100.000 in Berlin: Fotos vom Auftakt der Demonstration am Alex

Mr.X 01.11.2003 20:26 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
In Berlin demonstrierten heute mehr als 100.000 Menschen gegen die "die größten Angriffe auf die Lebens- und Arbeitsverhältnisse seit dem Zweiten Weltkrieg" (aus dem Aufruf zur Demonstration). Ursprünglich wurde mit 10.000 bis 20.000 Teilnehmern gerechnet. Doch es kamen mehr als 100.000. Die letzten sozialen Proteste diesen Ausmaßes liegen Jahrzehnte zurück. Die Dynamik könnte fast an italienische Verhältnisse erinnern: Der größte Teil der Demonstranten entschloss sich kurzfristig, an den Protesten teilzunehmen. Viele Passanten und Anwohner schlossen sich spontan der Demonstration an. Veranstalter und Polizei waren völlig überrascht. Mehr als 300 Busse und viele volle Züge brachten Leute aus über 100 Städten an.
Das politische Spektrum war enorm breit gestreut. Antikapitalistische Inhalte waren sehr stark vertreten. Die Präsenz von Parteien wie PDS sorgte für teilweie ungehaltetene Reaktionen - gerade in Berlin ist die PDS Teil der "Großen Koaltion der Sozialstaats-Angreifer". Insgesamt war die Demonstration allerdings sehr zahm. Während der Abschlusskundgebung am Gendarmenmarkt wurden immer wieder die Gewerkschaftsführungen und Parteien für ihren neoliberalen Kurs angegriffen. Ein Redebeitrag richtete sich auch gegen Medienmanipulation und sogenannte "Falschwörte", mit denen Krieg und Sozialabbau kaschiert werden...
Teil 1: Auftakt der Demonstration am Alexanderplatz

Teil 1: Auftakt der Demonstration am Alexanderplatz
Teil 2: Bilder vom Demonstrationszug
Teil 3: Mehr Bilder vom Demonstrationszug
Gegen 12.30 waren bereits viele tausend Menschen am Alex versammelt. Die Polizei führte am Rande bei einigen Personen Kontrollen durch, hielt sich aber größtenteils zurück. Überall huschten Anhänger linker Splitterparteien und Sekten durch die Menge, um ihre Partei-Aussendungen an den/die Mann/Frau zu bringen. Am Rande gabs für die sich sammelnde Demonstration kostenlos Getränke im Rahmen einer Werbeaktion. Passanten und Kunden der umliegenden Konsumtempel gaben sich gegenüber der Demonstration sehr aufgeschlossen. Sprunghaft schwoll die sich sammelnde Demonstration auf mehrere 10.000 Menschen an. Als die Demonstration schliesslich losging, war schon von mehr als 50.000 die Rede. Schnell sollten es 100.000 werden....

Mehr Fotos/Berichte/Videos:
erster Bericht von der Demonstration bei Indymedia von The great GATSby
Fotos aus Berlin: Demo gegen Sozialkahlschlag von The great GATSbyFotos von der Agenda2010-Demo in Berlin von krasse zeiten
Bilder von der Demonstration gegen Sozialabbau von cocat
video von der demo von kanalB
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Ergänzungen

Mensch

Fan 01.11.2003 - 21:08
gibs denn nirgendwo ne foto von diesem coolen "Florida Rolf" Transpi?

NIcht Jahrzehnte

Lothar 02.11.2003 - 02:27
NIcht Jahrzehnte liegen die letzten grossen Sozialdemos zurück. Im Mai 1996 waren knapp 300.000 gegen die Kohlschen Pläne nach Bonn gefahren. Dabei waren die im Vergleich zu Schröders Politik Kinderkacke.

Ich hoffe nur das es nicht wie damals wieder im Sand verläuft und von den Dogmatikern und Spaltern zerredet wird.

@fan

aljoscha 02.11.2003 - 13:41
auf dem kanalb video wirds kurz durchs bild geschwenkt:

 http://germany.indymedia.org/2003/11/64677.shtml

heiße grüße aus dresden,
viva florida-rolf,
alles für alle!

 allenamenschonvergeben@web.de

Zur Demo von 1996

Anmerker 02.11.2003 - 14:32
Damals warn in Bonn schon viele Hunderttausend gewesen. Allerdings hatte damals überwiegend SPD und DGB organisiert und brave Parteisoldaten demonstrierten. Aber stimmt: Zahlen sind nicht alles.

OT. Bratwurst

pgs 03.11.2003 - 10:34
Fiel mir gerade ein, als ich das Bild vom Bratwurstverkäufer sah: Diese Verkaufsform (Bratwurstgrill, der inklusive allem Zubehör von einem Mensch auf den Schultern getragen wird) empfinde ich als beispielhaftes Symbol für Ausbeutung und Unterwerfung.
Da wird doch ganz klar gezeigt, was Sache ist bzw. was der Mensch wert ist: Ein Bratwurststand-Borg. Der Mensch, an seinen Arbeitsplatz gekettet. Cool, da entfällt doch gleich die teure Standmiete.

Erstaunlich oder leider nicht erstuanlich ist, mit welcher Selbstverständlichkeit die Leute diese Verkaufsform annehmen ("Ach, das ist aber witzig - tolle Idee"), ohne darüber nachzudenken, ob sie sich damit nicht *offensichtlich* zum Sklavenhalter machen.

Abgestumpft?



Und: Ja, ich weiß, dass (verkürzt) jede Arbeit den Menschen versklavt. Aber so symbolisch und offensichtlich wie beim Bratwurstgrillborg habe ich das schon lange nicht mehr gesehen.

mfg, pgs

Borgsklaven boykottieren?

reaktant 12.11.2003 - 23:15
Wer da ne Wurst kauft wird nicht zum Sklavenhalter.
Der Mensch der dort verkauft ist auf den Job angewiesen und würde ihn sonst sicher nicht machen. Womöglich gibts noch Stücklohn. Egal ob (schein-) selbständig oder anderweitig lohnabhängig: Dieses in der Tat unwürdige Verhältnis wird nicht durch Boykott beseitigt, sondern durch Abschaffung des Kapitalismus. Damit niemand mehr den 'Sachzwang' der Profitmaximierung ausgesetzt ist.
Die Wurst schmeckt übrigens und ist dabei noch recht billig. Höchstwahrscheinlich weil der Verkäufer tatsächlich 'auf dem Papier' sein eigener Chef ist. Lustig ist das nicht, aber ich bin genau so prekär wie der. Insofern ist das Motto der Demo eigentlich top-aktuell, aber konsequenterweise ist festzustellen: Unter einer Revolution wirds wohl nicht zu machen sein. Wir dürfen aber schon mal los kämpfen, sonst wird die nämlich nie erfolgreich.

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