bolivien zeigt deutlich, welchen Druck breite Teile der Bevölkerung in Kampf auf den Strassen und Plätzen entfalten können – allerdings eben im Bündnis mit den kämpferischen Arbeitern.
In Berlin gibt es unter anderem die Initiative zum Aufbau eines breiten Bündnisses für regelmässige Montagsaktionen. Diese sind eine gute Möglichkeit um Zusammenzukommen, um die verschiedenen Meinungen auszutauschen und um weitergehend zu Handeln.
Die Initiative geht aus von aktiven Gewerkschaftlern und Einzelpersonen.
Ein Treffen zur Gründung eines Bündnisses für weitere Montagsaktionen findet in Berlin am Freitag, den 7.11.03, um 19 Uhr, in der „Alten Welt“, Wissmannstr.44, Neukölln, Nähe U-Bhf. Hermannplatz statt. Hierzu ist jeder, ob Schüler, Student, Arbeiter oder Erwerbsloser herzlich eingeladen!
Weitere Infos unter  hhbu@arcor.de

Spiegel - online berichtete wohl

HP Fischer 07.11.2003 - 16:21
Am 02.11. berichtete Spiegel-online unter  http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,272294,00.html doch über die Demo. Damit hat der erste Schreiber in unserer Reihe also Unrecht. Desweiteren möchte ich ergänzen, dass man sich auch in den nichtdeutschen Medien informieren kann, so war der Bericht bei diepresse.com aus Österreich wesentlich regierungskritischer als die nationalen Artikel.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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