100.000 in Berlin: Mehr Fotos vom Demonstrationszug

Mr.X 01.11.2003 21:15 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
In Berlin demonstrierten heute mehr als 100.000 Menschen gegen die "die größten Angriffe auf die Lebens- und Arbeitsverhältnisse seit dem Zweiten Weltkrieg" (aus dem Aufruf zur Demonstration). Ursprünglich wurde mit 10.000 bis 20.000 Teilnehmern gerechnet. Doch es kamen mehr als 100.000. Die letzten sozialen Proteste diesen Ausmaßes liegen Jahrzehnte zurück. Die Dynamik könnte fast an italienische Verhältnisse erinnern: Der größte Teil der Demonstranten entschloss sich kurzfristig, an den Protesten teilzunehmen. Viele Passanten und Anwohner schlossen sich spontan der Demonstration an. Veranstalter und Polizei waren völlig überrascht. Mehr als 300 Busse und viele volle Züge brachten Leute aus über 100 Städten an.
Das politische Spektrum war enorm breit gestreut. Antikapitalistische Inhalte waren sehr stark vertreten. Die Präsenz von Parteien wie PDS sorgte für teilweie ungehaltetene Reaktionen - gerade in Berlin ist die PDS Teil der "Großen Koaltion der Sozialstaats-Angreifer". Insgesamt war die Demonstration allerdings sehr zahm. Während der Abschlusskundgebung am Gendarmenmarkt wurden immer wieder die Gewerkschaftsführungen und Parteien für ihren neoliberalen Kurs angegriffen. Ein Redebeitrag richtete sich auch gegen Medienmanipulation und sogenannte "Falschwörte", mit denen Krieg und Sozialabbau kaschiert werden...
Teil 3: Mehr Bilder vom Demonstrationszug

Teil 1: Auftakt der Demonstration am Alexanderplatz
Teil 2: Bilder vom Demonstrationszug
Teil 4: Fotos von der Abschlusskundgebung
Die beeindruckendsten Bilder gab es in der Friedrichstrasse zu sehen. Die mehr als 100.000 Menschen nahmen die Strasse in ihrer ganzen Breite ein und zogen unter der S-Bahnbrücke, den Kaufhäusern, Nobelboutiquen und Schicki-Cafes entlang. Auf dem S-Bahnhof kamen Fahrgäste aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zu beiden Seiten zogen endlos die Menschenmassen dahin. Die Polizei schien nervös, verstärkte den Spalier um Teile der Demonstration. Das Vorhaben jeden einzelnen Teilnehmer für die Akten zu filmen schien durch die überwältigende Masse nicht ganz umsetzbar zu sein. Gegen 15.00 wurde der Gendarmenmarkt erreicht, wo die Abschlusskundgebung stattfinden sollte.


Mehr Fotos/Berichte/Videos:
erster Bericht von der Demonstration bei Indymedia von The great GATSby
Fotos aus Berlin: Demo gegen Sozialkahlschlag von The great GATSbyFotos von der Agenda2010-Demo in Berlin von krasse zeiten
Bilder von der Demonstration gegen Sozialabbau von cocat
video von der demo von kanalB
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Ergänzungen

Medienecho

saul 01.11.2003 - 23:38
Interessant wars online zu verfolgen, wie der Nachrichtenwert der Demo mit den Teilnehmerzahlen stieg. Wärs bei 20000 geblieben, die Mehrzahl der Medien hätte es totgeschwiegen. So bleib auch den weniger wohlgesonnen Medien nix anderes übrig. Für Spiegel online wars erstmal keine Zeile wert.
Dont hate the Media, be the Media. Bei sowas zeigt sich der Gebrauchswert von Indymedia.

Re: Medienecho

Star * 02.11.2003 - 01:13
In den öffentlich-rechtliche Medien waren nur Gewerkschafter und PDS-ler sowie einzelne andere rote Fahnen zu sehen.
Der schwarzrote Block war aber sehr groß und es wurden ziemlich viele mobilisiert (~500?).
Die Rentner aus Marzahn hatten das höchstgehängte Transparent ('Gegen "Rentenstrafrecht"') bei der Abschlusskundgebung.
Es gab keinen "autonomen" oder vermummten Block und keine Nationalfahne.
Das Schnittlauch hatte z.Teil den Helm mit Einheit-verdeckendem Überzug, übte keine Drangsale oder Zugriffe aus, war aber unter die ganze Kundgebung gemischt.

LG
Star *

Generalstreik

egal 02.11.2003 - 15:26
Ein großartiger Erfolg!! Auch die Vielfalt der Gruppen macht Mut. Kritik gegen Parteien wie PDS, die in Berlin Sozialraub betreiben, ist sehr wohl angebracht, es darf aber nicht vergessen werden,daß viele Mitglieder an der PDS-Basis trotzdem strikt antikapitalistisch sind und ihnen die Politik der Berliner Regierung nicht gefällt. Gleiches gilt für die Gewerkschaften. Also Vielfalt erhalten!!
Ein Finger ist leicht zu brechen. Gemeinsam sind wir eine Faust!!
Und nun: Wie weiter? Einige Schüler hatten auf der Demo eine klare Meinung: Schülerstreiks in allen Schulen im ganzen Land. Der Irak-Krieg hat gezeigt,daß es geht. Ansonsten gibt es nicht nur Schüler,die streiken können, nein, wir alle können viel tun:
Generalstreik in den Betrieben.
Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger besetzen AA und Sozialamt.
Das Beispiel in Bolivien sollte uns Mut machen, den Demos andere Aktionsformen folgen zu lassen.